Und nochmal Sicherheit: Eure Meinung zur Türkei

[MissFuManchu]

Hallo zusammen,

nur noch drei Wochen, dann geht es für uns endlich los in Richtung SOA. Ich kann kaum erwarten!

Nur die Türkei macht uns gerade etwas Sorgen, vor allem Kappadokien und die Osttürkei. Ich habe gelesen, dass ein paar von euch dort unterwegs sind. Wie schätzt ihr die derzeitige Lage dort ein? Ist es sicher für Überland-Reisende?

Wir würden uns so gerne Kappadokien ansehen. Die syrische Grenzregion wollen wir natürlich nicht besuchen. Mittlerweile überlegen wir aber, ob wir nicht die ganze Zeit lieber an der Schwarzmeerküste entlang fahren sollen. Wir haben gelesen, dass auch so gut wie alle Reiseanbieter keine Reisen mehr in den Osten anbieten. Und mit Istanbul sieht es ja ähnlich aus.

Ich würde mich über ein paar aktuelle Erfahrungsberichte und Einschätzungen von den erfahrenen Reisenden unter euch sehr freuen.

Viele Grüße
Die Miss

[franz_appa]

Hallo
Wir sind gerade in Kappadokien.
Der CP-Besitzer hier meint das alles ok sei, die Medien fürchterlich übertreiben und Syrien und die "Probleme" 600 km weiter südöstlich sind.

Wir haben auf dem Weg hierher nix erlebt was gegen eine absolut sichere Reise spricht - aber ist das wirklich
"die Wahrheit"? Nee, eigentlich eher nur unser kleines Erleben für ein paar Tage.
das in einem Land wie der Türkei man mal Armee an der Strasse sieht heißt ja noch nix.
Geht hier morgen eine Bombe hoch, relativiert sich alles...

Wir haben hier Leute getroffen die trotz der Warnungen auch in Istanbul waren (wir habens ausgelassen).
Absolute Entwarnung kann dir wohl kein Mensch geben.

Insofern - gute Reise

natte

PS - edit:
Hier sind ganze Busladungen von Koreaner, Chinesen, Japanern - die interressiert das überhaupt nicht.

[Wüstling]

Wir waren 2008 in Göreme, das ist weit weg von den aktuellen Brennpunkten.
Da hätte ich jetzt kein Bauchweh!

Gruß

Ralf

[laforcetranquille]

Einige Orte im Südosten haben ihre "Autonomie" ausgerufen, was immer das heissen mag. Jedenfalls liefern sich Kurden dort regelrechte Gefechte mit dem türkischen Militär. Das Militär verbucht mittlerweile echte Verluste. Das richtet sich aber eher nicht gegen Ausländer. Seit den 70ern habe ich immer wieder diese Region bereist oder durchfahren und eigentlich selbst zur Hochzeiten des kurdischen Wiederstandes gegen die Zentralregierung in Ankara keine Probleme gehabt.
Was nur wirklich immer sehr unangenehm war und wohl wieder auch ist, sind die teilweise recht ruppigen Kontrollen des Militärs. Die sind s e h r nervös. Das nervt nicht nur, man kann an den allgegenwärtigen Kontrollposten auch sehr leicht selber kolatterale Zielscheibe für Angreifer werden.
In der Region zwischen Dijarbakir , dem Van-See und der Iranischen sowie Irakischen Grenze hätte ich mittlerweile etwas Bedenken.
Leider ist das grade einer der ursprünglichsten Regionen der Türkei.

Gruss Wim

[MissFuManchu]

Vielen Dank für eure Antworten!

Ok das würde aber bedeuten, dass es eigentlich ganz gut gehen müsste, wenn wir uns immer nördlich der E80 aufhalten, oder?

Welche Bedenken hättest du bei der iranischen Grenze? Ist Doğubayazıt halbwegs sicher? Haben schon überlegt, ob wir dann nicht lieber über Armenien einreisen sollen.

[schneemann]

Die Türkei ist nicht erst seit Erdogans "Machtergreifung" ein Polizeistaat. Das mag für den einen oder anderen Türken/Kurden schlimm sein, für uns Touristen ist das eher hilfreich. Wir würden sowieso noch nichtmal in die Nähe von irgendwelchen Brennpunkten im Südosten kommen, denn da würden uns die allgegenwärtigen Straßensperren von Militär und Polizei schon weit im Vorfeld dran hindern.

Als Ausländer meidet man besser alle Menschenansammlungen und hält sich aus allen politischen Diskussionen raus.

Wenn Ihr nun aus lauter Angst nur an der Schwarzmeerküste bleiben wollt, dann verpasst Ihr die wirklich schönsten Teile der Türkei.

[MissFuManchu]

Naja, was heißt Angst. Nach den jüngsten Medienberichten und Vorfällen sind wir in der Tat etwas beunruhigt und wollen dieses Land nicht einfach blauäugig mit der Einstellung "wird schon nichts passieren" bereisen. Darum wollen wir uns einfach nur gut informieren.

Sich auf die Infos des AA zu konzentrieren, ist schwierig. Da dürfte man ja nirgendwo mehr hinfahren. Um so wertvoller sind daher natürlich aktuelle Erfahrungen und Einschätzungen von den Reisenden hier im Forum.

[Geishardt]

Vielen Dank für eure Antworten!

Ok das würde aber bedeuten, dass es eigentlich ganz gut gehen müsste, wenn wir uns immer nördlich der E80 aufhalten, oder?

Welche Bedenken hättest du bei der iranischen Grenze? Ist Doğubayazıt halbwegs sicher? Haben schon überlegt, ob wir dann nicht lieber über Armenien einreisen sollen.

Hallo,

Eine Einreise von Iran in die Türkei - Doğubayazıt- würde ich als sicher bezeichnen, da Doğubayazıt früher von Armenier bewohnt war. Die ethnische Grenze zwischen Kurden und Armenier verläuft in dieser Region mit einzelnen Enklaven.

eine Einreise in die Türkei von Armenien ist nicht möglich. Die Grenze ist absolut dicht. Eine Einreise in die Türkei ist aus dieser Richtung nur von Georgien aus möglich.

Bei Armenien an den Genozid von 1915/1916 denken, dadurch ist das Verhältnis zur Türkei mehr als frostig, da die Türkei den Völkermord nicht anerkennt. Wenn ich dann an die Auseinandersetzung der Armenier mit den Aserbaidschaner denke -Berg Karabach- ist für mich Armenien auch nicht sicherer als die Türkei, wobei ich keine Bedenken hätte als Individualtourist nach Armenien oder die Türkei zu reisen.

Gruß
Bernd

[MiB]

Über Armenien in den Iran zu fahren bedeutet den (Um)weg über Georgien. Für uns war das 2013 das schönste Land auf unserer Reise.

In der Türkei sind wir mal hinter Ankara (auf dem Weg nach Göreme) mitternachts von einer Patrouille mit Maschinengewehren geweckt worden. Die haben dann gesagt, wir sollen vors Restaurant/die Polizeistation fahren zum Schlafen, weil es hier so dunkel ist und sie sicher sein wollen dass uns nix passiert.
Man muss sich halt (wie oben geschrieben) klar sein, dass das die Grundangst/-einstellung eine andere ist, und deswegen auch die Kontrollhäufigkeit oder der initiale Umgangston. Das hat sich in den letzten 2 Jahren sicher nicht zum Besseren gewandelt, v.a. seitdem Herr Erdogan nicht mehr in der absoluten Parlamentsmehrheit war.
Wir wurden aber letztendlich immer gut behandelt.

Wir waren wenige Tage bis Wochen nach den damaligen Gezi-Protesten in Istanbul. Wir hatten uns gedacht, dass wir die Brennpunkte erstmal meiden und hatten schlimmstes erwartet - unser Gastgeber hat uns aber dann munter genau dahin geführt,alles gezeigt und stolz die politische Situation erklärt.

In dem Sinne würde ich (würden wir heute losfahren) definitiv nach Göreme fahren, den Van-See vielleicht meiden. In Trabzon das Iranvisum holen und dann über Georgien und Armenien in den Iran (letzteres, ganz egal was in der Südtürkei los wäre).


Grüße,
Michi

[schneemann]

Dogoubayazit war schon immer ein von Schmugglern, Schleppern und angeblichen Ararat-Führern verseuchtes Drecksnest, aber ich habe mich da -wie überall in der Türkei- wohl und sicher gefühlt ;:-)

Der dortige Grenzübergang in den Iran ist allerdings gefürchtet wegen seiner Bürokratie und seiner Schlepper und Nepper. Weiter südlich gibt es doch einen zweiten Übergang. Der soll angeblich viel entspannter sein. Ich selbst kenne allerdings nur den Übergang bei Dogoubayazit.

[eifler]

Morge

Keine ahnung.
Aber so langsam geht es gar nicht mehr in den Islamischen Landern.
Schade.
Nicht vergessen wer die Bosbersbrücke überqueret.
Dem wierdt der Auspuff abgeschnitten.
Immer genug Diesel im Tank.

eifler

[MissFuManchu]

Danke für eure Hinweise. Das hilft mir schon sehr weiter.

Göreme würden wir natürlich auch gerne sehen. Was das betrifft, werden wir uns einfach vor Ort über die Sicherheitslage informieren. Wenn die Touristen ausbleiben, dann sind die besagten Orte ja vielleicht auch keine attraktiven Anschlagsziele mehr.

Wirklich schade, dass man sich aufgrund der aktuellen Lage so viele Gedanken machen muss. Ich hoffe, das Sicherheitsempfinden unterwegs leidet nicht zu sehr darunter.

[Lassie]

Hallo Miss,

meine Frau und ich waren nun schon mehrfach in Gegenden / Situationen, die nach dem allgemeinen Sicherheitsempfinden bzw nach den damals aktuellen Reiseempfehlungen des AA als 'kritisch' zu sehen waren (zB Kashmir, Indonesien, Bangladesh, China, Tibet, Tunesien, etc.) Wir hatten schon nächtliche Ausgangssperren, strikte Meldepflicht, Strassensperren und Fahrten unter Begleitung von Polizeischutz. In der Tat war die jeweilige Militär- und Polizeipräsenz deutlich sichtbar, wir kamen in viele Kontrollen und mussten teilweise viel Geduld mitbringen. Aber es war IMMER höflich, immer freundlich, immer waren die Sicherheitskräfte bemüht, uns als Gäste trotz oder gerade wegen der Umstände freundlich zu behandeln.

Ganz generell: man kann natürlich immer zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Aber übertriebene Angst hätte ich jetzt nicht. Die allgemeinen Ratschläge gelten natürlich immer: vermeide Demos und große Menschenansammlungen, vermeide politische Brennpunkte, vermeide einsame und gefühlt gefährliche Gegenden. Ein wenig Bauchgefühl und gesunder Menschenverstand, ein Beobachten der Entwicklungen vor Ort sowie Gespräche mit vertrauenswürdigen Einheimischen - und es wird idR kaum etwas passieren.

Ganz generell reisen wir 'low-profile' - zB ganz bewusst nicht in den besten Hotels absteigen und nicht die besten Restaurants besuchen, nicht in Oberklasse-Hotelwagen herumfahren, nicht mit auffälliger Kleidung / Koffer / Ausrüstung herumlaufen.

Hier mal ein seeehr lesenswerter Artikel auf neudeutsch, den ich so voll unterschreiben kann:
http://www.landcruisingadventure.com/trusting-people/

Viele Grüße und viel Spass bei euren Reisen
Jürgen

[Geishardt]

Danke für eure Hinweise. Das hilft mir schon sehr weiter.

Göreme würden wir natürlich auch gerne sehen. Was das betrifft, werden wir uns einfach vor Ort über die Sicherheitslage informieren. Wenn die Touristen ausbleiben, dann sind die besagten Orte ja vielleicht auch keine attraktiven Anschlagsziele mehr.

Wirklich schade, dass man sich aufgrund der aktuellen Lage so viele Gedanken machen muss. Ich hoffe, das Sicherheitsempfinden unterwegs leidet nicht zu sehr darunter.

Hallo,

Kapadopien -Göreme- liegt in der Westtürkei- da halte ich das Risiko Opfer eines terroristischen Anschlags zu werden, für genau so klein wie in London, Paris oder Boston.

Informationen vor Ort, haben einen Wert von Null, da nicht überprüft werden kann, ob der Gesprächspartner sehr ängstlich ist. Soweit Polizei usw etwas dazu sagen, sollte man immer bedenken, die wollen keine Verantwortung übernehmen, und werden wie das AA immer abraten.

Im Endeffekt bis Du auf dein Bauchgefühl angewiesen. Bedenke dabei, das größte Risiko eines Körperschadens ist die Fahrt in dem LKW, egal mit welchem Ziel.

Gruß
Bernd

[MissFuManchu]

Vielen Dank für eure Eindrücke, das ist wirklich hilfreich. Ich freu mich schon sehr auf die Türkei und jetzt kann ich it einem besseren Gefühl dort hin. Wenn man sich ausschließlich auf die Medienberichterstattung und das AA verlässt, ist es immer schwierig, die tatsächliche Lage einzuschätzen.

[eifler]

Morgen
Da überall Alarm ist in den Ländern wo der Islam ist.
Meine meinung:Keine ahnung.

eifler

[Murphy]

Hallo,

wir sind nun schon seit 5 Wochen in der Türkei, alles ganz entspannt. Auch Anatolien. Göreme ist natürlich eine Touristenhochburg, morgens um 5 starten ca 50 Ballons gleichzeitig. Empfehlung Kaya Camping.
Die syrische Grenzregion haben wir dieses Jahr gemieden, ebenso Cesme , Bodrum wo sich tausende Flüchtlinge rumtreiben, die schon alles verloren haben. Die Menschen hier sind sehr nett, aber nur wenige trauen sich ihre persönliche Meinung zur Politik oder Sicherheitslage preiszugeben....

[laforcetranquille]

Soviel zum Thema aktuell.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/g ... 51639.html

es wird nicht dabei bleiben.

[MissFuManchu]

Wir haben definitiv nicht vor, auch nur in die Nähe der syrischen Grenze zu fahren

[laforcetranquille]

http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 51686.html

Damit dürfte die Route über den Van-See nach Essendere und in den Iran erst mal für einige Zeit gegessen sein.

Gruss Wim

[innowan]

Hallo,

wir sind gerade in Göreme und genießen das schöne Wetter ( Sonnenschein, 32° ) und die faszinierende Landschaft. Istanbul war uns einfach zu voll, über eine Stunde Wartezeit vor jeder Sehenswürdigkeit, so sind wir recht zügig weitergefahren.

Momentan stehen wir auf einem Campingplatz, es gibt einiges zu tun, unterwegs haben wir etwa 2 km abseits der Straße an einer schönen Formation von Tufstenkegeln übernachtet. Es war eine sehr ruhige Nacht unter sternenklarem Himmel. Bei Sonnenaufgang kamen etwa 30 Heißluftballons vorbei.

Weiter geht es Richtung Osten, wir entscheiden kurzfristig welchen Grenzübergang wir in den Iran nehmen.

Grüße in die Heimat

Perry & Ellen

[laforcetranquille]

Lasst das lieber die "örtlichen Sicherheitskräfte " entscheiden.
Auch der Nordosten ist nicht mehr ganz knitterfrei zu bereisen.
Meldung von soeben:
http://www.zeit.de/ausland/2015-09/tuer ... igdir-tote

Irgendwie funzt das Link nicht, Zeit online von heute aufrufen.
Gruss Wim

[laforcetranquille]

Und wieder fällt ein Dominostein bei unseren bevorzugten Reisezielen.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2015 ... sperre-hdp

Sowas findet man mittlerweile fast jeden Tag in den Medien.
An anderer Stelle wird berichtet das im Osten angeblich nur noch die Hautptransitroute nach Gürbulak offen ist.

Es ist einfach nur noch zum Heulen. Das wird sich lange nicht ändern. Beim letzten mal herrschte der Ausnahmezustand 15 Jahre bevor er 2002 aufgehoben wurde.
Gruss Wim

[sri-lanka]

Man muss ja auch nicht unbedingt ins Kampfgebiet fahren. Die Türkei ist doch gross genug um sich anderswo schöne Plätze auszusuchen.
Persönlich hätte ich keine gossen Bedenken, jetzt in die Türkrei zu fahren.

Beste Grüsse

Werner

[laforcetranquille]

Hinfahren oder Durchfahren ist eine Sache. Enspannt Reisen und Land und Leute kennen lernen ist eine andere. Der Weg in den Iran, auf welchem die Türkei und vor allem der Südosten immer eine angenehme Zwischenetappe war, wird dadurch auch nicht schöner. Gürbulak habe ich schon in den 70ern wie die Pest gehasst.
Ich wüsste nicht was mir noch Spass daran bereiten sollte permanent von hypernervösem und rabiatem Militär kontrolliert zu werden, in ganze Regionen nicht mehr reinzukommen und überall im Land Gefahr zu laufen in Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen zu geraten.
Und das ist die Tendenz, von interessierter Seite geschürt, überall im Land. Ein alterprobtes Mittel totalitärer Strukturen.
Eine Tendenz zum Positiven kann ich da nirgendwo sehen.

Gruss Wim