Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

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Mark86
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#61 Beitrag von Mark86 » 2021-12-01 21:51:39

Wenn du die Schrauben losdrehst merkste ob Bolzen lose sind oder nicht ^^
Dann kannst du immernoch weiter schauen, warum ne Mutter nicht fest war ^^
Der Klügere gibt so lange nach bis er der Dümmere ist.

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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#62 Beitrag von langnase » 2021-12-01 23:08:12

Hier sind nochmal ein paar Bilder von meiner Motorrevision am identischen Motor.

So sahen die Köpfe nach dem herunternehmen aus
20180321_104944.jpg
hier hatten wir die Sitze nachgefräst
20180321_104956.jpg
Der Kopf nach dem planen
20180321_132614.jpg
Nochmal alle Köpfe nach dem planen
20180321_165912.jpg
Der Motorblock von oben mit den Stehbolzen (ein paar hatten sich bei der Demontage gelöst, die meisten blieben drin)
20180323_094543.jpg

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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#63 Beitrag von Ingenieur » 2021-12-01 23:26:04

Hallo,

zu den Fotos mal zweierlei:

Gibt es 'Normen' über die 'Soll-Rauhigkeit' der Oberflächen ?

Ich muss zugeben, daß ich mir bisher nie Gedanken drüber gemacht habe.

Zweitens die Bolzen.
Die sind doch im Schaft viel dünner, als auf der Gewindeseite.
Für mich sind das 'Dehnbolzen'.
Man möge mich korrigieren.


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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#64 Beitrag von Vossba » 2021-12-01 23:34:33

Moin,

normalerweise haben sowohl der Dichtungs als auch der Motorhersteller Vorgaben für die Rauhigkeit.
Da gibt es aber mehrere Ansätze. Die einen schruppen die Dichtflächen, andere Schleifen mit kleiner Rauhtiefe. Eigentlich ist die Idee die Dichtung gleichmäßig zu pressen, nicht mittels rauer Oberfläche am Ort zu halten.

Die Bolzen sind in der Regel am Schaft dünner weil sich ansonsten nach längerer Zeit der Motor nicht mehr demontieren lässt. Dort Rostet und Schmoddert es in der Regel nach einigen Jahren.
Trotzdem muss so mancher Motor mit Stehbolzen mittels Abzieher zerlegt werden.

Gruß Reinhard

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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#65 Beitrag von langnase » 2021-12-02 0:31:29

Tja, was Antworte ich da ohne eine Errichterbescheinigung für meinen Motor :angel:
Die Bilder hab ich mal eingestellt um, insbesondere, die Kopfoberfläche vor der Bearbeitung zu zeigen. Dort sieht man noch die überkreuzten Frässpuren. Beim planen der Köpfe habe ich mich aber auf die Erfahrung des Instandsetzers verlassen. Im Reparaturhandbuch sind keine Angaben was die Rauhigkeit angeht. Vermutlich hat man einfach einen neuen Kopf draufgespaxt. :joke: Ansonsten ist auch im Handbuch ein Hinweis, welche Teile bei einer Revision erneuert werden sollen, und welche nicht. Die Zylinderkopfstiftschrauben fallen nicht darunter. Diese sollen beim Zusammenbau, mit geöltem Gewinde, mit 15mkg eingeschraubt werden. Ansonsten zitiere ich mal die Anweisung für den Zusammenbau:

Beim Anziehen der Muttern die Reihenordnung gemäß Bild 12 einhalten. Es werden zuerst die Muttern gleichmäßig und zügig festgezogen und dann mit einem ausklinkbaren Drehmomentenschlüssel auf 18mkg nachgezogen.

Wurden die Zylinderkopfstiftschrauben ausgebaut, dann müssen sie beim Einbauen mit einen Moment von 15mkg festgezogen werden. Dieser Wert versteht sich bei geöltem Gewinde.

Nach 1-1,5 Betriebsstunden sind die Zylinderkopfmuttern des warmen Motors mit 20mkg nachzuziehen (Reihenordnung einhalten). Anschließend das Ventilspiel prüfen und gegebenenfalls nachstellen.
20211201_230014.jpg
Also Willi, hier steht nichts von einem geölten Gewinde, außer bei den Stiftschrauben :wack: . Allerdings stelle ich mir das nachziehen der Muttern bei noch warmem Motor ziemlich sportlich vor, bei der Menge an Teilen, die vorher abgebaut werden müssen. :motz:

Andererseits wurden bei mir die Muttern nach ca. 1000km erst nachgezogen :rock:

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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#66 Beitrag von Ingenieur » 2021-12-02 0:58:22

Hallo,

mal dumm geacht:

O.K., die (Dehn)Bolzen werden mit geöltem Gewinde im Block eingeschraubt.

Das finde ich normal.
Geölte Gewinde finde ich immer vernünftig.
(Es soll ja Mitbürger geben, die Rost als Schraubensicherungselement missbrauchen.)
Ist vielleicht ein verdeckter Hinweis für Leute, die da Locktite draufpinseln.
Dann bekommt man die Bolzen ja nie wieder aus dem Block raus.

Dann die drei Köppe aufstöpseln.
Und jetzt wir es spannend.
Man kann drei Sorten Gewindeoberflächen benutzen:
- trocken (finde ich unangemessen - ist wahrscheinlich auch nicht gemeint)
- geölt (ist vielleicht gemeint - wissen wir aber nicht)
- MSO2-geschmiert (finde ich am vernünftigsten - dann verhungert das Drehmoment nicht im Gewinde)

Bleibt die Frage, wie die Muttern auf den Bolzen gesichert werden.
Die Bolzen sehen aus, wie Normalgewinde.
Bei 10.9 und höher hätte ich Feingewinde vermutet.
Wieviele Gewindegänge stehen denn oben über die Muttern heraus ?
Normal (nach Norm) wäre einer.
Wenn da mehr als drei rausstehen, könnte über eine Kontermutter als Flachmutter nachdenken.
Das würde mich beruhigen.
Bei Luftfahrzeugen gibt es die Verdrahtungsmethode.


...

Edit:
Ich habe jetzt mal das Foto von Beitrag 22 etwas genauer betrachtet.
Es scheint so, als wenn etwa zwei Gewindegänge über die Mutter rausstehen.
Dann bliebe als Schraubensicherung noch ein Körnerschlag zwischen Bolzen-Gewinde und Mutter-Gewinde.
(Nach der 20 mkg Drehung.)
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#67 Beitrag von Harty » 2021-12-02 5:19:25

Ingenieur hat geschrieben:
2021-12-02 0:58:22
Man kann drei Sorten Gewindeoberflächen benutzen:
- trocken (finde ich unangemessen - ist wahrscheinlich auch nicht gemeint)
- geölt (ist vielleicht gemeint - wissen wir aber nicht)
- MSO2-geschmiert (finde ich am vernünftigsten - dann verhungert das Drehmoment nicht im Gewinde)
..
Dann bliebe als Schraubensicherung noch ein Körnerschlag zwischen Bolzen-Gewinde und Mutter-Gewinde.
(Nach der 20 mkg Drehung.)
ich weiß jetzt nicht, ob meine folgenden Zeilen weiterhelfen, aber...

In der Reparaturanleitung vom Nachfolgemotor, WD 612.74 steht:
"Die Schraubenkopfauflagen und (bei den Hauptschrauben) auch die Gewinde sind bei der Montage leicht einzuölen."
Allerdings sind das Dehnschrauben, welche nur 2x wiederverwendet werden.

Und es ist keine zusätzliche Schraubensicherung notwendig. Falls dann noch ein Körnerschlag zwischen Mutter-Gewinde vorhanden, hast du bei späteren Demontagen immer das Problem, daß du den Bolzen komplett aus dem Motorblock mit rausdrehst.
Grüße, Harty

clyde

Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#68 Beitrag von clyde » 2021-12-02 6:07:18

Ingenieur hat geschrieben:
2021-12-02 0:58:22
O.K., die (Dehn)Bolzen werden mit geöltem Gewinde im Block eingeschraubt.
Was zum Kuckuck ist das denn ?
Ich hab´ sowas noch nie gesehen.
Wenn der Stehbolzen sich dehnt, muß er doch nach wenigen Montagen erneuert werden.
Aber genau das widerspricht doch dem Sinn des Stehbolzens, nämlich im Gegensatz zur Schraube dauerhaft im Bauteil zu bleiben um dessen Gewinde zu schützen.
Klär´mich doch bitte mal einer auf.

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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#69 Beitrag von Borsty » 2021-12-02 7:48:35

Wenn ich die Bilder der geplanten Köpfe so sehe ist es jedenfalls mal nicht schlecht. Sieht man die Überkreuzungen ist jedenfalls eine Rauheit da und nicht wie geschliffen. Auf den Bildern der geplanten Köpfe sehe ich das nicht so ganz wie bei den ungeplanten Köpfen.
Bolzen sehen für mich nach Bolzen mit gewalzten Gewinden aus. Öl haben auch wir bei der Montage von Stehbolzen verwendet. Aber eben wichtig. Nie ins Schraubenloch sondern nur die Gewinde der Bolzen leicht geölt. Sofern U-Scheiben sowie Muttern nur das Gewinde ganz leicht. Nie das Öl auf die Anpressflächen gelangte. Guss besitzt eine Selbstschmierung. Es ist schwierig sowas wirklich rauszufinden wieso sich die Kopfdichtung rausgedrückt hat. Der Steg am Rand ist sehr schmal. Motorblock weiss ich jetzt nicht ob ich das überlesen habe und dessen Planheit in Ordnung ist. Bei den Stehbolzen sehe ich es auf dem Bild nicht so richtig ob das Gewinde noch aus dem Block vorsteht oder nicht. Auch sehe ich nicht ob der Motor Zylinderlaufbuchsen(Nassbuchsen) hat oder nicht. Kenne diesen Motor eben leider auch nicht. Diese müssten ja ganz leicht aus dem Block vorstehen wegen der Vorspannung. Schätze aber von der Dicke her die man zu sehen glaubt nicht das es Buchsen sind. Haben meist einen viel breiteren Rand.
Mir gehen daher ein bisschen die Ideen aus wo der Grund sein könnte. Sorry
Gruss Uwe

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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#70 Beitrag von Willi Jung » 2021-12-02 8:42:15

Hallo Uwe,
nur zur Aufklärung:
Es sind trockene Buchsen mit ca. 4-5mm Rand. Der liegt genau unter dem Blechring der Zylinderkopfdichtung.
Liebe Grüße
Willi
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#71 Beitrag von Willi Jung » 2021-12-02 9:10:57

Bei mir hatte sich kein Bolzen gelöst. Ich werde aber vorsorglich das Anzugsmoment der Bolzen noch Mal überprüfen.
Liebe Grüße
Willi
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#72 Beitrag von OliverM » 2021-12-02 9:17:02

clyde hat geschrieben:
2021-12-02 6:07:18
Ingenieur hat geschrieben:
2021-12-02 0:58:22
O.K., die (Dehn)Bolzen werden mit geöltem Gewinde im Block eingeschraubt.
Was zum Kuckuck ist das denn ?
Ich hab´ sowas noch nie gesehen.
Wenn der Stehbolzen sich dehnt, muß er doch nach wenigen Montagen erneuert werden.
Aber genau das widerspricht doch dem Sinn des Stehbolzens, nämlich im Gegensatz zur Schraube dauerhaft im Bauteil zu bleiben um dessen Gewinde zu schützen.
Klär´mich doch bitte mal einer auf.
Moin Clyde,
das hat schon seine Richtigkeit . Auch Gewindebolzen im Motorblock/Kopf sind als Dehnbolzen ausgelegt.....und das ist auch gut so.. Solange man sie nach Vorschrift anzieht und nicht überstreckt ist alles im Lot . Einige Hersteller schreiben vor, wie oft man Diese Bolzen wiederverwenden kann , andere geben eine max. Länge der Bolzen vor und erst dann müssen sie gewechselt werden .

@Willi,
es ist müßig darüber zu sinnieren, warum es die Kopfdichtung zerschrotet hat . Von schadhafter , neuer , Kopfdichtung über übermaßige Kopfschrauben bis zum Montagefehler ist alles möglich .
-Einige Tips hier (z.b. Muttern am Kopf kontern) sind hoffentlich zur Belustigung der geneigten Leser gedacht :ninja: ........
-Welche Rauhigkeiten von Nöten sind gibt der Motorenhersteller vor .


Gruß

Oliver
Zuletzt geändert von OliverM am 2021-12-02 9:26:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#73 Beitrag von langnase » 2021-12-02 9:19:32

Willi Jung hat geschrieben:
2021-12-02 9:10:57
Bei mir hatte sich kein Bolzen gelöst. Ich werde aber vorsorglich das Anzugsmoment der Bolzen noch Mal überprüfen.
Liebe Grüße
Willi
Hallo Willi,

bei mir sind 2 oder 3 Bolzen bei der Demontage mit rausgegangen. Der Rest war so fest, dass das Risiko etwas zu beschädigen zu groß war.

Gruß
Stefan

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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#74 Beitrag von Willi Jung » 2021-12-02 9:35:32

Danke Oliver. :positiv:
Liebe Grüße
Willi
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#75 Beitrag von Mark86 » 2021-12-02 11:46:19

Also MOS2 Fett am Gewinde ist ne Zuverlässige Variante, den Bolzen aus der Dehngrenze bis in die Streckgrenze an zu ziehen und kaputt zu machen. Da gehört n bisschen Öl dran, dass wars, die Höhere Reibung ist in den Drehmomentwerten mit einberechnet...

Die Stehbolzen sind auch keine "Dehnbolzen" sondern Stehbolzen. Die alten Motoren haben auch keine Dehnschrauben, dass haben nur die neueren Motoren und die müssen nicht ersetzt werden, sondern es gibt in der Regel ein Verschleißmaß nach Länge.

Meines Erachtens liegt der Fehler (neben fehlender Oberflächenrauhigkeit) im Elring Dichtungsmaterial. Das Material ist "modern" und recht weich, es setzt sich. Die zugehörigen Dehnschrauben gleichen dass aus (die werden quasi wie ne Feder vorgespannt). Bei den alten Motoren mit konventioneller Verschraubung, egal ob Stehbolzen oder Schrauben, reicht der "Vorspannweg" oder wie immer man dass nennen will nicht aus, dass heist, wenn man eine neue Kopfdichtung montiert, dann setzt die sich und der ganze Klumpatsch löst sich quasi, bis die Dichtung irgendwo raus gedrückt wird. Die neuen Dichtungsmaterialien müssen meiner Meinung nach mit Dehnschrauben verbaut werden.
Ist dies nicht möglich, weil es z.B. keine entsprechenden Schrauben gibt, dann ziehe ich die Dichtungen mehrfach nach. Nach Montage paar Tage drin lassen damit sie vom Kühlwasser her aufquellen, dann warmfahren und nachziehen, nach ca. 1000km nochmal nachziehen und dann am besten jedes Mal beim Ventile einstellen überprüfen, bis sich nichts mehr setzt.
Der Klügere gibt so lange nach bis er der Dümmere ist.

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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#76 Beitrag von Willi Jung » 2021-12-02 20:08:08

So, ein anstrengender Tag ist rum.
Von 11 bis 16 Uhr hatten wir die Köpfe draußen. Als die Ventildeckel runter waren, hab ich erst Mal die Drehmomente der Muttern durch Nachziehen überprüft.
Nur die vordere rechte konnte noch ca. 30° nachgezogen werden. Alle anderen hatten die 210Nm.
Die Dichtung hat sich auch rechts vorne etwas herausgeschoben.
dichtungseitlichrechts.jpg
Die Bolzen haben noch ausreichend Restgewinde, zwei im hinteren Bereich haben sich gelockert beim Lösen der Mutter.
bolzenrestgewinde.jpg
Hier die frei gelegten Köpfe
köpfefreigelegt.jpg
ersterkopfweg.jpg
Hier der Schadensbereich
detailschaden.jpg
blockmitdichtung.jpg
köpfedemontiert.jpg
Die Köpfe gingen sehr schwer runter. Die Dichtung hat sowohl am Kopf, als auch am Block geklebt. Tendenziell noch etwas fester an der Beifahrerseite, wo die "offenen" Bolzen liegen. Auf der Fahrerseite löste sie sich etwas besser.

Sehr seltsam finde ich, dass sich bei den ersten fünf Zylindern kleine Ringe der Blechverstärkung um die Bohrung ausgestanzt hatten.
Ringe.jpg
Am 6. Zylinder ist dieser Ring auch schon angestanzt.
zylinder6.jpg
Da ist kein Papier drunter.
Bohrung 105mm,
bohrung105.jpg
Ringinnendurchmesser 106mm,
innenradiusring106.jpg
Ringaußendurchmesser 110mm,
Restring109.jpg
Büchsenaußendurchmesser vom Kragen ca. 112mm.
aussenrandbüchse112.jpg
Das sind alles nur grob gemessene Werte.
Ist das normal, dass die Blechverstärkung auf 2mm nicht mit Papier unterfüllt ist?
Ist es normal, dass einem bei der Demontage der Kopfdichtung solche Ringe in die Finger fallen?
Auch waren die Metalleinlagen zwischen den Köpfen durchgeschert. Ich habe die nur hoch gebogen zur Veranschaulichung.
Steg2bis3.jpg
Steg4bis5.jpg
Während den Arbeiten stand noch ein schöner Regenbogen über unserem Laster. Wenn das nicht ein Zeichen der Hoffnung ist.
regenbogen.jpg
Liebe Grüße
Willi
Dateianhänge
schadensbereich.jpg
Büchsenrand.jpg
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#77 Beitrag von LutzB » 2021-12-02 20:16:33

Uwe hat geschrieben:
2021-11-30 19:08:18
.........hat evt. die Metalleinfassung des Zylinders zu weit in den Brennraum geragt, sodass die Dichtung verbrannt ist? Oder hat der Motor nach dem Planen mehr Kompression, sodass die Dichtung nachgibt (anders gefragt: ist die korrekte Dichtungsstärke verbaut)?
Nach den jetzt vorliegenden Fotos glaube ich am ehesten an Uwes Ferndiagnose.

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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#78 Beitrag von Willi Jung » 2021-12-02 20:18:05

Hallo Mark,
ich find deine Ausführungen zu den modernen Dichtungen sehr interessant. Aber zum Einen hatte bei mir nur eine Mutter nicht ganz das Solldrehmoment. Hier bin ich mir unsicher, ob das Ursache, oder Wirkung ist.
Zum Anderen müsste man ja dann öfter von solchen Problemen lesen, oder entsprechende Hinweise von den Spezialisten bekommen. Ich habe die Dichtung von der FA. Wolf aus Österreich und von da gibt es keine entsprechenden Aussagen.
Was sagen die anderen zu dieser These.
Liebe Grüße
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#79 Beitrag von Willi Jung » 2021-12-02 20:25:44

Hallo Lutz,
daran dachte ich auch sofort. Deshalb hab ich ja nachgemessen und festgestellt, dass die Ringe im Radius noch 0,5mm größer waren, als die Bohrung.
Im Übrigen wäre das doch dann ein Fertigungsmangel der Dichtung.
Mich macht das fehlende Papier unter dem Ring stutzig. Da sind die beiden Blechseiten press aufeinander gepresst. Also dünner als die restliche Dichtung und deshalb auch abgescheert.
Liebe Grüße
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#80 Beitrag von Itchywheels » 2021-12-02 20:32:34

1. So wie ich das sehe ist die Dichtung verbrannt weil sie einen Überstand in den Brennraum hatte.
Ergo: nicht passende Dichtung
2. Gibt es im WHB eine Aussage in welcher Reihenfolge die drei Köpfe montiert werden sollen?
Ich kann mir die Stegquetschungen nicht erklären…..

Gruß
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#81 Beitrag von Willi Jung » 2021-12-02 20:33:54

Mit der Kompression habt ihr einen Denkfehler. Es ist ja nichts am Block gemacht worden. Die Köpfe sind einfach Plan an der Unterseite. Lediglich die Ventilteller rücken theoretisch etwas dichter zum Kolben. Da aber auch die Ventilsitze eingeschliffen wurden und an den Köpfen nur sehr wenig abgetragen wurde, hat sich da nichts verändert. Alle Maße waren weit im Sollbereich. Die Köpfe waren vorher jungfräulich. Da könnte man mindestens noch zwei Mal was abtragen.
Liebe Grüße
Willi
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#82 Beitrag von Willi Jung » 2021-12-02 20:40:04

Hallo Rico,
zur Reihenfolge gibt es keine Aussage.
Ich habe aber wie angegeben erst alle Muttern mäßig fest gezogen und dann genau in der Vorgegebenen Bolzenreihenfolge "zügig" das Erstdrehmoment.
Liebe Grüße
Willi
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#83 Beitrag von sico » 2021-12-02 21:04:08

Hallo Willi,
Mir kommen in deinen beiden letzten Bildern die ringförmigen Flächen der Laufbüchsenoberkante komisch vor. Ich sehe eine exzentrische Einprägung in dieser schmalen Fläche. Augenscheinlich sogar ein leichter Konus auf der Ringfläche.
Welchen Überstand haben die Laufbüchsen zur Oberfläche des Motorblockes?
Zu dem gemessenen Überstand muß die dazu passende Dichtung verwendet werden. Bei den MAN Motoren gibt es dafür drei oder vier verschiedene Variantenbei den Kopfdichtungen.
Hier wurde möglicherweise eine Dichtung verbaut, die nicht zum Überstand der Laufbüchsen passt.
Dies könnte eine Erklärung für die " ausgestanzten" Ringe und damit auch für den Schaden sein.
Auch die eine lose Mutter ist gefährlich. So eine Kopfdichtung baucht unbedingt eine gleichmäßige Pressung.
Die Muttern müssen die gleiche Festigkeitsklasse haben,wie die Stehbolzen. Wenn Beilagscheiben unter den Muttern sind, dann müssen diese hart und möglichst dick sein.
Ich sehe die Ursache in einer falschen oder qualitativ schlechten Kopfdichtung zusammen mit der einen losen Mutter.
LG.
Sico

PS:
Die Dichtung setzt sich offenbar sehr schnell und muß ja lt Rep Handbuch schon nach einer Stunde nachgezogen werden.
Mit dem Setzen der Dichtung reduziert sich die Pressung und das Unheil nimmt seinen Lauf.
Das Nachziehen sollte man auch rasch machen und nicht erst nach 1000 km.

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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#84 Beitrag von OliverM » 2021-12-02 21:29:03

Ich pers. sehe auf den Fotos keinen Buchsenüberstand sondern viel mehr dass die Laufbuchsen zu tief im Block liegen . Ich kann aber auch Tomaten auf den Augen haben ......

Wenn der Block von den Resten der ZKD gereinigt ist wäre es m.E.n. nicht von Nachteil da mal einen genauen Blick drauf zu werfen ....

Gruß

Oliver
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#85 Beitrag von Willi Jung » 2021-12-02 21:51:05

Oliver, das täuscht. Die Kragen der Büchsen sind außen angefast. Das sieht so aus, als würden sie zu tief sitzen. Da ist etwas Schmodder in der so entstehenden "Nut".
Die sind genau bündig wie vorgeschrieben.
Max. 0,06mm Rückstand sind zulässig.
Liebe Grüße
Willi
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#86 Beitrag von sico » 2021-12-02 21:54:28

OliverM hat geschrieben:
2021-12-02 21:29:03
Ich pers. sehe auf den Fotos keinen Buchsenüberstand sondern viel mehr dass die Laufbuchsen zu tief im Block liegen . Ich kann aber auch Tomaten auf den Augen haben ......

Wenn der Block von den Resten der ZKD gereinigt ist wäre es m.E.n. nicht von Nachteil da mal einen genauen Blick drauf zu werfen ....

Gruß

Oliver
Hallo Oliver,
Ich hab der Einfachheit halber das Wort Überstand benutzt. Der Überstand kann positiv , null oder auch negativ sein.
Ich sehe auch keinen nennenswerten Überstand.
Ein fachmännischer Blick auf die gereinigten Einzelteile, vor allem auch auf dem Block wäre sicherlich hilfreich.
LG.Sigi

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Willi Jung
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#87 Beitrag von Willi Jung » 2021-12-02 22:15:14

Hallo Sico,
das sehe ich auch so. Ich werde nach Reinigung aller Teile aus jeden Fall noch Mal Bilder machen und schauen, dass hier noch jemand drauf schaut, der Ahnung hat.
Beim letzten Mal im Sommer hab ich alles abnehmen lassen von einem alten Haudegen in Sachen LKW. Er ist LKW-Schreiner, ich glaube das heißt Stellmacher, schraubt seit Jahrzehnten an altem Eisen, am liebsten Büssing, hat noch all die alten Werkzeuge und ist ein totaler Pedant. Er hat sich alle Zwischenschritte meiner Arbeit angeschaut und für gut befunden. Da hab ich mich gut aufgehoben gefühlt. Unter anderem hat er auch die Büchsen genau untersucht, um einen Büchsensetzer auszuschließen. Auch zu der Rauhigkeit der Köpfe hat er nichts beanstandet. Die Sache mit dem 1/8 zurückdrehen vor dem Nachziehen war für ihn wahrscheinlich auch so selbstverständlich, dass er es nicht erwähnt hat. Da kann ich aber noch Mal nachfragen.
Liebe Grüße
Willi
Der wieder nur noch mit dem Steyr tanzt
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Willi Jung
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#88 Beitrag von Willi Jung » 2021-12-03 19:04:20

Heute um 10 Uhr wurde ich von meinem persönlichen Organisator Bircan hier vor Ort abgeholt und wir fuhren beladen mit den drei Köpfen und der alten Kopfdichtung in das 30km entfernte Aydin zum Motoreninstandsetzer.
Der sah sich die Köpfe kurz an und ab damit auf die Schleifmaschine.
meinkopf.jpg
Mit der Kopfdichtung schickte er uns drei Häuser weiter zu einem "Dichtungsmacher".
Das war ein Laden mit ca. 20qm, rundum Regale mit Schrauben und anderem Kleinzeug und eben Dichtungsmaterial und ein kleiner Arbeitstisch. Nach eingehender Begutachtung der alten Kopfdichtung kommt er auch zu dem Schluss, dass die Hauptöffnungen zu eng waren.
dichtungsmacher.jpg
Ich bin so gespannt, wie die Kopfdichtung wird.
Dann ging's zurück zum Motorinstandsetzer und ich durfte lernen, woher der Spruch kommt "Abwarten und Tee trinken".
instandsetzer1.jpg
instandsetzer2.jpg
instandsetzer3.jpg
instandsetzer4.jpg
instandsetzer5.jpg
instandsetzer6.jpg
instandsetzer7.jpg
instandsetzer8.jpg
instandsetzer9.jpg
instandsetzer10.jpg
Etwas mit dem Chef plauschen, in dessen Büro noch nicht einmal ein Computer steht und ca. 1¹/² Stunden später können wir die fertigen gereinigten Köpfe wieder einladen.
Der Preis ist 35€ fürs planen und 65€ für die Dichtung.
Und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
meinkopffertig.jpg
oberfläche.jpg
Morgen geht's dann an die Reinigung vom Block.
Liebe Grüße
Willi
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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#89 Beitrag von hugepanic » 2021-12-03 19:37:08

Da muss man gar nicht erst selbst in Notlage geraten, das machst du super für uns alle mit.....!
Tolle Bilder...ich hoffe das geht so zügig weiter und du kannst bald weiterfahren...

:unwuerdig:

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Re: Steyr 680, Havarie in der Türkei, Kopfdichtung raus gedrückt.

#90 Beitrag von langnase » 2021-12-03 19:46:35

Da sah meine 47-Jahre alte Zylinderkopfdichtung wirklich noch besser aus
20180312_181548.jpg
Wie sieht denn Deine neue Zylinderkopfdichtung aus Willy?

Gruß

Stefan

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