Albanien 2016 und so...

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Rolandderaeltere
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Albanien 2016 und so...

#1 Beitrag von Rolandderaeltere » 2018-04-15 0:51:07

Albanien 2016 und so...

Hallo ,

dann wollen wir uns doch endlich mal von unserer diesjährigen Reise melden.

Wir schreiben auch wieder einen sogenannten "Rundbrief", der allgemein an alle gerichtet ist, die unsere Mails nicht rechtzeitig in den Spamordner geschickt haben.
Er wird für jegliche Öffentlichkeit geschrieben und darf auch „geteilt“ werden.
Hier nehme ich den eben auch für unser Forum her:

Wie immer freuen wir uns über Eure persönlichen Emails mit Kommentaren, Tips und auch Berichte von Euch und Eurer Umgebung. Die werden garantiert alle persönlich beantwortet!

Wegen "innerbetrieblicher Umstände" sind wir dieses Jahr doch erst im Juni am Start gewesen.

Unser Ziel nannten wir immer „Albanien“.
Natürlich wollen wir nach Albanien. Allerdings nicht durch solch eine Transportröhre wie eine Autobahn, sondern per „autowandern“ durch alle Länder die vor und neben Albanien liegen. Unsere Reisezeit ist ja schließlich nur durch künftigen Frost zuhause begrenzt, weil wir die Wasserleitungen im Häusele nicht entleert hatten.

Ein Weilchen waren wir doch noch in Deutschland. So sahen wir wieder einiges neues von Wasserburg, Bad Reichenhall und dem Chiemsee. Da sind wir jeweils recht intensiv mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. War jeweils richtig schön.

Ein Stück weiter, in Kärnten, starteten wir morgens von den Turracher Höhen, als die Einspritzpumpe das Zeitliche segnete. Meine Reparaturversuche, dann auch mit Gelben Engel vom ÖAMTC, ergaben nur noch deren Tod. Wir wurden per LKW (23% Gefälle Bergstrecke, mit uns beiden oben im Bus) nach Feldkirchen transportiert, weil ein Schleppen dem gelben Engel bei diesem Gefälle zu riskant war.

Als wir uns dann eine SIM-Karte für Telefon und Internet gekauft hatten, lagen fast alle Möglichkeiten offen. Wir konnten "die Fäden ziehen"...

Mein erster Hilferuf ging ins österreichische VW-Busforum. Über einen tollen Kontakt bekamen wir dadurch Kontakt zu Clemens, einem IG (Interessengemeinschaft) Syncro 16" Mitglied. So sind wir in einem herrlichen Vorgarten seiner Eltern gelandet und bekamen aus Deutschland eine generalüberholte Einspritzpumpe geschickt.

Neben dem ganzen Ärger, den das eigentlich ja bedeutet, freuten wir uns schon gewaltig über vieles, was die heutige Zeit so alles ermöglicht:
Bei all dem lernten wir wieder tolle Menschen kennen. Fast nur!

Wir genossen sämtliche Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten, Sonne und Schatten zu den richtigen Tageszeiten. Was denn mehr?

Vom Sonntag, dem Todestag der alten bis zum Erwachen der neuen Einspritzpumpe verging keine Woche. Eine Woche, in der alles einfach nur klappte.

Mittlerweile durfte die Einspritzpumpe ihre Qualität schon beweisen - ich schreibe die letzten Zeilen doch schon wieder aus Mostar in Bosnien Herzegowina.

Die Hilfen der österreichischen Bullifreunde- und was wir daraus machen konnten, könnt Ihr unter diesem Link nachlesen:

http://www.vwt3.at/index.php?/topic/441 ... ent-380918

Die österreichische SIM-Karte konnte uns dann in Slowenien und Kroatien nicht mehr mit dem Rest der Welt verbinden.

Wir blieben “offline”.

Slowenien war für uns schon einmal Neuland. Neuland mit gewaltigen Überraschungen:

Wir empfanden sehr viele der dortigen Autofahrer als agressiv und gefährlich! Fast so, wie die in Paris.

Nun, die Art Auto zu fahren, muss man wohl in jedem neuen Land erst einmal neu kennen lernen.

Ansonsten hat uns Slowenien äußerst positiv beeindruckt. Sooo wenig Dreck an den Straßenrändern kennen wir noch nicht einmal in Deutschland! Das sogar ohne Flaschenpfand. Die Leute, mit denen wir in Verbindung kamen, waren total nett und zuvorkommend. Alles, aber auch alles was wir sahen, war top in Schuss.

Für die Fahrt durch Kroatien suchten wir uns die kürzeste Distanz nach Bosnien und Herzegowina aus. Auf die landschaftlich wunderschönen Meeresstrände, interessanten Altstadtensembles und Karl May-Seen haben wir während der jetzigen Urlaubs-Hochsaison “keinen Bock”. Um andere Landschaften kennen lernen zu wollen, haben uns zu viele vor regelrechtem “Abzockern” der Polizei gewarnt. Campingplatzbesitzer- und sonstige Übernachtungsanbieter haben hier wohl besonders erfolgreichen Einfluss auf die Gesetzgebung...

Ca. 150 Km Luftlinie sollte die Durchfahrt lang sein. Trotz jüngster Updates des Garmin- Navis mussten wir dann aber doch an der, sicher schon im Jugoslawienkrieg zerstörten Brücke wieder auf einen 2 Stunden Umweg gehen. 2013 in Russland waren unsere OSM- Karten genauer...

Kroatien Hinterland und BIH abseits der großen Hauptstraßen heißt zumeist durch einen grünen Korridor zu fahren, nicht wirklich interessant. An den großen Verbindungsstraßen fährt man wenigstens ab und zu durch Ortschaften... Sieht alles zumeist recht neu und aufstrebend aus, oft sogar sehr wohlhabend... nur dass überall zwischen den neuen in vielen Gegenden verlassene, zerstörte Häuser sind... Aber überall waren die Einheimischen uns gegenüber freundlich aufgeschlossen.

Heute relaxen wir also auf einem Campingplatz in Mostar bei über 38°C im Schatten. Mostar ist berühmt durch seine wunderschöne Rundbogenbrücke, die im Jugoslawienkrieg zerstört, und als Weltkulturerbe relevant, wieder aufgebaut wurde. Wollen es uns morgen wohl anschauen, um dann weiter in Richtung Albanien zu ziehen. Hoffentlich ist es dort in den Bergen etwas kühler, seit Österreich haben wir regelmäßig über 30°... Uff!!!

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Nach Montenegro geht der nächste Grenzübergang.

Wir sind jetzt schon gespannt, wann wir den nächsten Internetzugang haben werden. Scheixx Roaming.

Wenn wir dann aber Eure Antworten lesen können, freuen wir uns schon jetzt
und grüßen recht herzlich,
die Iris mit ihrem älteren Roland


15.07.2016

Jetzt schreiben wir schon schon aus Montenegro. Unbedingt nachtragen muss ich aber zu Bosnien und Herzegowina noch, dass es dort fast eine permanente Augenweide für uns gab:
Wir, die wir doch einen VW- Bullifimmel mit uns herumtragen, erlebten in diesem Golfstaat (der VW Golf sämtlicher Baujahre ist mit Abstand das meistgefahrene Fahrzeug) noch viel mehr VW T3-Busse wie 2014 in England. Das versöhnte uns richtig mit den vielen Visitenkarten an den Windschutzscheiben auf deutschen Parkplätzen...


Einen weniger schönen Nachtrag darf ich dann aber doch nicht vermeiden:
Die heute in den Gegenden, durch die wir gefahren sind, immer noch furchtbar anzusehenden Zeugnisse des "Jugoslawienkrieges".
In dem kurzen Teil Kroatiens, dann aber auch in Bosnien und Herzegowina, fuhren wir ein langes Stück durch Gebiete, in denen die Spuren dieses Krieges nur noch zu deutlich sind.

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In unseren Augen war dieser Krieg ja hauptsächlich ein Krieg der Religionen.
Wo auch immer schon Wohn- und Landwirtschaftsbebauung existierte, lebten die Menschen seit Ewigkeiten in friedlicher Nachbarschaft. Nach dem Tod von Staatspräsident Bros Tito, dem starken Vater Jugoslawiens, machten überall siegestrunkene Vertreter beider Religionen und wohl auch Weltanschauungen klar, dass der Nachbar des (jeweiligen) Teufels sei.
Im Ergebnis stehen in diesen Landstrichen jetzt gut bewirtschaftete Häuser auf Grundstücken der Bewohner mit der einen Religion neben den zerschossenen oder abgebrannten Häusern auf Grundstücken der, geflüchteten oder gar toten, Bewohner mit der anderen Weltanschauung.
Je nach Längen und Breitengrad schmücken sich die Bethäuser dort mit einem Kreuz oder Halbmond auf dem Dach...

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In Montenegro begann alles wieder mit einer Schwitzerei. Bis 39°C im Schatten.
Eine Deutsch/Montenegrinerin am Straßenparkplatz kam wie ein Schutzengel. Sie meinte, dass man zum Schlafen da oben im Durmitor- Nationalpark, fast schon im Norden des Landes, eine Wolldecke brauche. Das wirkte wie ein Befehl.
Eigentlich suchten wir auf dem Wege dahin laufend eine Stelle, an der wir „frei stehen“, aber doch auch Schatten bekommen: Fehlanzeige. So kamen wir dann pünktlich an den beiden Nationalfeiertagen (Unabhängigkeit des Landes) in eine der Hauptausflugsgegenden der Hauptstädter, die aus ihrem aufgeheizten Talkessel endlich mal flüchten konnten.
Voll war hier kein Ausdruck. Deshalb, aber auch wegen möglicher Internetverbindung standen wir hier wieder einmal auf einem Campingplatz. 3 ganze Tage.

Hier ist Wandern angesagt. Die Bergkulisse mit etlichen Seen grenzt schon fast an Postkartenkitsch. Ist jetzt aber positiv unterlegt... Die "Wolldeckenprophezeiung" erfüllte voll unsere Erwartung.
Am 3. Tag, gewitterte es hier immer wieder und das Außenthermometer zeigte gerade 9,8° C. Unsere Standheizung lieferte uns in unserem Wohnklo mit Kochnische wohlige 21° C. Man gönnt sich ja sonst nichts...

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Die internationale Nachbarschaft war total bunt gewürfelt. Vom, auch noch recht lang geratenen (Hochachtung wegen der bewältigten Straßen) Wohnmobil, über Reisemobile (im Moment sind wir drei VW-Busse plus ein LT 28 mit H-Kennzeichen ((Neid))), als Geländekönig ein russischer Cobold (frei nach dem verkünstelten Kyrillisch übersetzt) etlichen PKW und Kombi´s, hin zu Stiefeln und Sandalen der Rucksackreisenden reichten die Transportmittel.

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der Cobold

Die Zelte unterschieden sich eigentlich nur noch durch ihre Größe. „Quick Erect“, „Wurfsystem“, Glasfaser, Carbon und Nylon, wahrscheinlich fast alles aus dem selben Land der Mitte, bringen sie alle mit. Hoffentlich ist das auch alles wasserdicht.

Bei strahlendem Sonnenschein hatte ich am ersten Tag noch in Ruhe die heilige Kuh inspiziert.
Zahnriemen, Dichtheit u.s.w., ich fand alles im grünen Bereich.

Unsere Nachbarn, am meisten wohl aber unsere deutschen, überhäufen uns immer wieder mit Tipps, was wir uns alles unbedingt noch so ansehen müssten.
Das erleben wir schon lange auf unseren Reisen. Obwohl doch eigentlich alle mitbekommen, dass wir schon seit ein paar Jahrzehnten einige Länder (MNE ist das 66.) auf dieselbe Art bereisten, ist man offensichtlich besorgt, dass wir da nichts zum sehen bekommen?
Unser Interesse an Altertümern, Baudenkmälern oder Museen ist mittlerweile allerdings stark dem an Menschen und Landschaft, aber auch ganz einfach "dem Leben unterwegs" gewichen.


Bei der Grenzabfertigung nach Albanien merkten wir wieder einmal so richtig, dass wir uns wohl doch in einer anderen Welt befanden: Ellenbogenbewehrte Fahrer sehr dicker Limousinen drängelten auf der Gegenfahrbahn direkt bis zum Kontrollpunkt. Niemand machte auch nur Anstalten, sie daran zu hindern. Sie wurden auch sofort abgefertigt...

Shkodra war unsere erste Stadt in Albanien. Gleich auch unsere erste Überraschung.
Äußerst großzügig angelegte Straßen mit Parkanlagen, Monumenten, Geschäftshäusern und Einkaufsmöglichkeiten. Der Verkehr verlief dermaßen gesittet, langsam und vorsichtig, dass wir schon dachten, die Polizei müsse hier besonders hart bei allem möglichen durchgreifen. Trugschluss: Die Albaner fahren einfach so. Äußerst angenehm. Bis zur Ausreise sahen wir auch keinen einzigen Unfall.

Nach knapp 2 Wochen (mittlerweile) in Albanien hatten wir uns zu vielem schon ein eigenes Bild gemacht.
Die Entwicklung Albaniens nach dem Kommunistischen Regiem war offensichtlich zu krass, vielfach unnatürlich und schädlich.

http://www.spiegel.de/reise/europa/wand ... 03544.html

Die Entwicklungshilfen, die viele Staaten einbrachten und einbringen, kommen nicht immer so an, wie wir es für richtig halten.
Offensichtlich hat z.B. die deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit ihre Unterstützung für den Bau von Touristenunterkünften in abgelegenen Gegenden dermaßen vorangetrieben und dies derart propagiert, dass der Eindruck, jeder Quadratmeter auf dem ein Tourist nur stehen bleibt könne Geld einbringen, entstehen musste.

Über Albanien habe ich im Vorfeld viele Informationen gesammelt. Hauptsächlich natürlich im Internet. Und dort aus Reisebeschreibungen hauptsächlich jüngerer Reisende, die auch nicht auf ältere Erfahrungen zurückgreifen konnten.

"Wild campen" (wir betreiben lieber "freies stehen") wird in vielen Reiseberichten als "total einfach" beschrieben. Wenn wir aber weiterlesen, oder gar nachfragen können, stellt sich meistens heraus, "dass man da bei diesem Restaurant oder Haus nur "was original albanisches gegessen habe, die Leute total freundlich waren, die Oma beim Abschied fast weinte, und man so richtig das Land kennen gelernt hätte".

Für unsere 1. Nacht in Albanien fanden wir einen Platz, den wir eigentlich als kommunalen Grund einstuften. An einer Weggabelung neben einem Kindergarten und Fußballfeld, am Ortsrand.

Wir hatten gut geschlafen und mit den vorbeiziehenden Hirten und anderen Bewohnern freundliche Winkgrüße ausgetauscht. Kurz vor dem Weiterfahren besuchte uns dann aber der "Josef" der meinte, da wir nun diese Nacht auf seinem Grund genächtigt hätten, sollten wir doch nun die dafür nötigen € 30,00 bezahlen.
Es stellte sich heraus, dass er ca. 100 Meter weiter ein Restaurant besaß, wo wir ja auch hätten stehen können.
Solch eine Art der Wegelagerei war für uns Neuland.
Wegen sämtlicher Unbekannten, die Albanien für uns in diesem Moment noch darstellte, aber auch wegen der äußerst aggressiven Art von Josef bekam er dann doch unseren kleinsten albanischen Geldschein im Wert von € 7,50. Er ließ sich bei all dem auch noch fotografieren und unterschrieb eine, von uns auf Deutsch geschriebene, Quittung.

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Auf den Weg zur Polizei verzichteten wir. Da wir ja kurz vor einer, als haarig bekannten, Piste waren und nicht wussten, ob wir nicht umdrehen müssten und somit wieder an dieser Stelle vorbeikommen würden, ein jeder hier aber auch mit jedem anderen per Handy Botschaften austauschen kann, wagte ich auch nicht, irgend ein Gewaltmittel (wie z.B. gegen wilde Tiere) einzusetzen.

Auch wegen diesem Erlebnis übernachteten wir in der 2. Nacht bei einer Herberge hinter Teth, einem gewissen Zentrum des "neuen Tourismus", mit einer Oma wie oben beschrieben.
Eine 14 Köpfige, von einem albanischen Reiseführer geleitete Wanderreisegruppe gab uns dort gleich eine gründliche Anschauung, wie diese Art des Tourismus hier aussieht.
Uns erschienen alle Beteiligten rundum zufrieden. Sie wurden von dem emsigen Reiseführer in einigen Etappen, per "Buschtaxi", zu landschaftlichen Höhepunkten geleitet und sehr umfassend über alles aufgeklärt, was sie nur wissen wollten.

Die Rechnung, die wir dann beglichen war:
Parken 500 Leke,
2 Abendessen 1400 Leke, ca. 12 €.
Allesamt Zutaten aus eigener Herstellung deren Marktpreise wir als (für uns) extrem niedrig kennen lernten. Wasser inclusive, Bier und Raki natürlich extra, je 100 Leke. Letztere Preise landesüblich.
Mit diesen Zahlen alleine kann man hier eigentlich nichts aussagen. "Low budget" war das aber keinesfalls.

Die 3. Nacht verbrachten wir immer noch auf dieser "Teth- Rundfahrt", zusammen mit einer vierköpfigen polnischen T3-Familie, auf einer schönen Wiese, fast im Nirgendwo. Wir hatten einen informativen "T3-Technikaustausch" und lagen kurz nach 9 Uhr in den Kojen.
Gegen 10 Uhr begann um uns herum ein Geschieße aus Kriegswaffen, wie wir es eigentlich nur aus Kriegsberichten der letzten Jahre im Fernsehen kennen, und bis ca. 3 Uhr am Morgen anhielt.
Diese Schüsse waren örtlich zu weit voneinander entfernt, als dass sie zu Kämpfen gegeneinander eingeordnet werden konnten. Gefühlsmäßig wurden da über 1000 Schüsse abgefeuert. "Unsere" polnische Familie schlief in dieser Nacht nicht aufgeteilt unten und im Aufstelldach, sondern alle unten zusammengedrückt. Zum flüchten gab es für uns nur den Weg zurück, oder den Weg nach vorne. In beiden Richtungen wurde geschossen.
An der ersten Tankstelle hinter dieser Piste (Durchschnittsverbrauch 28 L/100 Km) bekamen wir folgende einfache Erklärung von einem sehr gut englisch sprechenden (noch äußerst selten in diesem Land) Albaner:
Eine, in dieser Gegend offensichtlich übliche Art des Feldanbaus ist nicht immer und überall angesehen. Also bezeugen die Marihuanabauern etwaigen Neidern oder gar Gegnern, "bleibt uns von der Pelle, hier gibt es auch Bohnen in blau"...
Andere Touristen berichteten von einer kurz davor beobachteten großen Aktion mit viel Polizei und Militär, die dabei halfen einige Pic Ups voll mit diesen Erzeugnissen abzuernten.

http://www.dw.com/de/waffenlager-balkan ... a-18895804

Die Fahrerei auf der Piste war eben wie eine Fahrerei auf einer Piste. Eben eine Geröllpiste (1.Hälfte des Videos weiter unten).

Bemerkenswert war hier aber schon der hin und wieder doch vorhandene Gegenverkehr: Neben wenigen, älteren, Geländewagen aus Fernost ist der gute alte Benz D 208 Kleintransporter und seine gleichartigen Brüder der König. Die Fahrer scheinen alle nicht die Eigentümer zu sein (stimmt wahrscheinlich aber nicht), ob ihrer rasanten Fahrweise.
Wie oben schon zu Shkodra beschrieben, begegnete man sich auch auf der Piste immer äußerst rücksichtsvoll.
Immer wich derjenige aus oder fuhr zurück, für den es am leichtesten war. Es gab nie diesen berüchtigten Hahnenkampf, der unserem Geschlecht doch so oft nachgesagt wird.

Oben beschrieb ich albanisches Touristengeschäft in der einen Art. Wie zur Bestätigung, dass "normale"- und Touristenpreise unterschiedlich kalkuliert werden, das Meiste aber doch auch irgendwie ehrlich abläuft:
Nach dieser Piste musste der polnische T3-Fahrer einen seitlichen Durchschlag an einem seiner Reifen reparieren lassen. Viele "Gomist"- Werkstätten warten nach den Pisten auf ihre Kundschaft.
Der eine machte dann eine durchaus gute und gründliche Arbeit (wenn man deutsche Bestimmungen und Üblichkeiten beim Reparieren von seitlichen Reifenbeschädigungen mal außen vor lässt), hatte professionelles Montagegerät, Aufrauhwerkzeug und Markenflickzeug, mit dem er den Flicken von innen sorgfältig flickte.

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Für alles wollte er dann 3 (in Worten drei) Euro haben. Als er mitbekam, dass sein Kunde auch in albanischen Leke zahlen konnte, wollte und bekam er dann einen Betrag der näher an 2, als an 3 € herankam.

Wir "lieferten" wieder einmal einen Lichtmaschinenkeilriemen.
Bei der nächsten Gelegenheit kauften wir in einer kleinen Stadt gleich 2 neue. Markenware! Dafür "mussten" wir dann umgerechnet 8,25 € berappen. Für beide!

Wir waren nach einiger Zeit wieder einmal fällig für einen Campingplatz mit Schatten und Dusche. So war es dann einer der wenigen, auch vom ADAC angezeigten Plätze.
20 € löhnten wir pro Nacht für den Schattenplatz, nicht abschließbaren Duschen und Kommunikation mit etlichen Touristen aus der EU und einem sehr netten Betreiber.

Nach der Diskussion über unsere Kalaschnikowerfahrungen stellte er eine gute Frage, die heute doch sehr zu denken aufgibt: "Hältst Du Albanien für weniger sicher wie Deutschland?" Es kam unser eindeutiges "Nein".
Schließlich hatten wir in Albanien doch Internet (3 GB Simkarte für 800 Leke, ca. € 6,40...) und waren leider auch über die letzten Ereignisse in Deutschland informiert.

Ein viel weitergegebener Tip ist der Ohridsee , Teil der Grenze zu Mazedonien. Wir sahen dort die fast schon kompletten Vorbereitungen für den großen Touristenstrom:
Annähernd das ganze albanische Ufer ist mit einer perfekten Straße versehen. Mit Unterführungen für Fußgänger zwischen Uferstreifen und Wohnbebauung. Seeseitig liegt ein genauso langer Fuß- und Radweg mit steinernen Sitzbänken und Abfalleimern. An den schönsten Stellen liegen Campingplätze.
Noch fehlen dort die Touristen. Kommen bestimmt bald. Wohl eine Sache der Planung.
Vorbildlich sind in dieser Landschaft auf jeden Fall die unverbauten Ufer.

Ganz toll empfanden wir unseren Aufenthalt in Petran.
Am Ende eines Canyons sprudeln hier, in einer malerischen Umgebung, mehrere verschieden warme Quellen hervor. Eine gewisse Menge Schwefel ist da wohl auch im Spiele.

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Die Erschließungstätigkeiten für den großen Tourismus sind noch im Anfangsstadium, was recht vielen Albanern traditionell aber offensichtlich egal ist. Während unserer 3 Tage Aufenthalt sahen wir dort sehr viele Besucher wiederholt Kurlauben.
Die steinigste Stelle der absolut schattenfreien Parkmöglichkeiten hat sich dort als üblicher Treffpunkt der "Overlander" etabliert.

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Von dieser Sorte konnten wir wieder die verschiedensten Spezies kennen lernen. Vom Skoda PKW-Kombi, bis zum riesigen Steyr Puch LKW mit den verrücktesten Schau-Ausstattungsdetails war alles vertreten. Interessant!

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Trotz der künftig wohl gewaltigen Investitionen, die dort getroffen werden, lag der Übernachtungspreis bei 200 Leke. Und das noch mit offiziellem Kassierer und Quittung mit fortlaufender Nummerierung. Geht doch auch noch hier...

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Das Christentum und der Islam sind die beiden Hauptreligionen hier.
Sichtbare Zeichen sind für uns einzig die verschiedenen Bethäuser und Friedhöfe.
Die Menschen auf der Straße, Lebensmittel in den Geschäften, aber vor allem die Kleidung der Frauen zeigten nichts von Ernährungs- oder Bekleidungsvorschriften. Schweinefleischerzeugnisse, Bikinis und ansonsten recht hinsehenswerte (für uns Männer) leichte Kleidung gab es überall.

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Iris meinte dazu: "Wenn der Islam auch bei uns so gelebt werden würde, gäbe es dessen viele Gegner heute bestimmt nicht."

Unsere 2. Woche in Albanien (ist ja eigentlich kein sehr weitläufiges Land) war schon recht weit angegriffen. Wir hatten jetzt permanent ca. 37° C ohne Schatten tagsüber. Selbst das Gastgewerbe bot Schatten nur noch in "Biergärten" oder Restaurationsräumen. Die Parkplätze liegen total in der Sonne (wohl schon im Hinblick auf nur noch mit klimatisierten Autos anrollender Kundschaft?) für uns alles gute Entscheidungshilfen, bald wieder Neuland betreten zu wollen.
Von Tepelene in Richtung Vlore wählten wir nach unserer neuesten Karte eine "Hauptstraße" aus. Wir hatten uns für Griechenland entschieden. Diese besagte Hauptstraße erwies sich dann aber noch einmal als ein landestypischer Trugschluss: Wir bekamen, statt dem erwarteten Asphalt zum Abschluss die böseste und einsamste Piste dieser Reise auf 27 Km (2. Videohälfte). Vielleicht sollte man doch immer nur die Strecken fahren, die die anderen einem einreden wollen?

https://vimeo.com/178647436

Die Qualität der Verkehrswege, aber auch der Bebauung in Ortschaften jeglicher Größenordnung zeigt sämtliche Extreme.
In vielen Landstrichen sahen wir eigentlich nur Trümmer, verlassene Werkshallen und Abfallhaufen. Viele zig-Kilometer hintereinander.

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In anderen dagegen Villen, modernste Fertigungsbetriebe, Bankhäuser "vom feinsten" und Verwaltungsgebäude allerersten Standarts.

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Wir waren dann aber endlich auch am südlichsten Teil Albaniens, und dort am Meer. An diesem Meeresteil, das auf unserer Karte schon etliche Bleistiftmarkierungen aufwies. Markierungen, die allesamt "wunderschöne und einsame Strände, an denen man schon tagelang gestanden ist", bedeuteten.
Das hat bestimmt alles einmal gestimmt. Wir fanden aber keinen einzigen davon mehr. Jeglicher Meter Ufer, an den man heranfahren könnte, ist für den üblichen Strandkommerz vermarktet. Je mehr man in Richtung griechischer Grenze kommt, um so höherwertiger wird die gesamte Vermarktung. Die Hotelburgen können denen in Spanien, Italien und Kroatien absolut schon das Wasser reichen! Dementsprechend war natürlich auch der gesamte Rummel am rotieren. Porsche, Lamborgini und andere solche Unterlegkeile für schräge Camperstellplätze ließen uns fragen, wovon wird das alles in dieser Menge verdient? Sollten das einfach diese Kalaschnikows und das Marihuana bringen? Fast nicht vorstellbar.

In Albanien waren ich mit meinen Vorstellungen wohl einfach zu spät dran,
meint, mittlerweile aus Griechenland grüßend
Rolandderältere


Hallo,

weil es in den letzten Wochen wieder einmal ein wenig stressig wurde und wir meist bei unseren Rückreisen immer schneller, schreibe ich über

GRIECHENLAND
und den Rest dieser Fahrt doch schon wieder von zu hause in Niederbayern.

Die Einreiseformalität in Griechenland war ein äußerlicher Blick des Polizisten auf unsere Reisepässe und ein wortloser Wink, doch weiter zu fahren. So kamen wir dann wieder in die EU!

Auch hierher fuhren wir wieder mit einer Ungewissheit: Viele, BILDende Informationen zuhause zeugten oft von regelrechtem Hass gegen so manches, was da vor einiger Zeit (politisch) aus Deutschland kam.
Wie stehen "die Griechen" jetzt zu uns deutschen Touristen?
Für sämtliche "die Griechen", denen wir während der 4 Wochen Aufenthalt begegneten, wäre es eine Beleidigung, wenn man ihnen anderes als Gastfreundschaft nachsagen würde!
Es liegt bestimmt nicht nur an unserer Reiseart, dass man sich hier einzig willkommen geheißen fühlt.
Jeglicher Zweifel an griechischer Willkommenskultur uns germanischen Touristen gegenüber stellte sich für uns als falsch
heraus.

Gleich hinter der Grenze in Griechenland war dann schon vieles anders für mobil Reisende: Es gab auf einmal Stellplätze mit Schatten. Satt! Wir fuhren bald wieder durch Wälder und Olivenplantagen.

Eine attraktive Einrichtung hat offensichtlich Tradition: Grill- und sonstige Feierplätze laden auch ohne zu feiern ein: “Freies Stehen” ohne jeglichen Stress. Ebenso angenehm empfanden wir wieder die vielen gepflegten Quellen. Leider ist es nicht mehr überall selbstverständlich, Quellwasser dort vorzuhalten, wo es von der Natur her möglich ist.

Klimatisch können wir in kurzer Zeit von der tropischen Küste rauf in die kühleren Berge auf Höhen gelangen, in denen im Winter Ski gefahren wird. Toll. Toll für uns.
Unsere Griechenlandlandkarte wies diese Skigebiete aus, so hatten wir immer ein sicheres “Hochkommen”.

Wohn- oder Reisemobilisten sind im “Innenland” nicht all zu reichlich. Wenn wir gezielt Campingplatz oder Stellplatz in Strand- oder Altertümernähe anfuhren, aber natürlich auch in größeren Städten, kann man mit großer Wahrscheinlichkeit deutsch sprechen, und zwar dort bei einem bekannten Diskounter. Dazu trifft man sich in vielen Ländern beim Lidl.
Woher wir das wohl wissen?

In Kreisen sogenannter „Individualtouristen“, „Overlander“ oder auch „Offroader" wird Griechenland vielleicht oft unterschätzt.
Die Art, sich z.B. "artgerecht mit einem T3 Syncro" fortzubewegen, kann man auch hier betreiben bis es das Fahrwerk, die Kondition, oder die Partnerin vernünftigerweise nicht mehr zulassen.
Fahrtechnisch kann man auch hier auf verschiedene Arten Grenzen überschreiten. Selbst mit unserem Garmin-Navi braucht man darin nur einfach "unbefestigte Straßen" akzeptieren, dann schafft man "einmal quer durch Griechenland" nicht annähernd in einer normalen deutschen Urlaubszeit.

Der Befehl für´s Navi "Unbefestigte Straßen ausgeschlossen" würde für uns bedeuten, eine Menge überhaupt nicht zu sehen. Wir geben diesen Befehl nur im Notfall.
In den kleinen Bergdörfern mussten die Wirte zum mittäglichen Geschäft oft die Stühle von der Straße in Richtung Taverne rücken, weil sie nur mit dem üblichen Verkehr rechneten, dann aber solch ein "dicker VW-Bus" da durch musste.

Diese einfachen Dorf- oder Dorfverbindungsstraßen bieten aber auch für einen (mehr- oder weniger) “Geländewagen” ungeahnte Kriterien.
Dorfstraßen (oft mit griffig betonierter Fahrbahn) sind so manches Mal dermaßen nach Maß für die kleinen dort beheimateten Autos gebaut, dass man auch mit einem Syncro ins Schwitzen kommt.
Steigungen, die sich normalerweise von den geübten Anwohnern wirklich nur mit Schwung und fast leerem Fahrzeug meistern lassen, neben Engstellen, die wir gerade so mit dem kurzen Geländegang und schärfstem kurbeln schafften... Dabei ist die Technik unserer heiligen Kuh (für Nichteingeweihte: “Unsere heilige Kuh” ist seit 25,5 Jahren unser Reisemobil, ein selbst ausgebauter VW Bus Typ 3 mit Allradantrieb) hier Top in Schuss!

Für die Nutzer von “Dickschiffen” gibt es aber schon lange Navis, mit denen man solche Routen vermeidet, indem man Länge, Breite, Höhe und Gesamtgewicht des eigenen Fahrzeugs eingeben kann, und welche diese schönen Engpässe dann eben "außen vor lassen"...

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Hier hatten wir Glück:
Hauptsächlich landwirtschaftlich für den Gemüseanbau genutzte Gebiete sind nahezu überall im Balkan unordentlich, zugemüllt und unübersichtlich für Touristen.
Die Nebenstraßen bieten Hindernisse von hinterlassenen landwirtschaftlichen Nebenprodukten, kaputten und somit verlassenen Plastik- Transportkisten, oft kilometerlange Bewässerungsrohre, oder auch nur deren Reste in Stücken, und natürlich die Erdkrumen der Traktoren und anderen Fahrzeuge.
Solch eine Asphaltstraße fuhren wir hier, menschenleer: Drei Mal überfuhr ich schon langsam einen kleinen Erdwall, der diese überquerte, Spuren anderer Fahrzeuge hinterher. Unter dem 3. verschwand ein Wasserleitungsrohr, zu deren Schutz ich diesen Erdwall verstand. Danach war die Straße sauber.
Nachdem ich darauf dann wieder Gas gab, meinte die Iris: "Halt doch mal!"
Ich hielt genau an der Stelle, die das Foto zeigt und habe noch heute ein verdammt mulmiges Gefühl.

https://vimeo.com/180483248

Irgendein Warnschild war weit und breit nicht vorhanden.
Ich darf gar nicht daran denken, dass man hier ja nachts (mit LED-Fernlicht oder auch ohne) auch fahren darf...


Wir sahen uns aber auch animalischen Gefahren ausgesetzt.
Schon einmal ein Foto, damit Ihr eine Vorstellung bekommt, was für gepanzerte Angreifer einen hier so bedrohen:

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Diesem Horror sahen wir ca. 6 Mal "ins Auge"!


KÜHLWASSERSCHLAUCH
Vielleicht schon 27 Jahre alt war da so ein Kühlwasserschlauch unserer heiligen Kuh eines Tages. Da platzte ihm nicht der Kragen, sondern der Mantel.

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Dass die entsprechende Kontrolllampe dafür alarmierte war wichtig, wichtiger allerdings dann, dass ich nicht anderes gerade wichtiger fand, sondern den Motor sofort am Straßenrand stoppen konnte.

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Für die Reparatur musste ein Stück Alurohr unserer Vorzeltstange den Riss innerhalb des Schlauches überbrücken, von außen dann Schlauchschellen, deren scharfe Ränder durch eine Mullbinde entschärft, das Ganze abdichten...
Damit fahren wir aktuell hier zuhause noch herum.


MAZEDONIEN
Albanische Auswanderer, Flüchtlinge oder sich, wie auch immer nicht mehr in der Heimat befindliche Albaner stellen in den balkanischen Nachbarländern viel dar.

https://de.wikipedia.org/wiki/Albaner

Wir lernten interessante Leute kennen.
Von denen lernten wir wiederum, dass sie in diesen Nachbarländern eigentlich die Motoren sind.
Sherif parkte neben uns vor dem Supermarkt in Bitola, unserem ersten Haltepunkt in Mazedonien. Er hat quasi ein Bein immer in Deutschland und ist total begeistert von vielem deutschen.
Er ließ es nicht zu, dass wir erst einkaufen gingen, ohne uns in die Cafeteria einzuladen und sehr intensiv über das “Albanertum weltweit” zu informieren. Sehr patriotisch. Wohl auch sehr stimmig.
Nach unserem Einkauf wurden wir gleich wieder auf deutsch angesprochen. Dass da außen an unserem Auto eine Tüte hängen sollte, konnten wir eigentlich nicht glauben, fanden dann aber doch die Einkaufstüte mit einem extrem guten Rotwein und der Visitenkarte von Sherif...

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Beobachtet haben wir allerdings selbst, dass dort vor allen möglichen funktionierenden Betrieben, aber auch schönen Villen, die albanische Flagge gehisst war.

Zwei Mal fragten wir an Tankstellen, ob wir auf deren Gelände nächtigen dürften. Neben der abendlichen Frage, ob wir noch Wasser oder anderes bräuchten, beschenkte das eine Mal der Besitzer der Tankstelle mit anschließendem Hotel am nächsten Morgen die Iris noch mit allen möglichen Werbegeschenken und Komplimenten ob unserer Reiseart.
Wenn ich daran denke, dass bei uns zuhause Hotel- und Campingplatzbesitzer auch schon Spaxschrauben mittels Akkuschrauber in die Reifen von in der Nähe parkenden Wohnmobilen geschraubt hatten...

UNFALL
Es begann kräftig zu regnen. Hier auf der Küstenstraße am Ohridsee war es noch recht schmierig, in unserer Linkskurve hatte ein entgegenkommender PKW, wohl nicht ausreichend profiliert, die Bodenhaftung verloren und kam durch seinen Ausrutscher hinter uns im rechten Straßengraben zum Stehen.

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Klar, es war ein absolutes Sakrileg unsere heilige Kuh körperlich anzugreifen. Da sollen aber andere drüber urteilen...
Für uns bedeutete der erste Stress, wie werden wir diesen Fall hier im fernen Ausland abwickeln können?
Gibt es jetzt einen Streit um die Schuldfrage?
Da unsere ADAC- Empfehlungen für solch einen Fall (wir hatten ja erst einmal einen sichtbaren Sachschaden) deutlich sagen, man müsse unbedingt ein Polizeiprotokoll erringen, um an der Grenze nachweisen zu können, dass der Schaden am eigenen Fahrzeug nicht von einer, unserer eigenen, Unfallflucht zeugt.
Wir können hier zwar versuchen, die Polizei anzurufen, sollten wir gerade "Netzverbindung" haben. Dass wir uns dann aber auch wirklich verständlich machen können, ist recht unwahrscheinlich, wegen mangelnder Fremdsprachenkenntnisse auf beiden Seiten.
Kein Wunder, dass die Empfehlungen des ADAC darin enden, den eigenen Vollkaskounfallschutz vor der Reise zu überprüfen.
Hier:
Der "Unfallgegner" sprach recht gut Englisch.
Seine Hauptsorge war, dass wir keine Polizei hinzuziehen mögen: "Die bestrafen mich dann auf jeden Fall".
Ist oft wohl auch bei uns hier nicht anders. Das "Wie" kann aber wohl schon Unterschiede aufweisen...
Er bot mir Geld an.
Nachdem sich mein persönlicher Adrenalinspiegel dann doch abgesenkt hatte, überblickte ich den persönlichen Aufwand, den Schaden zu relativieren. Wir zogen ohne Geld weiter...
Ein paar Stunden hat die Reparatur dann auf dem Campingplatz am Ohridsee doch noch gedauert, einschließlich der Suche nach der Thunfischdose für meine Radkappensicherung.

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OHRIDSEE,
an seinem mazedonischen Ufer (nein, auch jetzt bringe ich aus Prinzip keine Geodaten) sei ein ganz toller Campingplatz mit einer ganz tollen Stimmung und supergünstig...
Seit wir dann in der Nähe waren, fuhren wir jeden Hinweis auf Campingplätze nach und erfuhren wieder interessantes:

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In den meisten Orten, bei denen in unserer Landkarte Symbole auf Campingplätze hinwiesen, fanden wir riesige, meist von Sicherheitspersonal bewachte, Plätze mit Parzellen die überwiegend obigen Eindruck hinterließen. Unattraktiv für uns.
Wir ließen uns erklären, dass dies noch Überbleibsel aus der “Jugoslawienära” seien. Sie waren aber immer noch in Betrieb!
Es gibt aber doch schon bessere:

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Wir fanden hier einen, der uns absolut die erwartete Atmosphäre bot.
Eine einfache Pizza im Restaurant dort für € 10,00 fanden wir zwar schon in der Nähe von N... bei den dortigen lokalen Preisen, dafür war der Stellplatzpreis von ebenfalls € 10,00 akzeptabel...

SKOPJE
Auf obigem Campingplatz machte uns ein “Oftindenbalkanfahrender” Tourist auf Skopje aufmerksam.
Er empfand hauptsächlich Monumentalbauten und -Skulpturen besonders beachtenswert. Vor allem aber die Akzeptanz, die die offensichtlich in Teilen der Bevölkerung genießen:

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KOSOVO
Die Entscheidung, unsere Rückreise von Mazedonien über den Kosovo zu führen, trafen wir erst kurz vor der Grenze.
Hatten wir doch von anderen Touristen nichts wesentliches über das Bereisen dieses Landes in Erfahrung bringen können, jedoch bei der Reisevorbereitung wieder einmal die Informationen des Auswärtigen Amtes zur Sicherheit abgefragt: Eine Ermunterung, dieses Land touristisch zu bereisen, klingt anders:

https://www.auswaertiges-amt.de/sid_55A ... 8bodyText1

Das soll uns so nie wieder passieren!
Wir fuhren innerhalb (zu ) weniger Stunden durch einen Teil dieses Landes, weil wir uns dafür doch einfach zu wenig Zeit übrig gelassen hatten.
In wesentlichen Teilen haben wir uns glücklicherweise für untergeordnete Straßen entschlossen. Wir fuhren nicht unbedingt überall "durch die Hinterhöfe", doch aber wieder meistens durch die Normalität.
Auch bei kürzestem aussteigen, aber immer mit dem eigenen, fremdländischen, Fahrzeug identifiziert, lernt man eine Stimmung, die der eigenen Herkunft gegenüber, kennen: Man freute sich außerordentlich über unsere interessierte Anwesenheit!

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Den buchstäblichen Abschluss brachte dann aber der Grenzbeamte, der aus unseren Reisepässen herauslas, dass wir, als offensichtlich Touristen, ja nur ein paar wenige Stunden in seinem Land reisten. Mit leisem Bedauern sagte er zu uns: "Sie sind ja nur im Transit hier durch gereist- wir haben doch aber so viel interessantes, z.B. die Altstadt in Pristina." Wir waren schon ein wenig beschämt...

VORDERACHSE
Von Kosovo nach Montenegro und dann weiter wieder nach Bosnien und Herzegowina. Dort begann ein gewisses "rappeln" an der Vorderachse unserer heiligen Kuh, wenn wir sie sehr stark abbremsten.
Das verschlimmerte sich deutlich. Eine Kontrolle zeigte, dass die Manschette einer Gelenkwelle gerissen war.
Nach einer provisorischen Reparatur mittels "nachfetten", dann doch austauschen von Gelenk und Manschette, wurde es einfach nicht besser. Das Rappeln wurde extrem.
In Knin, höhenmäßig ca. Mittelkroatien, fanden wir eine sehr gut ausgerüstete Werkstatt mit einem ebenso gut deutsch sprechenden Besitzer.
Mit ihm grenzte ich “das Rappeln” in der Gegend des Vorderachsgetriebes (für “Nichteingeweihte”: unsere heilige Kuh hat Allradantrieb und somit 2 Getriebe. Für jede Achse eines) ein. Ob nun im Getriebe selbst, der Getriebeaufhängung oder der Kardanwelle, das festzustellen, beschloss ich mir für zuhause aufzusparen:
Wir demontierten die vorderen Antriebswellen. Gemeinsam mit unserem abgeschalteten “Zentralantrieb”, ein Zubehör mittels dem wir auch das Hinterradgetriebe von der Kardanwelle trennen konnten, war somit alles was da nur irgendwie “Rappeln” konnte “tot gelegt”.

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Seit dieser Amputation waren wir froh, mit 2 verschiedenen Navis unterwegs zu sein. Konnten wir doch eines weiter als solches benutzen und das andere als digitalen Tachometer. Das tot gelegte Vorderachsgetriebe treibt normalerweise auch die Tachowelle an...

Mit Probefahrt, langen Diskussionen, und dann erfolgtem Reparatur-Zeitaufwand wurden 30 Euro (!) vom Chef der Werkstatt für alles verlangt...
Schaut einmal im Internet, wo Knin liegt.
Der Besitzer erzählte uns viel über die Verteilung der Einkommen in Kroatien: "Es gibt keinen Transfer". Damit beklagte er den Transfer der enormen Einnahmen im Speckgürtel, dem an der kroatischen Küste mit dem extremen Tourismus, wovon offensichtlich zu wenig im Rest des Landes ankommt.

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Seine Vorstellung, der offensichtlichen Chancenlosigkeit in seiner Situation zu entgehen war, seine Werkstatt dort aufzugeben um eine Arbeit in Deutschland aufzunehmen. Trotz gutgehender Werkstatt.
Ich empfand seine Werkstatt als nahezu perfekt ausgerüstet und den Kundenandrang zufriedenstellend, offensichtlich war aber die Zahlmoral unzureichend...

WASSER
Ein anderes Problem stresst uns schon seit Albanien:
Wir haben Wasser im Dieselleitungssystem!
Ein Mal startete der Motor unserer heiligen Kuh nach dem Parken in der total heißen Hauptstraße einer Stadt einfach nicht mehr, ein anderes Mal “ruckelte es” bei größerer Belastung.
Da wir im Vorlauf der Dieselleitung zum Filter ein zusätzliches Sieb im durchsichtigen Glasbehälter montiert haben, sind wir immer einigermaßen rechtzeitig (dieser Filter ist bei jedem Blick in den Kofferraum im Blickfeld) informiert.

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Somit wurde der ca. jeden 4. Tag vom Wasser befreit.
Irgendwann fiel mir dann aber doch noch eine alte Diskussion in unserem Syncroforum mit seiner Lösung ein: Der Entlüftungsschlauch des Tanks endet mit seiner Öffnung nach unten hinter einer Abdeckung neben dem Einfüllstutzen. Schmutz verhinderte nach 27 Jahren dann doch, dass Regenwasser durch zufällige Ritzen abfloss. Somit fand das Wasser nur noch den Weg über diesen Schlauch in den Tank. Abhilfe schaffte ich, indem ich mit dem Körner ein kräftiges Ablassloch in das entsprechende Blech schlug.


BOSNIEN UND HERZOGEWINA

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Lebensmittel einkaufen erzeugt hier keinen Stress, wenn man unseren Umtauschkurs zugrunde legen kann wie wir, die wir ja “den Euro haben”.
Die obigen Preise (meist Kilopreise) können wir halbieren!
Das bedeutet eben die “Konvertible Mark” hier für uns.

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Dieser Radrennfahrer in der fernen Republik Srpska überraschte uns: Er ist Besitzer eines VW T3 Syncro mit Westfalia-Campingeinrichtung.
Er war äußerst gut über die gesamte T3 Szene informiert und richtig Stolz, solch einen Exoten zu besitzen.


SLOWENIEN
Auf der Rückreise durch Slowenien bestätigte sich unser Eindruck der Anreise: Ordentlich, anständig und akkurat (?). Das wohl sauberste Land Mitteleuropas.
Jetzt, zum Herbstbeginn, trauen sich offensichtlich nicht einmal die Bäume ihre Blätter abzuwerfen, bevor der nächste Reinigungsdienst erscheint...


ITALIEN
GASPEDAL
Zirka 397600 Km, das war kurz vor dem jetzigen Kilometerstand unserer heiligen Kuh, hielt die Klemmschraube am Gasseil unter dem Gaspedal.
Hier in Südtirol, natürlich in einer Gegend, wo wir einfach nicht von den schnellen Hauptstraßen auf weniger befahrene, ruhige, ausweichen konnten, löste diese Schraube den Vertrag mit der sprichwörtlichen Volkswagenzuverlässigkeit auf! Statt der ca. 5 Zentimeter verringerte sich der Weg, den ich das Gaspedal herunterdrücken konnte immer mehr in Richtung Null.
Wir erreichten doch noch einen uns bekannten, angenehmen Campingplatz, auf dem wir uns eine "Schraubereimöglichkeit" ohne Probleme vorstellen konnten.
In den "ordentlicheren" Ecken unseres Planeten kann man schließlich nicht mehr so einfach unter sein Auto krauchen. "Dafür ist doch die Werkstatt da...". ADAC, Abschleppdienst u.s.w..
Nach gründlicher Kontrolle der "Gasgebemechanik" reichte ein kräftiges Nachziehen der Befestigungsschraube am Gaspedal- wir fahren wahrscheinlich noch einmal ca. 400000 Km sorglos damit herum.

PLATTER
Technische Probleme begleiteten uns zuverlässig.
Vom Campingplatz in Glurns, der kleinsten Stadt in Südtirol gehen etliche schöne Radwege in viele interessante Richtungen. Als Reiseabschluss hatten wir hier schon lange ausgiebige Fahrradfahrten eingeplant. 3 Km weit kamen wir dann gleich bei der ersten: Pffffft, das war das Hinterrad...

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Jetzt wissen wir, dass wir für den nächsten Pannenfall doch wieder diesen Reparaturschaum bei unserem Discounter nachkaufen werden.
Wir hatten zwar immer einen Reserveschlauch, Flickzeug und Pumpe dabei, wollten doch aber endlich wissen, ob diese Spraygeschichte nur Ballast, oder aber doch brauchbar ist.

CAMPINGPLATZRATSCH
Campingplätze, die sehen wir mittlerweile manchmal auch „in anderem Licht" wie in früheren Jahren.
Ist ja immer eine Momentaufnahme.
Wir standen da aber dieses Mal doch einmal in Mazedonien eine (für uns) sensationell lange Zeit von 4 Tagen hintereinander auf ein und demselben. Hätte auch länger gehen können!
Auf niederbayerisch klingt der Grund so:
Wir "ratschten" (OTN Originalton Niederbayerisch) mit fast allen Campinggästen dort intensiv, fast immer nur als Initiatoren.
Wir nahmen uns schon lange vor, diese ewig beobachteten Gesprächslücken, vor allem mit Eignern völlig anderer Reisegefährte, aber auch anderer Alters- Einkommens- oder Einstellungsgruppen zu füllen.
Endlich, nachdem wir im Jahre 1971 mit dem ganzen "Reisemobilismus" begannen, wurde es jetzt vielleicht höchste Zeit, all zu große “Kommunikationsscheu” zu überwinden. Bleibt doch sonst so viel Interessantes ungefragt und somit auch unbeantwortet.
Als Gesprächs(Ratsch-)partner meine ich hier hauptsächlich Landsfrauen und -männer!
Wir hätten es eigentlich schon lange wissen müssen: Zu fast 100% rannten wir somit offene Türen ein.


HEIMAT
Na ja, als wir dann am 27. September in Murnau über den Michaelimarkt liefen, waren wir irgendwie schon wieder “dahoam” (OTN).

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Wir übernachteten auf dem Stellplatz am Bahnhof. Inklusiver toller “Ratschereien”...
Am nächsten Tag kamen wir aber doch noch zuhause an.
Es half alles nichts.....

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Ca. 11500 interessante Kilometer,
meint aus Niederbayern grüßend
Rolandderältere
mit Reisemobil VW T3 15" Syncro seiner heiligen Kuh,
und 74 seit 1971 mit VW Bulli bereisten Ländern

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