Ulf H hat geschrieben:hmmm .... und warum durchschlagen dann reiseende Stahlseile regelmässig angrenzendes Material ...
Moin,
hast Du konkrete Fälle oder nur Hörensagen? Aus der Hochseeschiffahrt kennt man das elastische Verhalten von Stahltrossen durchaus, aber da sind Längen und Kräfte in einer anderen Liga am Werk.
Wenn man genauer hinschaut, dann war bei den Fällen mit Schäden oder schlimmerem Ausgang im LKW-/Rallye-/Offroad-Bereich doch immer irgendwie ein dehnbares Bergemittel ursächlich beteiligt. Der Veranstalter der Rallye Grand Erg verbietet sogar die Verwendung kinetischer Bergemittel. Diese Diskussion im KATzenforum wirft auch kein besonders gutes Licht auf die Gummiband-Bergemittel:
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Mein Prinzip ist: je schwerer das zu bergende Vehikel und/oder je schwerer es feststeckt, um so langsamer sollte die Bergung erfolgen.
Grundsätzlich ist ein unter Last dehnbares Element, das sich bei Entlastung rasch wieder zusammenzieht, ein ernstzunehmender Energiespeicher. Solange man diesen Speicher kontrolliert einsetzen kann, mag der Einsatz Sinn machen, z.B. wenn ein 4x4-Hüpfer einen anderen aus nem Weichsandfeld ziehen soll. Dabei muss aber sichergestellt werden, dass die Anschlagpunkte und Verbindungsmittel eine deutlich höhere Bruchlast haben, als das "Gummile" dazwischen. Bei den allermeisten PKWs/SUVs mit korrosionsgefährdeten Blechprägeteilen als "Befestigungspunkten" dürfte das von vorneherein nicht erfüllbar sein. Wer's trotzdem wagt, ist leichtsinnig, wer es mit Unbeteiligten im näheren Umfeld (THW-Regel: 1,5 Seillängen Sicherheitsabstand) macht, ist kriminell.
Bei der Bergung von feststeckenden LKWs werden etliche Tonnen (aka Kilonewtons) an Zugkraft eingesetzt. Wenn ich die erst mal in ein dehnbares Bergemittel einbringe, hab ich eine "Bombe" zwischen den Fahrzeugen. Natürlich erlaubt der kinetische Strick ein sanfteres "Anrucken" - solange alles korrekt verbunden und die Anschlagpunkte stabil sind. Nur, wenn nicht, dann beschleunigt das sich zusammenziehende Seil den abgerissenen Schäkel innerhalb kürzester Zeit auf hohe Geschwindigkeit. In der Physik gilt immer noch: Impuls = Masse x Geschwindigkeit.
Bei der BW hat man früher das Bergen von LKW mit (notfalls mehreren gekoppelten) Abschleppstangen gelehrt (gibts SW-Videos von). Bricht so eine nahzeu ideal starre Verbindung, ruckt der Ziehende ein Stück nach vorn, der gezogene (so er sich überhaupt bewegt hat) evtl. ein Stück nach hinten, die gebrochene Verbindung fällt zu Boden.
Dann kam das Bergen mit Stahlseil bzw. Winde. Vermutlich verhält sich ein Stahlseil um so elastischer, je dünner und länger es ist. Männlich, wie man war, stand der Windenführer direkt am Seileinlauf der "nahbedienbaren" Winde oder saß bei Vorbauwinde im Fahrerhaus und blickte der Gefahr (in Form des hoffentlich vom Kameraden korrekt angebundenen Havaristen) unverzagt direkt ins Auge.
Komischerweise verbieten die Berufsgenossenschaften den gewerblichen Windenbetreibern konsequent den Aufenthalt im Gefahrenbereich der Winde und schreiben (Funk-)Fernsteuerungen vor.
Und da gehts überall noch halbwegs unelastisch zu.
Der Einsatz von kinetischen Bergemitteln, egal ob als 1:1-Zugverbindung oder als "Verlängerung" eines Greifzugs ist (in unserer Gewichtsklasse) IMO schlicht nicht zu verantworten, auch wenn es in 99% der Fälle gut gehen mag.
Wir Hobby-Berger machen auch so schon genügend haarsträubende Fehler beim gelegentlichen Schlammlochbergen (z.B. keine Handschuhe, tragen modischer Teva-Sandalen oder "Sicherheits-Flipflops", keine klare Rollenverteilung, schüchterne Betroffene lassen sich von schlaumeiernden Zuschauern zu Aktionen hinreissen, die der später diskret verschwundene Tippgeber niemals selbst verantworten würde) - alles schon erlebt. Da muss ich mir nicht noch einen Risikofaktor zusätzlich mit einpacken, in Form von Gummiseilen (am besten dann auch zwischendurch mal ausleihen und unbesehen wieder einpacken). Diese ganzen Kunststoffbergegurte/-seile sind empfindliche Gebilde - Hand aufs Herz, wer zählt die Anzahl der damit durchgeführten Bergungen, wer schützt die Gurte vor UV-Licht, Batteriedämpfen, Kraftstoff oder Sand und Dreck? Ein prominent um die Frontstoßstange gewickelter Bergegurt sieht doch viel cooler aus und hat doch schon 4 BB-Rallies gut gehalten, so what...
LKW-Bergungen sind gefährliche Jobs, die muss man nicht noch durch "witizge" Überlegungen noch gefährlicher machen...
Grüsse
Tom