Ich habe mich heute dazu entschlossen, den Abgasthermostat auszubauen. Das war absolut kein Problem. Die Anschlüsse sind so gross dimensioniert, da kann eigentlich nichts kaputt gehen und man kriegt den Abgasthermostat auch nach 35 Jahren problemlos vom Motor getrennt.
Optischer Zustand: Der Teil im Auspuff war etwas verrusst, aber ging eigentlich noch. Das Stück das mit warmer Luft von der Motorenkühlung beaufschlagt wird (wahrscheinlich um die Dichtungen am Dehnstift zu schonen???) sah von aussen etwas rostig aus. Der Bypasskanal oder auch Leerlaufbohrung genannt war frei, man konnte da durchpusten, viel geht aber tatsächlich nicht durch, soll ja auch den Lüfter nur minimalst drehen lassen. Das mein Lüfter zum Teil gar nicht gedreht hat könnte wie von Lew vermutet schon daran liegen, dass vielleicht die Lagerung nicht mehr optimal ist.
Ich habe dann gemessen, wie viel Spiel zwischen Schraubenkopf der Kurzschlussschraube und dem Gehäuse des Abgasthermostaten, wenn die Kurzschlusschraube die Kugel gerade so berührt. Das sind etwa 1.75 mm, gemessen mit einer 0.9mm Blattlehre zusammen mit einer 0.85mm Blattlehre. Die orignal Kupferdichtung ist ca. 2.2 mm dick. Die Kugel muss wirklich nur ganz wenig weggedrückt werden und der Durchfluss wird drastisch erhöht, so wie das Lew bereits beschrieben hat. Ich habe nun mit zwei passenden 0.8mm dicken Kupferringen die ich dabei hatte eine 1.6 mm dickes Distanzstück gemacht. Ob das funktioniert, wird sich morgen zeigen. Ich denke es ist eher schon zu viel, denn es kommt schon ordentlich was durch. Alles durch den super genauen "Pustetest "gemessen

. Heute sind wir nicht gefahren, es gab noch ein paar andere Sachen zum Basteln. Ich habe auch noch mit 0.3 mm Dichtpapier eine weitere Dichtung gemacht, die kann ich auch noch dazwischen klemmen und die dürfte sich auch etwas zusammendrücken lassen, somit wäre der Durchfluss einstellbar. Weiter habe ich noch einen Kufperring bereits dünner geschliffen, es gibt also viele Variationen zu probieren.
Lustigerweise kam genau heute als der Abgasthermostat ausgebaut war ein älteres polnisches pilzsuchendes Pärchen vorbei und wollte, dass ich sie ins nächste Dorf fahre

. Es war nur schon schwierig rauszubekommen was sie überhaupt wollten. Wir können ein paar einzelne Worte russisch, so hat das dann geklappt. Seine Aussprache war auch nicht mehr die reinste, er hatte schon "etwas" Alkohol intus. Ihnen dann zu erklären, dass das Fahrzeug gerade nicht läuft, war dann nochmals eine riesige Herausforderung. Ich sei doch gestern im Dorf vorbeigefahren und hätte im Laden angehalten! Der ausgebaute Abgasthermostat hat sie nur halb überzeugt, sie sind nach etwa einer Stunde Pilz suchen nochmals gekommen und habens nochmals versucht. Ja, leider war der Abgasthermostat immer noch nicht eingebaut

.
Zurück zum Thema: Ich habe noch versucht eine Funktionsprüfung durchzuführen. Ich habe also den Teil welcher im Krümmer steckt über den Benzinkocher gehalten und so aufgewärmt. Das funktionierte bis etwa 250°C (mit dem Laserthermometer gemessen) und dann wurde aber leider auch das andere Ende so heisst, dass ich nicht mehr reinpusten konnte

. Resultat: Bis 250° scheint der Abgasthermostat (abgesehen von der Bypassöffnung/Leerlaufkanal) nicht aufzumachen! Immerhin gibts ein lustiges Bild davon.
Das ist ein offizieller "Campingplatz", mitten im Wald an einem See. Mehr als ein paar Tische, Plumpsklo und Stege ins Wasser hat es aber nicht. An den Anzahl Tischen nach zu beurteilen, dürfte da im Sommer richtig was los sein. Die Leute haben zum Teil sogar Tomaten gepflanzt

. Im Sommer müsste man zahlen, jetzt ist aber ausser uns niemand da, da ist es schwierig mit zahlen. Ist wirklich schön hier.
Zurück zum Thema: Ich habe dann noch bei der Fühlerlehre das 0.05 mm Blatt so zugeschnitten, dass man es zwischen Dehnstift und Kugel schieben kann.
Siehe da, es passt

! Eigentlich müsste der Abstand gemäss Handbuch zwischen 0.02 und 0.03 liegen. Das 0.05er Blatt ist aber gerade so reingeflutscht, der Spalt dürfte demnach recht genau 0.05 mm betragen, also deutlich zu gross. Das Abgasthermometer war noch handwarm nach dem aufheizen, das heisst an den aktuellen Aussentemperaturen welche ja unter den vorgegebenen 20° liegen würden, liegt es nicht, im Gegenteil!
Die Feder die die Kugel an den Kanal drückt ist recht stark, es ist ausgeschlossen, dass man mit dem 0.05 mm Blatt die Kugel gegen die Feder wegdrückt. Der Fall ist somit klar, aus irgendeinem Grund stimmt das Spiel zwischen Dehnstift und Kugel nicht mehr und das erklärt auch genau die aufgetrettenen Probleme. Durch das zu grosse Spiel reicht die Temperatur im Abgaskrümmer bei langsamer Fahrt (20-30 km/h) nicht aus um die Kugel wegzudrücken und der Lüfter läuft nur im Leerlaufmodus, also viel zu langsam und der Motor wird viel zu warm. Auf der Landstrasse oder Autobahn wird der Dehnstift dann genügend heisst, dehnt sich noch mehr aus und die Kugel wird leicht verschoben, jedoch wiederum immer noch ein bisschen zu wenig, da so wie ich gelernt habe 140°C Zylinderkopftemperatur und 100°C Öltemperatur bei 80 bis 90 km/h bei 10°C Aussentemperatur eher etwas zu hoch ist.
Der Dehnstift drückt somit die Kugel immer um 0.02 bis 0.03 mm zu wenig auf, was vorallem (aber nicht nur!) bei Schleiffahrt sehr grosse Auswirkungen hat. Selbstverständlich wollte ich diesen Missstand beheben. Leider habe ich es mit Boardmittel nicht geschafft den Abgasthermostat zu öffnen. Der kleine Schraubstock mit der zu wenig steifen Befestigung an der Stossstange hat den Abgasthermostaten zu wenig beeindruckt. Schlüssel verlängern hat nichts gebracht, es gab alles zu fest nach und ich wollte auch nichts kaputt machen, denn mit komplett defektem Thermostat ists dann richtig doof.
Nein, das BW Kombi mit dem aufgenähten Deutz Patch hat auch nichts gebracht

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Ich habe also zwei Möglichkeiten:
1. Ich stelle mit der Kurzschlussschraube den Durchfluss so ein, dass ich bei Schleichfahrt genügend Kühlung habe und lebe damit, dass der Motor bei Autobahnfahrt und Landstrasse 140°C Zylinderkopftemperatur und 100°C Öltemperatur hat (der Motor und ich fühlten sich damit bis jetzt ganz wohl). Die Aussentemperaturen werden aktuell auch eher tiefer und nicht höher

. Wenn ich dann an Weihnachten kurz "Zuhause" bin, kann ich immernoch den Abgasthermostat korrekt einstellen.
2. Ich gehe hier in Polen in eine Werkstatt und versuche dem Personal klar zu machen was ich gerne möchte

, um dann mit passender Ausrüstung nochmals den Abgasthermostaten zu öffnen und die grosse Kupferscheibe um 0.02 bis 0.03 mm dünner zu schleifen, damit das Spiel 0.02 bis 0.03 mm beträgt

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3. Ich kaufe einen neunen originalen Deutz Abgasthermostaten für über 1000 Euro, da die anderen angebotenen Abgasthermostaten gemäss Lew nicht funktionieren. Die Option fällt eigentlich weg, ausser es geht nicht anders.
Gruss Andre