Portugal und so...

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Rolandderaeltere
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Portugal und so...

#1 Beitrag von Rolandderaeltere » 2018-04-07 1:06:37

Hallo,

vielleicht habt Ihr mit Eurem Zuspruch zu meinem "Murmansk und so..."

viewtopic.php?f=18&t=79665&p=751537&hil ... re#p751537

zuviel Mut gemacht?
Auf jeden Fall stelle ich jetzt mal meinen ältesten, in Foren vorgestellten, Reisebericht vor.

Portugal und so...
Vor gut 8 Jahren:


Wir haben was mitzuteilen.
Wir leben unser Rentnerdasein.
Wir lassen teilhaben.

Hier unser Portugal-Überwinterbericht vom Jahr 2010, eine Zusammenfassung unserer wichtigsten Erkenntnisse in einer hauptsächlich westeuropäischen "Rentnerkarawane" und interessanten Reiseländern. Wie sie jetzt immer mehr Winters in den Süden zieht, was sie so erwartet, wie sie sich darstellt und was davon, wo auch immer, übrig bleibt. Jahrelang lauschten wir interessiert den Erzählungen aller Portugal-Überwinter-Veteranen, denen wir habhaft werden konnten. Daraus wurde ein Wunsch. Da ich inzwischen auch den Regelaltersrentner-Status erreicht habe und die Iris kurz davor war, wollten wir uns den endlich auch erfüllen. Unser Karawanengefährt ist gleichzeitig für uns die "heilige Kuh", aber auch das "Wohnklo mit Kochnische", von uns bewusst als "Reisemobil" und nicht als "Wohnmobil" bezeichnet. Es ist ein "Youngtimer", ein VW-Bus Baujahr 1988, seit mittlerweile 20 Jahren von uns selbst liebevoll zum Reisemobil aus- und umgebaut. Da wir schon seit 1971 ständig mit derartigen VW-Bussen unterwegs sind, sind wir auf die Vorteile dieser Fahrzeuggröße eingeschworen und erkennen immer mehr Gründe, warum wir auf die anderen Vorteile, die die größeren Wohnmobile besitzen, verzichten. Wir wollten ja eigentlich schon gegen Ende des Herbstes 2009, spätestens aber Anfang Winter 2010, also vor Beginn der in Bayern erwarteten Kälte in den Süden starten. Unsere Liste der am Fahrzeug unbedingt noch zu erledigenden Veränder- und Verbesserungen war dann aber erst Mitte Januar 2010 einigermaßen abgearbeitet. Unsere geplante Reiseroute ging von Niederbayern über Frankreich und Spanien nach Portugal. Aus dem Internet wussten wir, dass die durchschnittlichen Jahrestemperaturen und Schneefälle gleich hinter der französischen Grenze wesentlich moderater ausfallen, wie hier bei uns in Deutschland. Dieses Jahr zogen wir aber wohl mit aller Gewalt den Winter von Deutschland nur so mit uns. So ergab es sich dann, dass wir unseren daheim gebliebenen Freunden per Rundbrief berichten mussten, dass auch hier ein ziemliches Wetterchaos herrscht. Schnee hatten wir seit dem Schwarzwald immer wieder kräftig. Je weiter wir dann in Richtung Südwesten kamen würde er nicht weniger.

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Biarritz in Südfrankreich

Wir merkten aber, dass die Kommunen und Autofahrer immer weniger darauf eingerichtet sind. Die meisten Nebenstraßen waren überhaupt nicht geräumt, also reine Eisplatten. Auch Langstrecken fahren wir nur im Notfall auf Autobahnen oder Schnellstraßen! Wir betrachten uns mit unserem Reisemobil als nicht auf der Flucht. Hier sahen wir dann aber einen Notfall und wollten die vermeintliche Sicherheit der Autobahn genießen. Da kamen wir vom Schnee, nein nicht in die Traufe, aber in eine Schlange dicht an dicht fahrender, äußerst nervös in jede kleinste Lücke wechselnder Autos und Lastkraftwagen. Erzeugt wurde die von 2 nebeneinander fahrenden Räumfahrzeugen. Bewusst, damit das Tempo den Fahrbahnbedingungen angepasst werde. Wir retteten uns also wieder auf die einsamen Landstraßen.

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Dann änderte es sich aber doch. Mitte Februar am Atlantik in Portugal empfing uns eine Regenwetterlage, die uns lange begleiten sollte. Um ca. 17 Uhr hatten wir dort oft immerhin noch 10° C. Das verhieß dann schließlich, wieder einmal eine Nacht ohne Standheizung zu schlafen. Der Übergang ging so schnell, dass wir noch an einem Tag unseren ersten tragenden Orangenbaum total im Schnee sahen, am anderen dann auch schon unsere erste Biene des Jahres Nektar aus Blüten zutzeln.

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Die Technik unseres Youngtimers erfüllt die in sie gesteckten Erwartungen. Wenn die Sonne ausreichend über unser Solarpaneel bis in die Akkumulatoren eindringt, haben wir genügend Kapazität eingelagert, um mit unseren beiden Laptops Fotos und Videos zu bearbeiten. Die wollen wir schließlich von unterwegs an unsere Freunde schicken, in der Hoffnung auf Berichte aus der Heimat. -------------------------------------------------------------------------------------

Das Einkaufen für unseren täglichen Bedarf war von Frankreich, über Spanien bis nach Portugal immer mehr von Überraschungen begleitet. Überwiegend positive. Leckerbissen, die wir zu hause in Deutschland meist verkneifen, "ziehen wir uns jetzt um so genüsslicher rein".

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Der Preis unseres bevorzugten Kraftstoffes ging seit Deutschland nur immer nach unten. Bis auf € 0,69 pro Liter. Da kommt Freude auf. Funktioniert mit gut vorbereiteten Youngtimern prima!

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Bei unserer bisherigen Anreise gab es altbekannte Beobachtungen, aber auch sehr viel Neues. In Frankreich wunderten wir uns über die noch vielfach vorhandene Weihnachtsdekoration incl. Beleuchtung. Bis weit in den Februar hinein.

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In den meisten Städten sieht man dort überhaupt keinen Verkehr schwerer LKW´s. Sehr entlastend für die Anwohner. Solche Verkehrsführung wünschen wir uns natürlich auch zu hause gegen die vielen Mautumfahrer auf unseren Dorfstraßen. Die Infrastruktur für die Zunft der Wohn- und Reisemobile wurde von Nord nach Süd immer besser. In Frankreich und Spanien kann eigentlich niemand mindestens einmal am Tag die angebotenen Entsorgungsstationen für die Potti´s (die Campingklos, die möglichst jeden Tag entleert werden wollen) übersehen. Wir verstanden vor dieser Anreise zu hause eigentlich nie so richtig, in welcher Art sich Spanien denn die Probleme gemacht haben sollte, die die EU-Verwaltung aus Brüssel da so anprangert. In Spanien unterwegs, bekamen wir vor lauter Staunen fast den Mund nicht mehr zu. Die malerischen Ortschaften, Gehöfte und Gebäude, hinter denen man jederzeit den Esel reitenden Caballero auftauchen sah, gibt es in den von uns gesehenen Gegenden fast gar nicht mehr! Der enorme Bauboom der letzten Jahre, von dem man zu hause hin und wieder mal hörte, hat wohl volle Arbeit geleistet. Vielleicht sogar zu viel? Straßen, öffentliche- aber auch Wohngebäude, LKW, PKW und Fabriken, alles scheint in den letzten wenigen Jahren fast vollständig runderneuert worden zu sein. Getoppt, auf unserer Route, im Baskenland. Für uns stellt sich dieses ähnlich einem Märklin-Musterplattenland dar. Aufgeräumt und fotogen. Wir fragen uns jetzt auch, womit man so eine Bautätigkeit denn bezahlen kann. Dabei waren aber auch enorm viele Immobilien, an denen ein "zu verkaufen"-Schild stand. An die dahinter steckenden Pleiten mit all ihren Nebenerscheinungen wollen wir lieber nicht denken müssen. Auf keinen Fall darf uns zu hause aber nochmals jemand damit kommen, dass diese ewig Siesta machenden Südländer doch erst einmal das Arbeiten lernen sollten... Wohl möglich sogar noch von uns.

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In unserer Zeit hier in Portugal gab es dann auch eine bunte Mischung dieser Art Eindrücke. Hinter der spanischen Stadt Cuidad Rodrigo, gleich nach unserem Grenzübertritt dachten wir, weshalb warnt die EU-Regierung denn wohl Portugal ähnlich wie Spanien, nicht mehr so mit den Geldern zu prassen. Alles schien doch so gegensätzlich, sah ja fast richtig ärmlich aus, unterentwickelt und ungepflegt. Nach diversen weiteren Kilometern merkten wir aber, dass hier offensichtlich alles auf eine ganz andere Art verteilt wird. Extrem großzügig entwickelte Ecken wechselten mit dem genauen Gegenteil. Das nicht nur im Grenzgebiet. Mal sehen, wie das so weitergeht.
Wir sind ja unser erstes Mal in Portugal. Wir erleben die Portugiesen hier als ein Volk, wie wir es kaum mit anderen vergleichen können. Überaus positiv auf jeden Fall schon einmal. Wir haben den Eindruck, dass "Leben und Leben lassen" noch nie ein Diskussionsgrund waren, sondern der Normalfall. Eine Geräuschkulisse überall dort, wo größere Menschenansammlungen normalerweise gleich eine hohe Lautstärke mit sich bringt, fehlt zumeist. Ob man jetzt im Supermarkt einen außergewöhnlich anders gefüllten Einkaufskorb vor sich her schiebt, oder auch nur ganz anders redet, oder aussieht- diese Blicke, mit denen solches bei uns so oft bedacht wird, sucht man vergeblich. Alles wirkt fast schon ein wenig melancholisch. Letzteres wird vielleicht nicht unbedingt ein jeder, der diese Zeilen liest, verstehen. Sei's drum.

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Lissabon- jetzt für uns die Stadt, die wohl die meisten Quadratmeter bebauter Wohn-, Geschäfts- und Industrieflächen aufweist. Pro Quadratkilometer Stadtfläche. In dieser Stadt sahen wir wenig Mischbebauung, Gebiete in denen altes mit neuem mehr oder weniger harmonisch nebeneinander existiert. Grünflächen sind rar. Nicht zu übersehen jedoch die kolossalen Monumente, die allenthalben von den Leistungen der alten und jüngeren Portugiesen künden. Am Rio Tejo, der bei Lissabon in den Ozean fließend gleichzeitig den Hafen für alte und neue Entdecker auf den Meeren bildet, liegt das große Empfangs-/Abschiedsmonument selbstverständlich in Form eines gewaltigen Kreuzes. Davor eine begehbare überdimensionale Weltkarte aus buntem Marmor, die sämtliche portugiesischen Entdeckungen und Eroberungen zeigt. Irnsing ist da genau so vertreten wie z.B. Goa. Ersteres aber nicht als Eroberung markiert!

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Ganz in der Nähe standen wir einige Tage neben einer Marina, neben auch von anderen Touristen noch nicht abgeernteten Orangen an ihrem Stammbaum.

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Die moderneren Straßen und Bauwerke fanden wir recht futuristisch und großzügig. Das Dach des neuen Hauptbahnhofs ist z.B. Palmblättern nachgebildet.

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Der Altstadtteil in Lissabon ist dagegen so malerisch, wie es von Renovierungsmaßnahmen vernachlässigte Altstädte wohl meistens sind. Sehr viele offensichtlich unvermietbare Häuser, Schlaglöcher in den Straßen, die sich gewaschen haben und eine Parkplatzknappheit, die zu den wunderlichsten Lösungen führt. Bei all dem empfanden wir eine enorme Disziplin der Bewohner, sich mit diesen Missständen zu arrangieren. Geparkt wird, wo es auch nur der kleinste Platz zulässt. Offensichtlich achtet aber ein jeder darauf, dass andere (geübte) Fahrer mit ein wenig zirkeln daran vorbei kommen. Die Polizei ist offensichtlich mit dieser Lösung hochzufrieden. Abfälle würde man aus der Ferne betrachtet zuhauf vermuten. Mitnichten! Wie überall in Portugal gibt es ausreichend Müll-Großbehälter und große Trennbehälter für Glas, Papier und Dosen/Plastik. Nicht individuell pro Haushalt, sondern immer für jedermann! Bis auf geringe Ausnahmen sieht das Land auch dementsprechend "aufgeräumt" aus.

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Eigentlich ein Wahrzeichen Lissabons und Motiv zahlloser Ansichtskarten.

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Dieses Gebäude mit 4 verschiedenen Hausnummern, 4 Eingänge, jeweils eine Adresse von der Eingangstür bis unter das Dach.

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Die auch bei uns zu hause offensichtliche Gier nach frischer Luft der verbleibenden Raucher hat die in Portugal auch voll eingenommen!

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Bei Lissabon überqueren 2 riesige Brücken den Tejo, die nur von Süd nach Nord mautpflichtig sind. Die riesige Christusstatue auf dem Südufer vor Augen, freuten wir uns mal wieder wie die Schneekönige, weil wir ja die richtige Fahrtrichtung drauf hatten.

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Weiter zur vermeintlich frühlingshaften Algarve barg eigentlich jeder Kilometer einen Hingucker nach dem anderen.

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Auf diesem Foto, neben einer öffentlichen Wasserstelle ein kleiner Verschlag mit 3 alten Frauen darin, die zufrieden zusahen, wie dieser "Straßenköter" ihre nussähnlichen Gaben von der Kiste fraß. Wir erlebten ja schon zu hause etliche errettete (?) Straßenhunde aus Spanien und Portugal. Vor der Anreise nahmen wir uns fest vor, uns mit keinem dort anzufreunden. Wir sahen leider etliche, die offensichtlich nicht hier geboren wurden. Wir erlebten aber auch eine deutsche Besitzerin, die wirklich noch nach ihrem suchte...

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An einer der Hauptdurchgangsstrassen wurden wir konspirativ, wie auch die anderen Touristen "gescannt". "Wieder solche, die nur auf einen namhaften Schinken aus sind".

Wenn wir aus den alten, gewachsenen Ortskernen in dieser Art herauskamen, freuten wir uns wieder einmal gewaltig über die Vorteile unseres schmalen Reisemobils gegenüber der normalen "Tupperware", die Wohnmobile.

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Wo weniger mehr ist, kommen wir so gut durch auch aller engste Gassen.

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In den Souvenirläden gibt es wohl weltweit solche "individuellen" Trinkbehälter. Interessant sind hier vielleicht die doch recht anders klingenden, christlichen Vornamen?

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So ne flachen Katzen können wohl nur einem Pinsel entstammen.

In Lagos, von den meisten Touristen stolz und richtig portugiesisch "Lagosch"ausgesprochen, suchten wir nach 6 Wochen das erste Mal einen Campingplatz auf. Hier unser Hauptargument:

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Mit in Kauf nahmen wir da aber auch in eine gerade Linie geharkte (deutsch), gerechte (bajuwarisch) Campervorplätze. Zum Glück hat es hier in Portugal niemand wirklich weit zu einer rettenden Oase.

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Als einer, der seine Rente hauptsächlich mit Kommunikationstechniken verdient hat, muss ich hier feststellen, dass es auf diesem Gebiet noch eine Menge zu erfinden gibt: Z.B. Digitalisierte Gerüche! Wir würden an diesen Orten gerne alle an den Düften teilhaben lassen, die wir hier genießen durften. Der Frühling ist mittlerweile voll angekommen und entschädigt uns für die vergangenen Temperaturen und Niederschläge.
Eine gewaltige Blütenvielfalt würde jeden deutschen Imker vor Neid erblassen lassen. Überall stehen jetzt auch die Bienenkästen in der Botanik. Vor wenigen Wochen sahen wir einen Früchte tragenden Orangenbaum im Schnee.

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Hier jetzt ein Orangenbaum, der gleichzeitig Früchte, Blätter und Blüten trägt. Musste einfach fotografiert werden. Wir ließen uns erklären, dass der Orangenbaum so etwas wie eine dreizehnmonatige Fruchtfolge hat und das hier, neben einer fast ganzjährigen Erntezeit also die Regel sei.

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Weil der andere Strauch hier keine uns bekannten Früchte trägt, bleiben diese beiden Fotos eben namenlos. Nicht so aber diese Iris neben der Hand ihrer Namensschwester, meinem angetrauten Weibe. Ein gerade kennen gelernter Münchener Orchideenfan erklärte uns, diese hier heißt

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Mittagsiris, weil sie sich immer erst gegen Mittag voll zeigt. Wer da wohl von wem abgeschaut hat? Uns darf man ja auch nicht gut vor dem Frühstück (andere brunchen um diese Tageszeit) wecken... Da gibt es Leute, die so etwas ausreißen, nur um es in eine Vase zu stopfen.

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Hier trauen die sich nicht so richtig ran. Noch nicht einmal meine Iris

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Die Agaven, mit ihren (jetzt) abgestorbenen, viele Meter hohen Samenstangen sind da wieder anfälliger. Ganz was Neues waren für uns auch die hier sehr viel vertretenen Eukalyptusbäume:

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Nach zuhause erlerntem hätten wir gemeint, die müssten alle todkrank sein weil sich ihre Rinde überall in langen Streifen löst, eine dicke Schicht auf dem Boden bildet und den Stamm regelrecht nackt stehen lässt.

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Dass das aber wohl normal ist, haben wir nun eben dazu gelernt. Auch, dass das Vorhandensein von Eukalyptusbäumen nicht automatisch Koalabären mit sich bringt.
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Faszinierend sind auch immer wieder die vielen Spuren der einst großen Korkindustrie. Ein Plantagenbesitzer machte mit diesem Hinweisschild in der, in Portugal sehr beliebten, Keramik- Unterglasurmalerei aufmerksam:

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Ein ehemals riesiger Exportmarkt wurde mit von diesem Prachtexemplar einer Korkeiche beliefert.

Kork als Naturprodukt ist vielfach anders wie andere:

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Abgestorbene Stämme faulen von innen und lassen die Rinde für wohl viele Jahre als Röhre stehen. Wird diese Rinde vom lebenden Baum geerntet, bildet sie sich dort wer weiß wie oft neu. Früher, vor den mittlerweile siegreichen Plastikkorken und Schraubverschlüssen war die Lagerzeit der Ernte sicher kürzer.

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Fotogen fand ich solch ein Lager aber auch heute noch.

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Die Vegetation im unteren Drittel Portugals ist überwiegend karg. Das Klima an sich, aber auch so manches Schadenfeuer ist wohl der Grund gewaltiger Anstrengungen des wieder Aufforstens.

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Vielfach sieht man künstlich angelegte Terassen, in denen junge Setzlinge einen Halt finden sollen. Wenn dann ein gewisser Bewuchs vorhanden ist, muss der natürlich wieder gegen weitere Schadenfeuer geschützt werden.

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Dafür werden dann allenthalben Brandschutzschneisen durch den Bewuchs gezogen. Ein ewiger Kreislauf? Die "Bombeiros", die Feuerwehr, hat wohl auch wegen dieser immensen Aufforstungsmaßnahmen einen großen Stellenwert in Portugal. Nicht nur, dass man in jedem Teil eines größeren Ortes per Schilder auf den Weg zur Feuerwehrstation geleitet wird, die Stationen selbst machen auch immer einen exzellenten Eindruck. Sei es der Fuhrpark, die Gebäudesubstanz, aber auch der "Feierteil", Grillplatz u.s.w., alles immer vom feinsten.

In Portugal werden aber auch keine Kosten und Mühen gescheut, durch pflanzliche Neuzüchtungen neue Erwerbsmöglichkeiten zu erschließen:

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In einer der schönsten Gegenden am Atlantik, inmitten wunderschöner Ferienbungalows, wachsen jetzt riesengroße, uns namentlich noch unbekannte Bäume. Am merkwürdigsten finde ich dabei, dass die Landschaftsgärtner, die diese von oben nach unten begrünen, Namen auf ihren Fahrzeugen zeigen, die irgendwie nach Telekommunikation klingen???
Nicht alle alten und neuen Arbeitsplätze lassen sich so einfach vor die Linse bekommen, wie diese Art der Baumschule.

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Hier führte uns die Funktion "direkter Weg" unserer Steffi (so nannte Garmin die deutsche Stimme unseres Navis) durch eine äußerst enge Passage! Iris meinte hier das erste Mal, dass wir jetzt doch wohl mit einer Schramme in unserer heiligen Kuhhaut rechnen müssten, lotste mich dann, neben den Fotostopps, doch sicher hindurch.

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Also können wir uns auch in der Zukunft weiterhin bei den Erzählungen der wohnmobilen Tupperware Fraktion still angrinsen, wo die denn überall so hinkommen...

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Entschädigen tun uns dann natürlich die Nahaufnahmen alter Arbeitsplätze, zu denen wir eben auch direkt hinfahren: Sehr exklusiv, aber auf die wirklich grüne Art, mahlt der Müller hier verschiedene Körner für eine zahlungskräftige Kundschaft.

https://vimeo.com/190548864

Ein anderer traditioneller Arbeitsplatz ist hier in Portugal allenthalben noch zu finden:

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Das örtliche Gemeinschaftswaschhaus. In touristenarmen Regionen sind diese Waschhäuser oft noch richtig in Betrieb. Da wäscht die nicht sehr betuchte Schicht (natürlich nur der weibliche Teil) die normale Wäsche noch so richtig von Hand auf den steinernen "Waschbrettern", meist mit stark sprudelndem Quellwasser, oft angenehm temperiert, weil es eine lange Strecke durch Rohre geleitet wird, die an der Erdoberfläche liegen.
In touristenreicheren Regionen konnten wir, für unsere Begriffe, dazu merkwürdiges beobachten: Je größer die Wohnmobile wurden, da geht es preislich ja schnell mal weit über 100 000,00 Euro hinaus, um so intensiver nutzten deren Besatzungen diese Waschhäuser für ihre große Wäsche! "Back to the roots?" fragten wir uns da manches Mal. Die Adressen waschwilliger Waschfrauen, Waschsalons, aber auch von Campingplätzen mit Waschmaschinen kursieren an den verschiedenen Stellplätzen schon immer... Nun gut, die Eigner der größeren Wohnmobile haben ja manchmal auch einen 230 Volt Generator und eine Wäscheschleuder, seltener auch noch eine Waschmaschine dabei. Die Generatoren manchmal zur Freude ihrer Stellplatznachbarn, aber auch, um bei fehlender Trockensonne dem Ganzen das Abenteuerliche ein wenig zu nehmen.
Ehrenwort: Wenn es diese Geräte auch in einer praktikablen "Instantausführung" gäbe, hätten wir sie auch dabei! --------------------------------------------------------------

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Von den Wohnmobilen frequentierte Stellplätze sehen oft so, manchmal schöner, manchmal auch gegenteilig aus:

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Auf diesen Plätzen herrscht oft eine geregelte Hierarchie. Manche Eigner der größeren Mobile wollen gerne von denen kleinerer "von unten nach oben" angeschaut werden. Wer wen zuerst grüßt, ist oft schon entscheidend für Einschätzungen und weitere Kontakte. Andere Lebensformen- neue Subkulturen? Nationalitäten spielen auch oft eine entscheidende Rolle. Meist wurden größere oder kleinere Sünden von Vertretern anderer als der eigenen begangen. Als bisherigen Gipfel empfand ich eine Aufforderung, das zuschlagen unserer Schiebetür doch bitte gegen unseren englischen Nachbarn einzusetzen, der hätte die anderen vorher mit Umrückforderungenen wegen eigener Parkwünsche traktiert. Da spielt Langeweile oft eine recht frustrierende Rolle. Wie im richtigen Leben!

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Bei dieser schon Jahre lang mit dem Wohnmobil reisenden Holländerin kommt wohl so schnell keine Langeweile auf. Sie spielt das von ihrem Mann fest eingebaute, ein wenig elektronische, Klavier in einer Qualität, dass man ihr auch die vielen Übungsstunden glaubt, von denen sie sprach.

Bei allem über "die Wohnmobilisten" geschriebenen soll aber bitte nicht der Eindruck entstanden sein, die wären für uns überwiegend in einer negativen Ecke wieder zu finden. Die netteren, mit denen wir bisher Kontakt hatten, sind schließlich auch Adressaten unserer Rundbriefe. Wir hatten miteinander oft einen Gedankenaustausch der aller feinsten Art und wollen den auch gerne weiterführen. Wenn sie doch oft nur nicht so gehandikapt wären, durch die Ausmaße ihrer Mobile... ---------------------------------------------------

Die Ausmaße der Wohnmobile beschränken mittlerweile die Standplatzwahl auf eine mittlerweile sehr unzureichende Zahl. Wegen der Beliebtheit dieser Art zu reisen, ist ihre Menge dagegen gewaltig gestiegen . So auch die Probleme, die die Gastgeber erfahren müssen. Die Folgen sind auch hier in Portugal auftauchende Beschränkungen und Parkverbote. Logischerweise an den aller schönsten und aller beliebtesten Plätzen.

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Schon per email erfuhren wir von einer Wohnmobilbekanntschaft, dass hinter diesem Schild an einer wunderschönen Strandlandschaft kurz vor der spanischen Grenze, sie und ca. 100 andere Wohnmobileigner, von der Polizei mit jeweils € 60.00 zur Kasse gebeten wurden. Da konnte man wohl von einem lohnenden Stundenlohn sprechen...

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Weniger gute Stundenlöhne machen es hier in Portugal aber offensichtlich schon seit langem möglich, dass die Öffnungszeiten der Supermärkte extrem auf Kundenfreundlichkeit getrimmt sind. Während unserer Portugalwochen war bisher einzig der Ostersonntag nicht verkaufsoffen! Übrigens ist von uns sehr bekannten nicht nur der Netto hier vertreten. Am stärksten hat sich als Platzhirsch zwar der französische Intermarché breit gemacht, mit seinem Erfolg aber ganz stark vom Lidl, weniger dann wieder vom Aldi (Nord), verfolgt. Man braucht sich heutzutage, europaweit reisend, beim Einkaufen kaum noch umstellen. Wie weit das in den ganz östlichen Ländern des ehemaligen Ostblocks ist, wollen wir in der Zukunft wohl auch noch feststellen. Eine Umstellung werden wir dann aber wieder in Deutschland haben: Wir können nicht mehr so nebenbei beim Lidl und Aldi mal auf ein äußerst sauberes und komfortables Klo gehen, wie hier allenthalben.
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Zum Glück gehört eine andere Umstellung mittlerweile aber schon lange der Vergangenheit an, die wir dann wieder bei der leider unvermeidbaren Rückreise genießen: Wir brauchen keinerlei Pesos, dann aber auch keine Franc mehr zurück tauschen, oder als Münzen an der Tankstelle noch schnell vertanken, noch nicht einmal mehr die Ausweise zücken. Wir bleiben in der EU! Da die Iris spätestens im Juni ihre Regelaltersrente (welches Wort) beantragen durfte, gab es noch ein wenig Nachschlag auf dem Weg nach Niederbayern. Im Landesinnern Portugals freuten wir uns über die ewig langen Strecken teils fast unberührter Natur. Auf den Straßen waren wir noch sehr oft alleine! In Spanien freuten wir uns über die immer besser werdenden Straßen, die die Stoßdämpfer unserer heiligen Kuh weniger strapazierten. Wir wunderten uns aber auch wieder einmal über die vielen Neubauten an Straßen und Gebäuden. Unser Navi führte uns wieder recht oft in (als unbebaut ausgewiesenes) Gelände, weil die Straßen einfach so neu und damit noch nicht im Speicher waren. Kurz vor der französischen Grenze stieg unser Adrenalinspiegel dann noch auf Rekordspitze dieser Reise: Nachdem wir, landesüblich mit eingeschalteter Warnblinkanlage, neben einem öffentlichen Müllbehälter hielten und ich unseren Abfallbeutel einwarf, stürmte eine Handvoll oliv gekleideter Kleiderschränke auf mich zu. Ich wurde angebrüllt. Alles kam mir doppelt spanisch vor. Ich wurde zur Fahrertür gezerrt und verstand "Dokumente, Dokumente". Als Iris die Papiere raus reichte, kam ein "ziviler" auf mich zu und fragte, ob ich englisch spräche. Dann wollte er wissen, was ich da in den Müllbehälter geworfen hätte. Nachdem ich von unserem Abfall sprach, pilgerten wir alle gemeinsam zum Müllbehälter und als ich dann unsere Tüte identifiziert hatte, entspannte sich die Situation: Wir seien in einer security area! Wir waren ja schließlich im Baskenland. Es war zwar helllichter Tag, aber vielleicht pflegt die ETA gerade dann während einer Bombenablage mit der Warnblinkanlage auf sich aufmerksam zu machen?...
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In Frankreich hatten wir zuerst ein Ziel: Wir wollten zum Canal du Midi, weil wir uns vorgenommen hatten, die in Portugal zu knapp gewordene Fahrradfahrerei dort aufleben zu lassen. Eine ziemlich böse Bronchitis nebst Ausschlag am ganzen Körper nötigte die Iris dann bei Toulouse zu einem Arztbesuch, der einige starke Hämmer an Medikamenten zur Folge hatte. Mit all ihren Nebenwirkungen. Positive Folge: Iris gesundete recht flott und ward auch ihre Bronchitis los. Negativ: Unsere Kondition, die wegen zu geringer sportlicher Betätigung viel zu kurz kam, konnten wir erst wieder zu hause verbessernd in Angriff nehmen. Machen wir aber jetzt recht ausdauernd. Da der Rentenbeantragungstermin (schöne deutsche Möglichkeit, sich auszudrücken) noch ein wenig in der Ferne lag, gönnten wir uns in Frankreich noch einen kleinen Zuschlag, der dann auch noch nach Paris führte. Da sollten wir, für unsere Begriffe, dann das einzige richtige Abenteuer dieser Reise erleben: Knappe 4 Tage fuhren wir kreuz und quer durch Paris mit unserem Navi zu sämtlichen uns bekannten Sehenswürdigkeiten. Ohne einen einzigen Kratzer in unserer heiligen Kuhhaut! Istanbul vor 35 Jahren, Bangkok, Lagos oder Rom- alles kam uns wie ein ruhiger Klostergarten vor, im Gegensatz zu Paris. So brutal und unfreundlich erlebten wir noch keinen großstädtischen Autoverkehr. Im gewissen Abstand zu Paris, auch nicht im übrigen Frankreich.
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8.Juni 2010. Stallluft!
Stallluft zieht uns gegen Ende einer jeden Reise wie ein Magnet an, je näher wir in deren Dunstkreis kommen. Wird aber auch zur Routine. Nun, neben den üblichen häuslichen und gärtnerischen Arbeiten sind noch einmal, aller gründlichste Konservierungsarbeiten an der heiligen Kuh dran, allerdings auch Gummimetalllager der Vorderachse und vordere Stoßdämpfer fällig. Portugiesische Schlaglöcher forderten eben ihren Tribut! Auch sind für die nächste Reise noch ein paar Änderungen an der Inneneinrichtung fällig- sonst würde ja Langeweile aufkommen...

Bei allen Reisezielen, etliche haben wir ja auch schon wiederholt besucht, freuen wir uns nach einigen Jahren, dass wir sie schon vor langer Zeit besuchen durften.
Mittlerweile sind wir meistens einfach zu viele...
Meint aus Niederbayern grüßend
Rolandderältere
mit Reisemobil VW T3 15" Syncro seiner heiligen Kuh,
und 74 seit 1971 mit VW Bulli bereisten Ländern

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Re: Portugal und so...

#2 Beitrag von Sternwanderer » 2018-04-07 11:18:13

Ein schöner Bericht, vielen Dank dafür!
http://www.die-sternwanderer.de


Beste Grüße, Maik

Nur wer seine Träume lebt,
kann seine Sehnsucht stillen.
(Sergio Bambaren)

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Re: Portugal und so...

#3 Beitrag von TobiasXY » 2018-04-07 11:41:37

Danke :)

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