30.000km mit einem Transit in Afrika:

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canoe
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30.000km mit einem Transit in Afrika:

#1 Beitrag von canoe » 2012-12-31 15:19:14

Wir sind nunmehr in etwa 9 Monaten reiner Reisezeit mit unserem Ford Transit Allrad etwas über 30.000 km durch Südafrika, Namibia, Botswana, Zimbabwe und Mozambique gefahren. Wer Interesse an den Reiseberichten hat, findet die auf www.reisephant.blogspot.com. Einige Forumsmitglieder haben wir unterwegs getroffen.
Hier möchte ich mehr auf unsere Erfahrungen mit Auto und Komponenten eingehen. Die Erfahrungen sind in weiten Teilen auch auf Fahrzeuge ähnlicher Konzeption (Sprinter Allrad, VW Syncro) übertragbar.
Unser Transit hat eine Ormocar Kabine und wiegt mit allen Tanks voll und nachdem meine Frau den Supermarkt geplündert hat etwa 3.500-3.600 kg. Er hat Serienreifen und als einzige Modifikation einen selbstgebastelten Unterfahrschutz aus Baumarktteilen im Wert von etwa 35 €.
Gefahren sind wir durch Südafrika, Namibia (einschließlich Kaokoveld), Botswana (einschließlich Moremi und Chobe-NP und Kwai River Gebiet), Zimbabwe, Mozambique und Swaziland. Wir haben uns außer dem Van Zyls Pass in Namibia keine Pisten verkniffen aus Angst, es nicht zu schaffen. Das hat bei einigen Fahrern „echter“ Geländewagen schon gelegentlich Staunen ausgelöst, wenn wir mit unserem Womo z.B. im Moremi auf einer Weichsandpiste oder bei einer Flussdurchfahrt aufgetaucht sind. Wir sind 2 mal im Sand stecken geblieben (einmal davon, als der Allrad ausgefallen ist, dazu komme ich noch). Mit Sandblechen sind wir beide Male wieder in kurzer Zeit freigekommen.
Für Fahrer mit Rußpartikelfilter: Schwefelarmen Diesel gibt es nur in Südafrika, in anderen Länder wird der Schwefelgehalt erstaunlicherweise oft an der Zapfsäule angezeigt und variert danach zwischen 500-2.000 ppm. Fast alle neueren Fahrzeuge in Afrika haben CommonRail Motoren, so daß die Dieselqualität dafür ausreicht.
Schäden am Fahrzeug:
1 Reifen Totalschaden, einer beschädigt (beides auf Felspisten im Kaokoveld). Wir haben problemlos in Namibia in Oshakati 2 neue Reifen bekommen.
2 Stoßdämpfer an der Hinterachse. Die Serienstoßdämpfer sind für den Pisteneinsatz zu schwach. Ersatz gab es problemlos sogar in Zimbabwe, da die Fordstoßdämpfer offenbar eine gängige Größe haben.
1 ABS Radsensor , der nach einigen Flußdurchfahrten defekt wurde. Leider geht dann auch der Allradantrieb nicht mehr. Das ist offenbar ein Problem vieler moderner Allradfahrzeuge, da logischerweise die Achsen entkoppelt werden müssen, wenn das ABS anspricht. Offenbar haben die dann eine Schutzschaltung, die die Achsen bei einem Defekt im ABS permanent entsperren. Ich habe einige Leidensgenossen getroffen und ein Toyotafahrer hat mir dann empfohlen, einfach die Sicherung für die Radsensoren zu ziehen. Das hat auch funktioniert und ich hatte wieder Allradantrieb (allerdings ohne Traktionskontrolle, die die Differenzialsperren ersetzt) aber der Tacho hat dann auch nicht funktioniert, da der auch über die Radsensoren angesteuert wird. Ich habe die Sicherung daher immer nur dann gezogen, wenn ich Allradantrieb wirklich gebraucht habe, was erstaunlich selten ist. Ich habe dabei aber auch gemerkt, wie wirksam die Traktionskontrolle (die ich ja dann nicht mehr hatte) war.
1 Luftfilter, der bei einer sehr tiefen Flußdurchfahrt (etwa 70-80 cm) nass wurde (ich weiß, soll ich nicht machen, es gab aber keine Brücke).
Der selbstgebastelte Unterfahrschutz ist verbeult, hat aber gehalten, die ausfahrbare Trittstufe an der Aufbautür ist verbogen (Felsberührung) und muß ersetzt werden.
Der (serienmäßige) Dieselfilter mit Anzeige und Wasserabscheider ist etwa 1/3 voll und wid demnächst ersetzt.
Schäden am Aufbau:
Kissmann Kühlschrank: Wie bereits berichtet habe ich den ersetzt, da er dauernd vereist ist und bei großer Hitze nicht ausreichend gekühlt hat. Andere Reisende haben ähnliche Erfahrungen gemacht , allerdings nur, wenn sie (wie ich) den Kältespeicher hatten. Der Engelkühlschrank (ohne Kältespeicher), den wir jetzt haben ist zwar lauter aber er kühlt zuverlässig und mit weniger Stromverbrauch auch bei hohen Temperaturen. Gemessen habe ich bei Stufe 4 (von 6) – 10c im Gefrierfach und 8c im Kühlschrank bei 43c Temperatur im Fahrzeug.
Die Ormnistor Dachhauben sind nicht fernreisetauglich. Sie haben einen relativ komplizierten Kurbelmechanismus, der offenbar Rüttelpisten, Staub und Hitze nicht aushält. Bei allen 3 Dachhauben sind sie inzwischen defekt. Ich mußte den Kurbelmechanismus ausbauen und öffne die Hauben mit einer eingeklemmten Leite und Gummistrapsen. Nach robustem Ersatz suche ich noch.
Die Seitzfenster haben z.T. kleine Risse und die Moskitonetze sind ein Witz. Alle Reisenden, die wir getroffen haben, haben mit Klettband befestigte selbstgenähte Netze vor den Fenstern (wir auch)., etwas umständlich, aber wirksam.
Sonst hat Alles gehalten.
Verbesserungen:
Mit Allradantrieb ausgerüstete Klein-LKW (VW, Sprinter, Transit) sind erstaunlich geländegängig . Für mich waren das größte Problem die zu kleinen Reifen im Sand. Bei den Achslasten müßten es mindestens 245/75R16, besser 235/85 R16 oder gar 315/57R16 sein, um das Einsinken zu reduzieren. Das geht beim Transit wegen der zu kleinen Radkästen vorne nicht (beim VW vermutlich auch nicht). Beim Sprinter gehen offenbar zumindest die 245er, die noch den Vorteil haben, daß sie in Afrika überall verfügbar sind, da sie eine Standardbereifung für die Pick ups sind. Ich bin letztlich mit drastisch reduziertem Luftdruck mit meinen 215/5R16 (225/75 AT Reifen würden auch auf Felgen und Fahrzeug passen, sind aber nicht legal) durchgekommen, hatte aber wenig Reserven.
Nehmt die höchste verfügbare Traglast und sucht besonders robuste Reifen. Die in Namibia gekauften Goodyear sind mit den Pisten und Felsen deutlich besser fertig geworden, als die Bridgestone. Das ist allerdings Jammern auf hohem Niveau. An sich kann ich mit 2 Reifenpannen nicht meckern.
Die Federung und die Stoßdämpfer sind bei der Belastung von vielen tausend Pistenkm trotz theoretisch ausreichender Achslastreserven zu weich. Da werde ich aufrüsten. Ich bin noch verschiedene Konzepte am Prüfen.
Fazit:
Selbst für Reisen in Afrika sind moderne Klein LKW geländegängig und robust genug. Südamerika ist hier nach meiner Erfahrung deutlich weniger anspruchsvoll, so daß hier noch weniger Probleme zu erwarten sind. Ford-Werkstätten habe ich in fast allen wesentlichen Städten gesehen (VW und Mercedes natürlich auch) und sie waren auch vernünftig ausgestattet und kompetent. Die Diagnosegeräte (brauchte ich zur Diagnose des ABS Defektes) haben den Transit erkannt, obwohl er im südl. Afrika bisher nicht verkauft wird. Die Aussage von Ford, die Software würde immer alle Fordfahrzeuge kennen, es gäbe keine länderspezifische Einschränkung , stimmt also (bisher).
Also: Fahrt los und macht Euch weniger Gedanken über die Ausrüstung. Uns ist ein normaler uralter Mercedes 207 begegnet, der ohne technische Probleme (die politischen sind ein anderes Thema) über den Landweg (Ostroute) nach Südafrika gefahren ist.
Gruß Stefan

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Re: 30.000km mit einem Transit in Afrika:

#2 Beitrag von unimag » 2012-12-31 16:38:04

Ich hatte einmal inhaltlich ähnliches in einem Thread über unsere Weltreise nach 100 000 Fahrkilometern geschrieben. Was du schreibst, bestätigt mich. Das freut mich vor allem, da ich für Afrika bisher keine Aussagen machen konnte.

Euch noch viel Spaß; wir starten wieder am 18. Februar nach Nordamerika.
Gruß Gerd
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Re: 30.000km mit einem Transit in Afrika:

#3 Beitrag von vanguard » 2012-12-31 16:48:58

Danke für Deine Einschätzung !!
Da liege ich ja mit meinem neu erworbenen 4x4 Sprinter richtig . :spiel:
Gruß Vanuard

canoe
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Re: 30.000km mit einem Transit in Afrika:

#4 Beitrag von canoe » 2012-12-31 16:57:58

Hallo Gerd: Wir bringen unser Auto irgendwann in 2013 nach D. zurück (meine Frau weigert sich aber die Ostroute zu fahren, wegen der Politik) und zwar mit dem Schiff und dann geht es im Frühjahr 2014 auf die Panamericana.
Hallo Vanguard: Dein neuer Sprinter hat aber einen Rußpartikelfilter (hat mein Transit nicht), das ist langfristig (in den Bergen sogar kurzfristig) mit dem schwefelhaltigen Diesel der 3. Welt ein Problem. Mach Dich da mal schlau.
Gruß
Stefan

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Re: 30.000km mit einem Transit in Afrika:

#5 Beitrag von unimag » 2012-12-31 17:06:28

Die Panamericana haben wir gerade hinter uns, also von Feuerland bis Tijuana. Solltest du Fragen haben, die das Forum (das Panamericana.org) evtl. nicht beantworten kann, melde dich. Die nächsten beiden Sommer wollen wir in NA verbrinmgen, danach steht Afrika an.
Gruß Gerd
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Re: 30.000km mit einem Transit in Afrika:

#6 Beitrag von vanguard » 2012-12-31 18:19:44

Hallo Stefan !
Der ist neu bei uns aber nicht neu . BJ2001 NIX KAT . 316CDI. :blume:

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Re: 30.000km mit einem Transit in Afrika:

#7 Beitrag von GoodBoy-BadBoy » 2012-12-31 19:14:44

Soolcheeeeeeee beiträge liiiebe ich..

wirklich aus der praxis und aus dem leben, nichts was einer glaubt oder zu glauben weiss...

Mich interessiert der transit auch sehr, darum danke und bin begeistert von eurem bericht..

Gute reise weiterhin..

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