Pakistan ist gefährlich!

[innowan]

„Seid ihr verrückt, Pakistan ist viel zu gefährlich".

So oder so ähnlich haben die meisten reagiert als wir unsere Reiseroute geplant hatten. Das auswärtige Amt gibt für viele Regionen Reisewarnungen heraus, das motiviert nicht gerade. Sicher ist sicher, dann doch lieber von Dubai nach Mumbai verschiffen, was allerdings mit Gesamtkosten von etwa 5000.- Euro nicht gerade ein Sonderangebot ist. Die meisten Traveller, die wir trafen haben verschifft, kaum jemand ist durch Pakistan gefahren. In Dubai trifft sich die Welt und so haben wir Greg mit seiner Familie getroffen. „Was, ihr wollt verschiffen und das schönste Land unserer Reise weglassen? Wir haben unseren Aufenthalt verlängert, es ist unglaublich schön und die Menschen sind wundervoll“. Wie, ihr habt Pakistan überlebt und auch noch Spaß gehabt? Ok, vielleicht doch eine Idee, sollen wir es wagen? Ja, wir sind neugierig und besorgen uns mit unserem Zweitpass die Visas für Pakistan und Indien in Deutschland. Die Überfahrt in den Iran ist schon fast Routine und so sind wir bald auf dem Weg zur Grenze. Unterwegs treffen wir Robert und Melanie mit ihrem Hund Cosmo, mit ihnen verbringen wir die nächsten Wochen. Wir kommen sehr weit ohne jegliche Eskorte, erst hinter Mirjaveh werden wir bis zur Grenze geleitet. Alles ist recht entspannt, deutlich einfacher als in jedem Hafen. Im pakistanischem Emigration Office warten wir auf unsere Stempel und sind plötzlich mitten im Theater. „Ist in Pakistan Kopftuchpflicht?“ ist unsere Frage. „Natürlich nicht“, ist die Antwort. Die Kopftücher fliegen durch den Raum und alle wartenden LKW Fahrer lachen und applaudieren. Das geht ja schön los!
Jetzt heißt es Eskorte-Fahren und das für die nächsten Tage und etwa 1800 KM. Es wird anstrengend aber alle sind sehr freundlich, mindestens 1000 Selfies zieren jetzt die Handys der Polizisten. Belutschistan versucht uns weich zu kochen aber 48° sind nicht genug, wir schaffen es!!! Wir können es kaum glauben, kurz hinter Multan geht es auf die Autobahn, ein kurzes Winken und schon sind wir alleine unterwegs. Den chaotischen Linksverkehr auf der Landstraße haben wir gut überstanden, unsere Größe muss ja auch mal von Vorteil sein. Verkehrsregeln werden wohl irgendwann eingeführt, alle sind sehr “optimistisch“ unterwegs. Der Norden soll ja sehr schön sein, vielleicht einen kurzen Abstecher in den kühlen Norden? Von Islamabad flüchten wir in die Bergwelt, wo die Temperaturen deutlich angenehmer sind. Welch eine Natur, der Karakorum Highway fordert stellenweise den ganzen Ino aber irgendwann wird die Straße besser und die Laune steigt weiter. Aus geplanten 5 Tagen für die Durchreise wurden 2 wunderschöne Monate, wir haben unglaublich viel erlebt, viele nette, gastfreundliche Menschen kennen gelernt, und waren in einer einzigartigen Landschaft unterwegs. In keinem Land auf unserer Reise waren wir so oft und gerne essen. Robert und Melanie haben ihren ersten 6000er bestiegen. Auch wir sind auf die Berge, allerdings nicht ganz so hoch. Ein Ausflug an die chinesische Grenze bringt uns zum höchstgelegenem Grenzposten der Welt auf über 4700 Meter. Achja, das Thema Sicherheit hätte ich fast vergessen. Wir haben uns nicht einmal unsicher gefühlt, vor allem der Norden gilt als sehr sicher. Wir haben nicht viel von Pakistan gesehen aber können trotzdem nur jedem empfehlen dieses wunderbare Land zu besuchen, es lohnt sich!
Weitere Info's findet Ihr unter http://www.innowan.de

Grüße aus Indien

Perry&Ellen

[joern]

Hallo Perry und Ellen,
Ist der Tunnel am Karakorum Highway jetzt befahrbar?

[MAN-45]

Ich kann Ellens & Perrys Bericht voll nachvollziehen.

Interessant ist ein Vergleich zwischen Iran und Pakistan, und auch die Meinung der Amerikaner darüber (unabhängig davon, dass Geographie für die meisten Leute dort offenbar eine Geheimwissenschaft ist). Pakistan sind die Guten - weil Verbündeten (und Iran die Bösen)

Wann immer wir anfangs in den USA erzählten, dass wir - ganz grob gesagt - über die Türkei, den Iran und Pakistan nach Indien gefahren sind, sagte jeder, ohne Ausnahme "was, durch Iran, bei diesen Terroristen! Habt ihr keine Angst gehabt? Kein Problem mit den Islamisten dort?" Ich hatte anfangs immer versucht zu erklären, dass die Menschen im Iran zu den aufgeschlossensten, freundlichsten und gastfreundschaftlichsten auf der ganzen Reise gehörten und dass das eigentliche Problem ja wohl in Pakistan ist. Dort gibt es tatsächlich immer wieder terroristische Anschläge (auch während des Zeitpunkt unserer eigenen Konvoi-Durchreise), die sich aber nicht gegen Ausländer richten, sondern fast blutrachemäßig - aus religiösen, ethnischen bzw. sprachlichen Gründen die einzelnen Bevölkerungsgruppen "beschäftigen". Die Menschen dort sind zu bedauern, insbesondere weil sie "normalerweise" unter sich und auch Ausländern gegenüber unglaublich freundlich und hilfsbereits sind. Es gibt sie, die kriminell basierten Entführungen mit Lösegeldforderungen - aber da ist Pakistan nicht allein. Als Weltexperten, die die Amis nun mal sind, hat mir keiner das dort abgenommen - und irgendwann verliert man auch die Lust darüber, "aufzuklären"

Nachfolgend ein paar Bilder von Menschen in Pakistan, wie sie so normalerweise nicht erwartet werden, die aber Ellen und Perry mit Sicherheit täglich so mitbekommen haben

Beste Grüße

Wolfgang

[angelatorsten]

Vielen Dank für die Informationen!

Bei unseren Reiseplanungen wechseln wir als Reaktion auf negative Nachrichten inzwischen monatlich die Ziele...!
Ich bin in dieser Hinsicht wohl etwas entspannter als meine Ehefrau, muss nach jahrzehntelanger Ehe aber gewisse Rücksichten nehmen ! (Mache ich doch gerne!)

Weiterhin schöne Reiseerlebnisse wünschen
Angela und Torsten

[schneemann]

Ich war zu einer Zeit in Pakistan, als es noch keine Taliban gab, und die Sowjets waren erst kurz vorher aus Afghanistan abgezogen. Zum Khyber-Pass hoch und zurück nach Peshawar durfte ich nur in Begleitung eines streng nach Kiff riechenden Soldaten. Oben in Landi Kotal wurden mir alle möglichen Waffen angeboten und natürlich Dope in fast jeder Form und jeder Menge. Aber es empfahl sich schon damals, die Finger von alledem zu lassen, denn beim Verlassen dieser gesetzlosen Grenzgebiete wurde man von Polizei und Geheimdienst durchsucht.

Mein Verhältnis zu den Pakistani war zwiespältig. Einerseits begegnete mir große Gastfreundschaft, andererseits gab es auch eine latente Aggression, besonders beim Kontakt mit irgendwelchen Polizisten und Militärs.

In Erinnerung geblieben sind mir großartige Landschaften und versiffte Städte mit unglaublicher Luftverschmutzung.

[innowan]

Hallo Joern,

Am Attabad Lake haben die Chinesen 5 Tunnel gebaut. Den See sieht man zwischen den Tunnel und am Ende sehr schön von oben.


Gruß Perry&Ellen

[Seapilot]

Es ist eben wie oft im Leben. Situationen werden von Menschen unterschiedlich wahrgenommen. Am besten ist es sich selbst, mit der nötigen Vorsicht ein Bild von der Lage zu verschaffen.
Was hat man uns auf diversen Reisen nicht oft gewarnt. Mindanao, Mexico , Kolumbien, alles angeblich nicht sicher. wobei in Buenaventura hab ich dann tatsächlich eine Nacht im Knast verbracht. War aber eigene Blödheit, zu viel Alkohol und die falsche Kneipe mit der falschen Frau.

Also immer ein eigenes Bild machen.

Knut