Lagebericht Ecuador

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Enzo
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Re: Lagebericht Ecuador

#301 Beitrag von Enzo » 2023-10-31 19:44:57

Moin

wie immer einige kleine Neuigkeiten. Am 1. Januar beginnt die Präsidentschaft des jüngsten Präsidenten Ecuadors. Der 35 jährige Noboa, ein Unternehmer, gewann die Stichwahl recht deutlich. Er stammt aus einer der reichsten Familien dieses Landes. Bis auf ein paar Schlagworte zum Thema innere Sicherheit und Wirtschaft konnte ich bisher wenig konkretes hören.
Unternehmen sollen steuerlich erleichtert werden, wenn sie neue Arbeitsplätze schaffen. Polizei und Militär sollen mit ausländischer Hilfe ( Spanien und die USA haben schon zugesagt) technisch besser im Kampf gegen die organisierte Kriminalität ausgestattet werden.
Um die schwächelnde Bauwirtschaft anzukurbeln ist eine Mehrwertsteuer Absenkung auf Baustoffe im Gespräch. Ausserdem günstige Baukredite von 5%. Geldgeber ist sie staatliche Entwicklungsbank. Damit soll der soziale Wohnungsbau angekurbelt werden. Sozialer Wohnungsbau bedeutet hier immer die Schaffung von Eigentum. Die Gemeinden stellen kostenlos Bauland zur Verfügung. Die Mitarbeiter des Bauhofes sorgen mit ihren Gerätschaften für die Erschließung. Die Architekten des Bauamtes kümmern sich um Planung, Ausschreibung, Bauleitung bis zur Übergabe.Dann werden natürlich keine 50 individuellen Einfamilienhäuser gebaut sondern 200 Reihenhäuser auf gleicher Fläche. Ein Haus wie das andere, mit serieller Vorfertigung. Damit lassen sich die Kosten senken und in Verbindung mit günstigen Darlehn können sich auch Familien mit einem eher durchschnittlichen Einkommens ein Haus kaufen.
Der Monat Oktober ist ganz wichtig für die hiesige Kultur und besonders für mich. Die letzte Gnadenfrist einer frischen TÜV Plakette läuft ab. Danach gibt's nur noch die Beschlagnahmung des Fahrzeuges, falls es auf öffentlichen Straßen aufgegriffen wird. Diesmal gab's den TÜV per Post von einer Prüfstelle in einem mir völlig unbekannten Landkreis :angel: Egal, wieder ein Jahr Ruhe.
Im Oktober wird der Mais ausgesät und diese Nutzpflanze steht ganz oben in der hiesigen Kultur.
Ausserdem ist dies der Monat der Geister und verstorbenen Seelen. Eine Zeit um an die Verstorbenen zu denken. Dies erfolgt auch durch ein Spiel. El trompo, der Kreisel. Zwei Mannschaften ziehen durch die öffentlichen Straßen und Parks. Ein Stein dient als Abschlagspunkt. Darauf ein hölzernes, radförmiges Teil. Ein Spieler wickelt den Holzkreisel, mit Metallspitze, auf einer Schnur auf und bringt den Kreisel in Schwung. Ein anderer Spieler nimmt den drehenden Kreisel auf die Handfläche und schleudert damit das Holzteil vom Stein. Wo dieses liegen bleibt ist der neue Abschlagspunkt. Da ziehen dann ganze Familien und Nachbarn durch die Straßen. Von groß bis klein, jung und alt. Selbst die Oma mit Gehwagen oder Rollstuhl ist dabei. Kleinkinder müssen laufen, da die Buggys mit Getränken und Verpflegung belegt sind :D
Das ganze endet am 2. November, dem Tag der Toten. Dann entern die Familien mit Speisen und Getränken den Friedhof und lassen sich an oder auf den Gräbern häuslich nieder und verspeisen das für die verstorbenen gedachte Essen. Es herrscht eine lebendige, fröhliche Stimmung. Für mich, eine andere Friedhofsatmosphäre gewohnt, anfangs sehr befremdlich.
Dann sind wir Besitzer eines neuen Grundstücks und stehen ordnungsgemäß im Grundbuch. Die Büroktratie zog sich ein wenig, aber am Ende alles gut. Die Stadt tat natürlich kein Handschlag bevor ich meine Schulden bezahlt hatte. Die Grundsteuer und Anliegergebüren für 2023 waren noch offen. So kriegen sie dich dann :D
Die finale Bauplanung steht, ich hoffe der Bauantrag geht diese Woche noch raus. Dann sollte die Genehmigung in zwei Wochen durch sein.
Letzte Woche habe ich eine Grundstücks Inspektion durch das Bauamt durchführen lassen. Mein geplantes Bauvorhaben paßt nur auf das Grundstück, wenn ich den erforderlichen Grenzabstand unterschreite.
Da auf einer Seite des Grundstücks keine weitere Bebauung möglich ist, gab's keine Einwände und für unser Grundstück wurden neue Grenzabstände festgelegt. Vorschriften gibt's hier auch genug aber im Einzelfall wird der gesunde Menschenverstand benutzt und die Vorschriften geändert. Hat eine Weile gedauert zu verstehen, dass nichts in Stein gemeißelt ist.
Und nun ganz aktuell. Seit letzter Woche gibt es seit vielen Jahren wieder Stromabschaltungen im ganzen Land. Von 8.00-12.00 oder 12.00-16.00. Folgen von El Niño. Die Dürre sorgt für stark sinkende Pegel der Stauseen und die Nachbarn können nicht genug Strom liefern. Da die seit langen kaum benutzten fossilen Kraftwerke (Gas, Diesel, Öl) schlecht gewartet sind, laufen diese nur mit 30-40% ihrer Kapazität.
Die vorhandenen Wind und Solarparks, sowas gibt's auch, sind nicht besonders hilfreich. Der höchste Energiebedarf besteht in den Abendstunden. Da schläft der Wind ein und die Sonne ist verschwunden.
Ausserdem ist der Energiebedarf des Landes viel stärker angestiegen als vor Jahren kalkuliert, so dass Ecuador sich vom Strom Exporteur zum Importeur entwickelt hat.
Die ehemalige Planung geht bis 2027. Bis dahin werden noch zwei Wasserkraftwerke und einige größere Wind/Solar/Biomasse Parks fertiggestellt.
Wird nicht reichen sagt der zuständige Stromminister. Wind und Sonne liefern kein Strom wenn er am dringensten benötigt wird und bei evtl häufiger auftretener Dürre fällt die Wasserkraft aus.
Also muß die fossile Infrastruktur durch Modernisierung und Neubau in Schuß gebracht werden, damit sie im Notfall einsatzbereit ist. Kostet natürlich viel Geld und schlägt sich negativ auf die günstigen Preise der erneuerbaren Energien nieder.
Ich nahm die angekündigten Stromabschaltungen zum Anlass um die platten Kofferbatterien durch Neue zu ersetzen. Wechselrichter an und der Router läuft, Internet steht. Unsere Glasfaser Firma hält das Internet mit Notstromern am laufen. Somit keine Beeinträchtigungen. Meinen Maschineneinsatz kann ich flexibel dem Strom anpassen :D
Ausserdem ist die Trockenzeit bei uns vorbei. Morgens noch bewölkt und ungemütlich, dann Sonne und am Nachmittag regnet es. Da muß ich eh meinen Rhythmus dem Wetter anpassen. Wenn die erste Gewitterwolke am Horizont erscheint, wird die Arbeit vorsorglich eingestellt.
Man muß sich den Gepflogenheiten der hiesigen Bauhandwerker anpassen. Dieser notwendige Schritt zur Integration kommt mir sehr gelegen, lange genug bei schlechtem Wetter draußen gearbeitet :D
Also alles gut hier.....läuft. Noch paar Bilder zum Abschluss

Gruß Jens
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Weizen geerntet auf angenehmen 3000m
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Jeden Morgen werden die Gehwege gefeudelt
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Bewässerungssystem
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Verkehrsberuhigung
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Wöchentlicher "Gringomarkt"
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Der Brennofen ist in Betrieb. Holzfeuer mit Eukalyptus, Lehmziegel mit dem hiesigen Boden.
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Herstellung der Backsteine im traditionellen Verfahren
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Busbahnhof
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Wenn der kleine Hunger kommt
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Nachher. Waldpflege, bei Wind und Trockenheit ein Bodenfeuer entfachen
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Re: Lagebericht Ecuador

#302 Beitrag von Wombi » 2023-10-31 20:05:57

Und die Iguazu Fälle saufen ab.
Alles geschlossen .....
Um Florianopolis rum ist seit Wochen Land unter.

Gruß, Wombi
Es ist an der Zeit, die Reste der Welt zu entdecken........

15.4.2013, ab da werden wir uns für seeeehr lange Zeit nicht mehr sehen :-))))

Der Urlaub ohne Stress hat begonnen :-))) www.wombi-on-tour.de

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Re: Lagebericht Ecuador

#303 Beitrag von garem » 2023-10-31 21:06:19

Enzo hat geschrieben:
2023-10-31 19:44:57



Der Monat Oktober ist ganz wichtig für die hiesige Kultur und besonders für mich. Die letzte Gnadenfrist einer frischen TÜV Plakette läuft ab. Danach gibt's nur noch die Beschlagnahmung des Fahrzeuges, falls es auf öffentlichen Straßen aufgegriffen wird. Diesmal gab's den TÜV per Post von einer Prüfstelle in einem mir völlig unbekannten Landkreis :angel: Egal, wieder ein Jahr Ruhe.



Gruß Jens
Hallo Jens,
könntest du bitte den Sachverhalt etwas näher erklären? Gilt das auch für Touristen mit deutschem TÜV? Bin bei diesem Thema völlig unbedarft.

Gruß Jens
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Re: Lagebericht Ecuador

#304 Beitrag von Enzo » 2023-10-31 21:24:47

Nein, natürlich nicht. Betrifft nur Fahrzeuge mit ecuadorianischer Zulassung. Bei Fahrzeugen von Touristen interessiert sich niemand für ne gültige TÜV Plakette

Gruß Jens

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Re: Lagebericht Ecuador

#305 Beitrag von garem » 2023-10-31 21:41:17

Enzo hat geschrieben:
2023-10-31 21:24:47
Nein, natürlich nicht. Betrifft nur Fahrzeuge mit ecuadorianischer Zulassung. Bei Fahrzeugen von Touristen interessiert sich niemand für ne gültige TÜV Plakette

Gruß Jens
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Aus Interesse, auf was wird bei der Vergabe der TÜV Plakette in Ecuador Wert gelegt? Und wie heißt die bei euch?

Gruß Jens
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Re: Lagebericht Ecuador

#306 Beitrag von Enzo » 2023-10-31 22:24:24

Es heißt "Inspección técnica" technische Überprüfung
Noch vor 5 Jahren sah die hiesige Prüfung wie folgt aus.
Paar Pavillons auf einem Parkplatz. Drunter fahren, Licht an, Blinker, Bremslicht, Rückfahrscheinwerfer an....fertig.
Noch einen Blick auf die Reifen und Scheibenwischer und TÜV bestanden. Da hatte ich mit dem alten Lada keine Probleme :D
Aber dann wurde eine spanische TÜV Organisation beauftragt, in den zivilisierten Gegenden ( Andenregion)
neue Prüfstellen einzurichten.
Sieht aus wie beim TÜV Nord. Scheinwerfer Prüfung, Bremsen Prüfstand, Rüttelplatte und ne taghell erleuchtete Grube. Korrosion, Lenkung, ausgeleierte Stabis/ Querlenker....volles Programm
Besitzer alter und etwas abgerittener Fahrzeuge holen sich den TÜV dann lieber bei den alten Prüfstellen an der Küste oder Amazonas Tiefland. Gegen eine kleine Gebühr braucht man auch nicht hinfahren. Macht das Ganze etwas entspannter.

Jens

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Re: Lagebericht Ecuador

#307 Beitrag von garem » 2023-10-31 22:36:10

Interessant. Es besteht demzufolge eine freie Wahl der Prüfstelle?

Gruß Jens
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Re: Lagebericht Ecuador

#308 Beitrag von Enzo » 2023-10-31 23:51:50

Ja, freie Wahl
Läßt sich ja auch kaum überprüfen. Das Kennzeichen wird bei Halter oder Wohnsitzwechsel nie getauscht. Einmal Kennzeichen immer Kennzeichen.
Und eine Meldebehörde gibt's nicht. Von daher steht auch keine Anschrift im Ausweis. Im "Fahrzeugschein" steht ein Wohnort, der überhaupt nicht mehr gültig ist. Hauptsache da steht irgendein Ort drin, der sich zumindest in Ecuador befindet :lol:

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Re: Lagebericht Ecuador

#309 Beitrag von Enzo » 2023-11-01 18:31:51

Wombi hat geschrieben:
2023-10-31 20:05:57
Und die Iguazu Fälle saufen ab.
Alles geschlossen .....
Um Florianopolis rum ist seit Wochen Land unter.

Gruß, Wombi
An der Küste und den westlichen Andenabhängen saufen viele Orte, Guayaquil inbegriffen, auch ab. Im östlichen Amazonas Tiefland Dürre. Genau dies war erwartet worden, ist ja nicht das ersten mal El Niño. Bei uns, genau in der Mitte, ganz normales "Winterwetter" mit Sonne und nachmittags Regen. Die Spitze des Cotacachis ist wieder schneebedeckt.
Wollte gelegentlich bei uns im Norden an die Küste. Letzte Nacht mehrere Erdrutsche, paar Tote, die Straße runter nach San Lorenzo ist komplett gesperrt. Halten wir die Füße still.
So lange es im östlichen Tieland nicht ausgiebig regnet geht's mit den landesweiten Stromabschaltungen weiter. Zur Zeit nur 2 Stunden täglich. Aber merkt man kaum. Diejenigen, die unbedingt Strom benötigen, haben ihre Notstromer am Start. Man muß ja nicht unbedingt in dieser Zeit zur Tanke ( manche haben keinen Notstrom) oder Geldautomaten :D
Den meisten Läden ist es egal, haben keine elektronischen Kassen oder arbeiten ohne diese Kasse. Im allgemeinen sind die Leute immer äußerst flexibel. Kennt ihr ja, alles so Lebenskünstler, die sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und immer eine Lösung parat haben. Nicht meckern, einfach machen....

Auch von Kristina liebe Grüsse nach Brasilien

Jens

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Re: Lagebericht Ecuador

#310 Beitrag von peter » 2023-11-06 9:42:10

In der NZZ gibt es aktuell eine Reportage über die Entwicklung in Ecuador.
Deckt sich das mit der Erfahrung vor Ort?

https://www.nzz.ch/international/ecuado ... -11-5&ga=1

Gruß Peter

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Re: Lagebericht Ecuador

#311 Beitrag von Enzo » 2023-11-06 18:31:56

Moin Peter,

ja, deckt sich mit dem, was ich höre. Allerdings keine persönlichen Erfahrungen, da ich Städte wie Duran, Guayaquil oder Esmeraldas meide. Und seit drei Jahren war ich auch nicht mehr in San Lorenzo, ganz im Norden, fast direkt an der kolumbianischen Grenze. Ist nur 4 Std entfernt und die, für uns am schnellsten erreichbare Küstenstadt. Auf dem Weg zu unserem "Hausstrand" lassen wir San Lorenzo nun rechts liegen. Neben den Bandenkämpfen um die Vertriebswege des Kokains, machen die Vacuneros ( Vacuna/Impfung), so werden die Erpresser bezeichnet, den Geschäftsleuten das Leben schwer. Mittlerweile auch in Ibarra, unser Geschäftszentrum in den nördlichen Anden. Die Täter sind so oft Migranten aus Venezuela oder Kolumbien, da fällt es mir zunehmend schwerer, nicht alle unter Generalverdacht zu stellen.
Vor knapp 2 Jahren gab's den bisher einzigen Versuch in Cotacachi einen Geschäftsinhaber zu erpressen. Der rief natürlich nicht die Polizei, sondern Familie, Freunde und Nachbarn an und kurze Zeit später wurden die drei Venezulaner von der indigenen Gemeinschaft gestellt und aus der Stadt geprügelt, mit der Drohung, beim nächsten Mal geht's nicht so glimpflich aus. Und diese Drohung sollte jeder ernst nehmen. Ansonsten geht's hier bei uns weiterhin ruhig und friedlich zu, da muss niemand Angst haben überfallen zu werden. Auch nicht, wenn man gerade den Geldautomaten benutzt hat. Sozusagen eine kleine Wohlfühloase. Und wenn ich mit dem alten Lada Niva in Ibarra angescheppert komme, gibt's höchstens mitleidige Blicke. Kann nur ne arme Socke sein. :lol:
Aber die Wirtschaft und der Tourismus an der Küste leiden ganz gewaltig. Viele Ecuadorianer verbringen jetzt die langen Wochenenden oder Urlaub lieber in den Anden oder Amazonas Tiefland und meiden die bekannten Badeorte am Pazifik.
Dagegen ist Zustrom von amerikanischen Rentnern und die Immobilien Nachfrage bei uns ungebrochen. Wird sogar noch größer, weil die großen amerikanischen Wohnsiedlungen an der Küste nicht mehr so attraktiv sind. Kommen natürlich nicht, weil sie Ecuador so toll finden. Viele können in den USA die Nebenkosten des Hauses und die Lebensunterhaltungskosten von ihrer Rente nicht mehr bezahlen. Die fehlende Krankenversicherung tut ihr übriges. Da bleibt nur Wohnmobil Park in Florida oder nettes Haus und angenehmes Leben in Cotacachi.

Gruß Jens

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Re: Lagebericht Ecuador

#312 Beitrag von peter » 2023-11-06 19:11:03

Danke für den Einblick

Gruß Peter

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Re: Lagebericht Ecuador

#313 Beitrag von Puffi » 2024-01-10 13:16:10

Die Lage erscheint zunehmend sehr unübersichtlich...
https://www.tagesschau.de/ausland/ameri ... d-100.html

Gruß Puffi
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Re: Lagebericht Ecuador

#314 Beitrag von Enzo » 2024-01-10 20:18:47

Puffi hat geschrieben:
2024-01-10 13:16:10
Die Lage erscheint zunehmend sehr unübersichtlich...
Moin

stimmt......deshalb schreibe ich auch erstmal nichts. Gerade aus Deutschland zurück und wieder im normalen ecuadorianischen Leben angekommen :joke:
Gestern Abend war ich los, mal die Lage peilen. Außerdem waren Chips und Cola alle. Hektische Einkaufsarie bei uns in der Stadt, an der Tanke ne Schlange bis zum Horizont. Die Panamericana war voll. Exodus aus der nördlich gelegen Stadt Ibarra. Dort waren alle Geschäfte geschlossen. Busse fuhren noch.
Der Präsenzunterricht an Schulen ist bis zum 12.1 ausgesetzt. Mal schauen was der heutige Tag so bringt. Noch bin ich sehr entspannt und lasse mich nicht aus der Ruhe bringen :D
Wobei es draußen heute morgen sehr ruhig ist. Nur meine Kreissäge ist zu hören. Komisch.......nachher muss ich eh los, noch Zeugs besorgen. Dann sehe ich ja was abgeht.
Klar ist nur der Grund. Als Reaktion auf den Ausnahmezustand haben die Drogengangs eine Reihe von Anschlägen verübt, so dass der Präsident den Kriegszustand im Inneren erklärt hat. Das Militär soll ausrücken und alle Mitglieder der rund zwei Dutzend Gangs wurden zu militärischen Zielen erklärt, die neutralisiert werden sollen.
Alle Parteien im Parlament stehen hinter der Entscheidung und bieten ihre Unterstützung an. Der neue Präsident hatte ein härteres Vorgehen gegen die Kriminalität angekündigt. Ob es zum Ziel führt bleibt abzuwarten. Ich persönlich begrüße das jetzige Vorgehen. Wird Zeit, dass der Staat ein Zeichen setzt und hier mal kräftig aufgeräumt wird.
Nachdem ich nun zwei Stunden unterwegs war, kann ich Entwarnung geben. Alles geht seinen normalen Gang, die Geschäfte sind auf, die Busse fahren. Kein Grund ne große Welle zu machen.

Gruß Jens

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Re: Lagebericht Ecuador

#315 Beitrag von Enzo » 2024-01-12 16:38:42

Moin

für Reisende evtl nicht ganz uninteressant. Es wurde gerade eine neues Dekret erlassen. Damit nicht noch mehr Kriminelle ins Land kommen, wird bei der Einreise über Land von Kolumbien/Peru ein apostilliertes Führungszeugnis von allen Ausländern verlangt. Die Migration ist angehalten dieses umzusetzen.
Wie die Umsetzung aussieht und ob auch Reisende aus Europa betroffen sind........bleibt abzuwarten. Das Dekret ist eindeutig aber die Interpretation kann ganz unterschiedlich ausfallen. Bin da auf Erfahrungswerte gespannt.


Gruß aus Ecuador

Jens, der auch ein deutsches Führungszeugnis zur Erlangung der dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung benötigte

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Re: Lagebericht Ecuador

#316 Beitrag von sebi77 » 2024-01-23 22:34:11

Ja unser Führungszeugnis haben wir bekommen, und lassen es jetzt noch beglaubigt übersetzen. Für eine Apostille reicht die zeit einfach nicht. Naja wird schon reichen... hoffentlich...
Ein Magirus wird immer dann gebraucht, wenn ein Mercedes im Schlamm feststeckt, und kein Henschel da ist.

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Re: Lagebericht Ecuador

#317 Beitrag von Enzo » 2024-01-23 23:01:25

Geht ja voran bei euch. Muss einfach schon klappen :positiv:
Ansonsten gilt weiterhin, was ihr dir schon per PN geschrieben hatte. Meine Telefonnummer hast du ja.
Es ist zur Zeit sehr ruhig hier. Busse fahren normal, es gibt keine Schlangen an den Tankstellen, keine Versorgungsengpässe. Geschäfte, Restaurants normal geöffnet. Halt bis zur Ausgangssperre um 23.00.
Dies soll aber zeitnah flexibel, je nach Gefährdungslage und Provinz, gehandhabt werden.
Gruss Jens

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Re: Lagebericht Ecuador

#318 Beitrag von Enzo » 2024-01-23 23:58:18

Schon ist sie da, die Ampel der einzelnen Landkreise. Ausgangssperre und Fahrverbote von 24.00-5.00 in gefährdeten Landkreisen. Liegen, mit Ausnahme Quito und Lago Agrio, alle an der Küste.
In einigen Landkreisen, bsw Cuenca gilt die Ausgangssperre von 2.00-5.00. Da sollte man kaum betroffen sein. Im großen Rest des Landes steht die Ampel auf grün. Auch bei uns. Also keine Einschränkungen mehr.
Schulen und Universitäten öffnen ab morgen wieder, bis auf einige Landkreise an der Küste und natürlich Guayaquil. Diese Stadt ist weiter ein Brennpunkt.

Jens

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