Liebe Leser,
hier etwas Lesestoff zum Thema Entlüften der Kupplungshydraulik.
Wie aus meinem Thread bzgl „Schlauch, beständig gegen Bremsflüssigkeit“ schon zu erkennen war, habe ich mich die vergangen Tage mit dem Austausch von Geberzylinder und pneumatisch unterstütztem Nehmerylinder sowie der beiden Druckschläuche und dem Verbindungsschlauch Vorratsbehälter zum Geber beschäftigt.
Das alles ist ja keine Raketentechnik, aber ich hatte bzgl Entlüften des Systems schon ein einige Bedenken. Erst kürzlich hatte ein befreundetes Forumsmitglied unterwegs erhebliche Probleme an seinem Fahrzeug, um die Luft aus einem ca 2,3 m langen Druckschlauch, der zudem noch sehr kompliziert verbaut ist, herauszubekommen. Nach gefühlt 10 000 mal pumpen ließ sich die Kupplung dann wieder einigermaßen betätigen. Wir standen dabei laufend in Verbindung und ich hab ihm immer wieder Tipps gegeben, wie er weiter vorgehen soll.
An meinem Fahrzeug bin ich jetzt wie folgt vorgegangen:
Den Nehmerzylinder hab ich zu Hause in meiner Werkstatt blasenfrei gefüllt und die Anschlußverschraubung mittels Buzen verschlossen.
Am Fahrzeug hab ich die feste Rohrleitung losgeschraubt, die beiden Druckschläuche montiert und dann die lose Leitung so schräg gestellt, dass das Leitungsende an der Kupplung am Boden lag. Die Leitung hatte damit zum Geberzylinder hin einen fast geraden Anstieg ohne Hochpunkte.
Das am Boden liegende Leitungsende wurde dann mit dem Nehmerzylinder verbunden. Der Nehmerzylinder blieb auch am Boden liegend.
Jetzt habe ich mittels medizinischer Spritze die Druckleitung gefüllt, was etwas dauert, bis die Flüssigkeit nach unten Richtung Nehmer wandert. Dazu waren ca 120 ml nötig.
Parallel dazu hab ich den Geberzylinder an der Pedalerie montiert und den Geber und den Vorratsbehälter mit einem neuen bremsflüssigkeitsbeständigen Schlauchstück verbunden.
Dann wurde das obere Ende des Druckleitung unten am Geber angeschlossen.
Das System war nun soweit fertig zusammengeschlossen, so daß ich den Vorratsbehälter füllen konnte.
Hier habe ich dann am Samstag Mittag die Arbeiten unterbrochen, damit die Flüssigkeit genügend Zeit hat, den Geber zu füllen und weiter nach unten zu laufen in Richtung des Nehmerzylinders, der weiterhin am Boden liegt. Dabei haben Luftblasen die Tendenz, nach oben Richtung Geber zu steigen und weiter zum Vorratsbehälter.
Diesen Zustand ließ ich bis Montag so stehen.
Am Montag konnte man dann am Füllstand des Vorratsbehälters erkennen, daß noch etwas Flüssigkeit nachgelaufen war.
Nun wurde der Nehmerzylinder an der Kupplungsglocke montiert und dabei Druckleitung wieder in die alte Position gebracht und befestigt.
Jetzt begann der eigentliche Entlüftungsvorgang. Auf dem Pedal war nur ganz geringer Druck spürbar.
Der Vorratsbehälter hat oben einen kurzen Belüftungsschlauch. An diesem Schlauch hab ich mittels Festo-Steckverbinder eine Verbindung zum Druckminderer des Werkstattkompressors gemacht.
Dann wurde 5-6 mal der Inhalt des Vorratsbehälters mit ca. 1,5 bar Richtung Nehmer gedrückt.
Dabei kamen am Entlüftungsnippel bei den ersten beiden Malen einige größere Luftblasen. Bei jeder Charge wurden die Blasen weniger und kleiner und der Pedaldruck verbesserte sich fühlbar.
Nach sechs solcher Aktionen war die Sache gut und der Pedaldruck hart und damit ok.
Das alles erfolgte noch ohne Anschluß der Druckluft, also ohne pneumatische Unterstützung mit reiner Muskelkraft. Der Hydraulikdruck beträgt dabei ca 90 bar. Alle Elemente sind darauf ausgelegt und halten dem Hydraulikdruck einwandfrei stand.
Ich denke, dass der Pneumatikdruck beim Entlüften eher hinderlich ist und man kein Gefühl hat für die Härte des Druckpunktes.
Als abschließender Test wurde der Pneumatikdruck noch am Nehmer angeschlossen und die Kupplung mehrfach betätigt.
Dabei zeigten sich keinerlei Auffälligkeiten, auch war das System auf Seite Hydraulik und Pneumatik dicht.
Mit pneumatischer Unterstützung beträgt der vom Pedal und Geber kommende Hydraulikdruck nur noch ca 30 bar und das Pedal ist entsprechend leichtgängig zu betätigen.
Eine Probefahrt erfolgte aus Witterungsgründen nicht.
Wir haben hier minus 4 Grad und grau in grau mit leichtem Schneegriseln. Da wollte ich wegen der paar Meter Probefahrt keinen Kaltstart machen.
Insgesamt war das Entlüften mit dieser Vorgehensweise keine große Aktion und hat sicher funktioniert.
Das wars für den Moment aus der Werkstatt.
Jetzt muß ich nur noch den alten Geber und Nehmer revisionieren, damit diese Bauteile wieder als funktionsfähige Ersatzteile zur Verfügung stehen.
Die Dicht-Manschetten dafür hab ich auch schon.
Das ist halt eine schöne Winterarbeit zu Hause in der Werkstatt.
LG
Sico
Entlüften Kupplungshydraulik
Moderator: Moderatoren