Wohin kann man noch reisen??

Reisen, Camping, Fernweh, Navigation, ...

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ulidoc
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#31 Beitrag von ulidoc » 2011-03-06 12:10:39

Hallo!
ein paar Gedanken von einem alten Esel:
Ich denke dass das individuelle Reisen immer noch Individuell ist.
In der Vor-Internetzeit hatte man ein Reiseziel und ist mit der damals bestmöglichen Vorbreitung losgefahren.Im Verlauf der Entwicklung des Internet mit den entsprechenden Foren hat sich die Fernreiseszene gewaltig geändert und es hat sich in der Fernreiseszene soetwas eine Allinclusive-und Vollkasko-mentalität breitgemacht.
Da hat einer eine tolle Reise gemacht und geschrieben:"Kein Problem" und der nächste hat geantwortet:"gib Koordinaten".
Für diese Spezies Reisende hat sich alles geändert,weil jetzt auch negative Informationen zugänglich sind die vorher nur schwer zu bekommen waren und die womöglich nicht objektiv bewertet werden können.
Wenn man nicht bereit oder in der Lage ist vor Ort mit den Einheimischen zu kommunizieren und der Reisende nur mit den Intnetinformatonen und Koordinaten unterwegs ist,ist mit dieser Mentalität eine Fernreise nach meiner Vorstellung sowieso nicht sinnvoll.
Aber eines stimmt schon,selbst wenn man solche negativen Informationen für sich selbst relativiert,im Kopf bleiben sie trotzdem.
Natürlich ist für uns bis jetzt alles gut gegangen,aber auf die eine oder andere Erfahrung hätte ich gut verzichten können,so von der Gendarmerie nächtens in Touggourt an einem Checkpoint eingefangen zu werden und "zu unserer Sicherheit" mit 3 Fahrzeugen und 15 Bewaffneten-Kalaschikow im Anschlag- zu irgendeinem Hotel eskortiert zu werden und anderes mehr.
Aber das lässt sich heute gut erzählen.
Gruß Uli
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makabrios
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#32 Beitrag von makabrios » 2011-03-06 13:40:13

OliverM hat geschrieben: Ich habe bei meinen Reisen kein Volk kennen gelernt was weniger Gastfreundlich ist als als wir deutschen .
Ich kenne aber auch kein Volk , was Oberflächlicher ist als Amerikaner
Hallo,
verallgemeinert habe ich das so auch erlebt.
Trotzdem gibs immer noch hilfsbereite, zuvorkommende Deutsche und auch Amis, die sich ein scheinheiliges "How are you today?" verbeissen, dafür aber unkompliziert und pragmatisch anderen aus Notlagen, wie z.B. Autopannen , helfen.
- Warum bleiben uns Menschen immer die negativen Erlebnisse lange im Gedächtnis ?

Vielleicht haben wir hier einen Psychologen der das näher Erläutern kann .

Ich bin kein Psychologe.
Wenn das Ereignis passiert, welches Auslöser der negativen Erinnerung ist, dann, genau in diesem Moment und noch für eine mehr oder weniger kurze Zeit danach ist die Welt zusammen gebrochen. Hilflose Wut vermischt sich mit Selbstmitleid. Keine gute Verbindung!
Der alte Spruch:"Die Zeit heilt alle Wunden!" findet auch hier seine Anwendung. Denn Jahre danach bleibt zwar die Erinnerung weiter im Gedächtnis, aber der emotionale Teil (Wut + Selbstmitleid) wird wieder zurück gefahren und der/die Betreffende kann später entspannter darüber berichten und vielleicht sogar lachen.
Wenn unsere Psyche diesen Mechanismus nicht eingebaut hätte, dann würden wir alle sehr schnell durchdrehen.

Bitte vergeßt nicht die kleinen, subjektiv viel zu kurzen, Momente der positiv empfundenen Erlebnisse. Die bleiben mindestens genauso lange im Gedächtnis und werden allzu oft nicht mit ihrem eigentlichen Wert geschätzt.

Versucht mal jedem negativen Erlebnis ein positives gegenüber zu stellen. Ganz sicher findet sich da was! :happy:

Das alles schreibt sich natürlich leicht. Es ist jedoch der einzige Weg das lebensgefährliche Leben einigermaßen durchstehen zu können.

Gruß
MAK ( sucht gerade ein positives Erlebnis, weil die Batterien des Ute zusammengebrochen sind :mad: )

OliverM
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#33 Beitrag von OliverM » 2011-03-06 18:24:33

makabrios hat geschrieben:
OliverM hat geschrieben: Ich habe bei meinen Reisen kein Volk kennen gelernt was weniger Gastfreundlich ist als als wir deutschen .
Ich kenne aber auch kein Volk , was Oberflächlicher ist als Amerikaner
Hallo,
verallgemeinert habe ich das so auch erlebt.
Trotzdem gibs immer noch hilfsbereite, zuvorkommende Deutsche und auch Amis, die sich ein scheinheiliges "How are you today?" verbeissen, dafür aber unkompliziert und pragmatisch anderen aus Notlagen, wie z.B. Autopannen , helfen.
- Warum bleiben uns Menschen immer die negativen Erlebnisse lange im Gedächtnis ?

Vielleicht haben wir hier einen Psychologen der das näher Erläutern kann .

Ich bin kein Psychologe.
Wenn das Ereignis passiert, welches Auslöser der negativen Erinnerung ist, dann, genau in diesem Moment und noch für eine mehr oder weniger kurze Zeit danach ist die Welt zusammen gebrochen. Hilflose Wut vermischt sich mit Selbstmitleid. Keine gute Verbindung!
Der alte Spruch:"Die Zeit heilt alle Wunden!" findet auch hier seine Anwendung. Denn Jahre danach bleibt zwar die Erinnerung weiter im Gedächtnis, aber der emotionale Teil (Wut + Selbstmitleid) wird wieder zurück gefahren und der/die Betreffende kann später entspannter darüber berichten und vielleicht sogar lachen.
Wenn unsere Psyche diesen Mechanismus nicht eingebaut hätte, dann würden wir alle sehr schnell durchdrehen.

Bitte vergeßt nicht die kleinen, subjektiv viel zu kurzen, Momente der positiv empfundenen Erlebnisse. Die bleiben mindestens genauso lange im Gedächtnis und werden allzu oft nicht mit ihrem eigentlichen Wert geschätzt.

Versucht mal jedem negativen Erlebnis ein positives gegenüber zu stellen. Ganz sicher findet sich da was! :happy:

Das alles schreibt sich natürlich leicht. Es ist jedoch der einzige Weg das lebensgefährliche Leben einigermaßen durchstehen zu können.

Gruß
MAK ( sucht gerade ein positives Erlebnis, weil die Batterien des Ute zusammengebrochen sind :mad: )
Ja es gibt sie , die Ausnahmen bei den Deutschen eben so wie bei den Amerikanern .

und hier dein mögl. positives Erlebnis: Der Preis für Altbatterieen ist so hoch wie nie zuvor. :ninja:

Grüße

Oliver
Wir leben in einer Zeit , in der die Klugheit schweigen soll, weil sich die Dummheit durch die Wahrheit beleidigt fühlen könnte....

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#34 Beitrag von TheDude » 2011-03-06 18:25:01

Christian H hat geschrieben: .....Eine befreundete Familie fragt mich nach meinen Erfahrungen, und ob sie wohl die Westafrikaroute fahren könnten.

Klar sag ich- wir hatten keine Probleme.
Ein halbes Jahr später erfahre ich von einem tragischen Unfall der Familie auf eben jener Strecke.
Lassen wir an dieser Stelle einfach mal offen ob es ein Überfall, ein Anschlag oder auch nur ein Unfall mit persönlichen Folgen war.
Das wäre ein sehr dunkler Schatten in meinem zukünftigen Denken und Handeln.....

Christian
Das würde bedeuten, dass ich nur noch jedem von allem abraten muss. Wenn ich der gleichen Familie gesagt habe "hey, schaut Euch im Kindo doch diesen neuen Filma an" und das Kino brennt genau in dieser Vorstellung lichterloh, die sie besucht haben und es gibt eine Massenpanik mit ein paar Toten, unglücklicherweise ist ein Familienmitglied davon betroffen, dann muss ich ja den gleichen Schatten in meinem zukünftigen Denken und Handeln haben.

Jeder ist doch für das was er tut und lässt selbst verantwortlich. Es kann doch kein anderer einem die Verantwortung abnehmen.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass genau dann wenn etwas passiert man Angst davor hat verklagt zu werden und als Schuldiger bezeichnet wird. Aber das ist doch schwachsinnig.

Klar, eine Meldung über ein Bombenattentat ist eine sachiche Information. Aber das Bild das dadurch entsteht ist völlig verfälscht.

Ich war 2 Jahre vor den Anschlägen aufs WTC in Afghanistan. Nicht zum Spass, sondern im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit in Pakistan. Als dann die Anschläge waren dachte man aus der Presse zu erfahren, dass jeder in Afgahanistan ein militanter Terorrist und Taliban ist - aber so ist es nicht.

Und genau deshalb sollte man doch Reisen. Um sich sein eigenes Bild zu machen wie es wirklich ist.

Nur habe ich irgendwie das Gefühl, dass von allen Seiten versucht wird das Reisen mehr und mehr einzudämmen und ich komm einfach nicht drauf woran das liegt.

Liebe Grüsse
vom Dude
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um sich Dinge anzuschaffen, die sie eigentlich gar nicht brauchen,
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Lassie
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#35 Beitrag von Lassie » 2011-03-06 18:42:09

Nur habe ich irgendwie das Gefühl, dass von allen Seiten versucht wird das Reisen mehr und mehr einzudämmen und ich komm einfach nicht drauf woran das liegt.
Hmm, ich denke, dass es am Geschäft mit der Angst liegt:
Versicherungen, Medien, Zeitungen, Anlageberater, Arbeitgeber, etc - alle verdienen daran, dass du als kleines Würstchen in deiner Welt mit den angstbedingten Schranken gefangen bist, gefangen bleibst und brav darin verharrst und funktionierst. D.h. du arbeitest, hältst dich brav an deine dir vorgegebenen Pausen, Freiheiten, Urlaub und Konsumgewohnheiten, funktionierst mehr oder weniger berechenbar für die Gesellschaft, den Staat, die Gemeinschaft und für uns alle. Selbst dein Wahlverhalten, deine Einkaufsgewohnheiten, deine Bedürfnisse und Leidensfähigkeiten sind im Grossen Ganzen vermessen und bekannt. Und es liegt an der Politik und der Gesellschaft, jedes einzelne dieser 'Schafe' auf der grossen Weide Deutschland zu halten, zu füttern und zum regelmässigen 'Scheren' bereit zu halten. Es ist ja für unser aller Wohl..

Wo kämen wir denn hin, wenn jeder viele grundsätzliche Dinge in Frage stellen würde? Keine neuen Autos mehr kaufen wollte? Sich mit 3 Wochen Urlaub am Strand nicht zufrieden gäbe? Keinen Bock hat, ein Leben für ein ordentliches Dach über dem Kopf zu arbeiten und eine Bank dabei reicht zu machen? Klar, Ausbrechen und Auswandern wollen viele - schon mal darüber nachgedacht, warum bei den Auswanderer-Storys auf RTL & Co nur 'Scheiter-Geschichten' gezeigt werden ?!

Angst - geschürt und verbreitet von den Medien (schlechte Nachrichten verkaufen sich halt einfach besser!), angestachelt von Nachbarn, Stammtischgesprächen, Kollegen und wohlmeinenden Ratgebern - so sind wir in unserem kulturellen und sozialen Korsett gefangen und meinen, dass unser Glück einzig und allein in unserer Heimat läge.

Die glücklichen wenigen, die es schaffen das Korsett der Konventionen abzuschütteln und über den Tellerrand schauen, werden als Sonderlinge abgetan, zur Not ausgegrenzt oder sanktioniert, aber selten als Vorbilder angeschaut. Wo kämen wir hin, wenn unsere Leistungsträger statt Karriere nur noch Beachparty auf Goa oder spirituelle Selbstfindung im Kopf hätten?

Von daher verstehe ich schon, dass unsere Gesellschaft ein perfides und selbstregulierendes System der Angstmache ist, uns relative Sicherheit vorgaukelt und uns dazu motiviert, eifrig mitzumachen - Stichwort Arbeit, Konsum, Steuern, Lebensstandard, Werte, etc.

Nur meine Gedanken zum Thema 'Funktionsweise unserer Gesellschaft',
Jürgen
....down-sizing vom U1300L zum U100L Turbo:

Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.
Erasmus von Rotterdam

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connyandtommy
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#36 Beitrag von connyandtommy » 2011-03-06 18:58:27

Also, ich glaube nicht, dass das Reisen heute mehr eingeschränkt wird als noch vor 20 oder 30 Jahren. Wenn ich mir das Buch "Durch Afrika" von Anfang der 80er nehme und versuche, eine Reiseroute durch Afrika zusammen zu stellen, dann wird mir dies nicht gelingen!

Ich denke, dass wir damals einfach losgefahren sind und außer unseren Familien und Freunden hat dies eigentlich niemand mitbekommen. Es gab noch kein Internet, in dem wir unsere Schritte und Bilder hätten zeigen können und so fiel es auch gar nicht weiter auf, dass wir schon wieder in Afrika unterwegs waren. Menschen wie Michael Martin waren "Helden", die in ihren Vorträgen ihre Zuhöhrer ehrlich beeindruckten und so gut wie niemand im Publikum wäre auf die Idee gekommen, ähnliches nachzumachen.

Heutzutage reisen mit Sicherheit mehr Menschen wie wir damals um die Welt, nicht weniger. Und auch die Sicherheitslage hat sich nicht verschlechtert, höchstens in andere Regionen verlagert. Waren damals die arabischen Länder völlig problemlos zu bereisen, war das zentale Afrika nahezu unpassierbar. Auch Südamerika war damals risikoreicher als heute, dafür was Mexiko deutlich sicherer.

So verändert sich halt die Welt, sie dreht sich weiter...

Viele Grüße

Tommy
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biglärry

#37 Beitrag von biglärry » 2011-03-06 19:30:13

Ich war gerade drei Tage plusminus 100 Km von meinem Wohnort entfernt auf dem CP Harfenmühle bei Mörschied, bin dort mit meiner grossen Lebensfreundin durch Wälder gewandert, hab da im CP eigenen Restaurant vorzüglichst gespeist, hab mit meinen deutschen Camperfreunden ein herrliches KFT (karnevalsfreies Treffen) abgehalten mit grillen und allem Pipapo. Eben wieder in Lux angekommen, gerademal einen viertel Tank Sprit verbraten und ungefähr hundert Euro versenkt. Wir wurden nicht beschossen und es drohte keine Geiselhaft. Das gefährlichste war der Ausrutscher im CP-Sanitär und die kleine 6 jährige Blonde die uns immer grimmig und böse angeschaut hat wenn wir über die Sandkastenparzelle gelatscht sind. Urlaub vor der Haustür, da kann man ohne Bedenken hin. :lol: :lol: :lol: :lol:

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Thomas W.
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#38 Beitrag von Thomas W. » 2011-03-06 20:20:49

Hallo,

sorry Lärry, aber das :
hab mit meinen deutschen Camperfreunden ein herrliches KFT (karnevalsfreies Treffen) abgehalten mit grillen und allem Pipapo.

ist de fakto Geiselhaft. Aber jeder wie er Bock hat :D


Grüße vom Strand im bösen Marokko...

Thomas
Zuletzt geändert von Thomas W. am 2011-03-06 20:21:54, insgesamt 1-mal geändert.
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KarlMartell
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#39 Beitrag von KarlMartell » 2011-03-06 20:28:02

Lassie hat geschrieben: Wo kämen wir denn hin, wenn jeder viele grundsätzliche Dinge in Frage stellen würde? Keine neuen Autos mehr kaufen wollte? Sich mit 3 Wochen Urlaub am Strand nicht zufrieden gäbe? Keinen Bock hat, ein Leben für ein ordentliches Dach über dem Kopf zu arbeiten und eine Bank dabei reicht zu machen? Klar, Ausbrechen und Auswandern wollen viele - schon mal darüber nachgedacht, warum bei den Auswanderer-Storys auf RTL & Co nur 'Scheiter-Geschichten' gezeigt werden ?!
Ist das so? Werden tatsaechlich nur Geschichten von Losern erzaehlt?

Ich kenne uebrigens mehrere Leute hier aus Deutschland und einen aus der Schweiz. Kein einziger von denen ist gescheitert. Im Zeitalter der weltweiten Kommunikation muss das auch nicht mehr sein, man kann verlaesslich planen und das Risiko minimieren. Natuerlich: Jemand, der schon in Europa gescheitert ist und denkt, er koenne hier mit wenig Kapital den grossen Maxen machen, der scheitert. RTL & Co habe ich aber im Verdacht, solche Geschichten zu tuerken, wie gesagt, ich kenne keinen.

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TheDude
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#40 Beitrag von TheDude » 2011-03-06 21:51:12

Ja, das mit der Angst hab ich auch schon so überlegt. Vor allem scheint man keine Mitmenschen zu wollen, die dann evtl. Dinge in Frage stellen, oder überhaupt auch die Zeit dazu haben Dinge in Frage zu stellen.

Nun ist es meiner Meinung nicht einzig so, dass Angst nur von den Medien geschürt wird. Die Medien senden das, was die meisten anschauen. Wenn es Dinge mit der Angst sind, dann senden die das. Wenn es "Sissi - schicksalsjahre einer Kaiserin" sind, dann wird das gesendet. Die Medien sind fast ausschliesslich an Einschaltquoten interessiert, mal abgesehen von den öffentlich rechtlichen, die eigentlich einen Auftrag haben den sie jedoch sehr unzureichend erfüllen. Da gibts ein ganz interessantes Buch über die Tagesschau....hm, wie hiess das nochmals.

Angst ist aber irgendwie zentraler Bestandteil unseres Lebens geworden. Versicherungen verkaufen mit der Angst. Lebensmittel werden teilweise mit Angst beworben (kauf dies, dann bleibst schlank) und viele anderen Dinge ja auch - teilweise so, dass wir es gar nicht richtig bewusst merken.

Reisen wird zwar nicht unbedingt "eingeschränkt", aber sehr viele auf der Westküstenroute (Justus von Bab Sahara in Mauretanien, die Schweizer von der Zebrabar im Senegal, Alice von Chez Alice in Togo, Bernhardt und Sabine in Ghana) sagen ALLE, dass früher viel mehr Overlander durchgekommen sind und heutzutage FAST KEINER mehr kommt. Von Overlandern können die alle nicht mehr leben und das war anscheinend in den 70ern, 80ern und auch 90ern noch locker möglich.

Wenn man alte Reiseberichte liest, dann war das Reisen früher weder "sicherer" noch "einfacher". Heute kannst ja fast bis Südafrika auf Teerstrassen fahren und damals musstest die Teerstrassen wirklich suchen. Damals ist man auch mit nem alten Bulli gefahren oder hatte im besten Fall nen AL28 und heute fährt fast keiner mehr mit nem normalen PKW oder Bulli. Auch die Versorgungslage hat sich gegenüber früher total gebessert. Zumindest in den Hauptstädten bekommst ja wirklich alles und Ersatzteile kannst dir auch problemlos an jeden Ort der Welt schicken lassen.
Früher gab es kein Kartenmaterial und auch kein GPS, heute hast das GPS und den Laptop mit Kartenmaterial im Fahrerhaus mitlaufen, damit Du in jeder Sekunde exakt weisst, wo Du Dich befindest. Früher konntest auf der ganzen Strecke wenn Du Glück hattest 2 mal nach Hause telefonieren, heute hast für den Notfall ein SAT-Phone, in jeder grösseren Stadt Internet und kannst Skypen.
Wenn ich "alte" Reiseberichte lese, dann kommt es mir immer wieder so vor, wie wenn das damals wesentlich MEHR Abenteuer war als heute. Und trotzdem triffst auf der Strecke fast niemanden mehr.

Echt erstaunlich. Das ganze kapier ich nicht so ganz.

Grüsse vom Dude
Zuletzt geändert von TheDude am 2011-03-06 22:00:50, insgesamt 1-mal geändert.
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#41 Beitrag von karakum » 2011-03-06 22:54:45

Ist schon spät am Abend, aber was ich hier lese, fordert doch meinen Widerspruch:
Nein, ich habe weder die Ost- noch die Westroute gefahren nach Südafrika.
Aber:
Was war, war. Ich kenne auch die vielen Traumgeschichten aus Zentralasien, als alles noch viel schöner war und viel besser...

Es gibt genug zu sehen auf der Welt, um nicht daheim zu sitzen, wenn wer es will.
Ich habe meinen Weg gefunden, Lassie in Shanghai einen ähnlichen, viele andere auch.
Wer will, geht. Und findet Hilfe. Gerne helfe ich wieder mit irgendwelchem Registrierungskram, stimmt´s HildeEvo- Team?, wenn wer den Osten ansteuert.

Für mich ist Fernweh anders definiert, nicht nach Krisengebieten des AA. Wer will, findet den Weg.

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#42 Beitrag von TheDude » 2011-03-06 23:03:46

?? Muss ich das jetzt verstehen karakum??

Was fordert Deinen Wiederspruch?

Grüsse vom Dude, bei dem es noch früher ist.
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#43 Beitrag von ulidoc » 2011-03-07 0:18:23

Hallo Dude!

Es war in den 80iger/90igern mehr Abenteuer.

Ohne Satellitentelefon,Mit Fahrzeugen mit kürzerer Halbwertszeit,Ohne die heutigen Möglichkeiten der Ersatzteilversorgung.Ohne GPS.

Im südlichen Afrika kannst Du sogar nach Navi fahren,die Spannung beschränkt sich dann auf Situtionen,in denen Du einen Treck in der Regenzeit nachfährst der zur Trockenzeit aufgenommen wurde.
In der heutigen Zeit macht sich doch kein Mensch mehr Gedanken über "Auffanglinien",die man zur Not zu Fuß erreichen kann,die dann auch noch ohne satellitengestütze Navigation erreicht werden müssen.

Genau das hat sich-unter Anderem-geändert,dass man sich in der Sicherheit wiegt,dass man dann,wenn garnichts mehr geht ohne Rücksicht auf Kosten und Ressourcen Hilfe herbeitelefonieren kann.

NB:ich habe ein Satelllitentelefon,Navi,GPS,aber ich kann auch noch mit Karte und Kompass umgehen,die ich auch an Bord habe und ich kann auch am Auto und ums Auto noch einiges improvisieren und bemühe mich die Vorräte im Auge zu behalten.

Es gab da ein Büchlein von Birger Sechtig "Manche freilich müssen drunten sterben..."...und es gab etliche davon.

Wenn jetzt jemand meint sagen zu müssen,dann soll ich doch zuhause bleiben,der hat mich falsch verstanden.

Vielleicht haben einige auch Angst im Fall des Scheiterns nicht mehr als Zampano sondern als Depp dazustehen denn Überleben war immer vorgesehen.
Gruß Uli
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biglärry

#44 Beitrag von biglärry » 2011-03-07 11:19:01

Thomas W. hat geschrieben: ist de fakto Geiselhaft. Aber jeder wie er Bock hat :D
Meine Bewunderung Thomas für deine Menschenkenntniss die Dich auf so grosse Distanz zur Beurteilung führt dass meine Freunde so Scheisse sind dass man sich in Geiselhaft wähnen muss wenn man mit ihnen gemeinsam ein Treffen abhält.

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#45 Beitrag von HildeEVO » 2011-03-07 11:24:52

karakum hat geschrieben:Wer will, geht. Und findet Hilfe. Gerne helfe ich wieder mit irgendwelchem Registrierungskram, stimmt´s HildeEvo- Team?, wenn wer den Osten ansteuert.
Allerdings... Super Overlander-Service in Moskau!!! :cool:

Grüße Chris
Zuletzt geändert von HildeEVO am 2011-03-07 11:26:01, insgesamt 2-mal geändert.
Die echten Abenteuer sind nicht im Kopf, sie sind da draußen!

Ve-ge'ta-ri-er <[ve-] m.; s-, -> Bed. i.d. Sprache der Indianer, schlechter Jäger

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#46 Beitrag von makabrios » 2011-03-07 16:52:25

Lassie hat geschrieben: warum bei den Auswanderer-Storys auf RTL & Co nur 'Scheiter-Geschichten' gezeigt werden ?!

Angst - geschürt und verbreitet von den Medien ...dass unser Glück einzig und allein in unserer Heimat läge.
Hallo,

Diese Fernsehgeschichten scheinen zum Großteil Fakes zu sein .

Wenn ich da gucken kann, daß ein ehemaliger Zuhälter Karriere als Schauspieler in Kanada machen will :eek:, Deutsche in Bahia ein Strandlokal mit nix hochgezugen haben und dann rauskommt, daß denen schon lange ein herrliches Inselgrundstück dort gehört :blush: , etc. natürlich die Platinblonde Gata auf Mallorca nicht zu vergessen :ninja: ...

... dann überkommen mich schon der Neid und die quälenden Warum-Fragen : Ich bin auch tagelang an der Immigrations in L.A. angestanden, habe in NZ sogar nen Consultant bezahlt - mit negativem Erfolg :huh:

Wer es wirklich ehrlich geschafft hat, dem gönne ich es. Diese Leute stellen sich selber aber nicht ins Fernsehrampenlicht :angel:


Den Spruch:"Bleibe im Lande und nähre dich redlich!" durfte ich mit auch übergenug anhören :mad:

Per Heirat ist die Auswanderung immer noch am leichtesten- überall! Geschenkt wird einem aber trotzdem nix!

Gruß
MAK

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#47 Beitrag von n0by » 2011-03-13 10:02:59

TheDude hat geschrieben:Ja, das mit der Angst hab ich auch schon so überlegt. ...
Nun ist es meiner Meinung nicht einzig so, dass Angst nur von den Medien geschürt wird. Die Medien senden das, was die meisten anschauen.....
Die Menschen wollen wissen, was los ist. In dem Sinne kannst Du Dir - mit Sarkasmus und Zynimus sagen:

Das Jahr fängt gut an.

Bild



TheDude hat geschrieben:Angst ist aber irgendwie zentraler Bestandteil unseres Lebens geworden. Versicherungen verkaufen mit der Angst. Lebensmittel werden teilweise mit Angst beworben (kauf dies, dann bleibst schlank) und viele anderen Dinge ja auch - teilweise so, dass wir es gar nicht richtig bewusst merken.
"Angst" scheint mir eine individuelle Schutzfunktion zu sein. Im Rahmen - meiner geringen finanziellen wie handwerklichen, zudem körperlichen Fähigkeiten - gilt es, das Risiko für ein Unternehmen zu kalkulieren. Sieht die Kalkulation so aus, heil aus dem Unternehmen wieder zu kommen, dann gut. Sieht meine individuelle Gefahrabwägung, dass der Berg, die schlammige Strasse, das Ghetto-Viertel etc. für mich nicht zu schaffen wäre, dann scheint mir es das Abenteuer nicht wert zu sein. Ein anderer Mensch mag über die Sorgen lachend hinwegsehen und hinweggehen, doch jeder ist für sich selbst verantwortlich. Jeder kennt sich eben selbst am besten.



TheDude hat geschrieben:Wenn man alte Reiseberichte liest, dann war das Reisen früher weder "sicherer" noch "einfacher".....

Wenn ich "alte" Reiseberichte lese, dann kommt es mir immer wieder so vor, wie wenn das damals wesentlich MEHR Abenteuer war als heute. Und trotzdem triffst auf der Strecke fast niemanden mehr.

Echt erstaunlich. Das ganze kapier ich nicht so ganz.

Grüsse vom Dude
Nun, wer über seine Reise später berichtet, der ist immerhin wieder zurück gekommen :blush: . 1972 reicht mir und meiner Frau ein geschenkter Heinkel-Roller, Baujahr 1959, um damit nach Marokko zu fahren. Diese Reise gelang mir mit der Sorglosigkeit meiner damaligen 24 Jahre und dem Vertrauen in mich und die Menschen.

Mein Bruder hatte ein Jahr zuvor Afghanistan mit seinem Bulli bereist.

Bild

Sein Reisebericht liest sich leicht und locker:

http://www.n0by.de/2/rst/ulrichAfghanistan.htm

1976 reichte mein Selbst- und Gottvertrauen für den langen Landweg von daheim nach Indien in öffentlichen Verkehrsmitteln über den Iran, Afghanistan, Pakistan.

Jedoch kochen die Kontroversen ein giftiges Gebräu gerade in Ländern, wo Menschen wie mit zwei Dollar pro Tag vegetieren müssen, aber in den Medien sehen, wie korrupte Kleptokraten sie im Wortsinn "um ihr Leben bringen". Dass in diesem Szenario Ungläubige in rollenden Luxusvillen nicht unbedingt mehr auf alt-eherne Gesetze von Gastfreundschaft rechnen dürfen, ist Teil der giftigen Gemengelage.

Als mich mein Erstaunen über sich gläubig blutig geißelnden Muslime in einem iranischen Wallfahrtsort verriet, da reichte es 1976 einfach noch wegzurennen, die Taschen von meinem Kleingeld hinter mich zu werfen, und mich so vor Schlimmeren zu retten. Nicht nur, dass mein Körper mit 63 Jahren heute nicht mehr so schnell laufen kann, auch die religiös Retardierte fundamental fanatische Faschos dürften mittlerweile mit Ungläubigen härter verfahren. Jedenfalls lässt sich das aus Berichten wie dem Volkszorn über die Propheten-Karikaturen schließen.

Damit soll diese Geschichte nicht mit der Folgerung schließen, dass es genug Abenteuer ist, am Schreibtisch zu sitzen und über Büchern und Bildschirmen zu brüten.

:eek:

Erhard, "n0by", München
http://www.nobydick.de/
Skpye: n0by2call

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#48 Beitrag von advi » 2011-03-13 11:51:44

Bezüglich Reisen und Gefahren kommt bei mir noch ne Kleinigkeit hoch:

INTUITION

Zu spüren, wann sich etwas falsch oder richtig anfühlt. Nach dem Motto fühle ich mich an diesem Platz wohl? Wenn nein, dann fahre weiter und schlafe dort, wo es sich besser anfühlt.
Die Intuition ist wahrscheinlich häufig ein besserer Ratgeber als alles andere.
Frank

Unserer heißt Alladin und ist ein MAN LE220 mit ausgebautem Kühlkoffer

Ausbau siehe http://www.allrad-lkw-gemeinschaft.de/p ... 35&t=55758

Wie viel Expeditionsmobil ist nötig - unsere kommende 3,5 to Lösung viewtopic.php?p=824020#p824020

biglärry

#49 Beitrag von biglärry » 2011-03-13 12:34:44

advi hat geschrieben:Bezüglich Reisen und Gefahren kommt bei mir noch ne Kleinigkeit hoch:

INTUITION

Zu spüren, wann sich etwas falsch oder richtig anfühlt. Nach dem Motto fühle ich mich an diesem Platz wohl? Wenn nein, dann fahre weiter und schlafe dort, wo es sich besser anfühlt.
Die Intuition ist wahrscheinlich häufig ein besserer Ratgeber als alles andere.
Da sprichst Du mir aus dem Herzen, bei mir war meine Intuition genau die, die zur Entscheidung führte ausschliesslich in Europa zu reisen und das auf leichteren Füssen. Als meine grosse Lebensfreundin anfing mit ihren Rückenproblemen und nur noch schwer in den Laster steigen konnte gab es keine Sekunde der Zögerung für mich "Nägel mit Köpfen" zu machen und alles geplante auf den Kopf zu stellen und einen ganz neuen Weg zu gehen. Als dann diese ganzen Revolutionsgeschichten begannen fühlte ich mich in meiner Entscheidung bestätigt und war in meiner kleinen Welt zufrieden.

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#50 Beitrag von spongebob » 2011-03-13 13:15:44

advi hat geschrieben:Bezüglich Reisen und Gefahren kommt bei mir noch ne Kleinigkeit hoch:

INTUITION

Zu spüren, wann sich etwas falsch oder richtig anfühlt. Nach dem Motto fühle ich mich an diesem Platz wohl? Wenn nein, dann fahre weiter und schlafe dort, wo es sich besser anfühlt.
Die Intuition ist wahrscheinlich häufig ein besserer Ratgeber als alles andere.
genau so reise ich immer. und wenn man auf fremde trifft und ihnen offen und respektvoll begegnet, lernt man auch ihre grenzenlose gastfreundlichkeit kennen... man schämt sich manchmal wenn sie noch nicht mal entgelt annehmen wollen.
in diesem sinne

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