Moin!
Wir machen das so, dass wir zum einen generell versuchen, ausserhalb der Hauptsaison zu reisen und zum anderen Touri-Hot-Spots nach Möglichkeit meiden oder nur "antizyklisch" besuchen: abends erst ankommen, wenn die Tagestouristen und Reisebusse weg sind und am nächsten Morgen vor 10 wieder abreisen, bevor der Rummel wieder losgeht.
Was wir z.B. bei der Anfahrt zu einem Fährhafen wie Genua nicht mehr machen, ist fahren, bis man nicht mehr mag, um sich dann in der Nacht auf einen Autobahnparkplatz zwischen Mailand und Genua zu stellen. Das sind die mit Abstand unentspanntesten Nächte, die wir hatten. Entweder rollt um 1:30 Uhr ein Kühllaster genau neben einen und beschallt dich den Rest der Nacht mit seinem dieselbetriebenem Kühlaggregat oder es macht ein Flixbus mitten in der Nacht seinen Pipistopp neben dir und die ganz eiligen schaffen es gerade noch bis an die Räder deines Lasters. Mittlerweile planen wir die Etappen kleiner und legen bewust "Glamping"-Stopps ein, auf dem Weg in den Süden z.B. auf dem Wohnmobilstellplatz hoch droben in Andermatt direkt am Gotthardtunnel. Da kann man abends noch durchs Dorf bummeln, für 40 Franken ein Wiener Schnitzel essen oder morgens in der Früh ein paar Gemsen auf nem Wandetrweg erschrecken, bevor man entspannt in den nächsten Tag startet.
Wanderparkplätze nutzen wir auch gerne, unter der Woche ist man da meist völlig allein und selbst an Wochenenden ist da wenig los. Meist hat man auch etwas Infrastruktur, ne Grillstelle, vielleicht eine Wiese mit Spielplatz oder ein Gewässer.
Für nen Stadtbummel gehen wir auch mal auf einen gebührenpflichtigen Parkplatz. Kosten für nen ganzen Tag sind meist erträglich und man steht meist sehr zentral. Z.B. in Konstanz am Bodensee zwischen Innenstadt und Hafen.
Wo man notfalls immer stehen kann, als reiner Übernachtungsplatz, ist in Gewerbegebieten am Strassenrand. Wenns gar nicht anders geht.
Eher schlecht sind nichtöffentliche Wege, zumindest in D/AT. Die Aufpasser sind allesamt nachtaktiv oder leiden unter Bettflucht (Jäger, Förster, Landwirte) und sagen ungebetenen Wegrandparkern meist recht deutlich, dass sie nichts von deiner Idee halten. Mittlerweile gibt es aber auch in D nen Trend zum "camperfreundlichen Bauernhof" - allerdings mit Vorausbuchung. Oft ist eine Nacht gratis, wenn man dafür im Hofladen einkauft oder im angeschlossenen Lokal speist. Ähnliche Modelle gibts auch in Wales & Schottland: Pubs mit Stellplatz zur Übernachtung. Auch auf Sardinien im Landesinneren anzutreffen: Gasthof mit Stellplätzen inkl. Ver- und Entsorgung - kostenlos, wenn man dort isst.
In Tunesien und Marokko ist ungefragtes Übernachten in der Nähe von Siedlungen oder Bauernhöfen nicht gern gesehen und man wird weggeschickt. Fragt man nett, erlebt man das krasse Gegenteil, man wird sofort als Teil der Familie "zwangsadoptiert" und bekommt manchmal mehr Gastfreundschaft ab, als einem lieb ist.
Was ich gerne mache, ist vor einer Tour mal den einen oder anderen Abend an Google Earth verbringen, um die Reiseroute und das Zielgebiet mal abzufliegen. Da entdeckt man den einen oder anderen möglichen Stellplatz, dann die Luftaufnahmen/Satellitenbilder interessanter Ecken als Screenshot ausgedruckt und in die Reisemappe im Handschuhfach (ok ist old school, man könnte sich die Daten auch aufs Tablet laden). Das hat uns - gerade auf Sardinien - so manchen schönen Stellplatz beschert. Geheimtipp: Google Earth Pro installieren - ist inzwischen auch kostenlos und hat ggü. dem normalen Google Earth ein paar nette Zusatzfunktionen, z.B. das direkte Abspeichern des gerade dargestellten Bildausschnitts in vergleichsweise hoher Auflösung (was um die 3000x4000 Pixel). Damit kannst Du z.B. komplette Ortschaften in Posterformat (150x100cm) mit hoher Detailtreue ausdrucken.
Nützlich ist auch die App
Park4Night, allerdings ist das mit "Geheimtipps" auf solchen Sharingplattformen so eine Sache. Da ist man an den tollen Plätzen eigentlich nie allein, weil die App leider schon ziemlich verbreitet ist und wenn dann abends um Neune das fünfte Reisemobil den Schotterweg langgeholpert kommt, wünscht man sich wieder weg.
Grüsse
Tom
Edit: App-Name korrigiert und Link eingefügt, Danke Fernreisender!