Neulich gab es hier einen Fred zu der Frage Island und Offroadfahren etc. Da wurden viele Vermutungen und Meinungen geäussert.
Ich habe ja jetzt zum Test unserer Neuanschaffung ein paar Wochen in IS verbracht, und dabei die Gelegenheit genutzt, möglichst viele Parkranger, Polizisten und Touristeninformierer zu befragen. Daraus jetzt im Folgenden meine Erkenntnisse.
Ich muss aber noch folgendes vormerken: Alles, was ich hier schreibe, beruht auf Aussagen von den vorgenannten Personen oder eigener Beobachtung. Ich habe keine Gesetzestexte studiert, also können da auch durchaus Fehler drinstecken. Aber es ist nix dabei in der Qualität „Ich habs von einem Freund gehört, der hat es vom Schwager eines Nachbarn der mal Island auf der Karte gefunden hat…..“
Falls ich irgendwo eigene Schlüsse gezogen habe, sage ich das auch deutlich, und meine Meinung gebe ich ebenfalls offen wieder.
Genug der Vorrede, zu den Erkenntnissen:
1. Campen / Übernachten ausserhalb von Campingplatzen.
Hierzu habe ich KEINE Fragen gestellt, weil wir keine Pferde scheu machen wollten. Klar ist jedenfalls Folgendes:
Innerhalb der Grenzen von National-, Regional- und Naturparks ist das Übernachten generell NUR auf den Campingplatzen erlaubt. Einmal haben wir versehentlich innerhalb der Parkgrenzen an einer Abzweigung mit Parkplatz übernachtet, worauf wir gegen Mitternacht von einer sehr bestimmten (aber nichtsdestotrotz höflichen) Rangerin aufgefordert wurden, sofort zum nächsten Campingplatz weiterzuziehen. Wir sind ohne Strafe davongekommen, vielleicht weil ich anhand meiner Karte von diesem Jahr glaubhaft machen konnte, dass wir ohne Absicht gehandelt haben (die Parkgrenzen wurden seit letztem Jahr ausgeweitet).
Die Campingplatze in den Parks, wohl alle von öffentlicher Hand betrieben (Vermutung!), haben im Sommer 2015 alle pro Person ca. EUR 10 gekostet, Fahrzeug frei, warme Dusche extra. Müll muss teilweise wieder mitgenommen werden.
In sehr vielen Ortschaften gibt es Touristeninformationen mit aktuellen Infos bezüglich der Parkgrenzen und der Info, welche Hochlandstrassen geöffnet sind. Zudem gibt es die Website der isländischen Road Administration. Nutzt sie!
Ausserhalb der Grenzen von National- Regional- und Naturparks kann ich zum Übernachten nix Fundiertes sagen. Deshalb nur unsere Erfahrungen: Wir haben uns immer an Stellen platziert, wo wir den Eindruck hatten, dass es niemanden stört. Also NICHT durchs Grün gewalzt, sondern immer auf Schotter / Sand. Fast immer dort, wo offensichtlich geschotterte Abfahrten das Verlassen der Strasse auch vorsehen. Häufig auf Parkplätzen von Sehenswürdigkeiten, die Nachts sowieso kein Mensch sehen will, und deshalb immer bis mindestens 9:00 morgens verlassen waren. Aber hier ist etwas Vorsicht geboten: Auf manchen Parkplätzen (speziell der bekannteren Attraktionen) ist die Übernachtung NICHT erlaubt, die Verbotsschilder hierzu häufig sehr kleinund unauffällig. Also lieber genau gucken. Es gab aber nie ein Problem, auch nicht mit dem Auffinden wirklich schöner Plätze.
2. Offroadfahren im Hochland / auf F-Strassen
Hierzu erst mal meine Meinung: Wer auf manchen F-Strassen der Meinung ist, das sei noch nicht genug Off-Road, der soll sein Auto von der Klippe stürzen oder bei Wettbewerben teilnehmen!
Nun zu den Fakten:
Offroad-Fahren ist in Island generell verboten. Punkt!
Aber wie wird das gehandhabt? Nun, für die „nicht-F-Strassen“ kann ich keine Fakten beisteuern, die Frage hat sich und (abgesehen von den Übernachtungsplätzen, siehe dort) einfach nie gestellt.
Bei den F-Strassen ist das etwas komplizierter, speziell das Ausweich-Thema auf einspurigen Pisten. Man hat dazu von mehreren Parkrangern ein Merkblatt bekommen, das auch zukünftig an der Fähre ausgehändigt werden soll, wie man mir sagte. Ich hab´s mal eingescannt, ich hoffe, das Einstellen klappt:


Die Strafen für Nichtbeachtung können bis zu EUR 3000 (!) betragen, das Merkblatt spricht sogar von Knast!
Deshalb habe ich MEHRERE Parkranger ausgiebig dazu befragt und jedesmal die gleichen Antworten bekommen:
Erst mal das Ausweichen:
Denen ist auch klar, dass man nicht von einem Fahrer verlangen kann, möglicherweise über Kilometer rückwärts zu fahren (wie hier schon vermutet wurde).
Wenn zwei Fahrzeuge auf einer einspurigen Strasse aufeinander zufahren, muss einer (an geeigneter Stelle) SO WEIT WIE NÖTIG auf die Seite ausweichen UND ANHALTEN um die so entstandene Spur so kurz wie möglich zu halten.
Der Entgegenkommende fährt dann LANGSAM und SO WEIT WIE NÖTIG RECHTS an dem stehenden Fahrzeug vorbei. Eigentlich klar und logisch.
Das zweite umstrittene Thema ist das Wenden.
Auch hier ist den Offiziellen klar, dass nur SEHR kurze Fahrzeuge auf einer einspurigen Strasse wenden könnten. Deshalb auch hier: Den Schaden so klein wie möglich halten. Also wozu haben einem die Götter von ZF wohl den Rückwärtsgang gegeben? Mehrmals vor und zurück, NICHT in einem grossen Kreisbogen. Wir haben sogar hinterher diese Spuren noch mit dem Spaten geglättet.
Jetzt noch meine sehr klare Meinung dazu:
Wem das nicht passt, der soll im heimischen Wald spielen, und sehen, was der Förster dazu meint. Was würde ein Münchner wohl dazu sagen, wenn ein (oder einhundert) Isländer mit dem Ford Explorer einmal längs durch den englischen Garten schreddert?
Wir jedenfalls haben gesehen, welche Spuren, egal ob es nun Einheimische oder Touristen waren, oft kilometerweit abseits der Strasse durchs Hochland gezogen haben, und sagen: 3000 Euro Strafe sind offensichtlich noch viel zu wenig! Nun ja, wenn da Leute mit Reisemobilen unterwegs sind, die offensichtlich höhere sechsstellige Beträge gekostet haben …es SOLL ja schliesslich wehtun!
Die Hochlandstrassen liegen auch häufig so, dass man die grossartigsten Aussichten und genialsten Fotoplätze erreicht, ohne auch nur einen Schritt von der Strasse zu tun. Wem das nicht reicht, sollte den Turnschuh-Zoom benutzen.
Wir jedenfalls hatten nie den Eindruck, als Touristen die Melkkühe zu sein (Wie hier einige im anderen Fred angedeutet haben). Leben in Island ist zwar (sau)teuer, aber ALLE Sehenswürdigkeiten und Naturwunder, die wir bestaunen durften, waren eintrittsfrei und gut zugänglich. Die Ínformationsstellen waren zahlreich, dank guter Ausschilderung einwandfrei aufzufinden und auch wirklich informativ. Und wirklich JEDER dort spricht englisch.
Wer mal versucht hat, in einer argentinischen oder griechischen Touristendesinformation Auskünfte zu bekommen, weiss das zu schätzen.
Und wer mal am Bodensee-Königsssee-Radweg (!) an einem Donnerstag vor auf einem langen Wochenende (!!) das Schild „geöffnet von 10:00 bis 12:00“ an der Touristeninfo bewundern durfte, wird so was erst recht mit anderen Augen sehen.
Das einzige, worüber wir uns beschweren könnten, ist die Qualität des an den Tankstellen erhältlichen Kaffees

Gruss, Ulf