Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

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Prickel
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Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#1 Beitrag von Prickel » 2012-10-14 14:13:56

Moin,
möglich? im Dauerbetrieb ohne Schäden?
wenn ja, was müsste beachtet oder geändert werden?
Nur mal so gefragt, ohne Sinn und Verstand.
Ölpumpe, Wasserpumpe, Anlasser falschrum ok, aber wo lauern sonst noch Hürden?
VG Tom

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pete
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#2 Beitrag von pete » 2012-10-14 14:27:30

...Nockenwelle und damit die Ventilsteuerung ...

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Buclarisa
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#3 Beitrag von Buclarisa » 2012-10-14 14:35:07

Hallo


Entweder änderst du die Nockenwellen oder der Ansaug wird zum Auspuff.

Der 255 Kras ist wenn man nicht aufpasste und ihm im falschen Gang anrollen lies sofort angesprungen. Nur war hinterher der Motorraum frisch konserviert.
"Der Anfang einer jeden Katastrophe ist eine beschissene Vermutung"

Kalte Lötstellen, bei mir nicht. Ich habe mir bis jetzt bei jeder die Finger verbrannt.

Gasprüfungen für Wohnfahrzeuge nach G607 auch Gas-TÜV genannt

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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#4 Beitrag von lunschi » 2012-10-14 16:06:35

Hallo Tom,

nicht möglich. Alles ist darauf abgestimmt - die Nockenwellen, der Nockenwellenantrieb (vor allem bei Kettentrieben), die Ölpumpe, die Wasserpumpe, der Riementrieb (Lage der Spann- und Umlenkrollen usw.), die Einspritzpumpe und so weiter und so fort. Die Kräfte an allen Schrägverzahnungen gehen auf einmal in die falsche Richtung...

Ein Diesel, der rückwärts läuft, pustet die Abgase in den Luftfilter, hat keine Ölversorgung mehr, der Einspritzzeitpunkt hängt sonstwo, und bei kettengetriebener Nockenwelle hat man ein hohes Risiko von Kettenüberspringern. Das macht er nicht lange mit.

Ausnahme: Schiffsdiesel (meist 2-Takter), die dafür extra gebaut wurden - Rückwärtsgang durch Umsteuern des Motors.

Gruss
Kai
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makabrios
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#5 Beitrag von makabrios » 2012-10-14 17:49:26

lunschi hat geschrieben:
Ausnahme: Schiffsdiesel (meist 2-Takter), die dafür extra gebaut wurden - Rückwärtsgang durch Umsteuern des Motors.
Hallo,
noch ne Ausnahme gibs: Der alte LANZ Bulldog (auch 2-Takter).
Bei den ganz frühen Modellen, etwa bis 1935, war im Getriebe gar kein Rückwärtsgang vorgesehen. Es wurde zum rückwärts Fahren der Motor "umgependelt". Dafür wurde das Standgas soweit zurück genommen, bis die Maschine fast abgestorben war und im diesem Moment wieder Gas gegeben. Wenn der Bauer Glück gehabt hat, dann fuhr der Bulldog nur noch rückwärts. :cool:

Es gab genug verzweifelte Landwirte, die rückwärts nach Hause gefahren sind, weil das Umpendeln nach vorwärts einfach nicht mehr klappen wollte.
Auch gefährlich war es, wenn bei schwerer Zugarbeit einfach die Puste ausgegangen ist und nach dem Treten der Kupplung bzw. beim nächsten Schnaufer auf einmal alles rückwärts abging :eek:

Natürlich gabs die Möglichkeit den Bulldog abzustellen und mit an der Seite eingeclipstem Lenkrad in richtiger Drehrichtung neu zu starten. Das war erstens ein Kraftakt und zweitens nicht ungefährlich.

Beim Anlassen der Bulldogs gabs immer wieder schwere Verletzungen und sogar Totschlag beim Lösen des Lenkrads von der Schwungscheibe. Deshalb mußten auf Anforderung der Landw. Berufsgenossenschaft in den 60er Jahren die Lenkräder festgeschweißt und die Schwungscheiben so umgebaut werden, daß sie von Hand angedreht werden konnten.

Viele LANZer ließen darum den Bulldog den ganzen Tag laufen. Von einem weiß ich, daß er das voll eingeschlagene Lenkrad mit nem Strick festgebunden und das Eisenschwein im ersten Gang alleine im Kreis herumfahren gelassen hat :spiel:

Spätere LANZ hatten einen Rückwärtsgang und ein Anzeigeinstrument für die Motordrehrichtung, nach dem Krieg sogar Anlasser.

Gruß
MAK ( hat sich auch mal im Rückwärtsgang ganz langsam vorwärts vom Acker gemacht ;) )
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#6 Beitrag von Pirx » 2012-10-14 18:30:25

Hallo Tom,

ich hab das am Motor Mercedes OM352A ausprobiert (unfreiwillig natürlich) und kann Dir sagen, daß der Motor zwar irgendwie läuft, aber wie ein Sack Nüsse und Leistung hat er dann auch nicht mehr.

Was alles umgebaut werden müßte und was alles kaputtgehen kann wurde ja schon geschrieben.

Pirx
Der mit der Zweigangachse: 15 Vorwärtsgänge, 3 Rückwärtsgänge, Split, Schnellgang, Differentialsperre
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#7 Beitrag von frizzz » 2012-10-14 21:01:21

Da gabs doch bei den Daimler PKW der 70 er Jahre extra n Notaus weil der gerne rückwärts lief

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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#8 Beitrag von Christian H » 2012-10-14 22:04:37

makabrios hat geschrieben: Viele LANZer ließen darum den Bulldog den ganzen Tag laufen. Von einem weiß ich, daß er das voll eingeschlagene Lenkrad mit nem Strick festgebunden und das Eisenschwein im ersten Gang alleine im Kreis herumfahren gelassen hat :spiel:

Spätere LANZ hatten einen Rückwärtsgang und ein Anzeigeinstrument für die Motordrehrichtung, nach dem Krieg sogar Anlasser.

Gruß
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#9 Beitrag von Prickel » 2012-10-14 22:42:33

:D MAK,
schau mal hier, ab 2.20 bis 3.30
Kenne diesen Ursus in und auswendig, der pendelt sogar noch viel länger,
wenn zufällig die Temperatur gut passt.
Zähne vom Handgashebel passen halt nicht immer so perfekt.
Das laute metallische Schlagen kommt von der Daumenwelle und ist normal.
http://www.youtube.com/watch?v=Lds51Wmh ... plpp_video

Tja, und ein normaler Diesel falschrum, sicher nicht möglich.
Aber, wie Pirx sagt wohl doch,
wenn auch wie ein Sack Nüsse, aber immerhin.

Mal erhöhten Verschleiß außen vor gelassen und nur der Theorie wegen,
könnte man irgend etwas anstellen, damit der besser läuft?
EP fördert ja weiter, Ventile gehn ja auch auf und zu.
Zeiten anpassen müsste doch auch gehen.
Oder lieg ich total falsch???

VG Tom

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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#10 Beitrag von lunschi » 2012-10-14 23:47:46

Prickel hat geschrieben: Mal erhöhten Verschleiß außen vor gelassen und nur der Theorie wegen,
könnte man irgend etwas anstellen, damit der besser läuft?
EP fördert ja weiter, Ventile gehn ja auch auf und zu.
Zeiten anpassen müsste doch auch gehen.
Oder lieg ich total falsch???
VG Tom
Hallo Tom,

Du müsstest halt eine Ölpumpe verbauen, die in beiden Drehrichtungen richtig fördert (sowas gibts), eine Einspritzpumpe, deren Einspritzbeginn in beiden Drehrichtungen stimmt und einen Motor, dem die andere Drehrichtung nichts ausmacht (für Nockenwellentrieb, Riementrieb, Wasserpumpe und die ganzen Anbauteile natürlich genauso).

Die Hürden liegen schon recht hoch.

Gruss
Kai
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#11 Beitrag von exec8 » 2012-10-14 23:50:24

Hallo,
so sah der Lanz aus, der ist allerdings Baujahr 2012, ein Nachbau. Im Bild wird gerade der liegende Zylinder mit dem Brenner "vorgeglüht", dauert gut 10 Minuten. Dann am großen Schwungrad drehen und das Ding läuft. Wenn ich mich recht erinnere, so 4-5 PS aus ca. 7l Hub :) Rückwärts ging es tatsächlich nur mit Änderung der Motordrehrichtung.

Viele Grüße
Peter
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#12 Beitrag von martinaustirol » 2012-10-15 7:55:12

Hoi,
auch ein Steyr 12M Motor kann rückwärts laufen, ganz ohne Kraft, dafür mit viel schwarzen Rauch aus der Luftansaugung.
Habe dazu den Motor versehentlich in einem Loch abgewürgt, beim rückwärtsrollen ist er dann angesprungen und gelaufen, 20 Sekunden vielleicht, dann habe ich ausgemacht. Bin schon erschrocken, aber nach richtigem Starten lief er wieder ganz normal und schon 1.000km seither damit gefahren....

:-)

Liebe Grüsse aus Tirol
Martin

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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#13 Beitrag von Prickel » 2012-10-15 8:22:24

Moin,
hatte grade ein Gespräch mit einem alten LKW Fahrer.
Sagte, es sei ihm mehrmals passiert.
War ein Deutz Motor im Faun K17 Mudenkipper.
Beim Zurücksetzen bergauf zum Kippen und Drehzahl im Keller,
dann auf die Kupplung...
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#14 Beitrag von McGyver » 2012-10-15 8:22:35

Genau das ist mir auf ´nem schneeverwehten Acker mit dem Deutz auch mal passiert: Motor in ´nem Loch fast abgewürgt, beim Zurückrollen sprang er dann verkehrtrum an. Hab mich plötzlich gewundert warum er aufeinmal 6 Rückwärtsgänge hatte :)
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#15 Beitrag von fuxel » 2012-10-15 8:52:31

Pirx hat geschrieben:............ich hab das am Motor Mercedes OM352A ausprobiert (unfreiwillig natürlich) und kann Dir sagen, daß der Motor zwar irgendwie läuft, aber wie ein Sack Nüsse und Leistung hat er dann auch nicht mehr...........
Jepp.
Kann ich genau so bestätigen.

Die Lanzmotoren sind Zweitakter, daher ging das problemlos.
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Aber ich bin nicht immer so!
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#16 Beitrag von Ulf H » 2012-10-15 13:03:36

... Deiselmotor vom kleinen Kubota-Traktor sprang auch mal verkehrtrum an ... im Leerlauf eigentlich alles normal ... als beim ersten Gasgeben eine Russwolke ausm Luftfilter kam, hab ich die Kiste dann doch lieber aus gemacht ...

... umgepolte Lanze hab ich auf Schleppertreffen öfters bewundern dürfen ...

Gruss Ulf
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#17 Beitrag von makabrios » 2012-10-15 13:10:21

Christian H hat geschrieben:
Hast du schon biblisches Alter erreicht ?
Hallo,

auf der Straße erkennst du mich am Heiligenschein. Inzwischen lasse ich mir aus Angst vor Herpes und Legionellen nicht mehr die Füsse küssen. :unwuerdig:

Übrigens LANZ in Deutschland baute dieses Teil zuerst. Den Namen "Bulldog" haben sie von MA(C)K geklaut . Die Motorenkonstruktion ist von Dr.Huber, dem ein Bauernfahrzeug "nicht einzilindrig genug" sein konnte.
Polnischer Lizenzbau war der von Prickel beschriebene Ursus.
Italienischer Lizenzbau war der Landini Testacalda.

Gruß
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#18 Beitrag von Prickel » 2012-10-15 13:52:33

na ja,
Lizenzbau kann man das wohl nicht nennen.
Werk Mannheim wurde leergeräumt
und in Polen ging es mit den ganzen Einzelteilen, Maschinen und Gussformen weiter.
Bis auf das Steigrohr, da stand dann halt Ursus drauf.
Ach ja, Auspuff war gerade, Kotflügel hinten eckig mit Lampen davor und ein gaaanz breites Stoffdach bekam er auch
Der C45 ist ein Lanz 9506 "Weiterbau"

Echt Linzenz war in Argentinien. Pampa hieß das Ding.
Wer dort noch einen findet, Verschiffung dürfte sich lohnen.
Australien, KL Bulldog, auch echte Lizenz.

VG Tom

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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#19 Beitrag von Filly » 2012-10-15 22:00:05

makabrios hat geschrieben:Polnischer Lizenzbau war der von Prickel beschriebene Ursus.
Italienischer Lizenzbau war der Landini Testacalda.
Und in Argentinien wurde der Lanz als Pampa gebaut, aber nur 1-2 Jahre lang und in geringer Stückzahl.

Edit: Man sollte auch den Beitrag von Prickel lesen, der war schneller :unwuerdig:

...

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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#20 Beitrag von Steyr-Hinnerk » 2012-10-16 17:41:31

Moin,

Ich weiß nicht, wie ich' schreiben soll, ohne jemanden auf den Schlips zu treten- das möchte ich nicht. Aber hier ist echt viel gefährliches Halbwissen in Sachen Lanz unterwegs... :(

Gruß, Hendrik

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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#21 Beitrag von AL28 » 2012-10-16 17:50:25

Hi
Steyr-Hinnerk hat geschrieben:Moin,

Ich weiß nicht, wie ich' schreiben soll, ohne jemanden auf den Schlips zu treten- das möchte ich nicht. Aber hier ist echt viel gefährliches Halbwissen in Sachen Lanz unterwegs... :(

Gruß, Hendrik
Und was ist das gefährliche ?
Gruß
Oli

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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#22 Beitrag von Ulf H » 2012-10-16 17:51:57

... na denn erklär uns doch wie das mit den einzylindrigen Bulldogs wirklich war, damit wir hier keine halbwissende Gefahr mehr darstellen ...

Gruss Ulf
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#23 Beitrag von Prickel » 2012-10-16 19:41:25

ich kann kein gefährliches Halbwissen erkennen.

Kann aber gern gefährliches Halbwissen beisteuern, denn gefährlich ist so ein Lanz schon.

Habe so ein Ding eigenhändig komplett restauriert.
Stand als schangeliger Polen Import in der Firma und ich wurde gebeten den zu restaurieren.
So ist es nicht meiner, habe aber die Patenschaft, weswegen ich den jederzeit herumfahren kann und soll.
Das hat zur Folge, dass uU auch mir unbekannte Leute daran herumhantieren, zB Sohn-Schwiegersohn des Eigners.

Erst kürzlich, ich fuhr das Teil zu einer kleinen Ausstellung, stellte den wie abgesprochen früh dort ab und verschwand wieder. Nach ein paar Stunden war Rückfahrt angesagt.

Also das normale Startprozedere.
Zur Sicherheit aber auch vorn die Dekro Schraube raus, mach ich eh nach längerer Standzeit so, man kann ja nie wissen.
Die Glühnase stand, wie vermutet, wegen dauernder nicht geklappter Startversuche der "Kinder" voll mit Diesel.

Also, wäre der angesprungen, es hätte uU Tote gegeben.
Wenn der sich unkontrolliert totdreht, möchte ich nicht danebenstehen.
Rollen Schwungräder duch die Gegend, ist das mehr als nur gefählich.
In einem Lanz Forum wurde mal beschrieben was passiert ist als es tatsächlich passierte.

Na ja, Experte bin ich nicht und von Halbwissen mag ich mich nicht freisprechen.
Die tollsten "Experten" trifft man immer auf Traktortreffen.
zB den Regler so einstellen wie es richtig ist, das kann kaum jemand.
Ja klar, laufen tun die alle, fragt sich nur wie...
Bei denen hier wird es passen:
http://www.youtube.com/watch?v=UIDOOIU7TSI
http://www.youtube.com/watch?v=Quy_7rNx ... re=related
und damit umgehen kann er auch, schön mit der Handbremse abgelassen!

VG Tom

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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#24 Beitrag von makabrios » 2012-10-16 22:46:47

Hallo @ Hendrik,

bitte könntest du uns die andere Hälfte von dem gefährlichen Wissen wissen lassen? :ninja:

Gruß
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#25 Beitrag von Ulf H » 2012-10-17 9:16:37

... Traktorpulling mit Lanz ... schon geil, wie stur die Dinger durchziehen ... einfach, unaufgeregt aber bärenstark ... nein ich werd trotzdem nicht auch noch Traktoren in meine Sammlung aufnehmen ...

Gruss Ulf
Ein Problem, welches mit Bordmitteln zu beheben ist, ist keines !!!

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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#26 Beitrag von Prickel » 2012-10-17 10:53:58

:D nicht vorwärts, nicht rückwärts,
dieser Motor dreht nicht und läuft trotzdem.
Grad gefunden:
http://www.youtube.com/watch?v=pw2ju98b ... re=related
VG Tom

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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#27 Beitrag von Steyr-Hinnerk » 2012-10-17 12:29:18

makabrios hat geschrieben:Hallo @ Hendrik,

bitte könntest du uns die andere Hälfte von dem gefährlichen Wissen wissen lassen? :ninja:

Gruß
MAK
Gerne.

Grundsätzlich zum Thema:

Es ist vollkommen richtig, daß die (Lanz-) Glühkopf-, Halbdiesel- und Volldieselmotoren vorwärts und rückwärts laufen können. Regelrecht in beide Richtungen arbeiten konnten allerdings nur die ganz frühen Glühköpfe bis ca. 1927/28.
Das Problem liegt hierbei beim Schmieröl, welches sich im Betrieb im Kurbelgehäuse sammelt. Die alten Glühköpfe bis zum o.g. Baujahr hatten hierfür entweder gar keine Rückförderpumpe (sondern nur einen kleinen Ablaßhahn, der gefälligst alle paar Stunden geöffnet werden sollte, damit das überschüssige Öl ins freie laufen konnte), oder aber eine Kolbenpumpe, welche das gebrauchte Öl zurückförderte.
Alle Lanz- Zweitakter nach 1933 hatten eine Zahnradpumpe, die das Öl in einen Tank zurückförderte. Das heißt: diese Pumpe arbeitet nur korrekt, wenn der Motor in die richtige Richtung dreht. Lässt man diese Motoren Stunden lang "rückwärts" laufen, sammelt sich das Öl stetig im Kurbelgehäuse, da die Rückförderpumpe drückt, und nicht saugt, wie sie es tun soll. Darauf wird in allen BAs hingewiesen.
Ein weiterer Grund, warum die Glühköpfe nach 1933 rückwärts laufen können aber nicht sollen, ist der Achsversatz zwischen Zylinderachse und Kurbelwellenebene- ich denke, Ihr wisst, was ich meine. Um Reibung zu vermindern und die Leistung zu erhöhen, wurde 1933 diese Maßnahme ergriffen.
Andere Gründe, wie z.B. der Einspritzzeitpunkt (der auch bei den Lanz-Zweitaktern bei Rückwärtslauf dann nicht mehr stimmt), eine Lichtmaschine, die nicht mehr lädt, lasse ich mal außen vor.
Ab 1955 war das rückwärts laufen lassen eh nur noch lästig, da die Volldieselbulldogs ab diesem Zeitpunkt keine Flachriemenscheibe mehr auf der Kurbelwelle zum Antreiben von Dreschmaschinen usw. hatten. Eine rückwärtsdrehende Zapfwelle aht noch niemandem geholfen...

Jetzt etwas Offtopic zum Thema Lanz:
makabrios hat geschrieben:Bei den ganz frühen Modellen, etwa bis 1935, war im Getriebe gar kein Rückwärtsgang vorgesehen.
Die ersten Bulldogs mit Rückwärtsgang waren die HR4 Bulldogs, gebaut ab 1929.
makabrios hat geschrieben:Beim Anlassen der Bulldogs gabs immer wieder schwere Verletzungen und sogar Totschlag beim Lösen des Lenkrads von der Schwungscheibe. Deshalb mußten auf Anforderung der Landw. Berufsgenossenschaft in den 60er Jahren die Lenkräder festgeschweißt und die Schwungscheiben so umgebaut werden, daß sie von Hand angedreht werden konnten.
Von auf Anordung festgeschweißten Lenkrädern höre ich zum ersten Mal, will das aber nicht abstreiten. 1948 hat Lanz von der Landwirttschaftlichen Berufsgenossenschaft auferlegt bekommen, das Starten mit dem Lenkrad "zu entschärfen". 1948-1949 wurden die Bulldogs dann mit einem herunterklappbaren Bügel augeliefert, der das Lenkrad sicher führte. Ab 1949 war das Starten per Lenkrad ganz passé... es gab einen abnehmbaren Deckel und eine fest installierte Anwurfscheibe... dann konnte nichts mehr passieren.
Man darf halt nicht vergessen, daß ab den 1960er Jahren die Glühköpfe reihenweise dem Schneidbrenner zum Opfer fielen und somit die Gefahr des Anlassens sich von selbst regulierte.
makabrios hat geschrieben:Spätere LANZ hatten einen Rückwärtsgang und ein Anzeigeinstrument für die Motordrehrichtung, nach dem Krieg sogar Anlasser.
Wie gesagt: Rückwärtsgang ab 1929, Drehrichtungsanzeiger und el. Anlasser (Sonderausstattung) ab 1934. Anlasser ab 1955 serienmäßig bei den Volldieseln.
Prickel hat geschrieben::D MAK,
schau mal hier, ab 2.20 bis 3.30
Kenne diesen Ursus in und auswendig, der pendelt sogar noch viel länger,
wenn zufällig die Temperatur gut passt.
Zähne vom Handgashebel passen halt nicht immer so perfekt.
Das laute metallische Schlagen kommt von der Daumenwelle und ist normal.
http://www.youtube.com/watch?v=Lds51Wmh ... plpp_video

Wenn ein Bulldogmotor pendeln kann (das können nur die Glühköpfe!), ist das ein Zeichen eines Top-eingestellten und leichtgängigen Reglers, einer sehr guten Einspritzdüse und guter Kompression.
Lange pendeln lassen ist aber alles andere als gesund, da hierbei keinerlei Schmierung des Kurbeltriebs erfolgt.
exec8 hat geschrieben:Hallo,
so sah der Lanz aus, der ist allerdings Baujahr 2012, ein Nachbau. Im Bild wird gerade der liegende Zylinder mit dem Brenner "vorgeglüht", dauert gut 10 Minuten. Dann am großen Schwungrad drehen und das Ding läuft. Wenn ich mich recht erinnere, so 4-5 PS aus ca. 7l Hub :) Rückwärts ging es tatsächlich nur mit Änderung der Motordrehrichtung.

Viele Grüße
Peter
Das ist ein Nachbau des ersten Glühkopf-Schleppers aus dem Hause Lanz, dem HL, auch genannt "Bulldog". Er leistet 12 PS aus 6,3 Litern Hubraum. Dieser "Traktor" hat überhaupt kein Getriebe! Es gab auch eine kleinere Version: HM, auch "Mops" genannt, mit 8 PS.
makabrios hat geschrieben: Übrigens LANZ in Deutschland baute dieses Teil zuerst. Den Namen "Bulldog" haben sie von MA(C)K geklaut . Die Motorenkonstruktion ist von Dr.Huber, dem ein Bauernfahrzeug "nicht einzilindrig genug" sein konnte.
Polnischer Lizenzbau war der von Prickel beschriebene Ursus.
Italienischer Lizenzbau war der Landini Testacalda.

Gruß
MAK
Den Namen "Bulldog" hat Lanz bei Mack geklaut? Kannst du das belegen? Meines Wissens wurde der HL 12 im Jahre 1921 "Bulldog" genannt, weil er von vorn mit seinem charakteristischem Glühkopf und den beiden Schwungrädern einen Lanz-Mitarbeiter an eine Bulldogge erinnerte.
Prickel hat geschrieben:na ja,
Lizenzbau kann man das wohl nicht nennen.
Werk Mannheim wurde leergeräumt
und in Polen ging es mit den ganzen Einzelteilen, Maschinen und Gussformen weiter.
Bis auf das Steigrohr, da stand dann halt Ursus drauf.
Ach ja, Auspuff war gerade, Kotflügel hinten eckig mit Lampen davor und ein gaaanz breites Stoffdach bekam er auch
Der C45 ist ein Lanz 9506 "Weiterbau"

Echt Linzenz war in Argentinien. Pampa hieß das Ding.
Wer dort noch einen findet, Verschiffung dürfte sich lohnen.
Australien, KL Bulldog, auch echte Lizenz.

VG Tom
Es ist unwahrscheinlich, daß nach Ende des 2. WK eine Mannheimer Fabrik leergeräumt und nach Polen verfrachtet wurde. Da hätten die Amis aber Alarm geschlagen!
Weiter gab's da eh nicht mehr viel, seitdem es 1944 zu 90% ausgebombt wurde. 1945 haben die wenigen, verbliebenen Lanz-Werker die ersten Bulldogs aus heilgebliebenen Ersatzteilen zusammengepuzzelt. Da entstanden die abteuerlichsten Maschinen.
Vielmehr unterhielt Lanz in der Zeit vor dem 2.WK große Niederlassungen in deren Haupt-Absatzgebiet, nämlich in Warschau und Breslau. Diese Filialen waren so groß, daß dort viele Ersatzeile hergestellt wurden.
Die Firma "Ursus" existiert zum Ende des Krieges schon lange und hatte langjährige Erfahrungen im Maschinen-, Fahrzeug- und Motorenbau (Glühkopfmotoren!). So wurden im Jahre 1947, nachdem sich der "Ostblock" von den Allierten Besatzern immer weiter abschottete, die alten Lanzfilialen beschlagnahmt. Ersatzteile, Pläne und ganze Schlepper waren noch ausreichend vorhanden. Die anlaufende Produktion geschah dann unter der Regie und dem markennamen "Ursus". Dier ersten Ursus C45 waren teilweise noch waschechte Lanz, bei denen man das Lanz-Emblem vn Hand vom Steigrohr schliff.

Der von dir genannte zylindrische Auspuff sowie die eckigen Kotflügel wurden erst mit der Einführung des "Facelifts", des C451, eingeführt.

Bitte nehmt mir meine Klugscheißerei nicht übel... nicht böse oder besserwisserisch gemeint, soll auch nicht so rüberkommen. Ich beschäftige mich mit den Mannheimer Eintöpfen einfach schon seit über zwanzig Jahren (in Theorie und Praxis) und finde, daß sie ein hochinteressantes Feld technischer Archäologie sind.


**************************************************

Nochmal zurück zum eigentlichen Thema:

Ich hab' hier eine alte Ausgabe der Auto+Motor+Sport rumfliegen, aus 1976. Dort wird in wenigen Sätzen von einem amerikanischen Versuchs-Verbrennungsmotor berichtet, bei dem die Ventile nicht über die Nockenwelle gesteuert werden, sondern vollkommen unabhängig elektrohydraulisch (oder war's elektromagnetisch?). Dieser Motor konnte problemlos ohne irgendwelche Einschränkungen vorwärts- und rückwärts laufen, dabei konnte er während des Laufens einfach per Knopfdruck umgesteuert werden.

Gruß, Hendrik

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makabrios
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#28 Beitrag von makabrios » 2012-10-17 13:15:50

Steyr-Hinnerk hat geschrieben:[

Grundsätzlich zum Thema:

makabrios hat geschrieben:Bei den ganz frühen Modellen, etwa bis 1935, war im Getriebe gar kein Rückwärtsgang vorgesehen.
Die ersten Bulldogs mit Rückwärtsgang waren die HR4 Bulldogs, gebaut ab 1929.

makabrios hat geschrieben:Spätere LANZ hatten einen Rückwärtsgang und ein Anzeigeinstrument für die Motordrehrichtung, nach dem Krieg sogar Anlasser.
Wie gesagt: Rückwärtsgang ab 1929, Drehrichtungsanzeiger und el. Anlasser (Sonderausstattung) ab 1934. Anlasser ab 1955 serienmäßig bei den Volldieseln.


Hallo,
ich habe den Beitrag aus dem Kopf geschrieben und Jahreszahlen stellen ungefähre Angaben dar. Bei dem "biblischen Alter :dry: " sind ein paar Jahre mehr oder weniger immer noch gut unter der Gauss´schen Glockenkurve. Grundsätzlich bleibt das aber Basis meiner Wissenshälfte.
makabrios hat geschrieben:Beim Anlassen der Bulldogs gabs immer wieder schwere Verletzungen und sogar Totschlag beim Lösen des Lenkrads von der Schwungscheibe. Deshalb mußten auf Anforderung der Landw. Berufsgenossenschaft in den 60er Jahren die Lenkräder festgeschweißt und die Schwungscheiben so umgebaut werden, daß sie von Hand angedreht werden konnten.
Von auf Anordung festgeschweißten Lenkrädern höre ich zum ersten Mal, will das aber nicht abstreiten. 1948 hat Lanz von der Landwirttschaftlichen Berufsgenossenschaft auferlegt bekommen, das Starten mit dem Lenkrad "zu entschärfen". 1948-1949 wurden die Bulldogs dann mit einem herunterklappbaren Bügel augeliefert, der das Lenkrad sicher führte. Ab 1949 war das Starten per Lenkrad ganz passé... es gab einen abnehmbaren Deckel und eine fest installierte Anwurfscheibe... dann konnte nichts mehr passieren.
Man darf halt nicht vergessen, daß ab den 1960er Jahren die Glühköpfe reihenweise dem Schneidbrenner zum Opfer fielen und somit die Gefahr des Anlassens sich von selbst regulierte.
Wenigstens hier in Bayern mußten die LANZ, wie von mir beschrieben, umgerüstet werden. Mein ehemaliger Meister bei Gassner (vielleicht ist einigen dieser Pflugfabrikant noch bekannt) hat von einem davon geflogenen Lenkrad erzählt, welches den Bulldogbesitzer 20m entfernt vom selbigen erschlagen hat.
Die beiden Lanz in der Münchner Region, die ich selber noch kenne, haben seit den 60er Jahren festgeschweißte Lenkräder (Berufsgenossenschaftlich auferlegt, sonst durfte das Dingens nicht mehr betrieben werden).
makabrios hat geschrieben: Übrigens LANZ in Deutschland baute dieses Teil zuerst. Den Namen "Bulldog" haben sie von MA(C)K geklaut . Die Motorenkonstruktion ist von Dr.Huber, dem ein Bauernfahrzeug "nicht einzilindrig genug" sein konnte.
Polnischer Lizenzbau war der von Prickel beschriebene Ursus.
Italienischer Lizenzbau war der Landini Testacalda.

Gruß
MAK
Den Namen "Bulldog" hat Lanz bei Mack geklaut? Kannst du das belegen? Meines Wissens wurde der HL 12 im Jahre 1921 "Bulldog" genannt, weil er von vorn mit seinem charakteristischem Glühkopf und den beiden Schwungrädern einen Lanz-Mitarbeiter an eine Bulldogge erinnerte.
http://my.firefighternation.com/profile ... ldog-roars

Der legengäre Mack Bulldog wurde von 1916 bis 1938 gebaut.
Seit 1922 ist die Bulldogge geschütztes Markenzeichen von MACK.
Übrigens gehört MACK nach einer Zeit bei Renault(der V8 im Magnum ist ein MACK-Motor) heute zu VOLVO Trucks.

Gruß
MAK
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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#29 Beitrag von Prickel » 2012-10-17 13:25:22

Hallo Hendrik,
ich find es prima, hier jemanden zu finden, der sich offensichtlich prima auskennt.

Ich bin nicht so involviert ins Thema Lanz Historie.
Es stand da halt nur ein defekter Ursus herum.
Beim Zerlegen fand sich dann noch ein 2ter dazu.
Die Restauration hat eine Menge Spass gemacht, 2 Mann 2 Schlepper.
Unvergesslich die ersten Starts und die ersten Ausfahrten über zig Feldwege.

Bei der Einstellung der Regler mussten wir uns arg ranhalten, ist wohl der schwierigste Akt von Allem.
du hast geschrieben:
Wenn ein Bulldogmotor pendeln kann (das können nur die Glühköpfe!), ist das ein Zeichen eines Top-eingestellten und leichtgängigen Reglers, einer sehr guten Einspritzdüse und guter Kompression.
Na ja, pendeln könne die Beide, aber bedeutet das auch, dass der Regler auch für den Vollastbereich richtig eingestellt ist?

nochmal kurz zum Thema,
es ging bei Phantastereien im Koffer mal darum, 2 Motoren an einer Kupplung zu betreiben,
so nach dem Motto, verdoppeln wir doch mal fix Hubraum, Leistung und Zylinderzahl.
Dann sagte einer von uns, ne, geht so nicht, dann müsste der eine Motor ja falschrum laufen...
Na ja, dann kamen halt so die Gedanken, wie es doch funktionieren würde.
Mit hohem technischem Aufwand wäre es wohl möglich, so zumindest lese ich das nun hier heraus.
Ob es Sinn macht und sich lohnt? Wohl kaum.

Also doch den Zweitmotor vor den Originalen friemeln und Kurbelwellen verspaxen.
So wird ein Frontlenker zum Hauber. :D

VG Tom
Zuletzt geändert von Prickel am 2012-10-17 14:17:11, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Dieselmotor dauernd falschrum laufen lassen?

#30 Beitrag von Steyr-Hinnerk » 2012-10-17 14:13:02

makabrios hat geschrieben: http://my.firefighternation.com/profile ... ldog-roars

Der legengäre Mack Bulldog wurde von 1916 bis 1938 gebaut.
Seit 1922 ist die Bulldogge geschütztes Markenzeichen von MACK.
Übrigens gehört MACK nach einer Zeit bei Renault(der V8 im Magnum ist ein MACK-Motor) heute zu VOLVO Trucks.

Gruß
MAK
Das will ich ja auch gar nicht anzweifeln. Lanz hat niemals eine Bulldogge auf dem Kühler gehabt und nur in den ersten Jahren (also bis 1922) damit geworben:
http://www.lanz-bulldog-homepage.de/src ... p/hl12.pdf
Daß also Lanz den "Bulldog" von Mack geklaut haben soll, hm, nein, damit kann ich mich nicht anfreunden. Da Mack zu dieser Zeit m.W. in Deutschland nicht vertreten war, Lanz nicht in den USA, hat's wohl niemanden gestört. Im gleichen Zeitraum gab es in den USA einen Hersteller von Stationärmotoren, die "Bulldog" hießen.

Prickel hat geschrieben:Hallo Hendrik,
ich find es prima, hier jemanden zu finden, der sich offensichtlich prima auskennt.

Ich bin nicht so involviert ins Thema Lanz Historie.
Es stand da halt nur ein defekter Ursus herum.
Beim Zerlegen fand sich dann noch ein 2ter dazu.
Die Restauration hat eine Menge Spass gemacht, 2 Mann 2 Schlepper.
Unvergesslich die ersten Starts und die ersten Ausfahrten über zig Feldwege.

Bei der Einstellung der Regler mussten wir uns arg ranhalten, ist wohl der schwierigste Akt von Allem.
du hast geschrieben:
Wenn ein Bulldogmotor pendeln kann (das können nur die Glühköpfe!), ist das ein Zeichen eines Top-eingestellten und leichtgängigen Reglers, einer sehr guten Einspritzdüse und guter Kompression.
Na ja, pendeln könne die Beide, aber bedeutet das auch, dass der Regler auch für den Vollastbereich richtig eingestellt ist?
...
VG Tom
Nein, das bedeutet es nicht zwingend, das stimmt. Wenn ein Bulldogregler aber untenrum so gut regelt, daß der Bulldog theoretisch unbegrenzt pendeln könnte, so ist er sehr feinfühlig und klemmt auch bei geringen Fliehkräften nicht.
Im Münsterland gibt es einen engagierten Bulldogtüftler, der den Regler auf Nadellagerung umrüstet und Federn selbst wickelt... das soll das absolute non-plus-ultra sein.

Gruß, Hendrik

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