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Verfasst: 2007-02-01 20:29:13
von Ingenieur
Hallo,

mal eine Frage an die Maschinenbauspezis.

Ich habe einen Hydraulikzylinder instandgesetzt. D.h. Kolbenstange neu
aufgechromt, alle Dichtungen neu. Nun will ich die Kolbenstange zusammen
mit den neuen Dichtungen in das Außenrohr schieben, aber der
Außendurchmesser der neuen Dichtungen ist reichlich groß.

Zylinderinnenmaß: 115 mm
Dichtungsaußenmaß: 119,4 mm

Eigendlich wäre alles supergut. Man müßte nur die Kolbenstange kräftig
hineindrücken, und den Dichtkopf mit dem Superfeingewinde hineindrehen,
und schon is es fertig.

ABER

Am Anfang vom Rohr ist das Innengewinde, wo der Dichtkopf hineingeschraubt
wird.

Dieses Innengewinde hat innen 118 mm Durchmesser.

Wenn man also die Kolbenstange mit den Dichtungen hineinpressen würde,
müßte man zuerst an ca. 38 mm Feingewinde vorbeischrappen, denn es ist
ja 1,4 mm zu eng.
Kräftetechnisch wäre das kein Problem, aber dann franst die hochsensible
Dichtlippe von der Hydraulikdichtung aus, und die Kolbendichtung dicht nicht mehr.
Damit wäre die kostspielige Reparatur sinnlos gewesen.

Frage:

Wie bauen Profis so einen Zylinder zusammen ?

Ich dachte zuerst an sowas wie Kolbenringspannbänder, aber die sind viel
zu sensibel, und am Ende ist immer eine Längskante, wo ein Dichtring
aufgeschlitzt würde, wenn man ihn denn durch so eine Hülse pressen würde.

Wer hat Ideen ?

...

Verfasst: 2007-02-01 20:58:25
von nordlicht
Hallo Ingenieur,

In der Fa. haben wir für diese Fälle hauchdünn gefertigte Kunstoffbuchsen, die schräg geschlitzt sind. Ersatzweise tut's eventuell eine stabile Kunststoffolie. (Klarsichthülle, Schnellhefter oder sowas ähnliches. Innen tüchtig Oel zum flutschig machen, und rausziehen wenn die Nutringe übers Gewinde hinaus sind. Vieleicht klappts so.

Gruss,

Burkhard

Verfasst: 2007-02-01 21:19:07
von OliverKroh
Hallo,


der geübte Hydraulikstempelinstandsetzer verwendet auch einfach dünnes Blech, ich selbst nehme immer dünnes Kupferblech. Das drehe ich dann wie einen Trichter zusammen und stecke es über das Gewinde in das Aufnahmerohr und schiebe die Stange mit Dichtungen rein. Wenn alles drin ist, ziehst Du das Führungsblech einfach wieder raus und fertig. Aber wichtig, gut ölen beim einsetzen!


Gruß

Oliver

Verfasst: 2007-02-01 22:03:03
von Ingenieur
Hallo,

die Idee mit dem schräg geschnittenen Blech ist schon mal ganz gut.
Dann 'schrappt' nix, und Längsschnitte gibt's auch keine.

Ich hoffe nur, daß das auch mit meinen Kunststoff-Nutringen klappt.
Da muß ich ganz schön drücken, um sie zu verformen.

Bei Gummi mag das einfacher sein.

Also werde ich mal losgehen, und ein Blech 100 x 400 mm besorgen.
Blechstärke in Cu 0,5 mm ?
Blechstärke in 1.4571 0,2 mm ?

...

Verfasst: 2007-02-02 19:02:33
von Ingenieur
Es hat funktioniert !

Ich habe eine schräg geschnittene PP (Polypropylen) - Folie in 0,3 mm Dicke
verwendet.

Woher ?

Von Haribo.

Haribo 'Happy Cherries' kann man zu 150 Stück in einer runden Klarsicht-box
haben. Unser 'Tante-Emma'-Laden hatte so eine Dose und den letzten
Weingummi habe ich dann incl. Dose für 5 Cent gekauft.
Boden und Rand abgeschnitten - dann hatte ich einen 60 mm breiten Kunststoffring.
Dann schräg aufgeschnitten, und so zusammengelegt, daß die Nutringe
beim Einpressen nicht gegen die Schnittkanten schieben, sondern davon weg.
Über's Gewinde pressen ging von Hand, dann Spanngurt und Hydraulikwagenheber,
und schon verschwand der Fuß der Kolbenstange mitsamt den beiden
Nutringen im Zylinderrohr.

So, nun muß ich mir nur noch wieder von der Spedition im Nachbarort den
Kettenschlüssel holen, und den Dichtkopf zuende hineinschrauben.

...

Verfasst: 2007-02-02 19:42:10
von harobo
Ingenieur hat geschrieben:Es hat funktioniert !

Ich habe eine schräg geschnittene PP (Polypropylen) - Folie in 0,3 mm Dicke
verwendet.

Woher ?

Von Haribo.

Haribo 'Happy Cherries' kann man zu 150 Stück in einer runden Klarsicht-box
haben. Unser 'Tante-Emma'-Laden hatte so eine Dose und den letzten
Weingummi habe ich dann incl. Dose für 5 Cent gekauft.
Boden und Rand abgeschnitten - dann hatte ich einen 60 mm breiten Kunststoffring.
Dann schräg aufgeschnitten, und so zusammengelegt, daß die Nutringe
beim Einpressen nicht gegen die Schnittkanten schieben, sondern davon weg.
Über's Gewinde pressen ging von Hand, dann Spanngurt und Hydraulikwagenheber,
und schon verschwand der Fuß der Kolbenstange mitsamt den beiden
Nutringen im Zylinderrohr.

So, nun muß ich mir nur noch wieder von der Spedition im Nachbarort den
Kettenschlüssel holen, und den Dichtkopf zuende hineinschrauben.

...
Hallo aus Bonn

War klar, alles leckere kommt aus Bonn.... :cool:

Herzlichst Hans