Mercur: einige Reparaturberichte
Verfasst: 2014-03-08 19:53:30
Liebes Forum,
nach nunmehr 60.000 km im harten Einsatz als einmaliger und geldverdienender Allrad-Safari-LKW in Afrika habe ich mich entschlossen nach 44 Standjahren und 3 Safarijahren unserem MAGS die letzten alten Dichtungen auszuwechseln sowie einige altersbedingte Schwachstellen zu beseitigen. Zudem war mir im letzten Off Road Einsatz im Kaokoland auch die zweite Steckachse gebrochen, die nun auch ersetzt werden mußte. Ulf H. hatte mir rechtzeitigen Ersatz verkauft. Siehe auch: http://www.allrad-lkw-gemeinschaft.de/p ... 31&t=44257 Das Paket mit den zwei Steckachsen hatte ich letzte Woche in Empfang nehmen können! Nochmals vielen Dank, Ulf!
1. Steckachsen hinten
Die Steckachsen beim Mercur sind erfahrungsgemäß eine Schwachstelle! Dieses hatte ich wohl in meinen bisherigen Einsätzen nicht richtig bedacht. Unser MAGS, im Einsatz immer mit 9,5 Tonnen Gesamtgewicht unterwegs, wurde von mir mehrmals durch lange und extreme Tiefsandstrecken in Namibia und Angola, besonders jedoch in Mosambik „gezwungen“. Durch das bekannte mehrmalige Aufschaukeln des Fahrzeuges VOR DEM STECKENBLEIBEN (!) werden alle Antriebsstränge besonders hoch belastet! Auch die dem Fahrzeug verpaßten größeren Räder erhöhen noch dieses Momentum. Die Steckachsen mit ihren vom Werk definierten Sollbruchstellen sind in den Antriebssträngen der schwächste Punkt. Daher brachen innerhalb von 1000 km meine beide Steckachsen auch bei schwächeren Belastungen. Ich möchte allen Mercurfahrern hier an dieser Stelle wärmstens ans Herz legen, Aufschaukelungen der Karosserie bei durchdrehenden Rädern unbedingt zu vermeiden. Dies kann besonders leicht vermieden werden, wenn man vorab den Reifendruck so reduziert, daß der Vortrieb leichter und effektiver wird. Auch dies hatte ich durch Bequemlichkeit nicht richtig gehandhabt!!!
2. Gelenkwellen vorne: Durch 60.000 km Staub und Sand sowie in den Regenzeiten öfter auch mal Wasserdurchfahrten haben sich die Dichtungen in die Laufflächen eingerieben. Gerade noch einmal rechtzeitig konnte ich durch eine Politur diese Flächen glätten lassen. Die Gelenke selbst sind noch ohne Spiel, auch Dank meiner „Abschmiererei“. Alle 2000 km bocke ich den Vorderwagen auf und schmiere Gelenke und Traglager ab. Feuchtigkeit verdampft in unserem Klima Gott sei Dank sehr schnell. Daher wohl auch keine Korrosionsprobleme.
3. Buchsen der Tragringe: Anders sahen die Tragringe an der Vorderachse aus. Vor allem die unteren hatten Spiel. Dies war der Grund, warum ich einen Reparaturauftrag für die Vorderachse gab. Hier schreibe ich die Korrosionsschäden den langen Standzeiten in Deutschland zu. Nach 45 Jahren hatte das Fahrzeug nur 20.000 km auf dem Tacho! Die Buchsen ließ ich neu anfertigen. Als Material gab ich Messing an! Falsch!!! Nach einer Materialprüfung durch die Dreherei (ohne meinen Auftrag!) stellte sich heraus, daß die Buchsen aus einer Messinglegierung gefertigt sind. Entsprechend teuer war dann auch das Rohmaterial für die Herstellung der Buchsen! An den unteren Buchsen wurden zudem Reste einer Dichtung „diagnostiziert“! Diese Dichtung wurde neu definiert und in die neuen Bauteile eingepaßt. Ich finde, die Buchsen sehen gut aus! Hoffentlich halten sie!
4. Auspuffkrümmer Seit ca. 30.000 km leckte der Krümmer! Auch neue Dichtungen hielten nicht, …immer wieder hörte man dieses eklige „schmatzende“ Geräusch aus dem Motorenraum. Letztendlich ließ ich den Krümmer wieder plan schleifen. Man wunderte sich hierzulande, wie leicht der Krümmer ist und stellte bei Betrachtung dann fest, daß der Krümmer selber aus „leichtem Guß“ besteht. Innen ist wohl eine verstärkte Wandung „eingebaut“. Das kennt man hierzulande nicht. „Mercedes baut schwerer!“, sagte mein Werkstattmeister.
5. Hinterachsfedern Auch weil ich immer sehr schwer beladen auf Safari fahre, haben sich wohl die Hinterachsfedern gesenkt. Selbst bei leichteren Beladungen standen sie immer in den Überlastfedern, und im ungeladenen Zustand stand das Heck etwas tiefer als die Front. In Südafrika ließ ich nach Muster (altes Federpaket) zwei neue Federpakete nachbauen. Die einzelnen Lagen sind etwas dicker als die originalen Lagen. Mit den vorderen Federn hatte ich dies schon vor zwei Jahren gemacht. Nun steht der Wagen wieder gerade. Preis für zwei Pakete: 18.000,- Rand ~ 1.285,- Euro.
6. Kurbelwellendichtring Motor zum Getriebe
Hier verweise ich zunächst auf meinen Thread: http://www.allrad-lkw-gemeinschaft.de/p ... =31&t=5247 Der Dichtring leckte, nicht schlimm, aber doch so, daß es den TÜV (…ja, zu dem muß ich hier im Sonnenland jährlich!!!) störte. Nach meiner Forumsfrage führte mich Uwes Antwort sofort auf den richtigen Weg! An dieser Stelle noch nachträglich vielen Dank an Dich, Uwe! In Südafrika gab es einen „Supplier“, der mir die Ringe recht günstig besorgen konnte. Aus Zeitnot verwies er mich dann direkt nach Deutschland. Dort erhielt ich den Ring, …fast doppelt so teuer (!!!) wie ich ihn in Südafrika hätte bestellen können. Nun denn, das Ölleck ist jetzt teuer beseitigt!
Zum Abschluß dieses Mammutthreads betone ich nochmals, daß ich unseren Magirus natürlich quantitativ mehr und technisch stärker beanspruche als viele von Euch, die ihren Mercur nur zu Urlaubs- oder Schrauberzwecken hobbymäßig verwenden. Ich hatte mich vor Jahren für den Erwerb eines Mercurs für geschäftliche Zwecke entschieden, weil dieses Fahrzeug mich in der Regel auch wieder nach Hause bringen wird, weil seine Technik auch im afrikanischen Outback noch zu reparieren sein wird und, …weil der Mercur als „Off-Road-Safaribus“ einfach ein absolut geiles Gefährt ist! Alle sind stolz wenn sie mit ihm (mit-)fahren, und alle schauen bewundernswert, oft auch verwundert oder gar vergeistigt auf uns, wenn wir mit unserem MAGS Afrika immer wieder neu erobern!
Sonnige Grüße aus Windhuk,
Euer Olli
nach nunmehr 60.000 km im harten Einsatz als einmaliger und geldverdienender Allrad-Safari-LKW in Afrika habe ich mich entschlossen nach 44 Standjahren und 3 Safarijahren unserem MAGS die letzten alten Dichtungen auszuwechseln sowie einige altersbedingte Schwachstellen zu beseitigen. Zudem war mir im letzten Off Road Einsatz im Kaokoland auch die zweite Steckachse gebrochen, die nun auch ersetzt werden mußte. Ulf H. hatte mir rechtzeitigen Ersatz verkauft. Siehe auch: http://www.allrad-lkw-gemeinschaft.de/p ... 31&t=44257 Das Paket mit den zwei Steckachsen hatte ich letzte Woche in Empfang nehmen können! Nochmals vielen Dank, Ulf!
1. Steckachsen hinten
Die Steckachsen beim Mercur sind erfahrungsgemäß eine Schwachstelle! Dieses hatte ich wohl in meinen bisherigen Einsätzen nicht richtig bedacht. Unser MAGS, im Einsatz immer mit 9,5 Tonnen Gesamtgewicht unterwegs, wurde von mir mehrmals durch lange und extreme Tiefsandstrecken in Namibia und Angola, besonders jedoch in Mosambik „gezwungen“. Durch das bekannte mehrmalige Aufschaukeln des Fahrzeuges VOR DEM STECKENBLEIBEN (!) werden alle Antriebsstränge besonders hoch belastet! Auch die dem Fahrzeug verpaßten größeren Räder erhöhen noch dieses Momentum. Die Steckachsen mit ihren vom Werk definierten Sollbruchstellen sind in den Antriebssträngen der schwächste Punkt. Daher brachen innerhalb von 1000 km meine beide Steckachsen auch bei schwächeren Belastungen. Ich möchte allen Mercurfahrern hier an dieser Stelle wärmstens ans Herz legen, Aufschaukelungen der Karosserie bei durchdrehenden Rädern unbedingt zu vermeiden. Dies kann besonders leicht vermieden werden, wenn man vorab den Reifendruck so reduziert, daß der Vortrieb leichter und effektiver wird. Auch dies hatte ich durch Bequemlichkeit nicht richtig gehandhabt!!!
2. Gelenkwellen vorne: Durch 60.000 km Staub und Sand sowie in den Regenzeiten öfter auch mal Wasserdurchfahrten haben sich die Dichtungen in die Laufflächen eingerieben. Gerade noch einmal rechtzeitig konnte ich durch eine Politur diese Flächen glätten lassen. Die Gelenke selbst sind noch ohne Spiel, auch Dank meiner „Abschmiererei“. Alle 2000 km bocke ich den Vorderwagen auf und schmiere Gelenke und Traglager ab. Feuchtigkeit verdampft in unserem Klima Gott sei Dank sehr schnell. Daher wohl auch keine Korrosionsprobleme.
3. Buchsen der Tragringe: Anders sahen die Tragringe an der Vorderachse aus. Vor allem die unteren hatten Spiel. Dies war der Grund, warum ich einen Reparaturauftrag für die Vorderachse gab. Hier schreibe ich die Korrosionsschäden den langen Standzeiten in Deutschland zu. Nach 45 Jahren hatte das Fahrzeug nur 20.000 km auf dem Tacho! Die Buchsen ließ ich neu anfertigen. Als Material gab ich Messing an! Falsch!!! Nach einer Materialprüfung durch die Dreherei (ohne meinen Auftrag!) stellte sich heraus, daß die Buchsen aus einer Messinglegierung gefertigt sind. Entsprechend teuer war dann auch das Rohmaterial für die Herstellung der Buchsen! An den unteren Buchsen wurden zudem Reste einer Dichtung „diagnostiziert“! Diese Dichtung wurde neu definiert und in die neuen Bauteile eingepaßt. Ich finde, die Buchsen sehen gut aus! Hoffentlich halten sie!
4. Auspuffkrümmer Seit ca. 30.000 km leckte der Krümmer! Auch neue Dichtungen hielten nicht, …immer wieder hörte man dieses eklige „schmatzende“ Geräusch aus dem Motorenraum. Letztendlich ließ ich den Krümmer wieder plan schleifen. Man wunderte sich hierzulande, wie leicht der Krümmer ist und stellte bei Betrachtung dann fest, daß der Krümmer selber aus „leichtem Guß“ besteht. Innen ist wohl eine verstärkte Wandung „eingebaut“. Das kennt man hierzulande nicht. „Mercedes baut schwerer!“, sagte mein Werkstattmeister.
5. Hinterachsfedern Auch weil ich immer sehr schwer beladen auf Safari fahre, haben sich wohl die Hinterachsfedern gesenkt. Selbst bei leichteren Beladungen standen sie immer in den Überlastfedern, und im ungeladenen Zustand stand das Heck etwas tiefer als die Front. In Südafrika ließ ich nach Muster (altes Federpaket) zwei neue Federpakete nachbauen. Die einzelnen Lagen sind etwas dicker als die originalen Lagen. Mit den vorderen Federn hatte ich dies schon vor zwei Jahren gemacht. Nun steht der Wagen wieder gerade. Preis für zwei Pakete: 18.000,- Rand ~ 1.285,- Euro.
6. Kurbelwellendichtring Motor zum Getriebe
Hier verweise ich zunächst auf meinen Thread: http://www.allrad-lkw-gemeinschaft.de/p ... =31&t=5247 Der Dichtring leckte, nicht schlimm, aber doch so, daß es den TÜV (…ja, zu dem muß ich hier im Sonnenland jährlich!!!) störte. Nach meiner Forumsfrage führte mich Uwes Antwort sofort auf den richtigen Weg! An dieser Stelle noch nachträglich vielen Dank an Dich, Uwe! In Südafrika gab es einen „Supplier“, der mir die Ringe recht günstig besorgen konnte. Aus Zeitnot verwies er mich dann direkt nach Deutschland. Dort erhielt ich den Ring, …fast doppelt so teuer (!!!) wie ich ihn in Südafrika hätte bestellen können. Nun denn, das Ölleck ist jetzt teuer beseitigt!
Zum Abschluß dieses Mammutthreads betone ich nochmals, daß ich unseren Magirus natürlich quantitativ mehr und technisch stärker beanspruche als viele von Euch, die ihren Mercur nur zu Urlaubs- oder Schrauberzwecken hobbymäßig verwenden. Ich hatte mich vor Jahren für den Erwerb eines Mercurs für geschäftliche Zwecke entschieden, weil dieses Fahrzeug mich in der Regel auch wieder nach Hause bringen wird, weil seine Technik auch im afrikanischen Outback noch zu reparieren sein wird und, …weil der Mercur als „Off-Road-Safaribus“ einfach ein absolut geiles Gefährt ist! Alle sind stolz wenn sie mit ihm (mit-)fahren, und alle schauen bewundernswert, oft auch verwundert oder gar vergeistigt auf uns, wenn wir mit unserem MAGS Afrika immer wieder neu erobern!
Sonnige Grüße aus Windhuk,
Euer Olli