Kurz-Reisebericht Marokko August 2007

Reisen, Camping, Fernweh, Navigation, ...

Moderator: Moderatoren

Antworten
Nachricht
Autor
Benutzeravatar
carasophie
abgefahren
Beiträge: 1922
Registriert: 2006-10-03 12:52:09
Wohnort: 75242 Neuhausen
Kontaktdaten:

Kurz-Reisebericht Marokko August 2007

#1 Beitrag von carasophie » 2007-09-03 18:35:55

Wir hatten fünf Wochen Zeit - traumhaft. Leider in der heißesten Zeit - tja. Schulferien halt. Für mich und Heiner war es das zweite Mal Marokko, für Klaus das erste Mal.

Grob gesagt eine Woche Anreise über Frankreich, Spanien, Algeciras - Tanger, ebensolang die Rückreise, beide Male noch einen kleinen Abstecher an den Strand in der Nähe der Camargue als Fahrpause. Die ganzen fünf Wochen waren wir nicht einmal auf einem Campingplatz, haben bis auf zwei Abende immer problemlos einen sicheren und gemütlichen Übernachtungsplatz gefunden. Drei Wochen selber in Marokko, die wir grob aufteilten in Moyen Atlas, Ostmarokko, dann in den Süden (wegen der grossen Hitze etwa in Höhe von Rissani abgebrochen) und durch Plage Blanche ersetzt wurde.

Schon auf der Hinfahrt wird es täglich heißer, Südspanien vorläufiger Höhepunkt, wir können uns eine Steigerung der Hitze kaum noch vorstellen. Heiner und ich schlafen mit nassen Tüchern auf dem Körper ein, Klaus zieht gerade mal sein T-Shirt unterm dicken Hemd aus :D nachts sind es 35°C im Auto. Wir gucken bei der Mittagspause in einem edlen klimatisierten Restaurant mit superleckeren Fischgerichten (und laufendem Fernseher) auf die Wetterkarte und freuen uns auf die dort angekündigten deutlich niedrigeren Temperaturen in Marokko.

Problemlose Abwicklung der Fährgeschichten in Tanger, nachdem wir endlich den Ticketschalter im Hafen gefunden hatten (der ist nämlich bei "CEUTA" - wir wollten doch aber nach Tanger? - die chaotische Beschilderung im Hafen führte dazu, daß wir mehrmals im Kreis durch den ganzen Hafen kreuzten. Egal! So ziemlich als letzte kamen wir auf das sehr voll besetzte Schiff. Hier sowie während der ganzen Reise trafen wir unterwegs sehr viele europäische Marokkaner auf Heimaturlaub, tagelange Anfahrten aus ganz Europa, überbesetzte Fahrzeuge, keine Kindersitze, absolut erschöpfte Fahrer und Insassen - kein Vergnügen!

Wir treffen auf der Autobahn-Hinfahrt mehrmals drei andere Dickschiff-Fahrer im Konvoi, nicht hier aus dem Forum, und sehen sie auch gleich am Strand von Asilah wieder. Dort in der Nähe wollten wir auch das erste Mal übernachten, ich hatte mir aus dem Gandini-Forum einen Biwak-Platz dort erfragt. Nach einem Schwätzchen mit den anderen, die am Strand bleiben wollten, fuhren wir ein paar Kilometer weiter in ein Eukalyptuswäldchen. (Die hatten ein Abenteuer hinter sich: sie waren schon einen Tag dort und haben ein spanisches-marokkansiches Mädchen und seine Mutter aus der massiven Unterströmung gerettet! Alle anderen hatten nur zugesehen, wie die beiden immer weiter herausgetrieben wurden... und haben die dann noch ins Krankenhaus nach Rabat gefahren)

Klasse Platz, mit einer Aufschüttung am Anfang - hihi, kein Problem für uns. Naja, den Abbiegeprozeß hatten Soldaten in einem entgegenkommenden Fahrzeug gesehen - das haben wir bei dem dichten Verkehr erst zu spät gesehen - jedenfalls bekamen wir Besuch von Polizei in Uniform aber Zivilfahrzeug. Essen könnten wir hier, Übernachten sei nicht möglich, zu gefährlich, wir sollten auf den Campingplatz in Asilah (der ist definitiv nicht geeignet für unseren LKW: eng, Tor, kaum Wendemöglichkeit). Wir essen und fahren weiter, die anderen vom Strand kommen auch, dürfen dort auch nicht bleiben. Wir fahren weiter zu einem Cafe gegenüber des Campingplatzes, auch das sagt uns nicht zu. Weiter gehts! An der Aral-Tankstelle in Asilah sehen wir ein altes Schild: Campingplatz. Nichts wie rein, es ist schon gut dunkel, genau richtig. Alle Lichter aus. Wir stehen im Niemandsland, der Campingplatz war einmal. Guter Platz. Besuch von drei wilden Hunden, im Hotel nebenan (orientalisch abgeschirmt) toben Kinder und Frauen reden, die Männer sitzen noch unten am Strand. Alles abgedunkelt und gut ist. Unser Hund hält die wilden Hunde auf Distanz und wir schleichen uns noch im Dunkeln an den Strand.

hmmmm - das Kind hat Hunger, ich schreibe später weiter - ...
Grüssle, Bärbel

Benutzeravatar
carasophie
abgefahren
Beiträge: 1922
Registriert: 2006-10-03 12:52:09
Wohnort: 75242 Neuhausen
Kontaktdaten:

#2 Beitrag von carasophie » 2007-09-03 20:21:12

Es war deutlich kühler als in Spanien. Wir fuhren dann weiter auf eine Gandini-Piste durch den Foret de Cedres südlich von Azrou. Eine wunderschöne, durchaus mit dem LKW machbare Piste, wenig befahren! Die Waypoints waren perfekt. Nach dem zweiten Teil der Piste fanden wir den Einstieg in den dritten nicht. Wir umfuhren den Einstieg auf Asphalt und dachten uns: dann fahren wir sie eben rückwärts. Gandini warnte vor einer "Inschallah-Strasse" zwischen Ait Oufella und Khenifra, von dieser Strasse aus sollte es losgehen. Aber was wir bisher an Piste kennen, wurde weit in den Schatten gestellt von dieser 100km langen angeblichen Asphalt-Strasse. Kilometerweit ging es im absoluten Schneckentempo, die Strasse ins 500m tieferliegende Bachbett gespült, die Abbrüche bis auf 2,30m herangerückt an die Lehmwände der aufsteigenden Seite und: PKW-Gegenverkehr mit dem Mut der Verzweifelung. Die Gegend ist bewohnt... Jedenfalls kamen wir dem Einstiegspunkt auf 200m nahe, aber an einer senkrechten Wand kann keine Piste weggehen... irgendwas hat da nicht gepaßt, wir konnten und wollten aber nicht mehr zurück.

Im Moyen Atlas trafen wir Unmengen von Herden, etwas anstrengend für unseren Hund, rücksichtsvolle bis scheue Hirten, nur einen einzige andere Geländewagenfamilie mit drei kleinen Kindern getroffen. Hach, und wilde Affenherden und absolut beeindruckende Zedern mit BHD 8m - eine wunderschöne Gegend.

Dann fuhren wir weiter Richtung Gourrama, ins Nomadenland, um Thomas zu besuchen. Der hat seit 9 Jahren in Marokko eine Olivenfarm, Ziegenherden und mehrere Nomadenfamilien, die bei ihm arbeiten und die er unterstützt. Ich kannte ihn schon vom letzten Marokko-Besuch. Seine Farm ist sehenswert und die Gegend dort wird niemals von Touristen besucht. Kein Wunder bei den Strassen :D Thomas nahm uns mit in ein Nachbardorf, das von Salzgewinnung im Gebirge lebt, wir besuchten die Salzquelle und später den Souk, auf dem das Salz verkauft wurde.

Es war inzwischen deutlich heißer geworden, nachts sank das Thermometer nicht mehr unter 35°C, Durchfall bei Klaus war dann die Folge, später war ich auch mal fällig, bei mir kam es wahrscheinlich durch das zu heiße Wasser in der Trinkflasche (später dann auch die Flaschen im Fahrerhaus immer mit nassen Tüchern umwickelt).

Thomas führte uns über seine Farm, ein Erlebnis, weil er alle Pflanzen genau kennt. Wir durften seine Bienen, Ziegen, Esel sehen, der Honig ist wundervoll, und wir lernten seine Nomaden kennen, wurden von ihnen eingeladen und standen die ganze Zeit an einem Fluß nicht weit von seiner Farm entfernt, der das erste Mal seit 8 Jahren Wasser hatte. Morgens war es noch schön kühl und Heiner und ich hatten uns einen "Whirlpool" ausgeguckt, ab Mittags war es unerträglich heiß. Sowieso - die Hitze. Man überlegte sich in der Mittagszeit jeden Schritt. Es war gleichzeitig sehr windig, unser Sonnensegel riß. Klaus konnte endlich seine Solardusche auspacken.

Am ersten Tag waren noch Holländer da, Inneke, falls sie jemand kennt von der Rollstuhlaktion. Thomas hat einen sehr guten Ruf bei den umliegenden Dörfern und er hilft, wo er kann. Wir trafen einen Jugendlichen mit schweren Zahnschmerzen, ich guckte in seinen Mund: zwei schwer kariöse Zähne. Tja. Der Kerle bekam von Thomas vor einem Jahr Zahnbürste und Creme, er hat, wie viele andere, die Zahncreme zur Häuserverschönerung benutzt... jetzt war das halbe Dorf zusammengelaufen, um zu hören, das ich auch in Thomas Horn blies: Zähne putzen - die billigen Süssigkeiten essen macht Zahnweh... nein, kein Aspirin dafür. Das hilft nicht, auch wenns schwerfällt. Nur den Rat, sofort die 20 dh aufzutreiben fürs Taxi und Zahnarzt. Thomas hat da eine klare Linie, die wir sehr einleuchtend fanden. Eine Wochen Zahnweh helfen wohl mehr als 2 Tabletten Aspirin, da wird das Problem nur verlängert. Und die 10 dh fürs Taxi und die 10dh für den Zahnarzt kann jede Familie aufbringen.

Wir gingen mit Thomas und Inneke in Gourrama essen, da bekam Heiner seinen "Marokko-Schock". In Gourrama war Souk, Heiner ging es nicht so gut und wollte nichts essen, blieb im Auto. Die Kinder vom Souk waren mehr als interessiert, als sie mitbekamen, daß unser Hund im Auto blieb und bellte, wenn man dagegen klopfte. Tja, Heiner versuchte sie, zu verscheuchen, das forderte doch nur noch mehr heraus, dann ließ er im Innenraum unseren Hund frei, weil sie versuchten hereinzuklettern durchs offene Fenster. Naja, mütterliche Fernsteuerung, nach 10 min guckte ich nach ihm. 40 Kinder ums Auto herum. Schnurstracks umgedreht und Thomas geholt. Der verscheuchte sie, woraufhin sie sich zum Restaurant verlagerten. Der Restaurantbesitzer stellte flugs zwei Tagelöhner ein, die sich mit Steinen bewaffneten... joah und trafen. Ich bin dann nochmal zurück zum Auto, dort trieben sich noch die zwei Anführer herum. Geschwind den einen am Ohr gepackt, verdreht, so geht das in Marokko... dann war Ruhe, Frieden, Coexistenz und alle zufrieden. Die Bande hatte Thomas vor einer Weile sein Ultraleichtflugzeug fast komplett auseinandergenommen aus Neugier und Langeweile. Er hat dem Rädelsführer "den Arsch versohlt" unter Beifall der umstehenden Erwachsenen. Naja... Wir erfuhren sehr viel über "Kindererziehung" in Marokko. Kindern wird nichts erklärt. Jungs langweilen sich tödlich in den Ferien. Regelmäßig tauchen sie nach stundenlangen Fußmärschen auf seiner Farm auf, aus Langeweile. Er gibt ihnen zu tun, zu denken und zu lernen. Aber Gourrama ist zu weit weg von seiner Farm. Wir sprachen mit einigen Kindern, die schon gut Deutsch konnten... was wird wohl aus ihnen werden???

Thomas zeigte uns den Zickzackdorn, dessen Früchte gerade reif wurden und die man essen kann, lecker. Die Nomadenkinder sammeln die Früchte, wir auch...

Wir fuhren zu einem Riff in der Nähe, leider erfolglos, die schweren Regenfälle hatten grosse tiefe Spalten in den Boden gefräst. Wir kamen einfach nicht heran.

Der Süden rief! Beim Thomas noch gutes Brunnenwasser aufgetankt. Der Plan war, Richtung Tan-Tan über diverse unbekanntere Pisten zu fahren. Aber es wurde unerträglich heiß, tagelang heißer Wüstenwind wie im Umluftbackofen, Windstärke 5! Wir tranken eimerweise Spezialmischung von den gebunkerten Zitronen aus Spanien, Salz, Zucker, als Luxus 1l eiskaltes Wasser aus dem Kühlschrank zu den drei Litern Tankwasser dazugemischt.

Bei 48° im Schatten drehten wir um. Es ging einfach nicht. Der Hund fraß fast nichts mehr, selbst Klaus schwitzte und wechselte von dicken Schuhen zu den leichteren Wüstenschuhen. Heiner und ich bevorzugten das Nomadenprinzip der Isolierung durch Stoff, das ja immer wieder erstaunlich hervorragend hilft. Also bloss zurück ins Gebirge - und auf roten Strassen, weissen Strassen, Pisten Richtung Aoreora an den Plage Blanche. Dort dann plötzlich: Seenebel, Dunst, Nieselregen! Was für eine Erholung, welche Wonne. 3m hohe Wellen. Als wir ankamen, Fischer, die uns ihren Fang verkauften, Lagerfeuer - gemütlich bei der Kälte. Der Blick aufs Thermometer verrieten 25°. Wir saßen dort in Fleecehosen und -Jacken. Kaum Müll am Strand, einmal zwei spanische Geländewagenraser. Ruhepause. Eigentlich wollte ich Angeln, aber bei der Brandung aussichtslos. Die Wellen brachen in sechs Reihen. Als sich alle wieder erholt hatten, ging es zurück gen Deutschland, 10 Tage lang, gemütlich.

Unser Sohn sammelte zwei grosse gelbe Kisten voll mit Fundstücken: Mineralien (die noch bestimmt werden wollen), Fossilien, Hölzer, (habt Ihr schon mal Zedernholz verbrannt???) Muscheln, Samen, Blättern, Knochen - ein Affenschädel, den Kamelkopf konnte ich so grad noch verhindern - er stank noch a bissle -

Thema bettelnde Kinder: nur ganz wenig, ich lache sie immer an und rede mit ihnen, bettle zurück: donnez-moi un crayon, donnez-moi un bicyclette - solange, bis sie lachen und wir uns unterhalten können - wenn sie denn mehr als die Bettelwörter können.

Typisch:
Bei einer Übernachtungsstelle, die offensichtlich sehr wenig bisher von Touristen belagert wurde: abends sehr schüchterne Frauen, die ihre Esel heimtreiben (die wir gar nicht gesehen hatten, weit weg in den Bergen, aber sie "mussten" bei uns vorbei). Kurz vor dem Dunkelwerden kamen drei Kinder und drei Hunde über eine Bergkuppe gerannt, setzten sich in 100m Entfernung hin, solange bis sie unseren Hund hörten und sahen - Flucht. Am nächsten Morgen schon mutiger, der Hund im Auto, sie sitzen 10m entfernt. Wenn man sie anguckt, gucken sie weg, oder laufen weg. Gespräche. Sie diskutieren etwas. Das grosse Mädchen traut sich: die wohlbekannte "Finger-in-den-Hals-ich-hab-Durst-"Geste. Ich verneine freundlichst. Sie diskutieren, schicken eine Abordnung heim zum Wasserholen. Ich lese. Die Abordnung kommt eine Stunde später zurück mit zwei Wasserflaschen, ziemlich trüben Wassers... Irgendwann traut sich das Mädchen, in mein Buch zu gucken. Sie kann gar kein Französisch... aber wir lachen uns an, ich zeige ihr die Buchstaben. Als wir packen, winken sie. Es fällt mir schwer, ihr nichts zu schenken, aber wir halten uns an die Linie, die wir nochmal mit Thomas diskutiert haben. Nichts geben. Punkt. Interesse zeigen, Anteilnahme. Geben dafür gezielt - z. B. bei Thomas - darüber in einem anderen Threat, heute nicht mehr.

Essen gehen: für 20-30dh Fleisch beim Metzger kaufen, dann zum Griller. Dort ein paar Dirham fürs Grillen, Salz und Brot zahlen.
Tajine: dort wo viele LKWs stehen in die Tajine-Töpfe gucken. Handeln!!! Fragen, was für ein Fleisch drin ist! wir zahlten zwischen 30 und 80dh (dann mit Salat und Flaschenwasser) für drei Personen. Tajine essen ohne Besteck geht so: mit der rechten Hand das Fladenbrot in passende Stücke reissen, öffnen, und als Griff für das leckere Tajine benutzen. Es gibt auch Zeitgenossen, die nehmen ihre Gabel in der Hemdentasche mit.

:D Achtung, dies ist der unauthorisierte Kurzbericht, Klaus schreibt bestimmt auch nochwas. Und das ist dann wahrscheinlich mehr technischer Natur :D :angel:
Zuletzt geändert von carasophie am 2007-09-04 7:04:51, insgesamt 1-mal geändert.
Grüssle, Bärbel

Benutzeravatar
Markus
süchtig
Beiträge: 727
Registriert: 2006-10-03 10:58:47
Wohnort: Kreis BB

#3 Beitrag von Markus » 2007-09-03 22:40:39

schön das Ihr wieder da seit! Superinteressant der Bericht - darfst ruhig weiterschreiben, auch ohne Technik! :angel:

Viele Grüße - auch von Elke

Markus
Beruflich: 2x Mercedes Actros, 1x MAN TGX, 1x VW Crafter. Privat: Suzuki Vitara LX 1,4 Turbo + Suzuki Jimny FJ 1.3. Zum Wohnen: Beduin Adventure Dachzelt + Eriba Touring Triton (genannt: Hobbit-Höhle)

Benutzeravatar
carasophie
abgefahren
Beiträge: 1922
Registriert: 2006-10-03 12:52:09
Wohnort: 75242 Neuhausen
Kontaktdaten:

#4 Beitrag von carasophie » 2007-09-04 22:57:46

Bild
irgendwo im nirgendwo -

Bild
auf der Piste bei Aoreora - Umfahren einer Erosionshöhle

Bild
Aufstehen!

Bild
fachmännische Herstellung von Crème brulée

Bild
auf der Zedernwaldpiste

Bild
Dorfbewohner sagten uns, die Piste sei zerstört, nicht fahrbar für LKW. Wir versuchten es trotzdem - mit Erfolg

Bild
wir hatten doch schon Übung :D
Grüssle, Bärbel

lkw-allrad
abgefahren
Beiträge: 1162
Registriert: 2006-10-03 13:36:35

#5 Beitrag von lkw-allrad » 2007-09-05 1:50:20

carasophie
Ich danke Dir für die Eindrücke,
es scheint,
das man als Strand-Tourist immer noch arge Probleme hat...
Das ist sehr schade,
viele wird es wohl daher mehr in Richtung Süden treiben..
In Dahlar ist es sicherlich voll von Hymern ??
Früher war es ja wohl Tagasud.
Wir wollen im Winter wieder los... Dez-Febr
Dann sind die Temps auch ein wenig erträglicher dort.
Und der Fisch, ich liebe Fisch !!!
Hmmmm, lecker !!!!
3,5 To und 180 PS das ist mal was ;-)

Benutzeravatar
carasophie
abgefahren
Beiträge: 1922
Registriert: 2006-10-03 12:52:09
Wohnort: 75242 Neuhausen
Kontaktdaten:

#6 Beitrag von carasophie » 2007-09-06 14:25:06

Joah, mit den Überwinterern am Strand hat es halt immer wieder Probleme gegeben... wurde ja schon oft diskutiert in den diversen Foren.

Diese Frage bekam ich noch als PM, ist vielleicht auch für andere interessant.
Wie macht Ihr das bei den Fahrzeiten mit den Kindern ?

Ich denke, es ist ein langer Weg, Kinder reisetauglich zu machen für solche Reisen. Man braucht einfach viel Geduld, Erziehungskünste und nicht zuletzt auch Geld...

Heiner ist jetzt 12, er war schon mit 8 Jahren das erste Mal in Marokko... . Er ist ein absolut reisetaugliches Kind, das sich sehr für Natur etc. interessiert, nicht Gameboy/Computer oder Fernsehsüchtig.

Vorbereitung: Ausstattung mit sehr vielen Kassetten und Büchern, die er sich diesmal erstmals selbst im Internet ausgesucht und bestellt hat.

Beste technische Ausstattung. Dieses Mal bekam er einen Peltor Gehörschutz mit Audioeingang, da sein normaler Walkman nicht gegen die Motorgeräusche ankommt, auch ein Radio dabei. Er hat mit Begeisterung in sämtlichen Ländern Radio gehört, obwohl er noch nicht französisch kann geschweige denn spanisch oder arabisch.

Er hat letztes Jahr eine gute digitale Kamera bekommen und macht unendlich viele Bilder, sie werden immer besser.

Er bekommt viel Platz im Auto für Kleider (mach Dich nicht dreckig mag ich ihm im Urlaub nicht sagen müssen, ist stressfreier so) und seine Kleider- und Schuheausstattung ist genauso "professionell" wie unsere.

Bei der Reise: Heiner braucht viel Bewegung, genug zu trinken und Energiefutter für zwischendurch und möglichst jeden Tag einen Höhepunkt. Das kann sein z. B. der Besuch in einem klimatisierten Restaurant, Einkaufszentrum, eine Affenherde, der Fund eines Affenschädels, Höhlenentdeckungstour, Zickzackdorn sammeln, im Fluß baden, eine weggelaufene Piste suchen etc. Man muss halt einfach wachsam sein und das, was wir Erwachsenen gar nicht mehr so recht wahrnehmen, mit den Augen eines Kindes sehen und es dann auch entsprechend zu würdigen wissen. (Vorspielen nützt da allerdings nix - das merken die, man muss sich schon selbst dafür begeistern können.)

Er braucht auch viel Lob und Anerkennung für reisetechnische Leistungen, z. B. beim Navigieren, oder wenn er "DAS" Schild entdeckt hat, das wir blinden Erwachsenen übersehen haben...
Oder wenn er selbständig irgendwelche Aufgaben übernimmt: wo ist doch noch der Karabiner für die Solardusche???... Akkus laden, für Pistenfutter im Handschuhfach sorgen...

Wenn man dann irgendwo angekommen ist, hat Spielen/Entdecken Vorrang vor Abtrocknen und Spülen. *seufz* - dann schallt es aus einer Ecke: "ich gehe mal ans Wasser" aus der anderen: "ich gucke mal in den Motor".

Was ihm am meisten fehlt unterwegs ist das Toben/Spielen mit anderen Kindern (wenn wir welche treffen würden, würde es mindestens einen halben Tag dauern, bis die Hemmschwelle weg ist.) Also wird er unauffällig dazu motiviert, die Düne heraufzurasen und auf dem Bauch wieder herunterzurutschen. Oder es wird ein Lenkdrachen f(Matte ohne Stäbe) aus dem Gepäck herausgezaubert. Ich hatte auch Jonglierbälle dabei, wollte es ihm beibringen, das fand aber wenig Anklang. Ich hab immer ein heimliches Geschenk mit, für einen Notfall (Megastau, Auto kaputt, oder sonstige Katastrophen) - hilft enorm in solchen Situationen.

Man muß auch mal spontan dem Kind zuliebe von irgendwelchen tollen Plänen Abschied nehmen. Nach Tagen mit sehr vielen km evtl. einen Ruhetag einplanen. Sich nicht zuviel vornehmen an einem Tag.
Grüssle, Bärbel

Benutzeravatar
gunther
Kampfschrauber
Beiträge: 564
Registriert: 2006-10-04 15:04:02
Wohnort: Graben-Neudorf

#7 Beitrag von gunther » 2007-09-06 15:51:02

Das mit den Kindern kenn ich auch noch...ojeh

als meine (Zwillinge jetzt 20) so zehn waren trafen wir ein Paar mit gleichalten Kindern. Deren Kinder fuhren dann bei uns mit und lernten auf den nächsten 70km " Mendocino von Michael Holm". (gutes gemischtes Liederbuch: Der Hüttenmusikant )..Immer wieder verfeinert bis es passte und abends gabs dann eine Vorstellung am Strand bei deren Eltern.

Die Kurfenfahrerei machte nichts mehr aus , so waren die abgelenkt.

Also , Freunde können schon eine Erleichterung sein.

Als Familie alleine hat aber auch Vorteile, man macht was man will.!

PS. Danke für den Reisebericht-sehr interressant.
Ich war bis jetzt nur in Ägypten sonnst kenne ich Afrika noch nicht.


Gruss gunther

Benutzeravatar
daily4x4
abgefahren
Beiträge: 1767
Registriert: 2006-10-29 20:40:52
Wohnort: Nähe KA
Kontaktdaten:

#8 Beitrag von daily4x4 » 2007-09-07 9:03:45

Hallo,

da war vor'n paar Tagen eine Doku im Deutschlandfunk:
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/drad ... 95cd99.mp3
Thema: Modernisierung und Auswirkungen auf die Parlamentswahlen

Merkt man davon was, wenn man durch's Land reist?
(ich war halt vor 13 Jahren das letzte Mal dort)

Haben sich die Lebensbedingungen verändert? ... das Verhalten gegenüber Besuchern? (Ich hab aus Eurem Text entnommen, daß Ihr auch den Vergleich habt über die Jahre ... :search: )
Grüße
-Bernhard-

== Dicht ist, wenn Wasser zwar einen Weg hinein, aber nicht wieder heraus findet ==
https://privat.albicker.org

Benutzeravatar
roman-911
Forumsgeist
Beiträge: 5183
Registriert: 2006-10-10 23:48:53
Wohnort: München

#9 Beitrag von roman-911 » 2007-09-07 11:24:32

@ cara:

hi bärbel,

schöner bericht, schöööne photos.
ich glaube die zedernwaldpiste sind wir letztes jahr auch gefahren.
ich hoffe der bericht geht noch ein bischen weiter? :angel:

grüsse roman

Benutzeravatar
Murphy
Schrauber
Beiträge: 335
Registriert: 2006-10-04 14:53:35
Wohnort: Saarland

#10 Beitrag von Murphy » 2007-09-07 17:02:13

Hallo Bernhard !

Es hat sich in den letzten Jahren vieles geändert in Marokko !

Alleine dieses Jahr waren wir etwas verwundert über die vielen Baustellen. Die Mittelmeerküste östlich von Ceuta wandelt sich derzeit zu einer Hotelanlagen-Landschaft - Marbella für reiche Marokkaner . Es bleibt aber abzuwarten, wie die neu errichteten Hotelanlagen in einigen Jahren aussehen, man sieht mittendrin noch die Überreste vorangegangener Startversuche.

Westlich von Ceuta beginnt eine riesige Baustelle , es werden Strassen gebaut und ein riesiger Hafen ist am Entstehen (Mittelmeerhafen von Tanger). Einige küstennahe Ortschaften sind den Bulldozern schon geopfert worden.

Unten in Rabat genau das gleiche Spiel: Ein riesiger Sporthafen ist am Entstehen, der Bereich der Flussmündung ist eine Riesenbaustelle.
Bei Gesprächen mit Einheimischen kam aber nicht nur Optimismus rüber, viele fürchten sich vor weiter ansteigenden Preisen aufgrund des einfallenden Luxustourismus.
Es wird sein wie sonstwo auch auf der Welt : Einige wenige Investoren stopfen sich die Geldsäcke voll, die anderen machen die Arbeit.

Die Kinderarbeit hat sich offensichtlich sichtbarh reduziert, insbesondere die Kleinsten werden nicht mehr zu körperlich harten Arbeiten herangezogen.

Was den Umgang mit den Marokkanern angeht, haben wir es gerade dieses Jahr sehr viel angenehmer empfunden, als die Jahre zuvor. Die Bettelei ist nach wie vor vorhanden, jedoch haben wir es nicht mehr so aggressiv und aufdringlich empfunden wie z.B. vor 3 Jahren. Oder sind wir schon stark abgehärtet ?

Trotz erheblicher Anzahl von Polizeikontrollen, wurden wir diesen Sommer nicht von einem einzigsten Polizisten nach Geschenken/Zigaretten/Geld gefragt, sondern immer gleich freundlich durchgewunken.

Was die Strassenverhältnisse angeht, wird mit weltmeisterlicher Geschwindigkeit asphaltiert, einige im Reiseführer angegebene Pisten entpuppten sich als gut ausgebaute Strasse (ohne ausgebrochenen Rand !)

Negative Eindrücke hatten wir wegen des vielen Mülls dieses Jahr empfanden wir es noch extremer, egal wo am Strand wir waren, egal an welchem See in den Bergen, Glasscherben, Ölsardienendosen und anderer Müll dekorieren die Natur (auch im Wasser). Auch in den Wäldern nutzen die Marokkaner jede Gelegenheit Ballast abzuwerfen.
===>> Es wird Zeit für Pfandflaschen !

Gruß
Murphy

Benutzeravatar
carasophie
abgefahren
Beiträge: 1922
Registriert: 2006-10-03 12:52:09
Wohnort: 75242 Neuhausen
Kontaktdaten:

#11 Beitrag von carasophie » 2007-09-07 18:25:27

Hallo,
teils kann ich Murphy bestätigen, teils nicht.

Wir sahen UNMENGEN von Baustellen. Nicht nur an der Küste, überall wird gebaut. Riesige urbane Neubaugebiete um die selbst nur mittelgrossen Städte herum. Ich erinnere eine Industriefläche von 50000qm mit laut Plakat bis 2016 20000 Arbeitsplätzen.

Auch in den kleinen Dörfern wird gebaut! Zunehmend Betonhäuser, Strassen und Moscheen.

Polizisten supernett, aber das waren sie vor vier Jahren auch schon.

Müll fast gar keiner! Überall waren Müllmänner unterwegs, auf den Autobahnen, um die Städte herum, auf den Pisten kein Müll! Ganz selten und dann nur ein wenig Müll. Plastiktüten forever, klar.
Glasscherben ja, und auch Ölsardinendosen, aber nur verrostete gesehen. Ich hab da ja so einen Verdacht, daß die öfter von Touristen stammen als von Marokkanern...
Grüssle, Bärbel

Benutzeravatar
roman-911
Forumsgeist
Beiträge: 5183
Registriert: 2006-10-10 23:48:53
Wohnort: München

#12 Beitrag von roman-911 » 2007-09-07 18:42:01

Müll fast gar keiner! Überall waren Müllmänner unterwegs, auf den Autobahnen, um die Städte herum, auf den Pisten kein Müll! Ganz selten und dann nur ein wenig Müll. Plastiktüten forever, klar.
hi,

also das wundert mich jetzt. wir haben so das zwischending erlebt.
viel müll, aber nicht ganz so wie murphy.
allerdings wurde uns erzählt dass der könig ab und an seine bürger und vor allem schüler, studenten etc. dazu aufruft am "müllsammeltag/woche" teilzunehmen.
dann stromern viele leute die strassen, pisten entlang und sacken vieles ein.
könnte so eine art vorher(murphy)- nachher (carasophie) -effekt sein.

mal sehen wie es in 5 wochen aussieht.

grüsse roman[/quote]

Benutzeravatar
daily4x4
abgefahren
Beiträge: 1767
Registriert: 2006-10-29 20:40:52
Wohnort: Nähe KA
Kontaktdaten:

#13 Beitrag von daily4x4 » 2007-09-07 21:41:58

danke, dann wird's ja Zeit, daß ich mal wieder hinkomme :D

Bis dahin werde ich Eure Berichte aufmerksam verfolgen ...

vom Hafen in Tanger und der Promenade/Jachthafen in Rabat ist in dem verlinkten Beitrag auch die Rede, außerdem soll in Quarzazate eine Art Las Vegas Afrikas entstehen :wack:
Grüße
-Bernhard-

== Dicht ist, wenn Wasser zwar einen Weg hinein, aber nicht wieder heraus findet ==
https://privat.albicker.org

Benutzeravatar
carasophie
abgefahren
Beiträge: 1922
Registriert: 2006-10-03 12:52:09
Wohnort: 75242 Neuhausen
Kontaktdaten:

#14 Beitrag von carasophie » 2007-09-08 22:51:56

Das Nomadenland -


Text von Thomas

Ich lebe hier in der Abgeschiedenheit, fern abseits vom Tourismus in der
wohl aermsten Privinz (Figuig) Marokkos.
Hier gibt es eine Menge armer Menschen, die aber nicht betteln (und auch keine Gelegenheit dazu haben), sondern vielmehr mit schlechter Kleidung den Alltag bestreiten.
Da freue ich mich, wenn es Menschen gibt, die etwas Kleidung mitbringen, damit ich diese gezielt verteilen kann.
Am ehesten brauchen wir Jungenkleidung (die haben den groessten
Verschleiss, dann Herrenkleidung (kleine Groessen). Und vor alle
Schuhe!!! Feste, stabile Schuhe fuer Jungen und Maenner sind hier absolute Mangelware! Nomadenkinder laufen hier mit 15dirhamsplastikschuhen ueber die Felsen! Damen und Maedchensachen sind schwieriger, da die Maedchen hier auf den Doerfern eher traditionell gekleidet sind und deutsche Moden weniger anziehen. "Normale" Frauensachen wie Pullover, Blusen usw. werden jedoch gerne angezogen. Absatzschuhe und kurze Roecke nicht.
Wer ein paar Spielsachen mitbringen moechtet, sollte wissen, dass
es unbedingt sehr robust(!) sein muss, denn ansonsten ist es nach zwei Tagen schon kaputt gespielt!
Fussbaelle sind sehr beliebt (Plastikbaelle ueberstehen die Dornen jedoch
nicht). Kleine Autos oder Stoffpuppen, halt eben was so aufzubringen ist.

Nicht mehr gebrauchte Medikamente wie Wundsalbe, Schmerz.- und Fiebermittel sowie Verbandmaterial werden ebenfalls benoetigt.

Da ich innerhalb Marokkos viel unterwegs bin ist es sinnvoll, wenn
Ihr mich etwa eine Woche bevor Ihr kommt kontaktiert, damit ich mich dannach richten kann.
Per Email thomasfriedrich@onlinehome.de oder Telefon (von Marokko aus) (gibts per PM von mir=Carasophie)
Wer Hilfsgueter mitbringen moechte aber nicht in "meine" Region (Figuig/Errachidia) kommt, kann diese auch in zahlreichen anderen Staedten wo ich Bekannte habe abgeben. Sie werden dort von mir abgeholt.

Ich danke fuer Eure Unterstuetung und verbleibe
mit besten Gruessen aus Suedostmarokko
Anreise und Photos: http://www.kohlbach.org/marokko/nomaden.htm


Wir hatten als Gastgeschenke für die Kinder übrigens Knicklichter mit... die sind sehr gut angekommen (und lassen die Zähne heile) und Schaumstofffußbälle (lassen Thomas Fensterscheiben heile) :D
Zuletzt geändert von carasophie am 2007-09-08 22:58:22, insgesamt 2-mal geändert.
Grüssle, Bärbel

Benutzeravatar
roman-911
Forumsgeist
Beiträge: 5183
Registriert: 2006-10-10 23:48:53
Wohnort: München

#15 Beitrag von roman-911 » 2007-09-09 14:23:48

@carasophie:

hi Bärbel,
Wir hatten als Gastgeschenke für die Kinder übrigens Knicklichter mit... die sind sehr gut angekommen
die hatten wir letztes jahr auch mit:

Bild

im tausch gegen waren der kinder.
es war nicht ganz einfach den kids klarzumachen, dass das nichts zu essen ist.
kerstin hatte viel spass mit tuscheln, decke über den köpfen um dunkelheit zu simulieren etc.

auch gut sind kleine zahnpastatuben + billigzahnbürsten wie sie der zahnarzt in der praxis anbietet.

grüsse roman

p.s.: wg. thomas rufe ich Dich heute abend mal an.

Benutzeravatar
iwilli
Kampfschrauber
Beiträge: 566
Registriert: 2006-10-03 11:39:38
Wohnort: Exakt in der Mitte des Elbe-Weser-Dreiecks

#16 Beitrag von iwilli » 2007-09-09 19:17:43

Moin!

Nurmal als Denkanstoss, und an niemand bestimmtes gerichtet!

In diesem Thread wird einerseits über die "Vermüllung" diskutiert, und andererseits beschrieben, wie nutzlose EINWEG-Wohlstandsartikel * an Kinder verschenkt werden, die sich vermutlich nach zwei Stunden fragen, warum das "Ding" nicht mehr leuchtet ....... und dann WAS damit machen?

* Die Inhaltsstoffe sind zwar in der enthaltenen Menge relativ ungefährlich, aber trotzdem bedenklich (z.B. Dimethylphtalat als Lösungsmittel)

Für den schönen Bericht aber ein DANKESCHÖN!

VG
Peter
---
dubito ergo sum - Ich zweilfle, also bin ich!
---
Eine Diskussion mit jemandem der seine Wahrheit nicht mehr sucht, sondern sie gefunden hat, ist unmöglich!

Benutzeravatar
roman-911
Forumsgeist
Beiträge: 5183
Registriert: 2006-10-10 23:48:53
Wohnort: München

#17 Beitrag von roman-911 » 2007-09-09 19:27:13

Die Inhaltsstoffe sind zwar in der enthaltenen Menge relativ ungefährlich, aber trotzdem bedenklich (z.B. Dimethylphtalat als Lösungsmittel)
thx für die info!

grüsse roman

Benutzeravatar
iwilli
Kampfschrauber
Beiträge: 566
Registriert: 2006-10-03 11:39:38
Wohnort: Exakt in der Mitte des Elbe-Weser-Dreiecks

#18 Beitrag von iwilli » 2007-09-09 22:39:11

Moin!
roman-911 hat geschrieben:
Die Inhaltsstoffe sind zwar in der enthaltenen Menge relativ ungefährlich, aber trotzdem bedenklich (z.B. Dimethylphtalat als Lösungsmittel)
thx für die info!

grüsse roman
Nähere Info zu Dimethylphthalat findet sich hier:

http://www.gifte.de/Chemikalien/dimethylphthalat.htm

Am häufigsten wird der Leuchteffekt (Chemolumineszenz) durch eine Reaktion von Bis-(2,4,6-Trichlorphenyl)-oxalat (TCPO) (äussere Röhre) mit Wasserstoffperoxid (H2O2) (innere Röhre) erzeugt.

Die Synthese von TCPO (mit Gefahrstoffkennzeichnung der Inhaltsstoffe) wird hier beschrieben:

http://www.chem-page.de/images/pdf/dars ... n_tcpo.pdf

Wer sich etwas tiefer in die Materie knien möchte, dem sei dieser Schüleraufsatz! empfohlen:

http://www.chem-page.de/images/pdf/chem ... eester.pdf

VG
Peter
---
dubito ergo sum - Ich zweilfle, also bin ich!
---
Eine Diskussion mit jemandem der seine Wahrheit nicht mehr sucht, sondern sie gefunden hat, ist unmöglich!

Benutzeravatar
carasophie
abgefahren
Beiträge: 1922
Registriert: 2006-10-03 12:52:09
Wohnort: 75242 Neuhausen
Kontaktdaten:

#19 Beitrag von carasophie » 2007-09-10 20:46:11

Du hast natürlich Recht, Peter, - es ist nicht so, daß ich mir darüber keine Gedanken gemacht habe.

Was bringen wir mit? Süßigkeiten scheiden aus. Kulis, Feuerzeuge, die üblichen Standards ebenso (weil es sich ebensogut selber gekauft werden kann, sind billig in Marokko). Vieles an "Billigspielzeug" ist genauso "Wohlstandsmüll" wie die Leuchtstäbe, geht aber in den ersten zehn Minuten kaputt und hat mit der Lebenswirklichkeit überhaupt nichts zu tun. Es sollte nicht zu teuer sein und nicht zuviel Platz wegnehmen im LKW. Und dann: es sollte etwas rein zum Spielen sein, nicht viel Platz wegnehmen, für Jungen und Mädchen gleichermaßen geeignet... schwierigschwierig. Wir hatten noch ein paar Schaumstofffußbälle mit.

Die Kinder haben tagelang mit den Leuchtstäben gespielt, es war egal, daß die Teile nur eine Nacht leuchteten. Das Spiel mit Hell und Dunkel und Farben war hochinteressant für die Kinder. Sie haben sie angebaut an ihre fantastischen selbstgebauten Schiebeautos. Sie haben sie an ihre Fahrräder angebaut. Alles damit gemacht, was auch unser Sohn damit macht. Als sie nicht mehr leuchteten, sind die mit ihren Fahrrädern in die Nachbardörfer gefahren und haben davon erzählt.
Grüssle, Bärbel

Benutzeravatar
carasophie
abgefahren
Beiträge: 1922
Registriert: 2006-10-03 12:52:09
Wohnort: 75242 Neuhausen
Kontaktdaten:

#20 Beitrag von carasophie » 2007-09-14 21:49:23

Nochmal was ganz anderes, auch eines der "Erlebnisse der besonderen Art":

Auf einer recht vielbefahrenen Straße in etwa 3km - Sichtweite -eines Dorfes hält uns ein älterer Herr, dessen Auto offensichtlich mit einer Panne am Seitenstreifen steht, an. Freundlich lächelnd bittet er um ein bisschen Diesel. Naja, kriegt er halt, sein jüngerer Begleiter eilt eilfertig zu unseren Kanistern hinten am Fahrzeug. Ha, so schnell gehts fei nedde, die sind abgeschlossen. Klaus steigt aus, schließt auf, holt den Rüssel, geht mit ihm rüber zum Auto. Rüssel passt nicht - also wird vom Jüngeren eindrucksvoll eine Wasserflasche mit den Zähnen zerlegt und passend gemacht.

Währenddessen! werde ich im Auto sitzend vom älteren Mann in ein Schwätzchen eingebunden. Das da was faul war, war uns beiden spätestens jetzt klar. Es gehört sich einfach nicht für einen marokkanischen Mann, einfach eine Frau eines anderen anzusprechen - ausserdem: DORF IN SICHTWEITE. Und schon ging es los. Jaa, das sei ja so nett, wir Touristen würden helfen, und der nette alte Opa wollte mir was schenken für meinen Sohn, der sollte doch ein nettes Souvenir aus Marokko mit heimnehmen können für seine Freunde in der Schule, dauert nur 10 Minuten, er fährt vor, wir sollten doch mitkommen etc.

Ich ziehe mich elegant und marokkanisch aus der Affäre, ich müsse erst meinen Mann fragen, ohne ihn kann ich das nicht entscheiden -und gucke demonstrativ herüber zu Klaus. Inzwischen haben gut 10 l Diesel den Besitzer gewechselt, Klaus versucht inzwischen auch, glatt aus der Situation herauszukommen und ist großzügig, als der Begleiter sagt, es sei jetzt genug und der alte Mann aber auf arabisch eindeutig sagt: Mehr reinschütten... Naja.

Irgendwann ist der Kanister deutlich leerer wieder an unserem LKW dran, Klaus wird befragt. Ein kategorisches männliches "NEIN, das machen wir nicht". Ha, und im Schnellschwäbisch teilt er mir mit, das sei doch der Trick, der schon im Gandini steht, wo man dann abgeschleppt wird und doch zum Kaufen animiert wird und vor lauter Verzweifelung, weil schon viele Stunden vergangen sind, doch was kauft - tja. Ich fasse nochmal freundlich auf Französisch zusammen, daß mein Mann nicht will, weil er es eilig hat, das sei ja so schade.

Uffpasse, Leute ond immer guad Dialegt schwätze, des verschdanden se nedde...

Wir haben es nicht schnell genug gemerkt - diesen Trick. Auffallen hätte uns sollen, daß das Dorf in der Nähe war. Die nächste Stunde habe ich im Auto damit verbracht, mir die französischen Vokabeln zu repetieren: " Mann, hasch koi Beine nedde om ins Dorf nazulaufe?"

Nungut. In den Bergen hatten wir öfters mit Wasser für den Kühler ausgeholfen - war praktisch, immer eine zusätzliche Wasserflasche zu haben zum Weggeben.
Zuletzt geändert von carasophie am 2007-09-14 22:00:23, insgesamt 1-mal geändert.
Grüssle, Bärbel

Antworten