Welche Batteriegrösse bei 90W Solarmodul

alles, was nicht in die übrigen Technik-Kategorien passt

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wolf123tdt
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Welche Batteriegrösse bei 90W Solarmodul

#1 Beitrag von wolf123tdt » 2012-09-11 8:14:09

Hallo und einen schönen guten Morgen Gemeinde! :D

Kann mir jemand von euch sagen welche Batteriegrösse für ein 90W Solarmodul angemessen ist?
Man sollte die Akkukapazität bestimmt ja auch nicht zu Gross wählen um dem Modul auch die
Chance zu geben den Akku voll zu bekommen. Andererseits auch nicht zu gering um Relativ unabhängig zu sein.

Die Eckdaten sind: 90W Solarmodul, MPPT Steca Laderegler 1010, Akkugrösse noch offen, am Tag ca 5h TV verbrauch 150W,
Licht 2h 40W, Laptop 1h 100W

Standort Berlin und Modul Waagerecht auf dem Dach.
Weiss jemand eine ungefähre Formel welche Akkugrösse man sich zulegen sollte?

Schon jetzt einmal vielen Dank für eure antworten und allzeit gute Fahrt!

Gruss Nick
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Mogros
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Welche Batteriegrösse bei 90W Solarmodul

#2 Beitrag von Mogros » 2012-09-11 9:00:47

Hi

Auch wenn ich dir zum Akku nichts sagen kann, so kann ich dir sagen, dass dies ohne andere Energiequelle nicht funktioniert...

Ideale Welt:
Verbrauch = 930Wh -> bei einem Solarpanel mit 90W müsste dies über 10h volle Leistung liefern...

und leider ist unsere Welt nicht ideal... Verluste, Verluste, Verluste...

... und ich gehe davon aus, dass du auch mal ein Handy, Kameraakku, etc. laden möchtest...

Die gesamte Dimensionierung beginnt mit einer realistischen Verbrauchsannahme, dann einer dafür benötigten Batteriekapazität.

Such dich mal schlau... wurde schon des Öfteren diskutiert...

Gruss
Chrigu

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Ulf H
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Re: Welche Batteriegrösse bei 90W Solarmodul

#3 Beitrag von Ulf H » 2012-09-11 9:32:29

... stimmt das mit den Verbrauchern so ... was ist mit Kühlschrank und Heizung ? ... beim Licht kannste mit LED noch etwas sparsamer werden ... macht aber insgesamt leider nicht viel aus ... soll das nur im Sommer funktionieren oder auch im Winter ...

Gruss Ulf
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kochi
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Re: Welche Batteriegrösse bei 90W Solarmodul

#4 Beitrag von kochi » 2012-09-11 9:45:59

90W???
Ich hab 176WP-Modul....Akkus 120Ah....Fernsehen hab ich nicht aber nen 110L-Kompressorkühlschrank...
Funktioniert...
Im Winter hab ich'sd nochnicht probiert....

Sven
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Tomduly
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Re: Welche Batteriegrösse bei 90W Solarmodul

#5 Beitrag von Tomduly » 2012-09-11 10:23:56

Moin!

Es ist wie von Chrigu beschrieben, die Solaranlage ist für den geplanten Verbrauch viel zu klein.

Du hast als Standort Berlin angegeben. Für Berlin kann man z.B. hier (KLICK) die typischen Sonnenschein-Stunden pro Monat bekommen.

Das waren z.B. im Jahr 2000 im Januar knapp 80h und der sonnenreichste Monat war der Mai mit nicht ganz 300h. Mehr als 1.000-1.200h Stunden Sonnenschein im Jahr sind für Berlin (leider) nicht drin. Stuttgart hatte zum Vergleich in den letzten 5 Jahren nie unter 2.000h Stunden Sonne. Das sind geografische und klimatische Standortunterschiede.

Die theoretische Modulleistung bekommt man bei einem nicht nachgeführten und ungekühlten Solarmodul, wenn überhaupt, nur einmal ganz kurz am Tag. Ehrlicher ist es, mit einem "Nicht-Idealitätsfaktor" zu rechnen, 0,6...0,7 ist nach meinen Erfahrungen ein ganz guter Wert. D.h. in der Praxis holt man über die tägliche Sonnenscheindauer und den Gang der Sonne gemittelt max. 60-70% der Modulleistung heraus.

Dann hat der Laderegler auch nur einen Wirkungsgrad deutlich kleiner als 100%, Steca gibt für den MPPT 1010 leider nur den "max. Wirkungsgrad" an, mit 98%, wann und wie oft der erreicht wird, verrät das Datenblatt nicht. Im Praxisbetrieb dürfte der Ladergeler daher im MIttel eher einen etwas schlechteren Wirkungsgrad haben, ich würde mal 90% ansetzen.

Dann kommt der Akku mit seinen Einlagerungsverlusten. Die können durchaus bei 20% liegen, hängt von der Akkuchemie, der Temperatur, dem Alterungszustand usw. ab. D.h. von 100 Ah, die man einlagert, können nur 80 Ah wieder entnommen werden, der Rest geht beim Laden und Entladen verloren. Hinzu kommt die Selbstentladerate die bei Blei-Akkus mit flüssigem Elektrolyt am höchsten ist.

Dann kommt als letztes Glied in der Wirkungsgrad-Kette der Wechselrichter, dessen Wirkungsgrad normalerweise bei Nennlast angegeben wird, darunter ist er meist schlechter. Ich würde für einen halbwegs guten WR 85% Wirkungsgrad ansetzen.

Jetzt kann man die ernüchternde Wirkungsgrad-Rechnung aufmachen:

Nettoertrag = Modulleistung x 0,6 x 0,98 x 0,8 x 0,85 = Modulleistung x 0,4

D.h. von 100W Modulleistung kommen aus der Steckdose noch 40W raus.
Oder über die Zeit betrachtet, als Energiemenge: scheint die Sonne 1h lang aufs 100W-Modul entspricht das 100Wh und man kann davon nur 40Wh an der Steckdose verbrauchen.

Chrigu hat dir einen Bedarf von 930Wh täglich errechnet. Macht im Monat 28,4 kWh.
Im dunkelsten Berliner Monat mit 80h Sonnenschein bräuchtest du 28,4kWh / 80h = 355 W verfügbare Leistung, wegen den 60% Verlusten müsstest du aber knapp 890 W aufs Dach montieren.
Im hellsten Berliner Monat mit 300h würden dir 95 W verfügbar bzw. 238 W auf dem Dach genügen.

Die Akkus müsstest du nun so gross wählen, dass du die Zeit zwischen zwei Sonnenschein-Tagen überbrücken kannst und um die Lebensdauer der Akkus zu optimieren, solltest du nicht mehr als 50% der angegebenen Akkukapazität entnehmen. 930Wh ensprechen bei einem 12V-Akku einer Entnahme von 78Ah. D.h. der Akku müsste für eine Tagesentnahme von 930Wh mindestens 156Ah gross sein. Die Gesamtgrösse der Akkubank hängt von der Anzahl sonnenloser Tage ab, die du überbrücken willst/musst. Ein Januar hat um die 730h, davon scheint an 80h die Sonne, macht rechnerisch 27 Tage ohne Sonne. Im Worst Case hängen die alle hintereinander, im Best Case scheint an 31 Tagen täglich 2,5h lang die Sonne. In der Praxis wird an einem Tag die Sonne ein paar Stunden scheinen und dann ist es ne Woche lang bewölkt. Dann reicht nicht einmal die vorhin errechnete Modulleistung 890W aus, die Akkus innerhalb weniger Stunden soweit aufzuladen, dass sie die folgende Dunkelperiode überbrücken können.

Im Winter funktioniert das mit der Solarstromerzeugung einfach nicht. Im Sommer ist es kein Problem.

Für einen im Winter bewohnten LKW/Bauwagen o.ä. würde ich deshalb über ein zweites Standbein in der Stromerzeugung nachdenken. Wenn man z.B. sowieso einen Holzofen betreibt, könnte man den mit einem Thermogenerator ausstatten, da gibt es inzwischen ganz interessante Lösungen, wie den 12 Volt TE Battery Charger von TEGPower, der auf eine fast beliebige Hitzequelle (Kocher, Herd, Ofen) gestellt wird und 15W Leistung bei 12V produziert. Da dieser Thermogenerator immer dann Strom liefert, wenn geheizt wird, ist er im Winter jedem Solarmodul klar überlegen. Bei 8h Ofenbetrieb täglich erzeugt der 15W-TEG immerhin 120Wh, macht im Monat 3,6kWh. Die TEGs gibt es bis zu einigen 100W elektrischer Leistung, dann wird allerdings der Investitions- und Installationsaufwand grösser (flüssiges Wärmemedium, Umwälzpumpe, Wärmetauscher etc.).

Die andere Alternative ist: Stromverbrauch senken! Allein schon der Verzicht auf 230V-Geräte und den Wegfall des Wechselrichters spart man ne Menge. Notebook-Netzteile gibts auch für 12 und 24V, genauso gibts sparsame Fernseher.

Ich würde an deiner Stelle die maximal mögliche Anzahl Solarmodule aufs Dach montieren. Evtl. über eine optimierte Ausrichtung (z.B. 30° nach Süden geneigt), ggf. über ein Klappmechanismus gelöst, nachdenken. Solarmodule für 12- bzw. 24V-Anlagen bekommt man mittlerweile für 1 Euro brutto pro Wp Modulleistung in brauchbarer Qualität in der Bucht. Da kann man schon mal 400 Wp oder mehr installieren. Dann Akkus für 3-4 Tage ohne Sonne vorsehen, also 500-600Ah bei 12V. Dann auf einen 230V-WR verzichten und alles auf 12V umstellen.
Und für die Tage, wo es hart wird (leerer Akku, keine Sonne) ein solides 2kW-Moppel und ein fettes Ladegerät bereithalten.

Wenn Du ein 24V-System hast, kannst du auch gleich eins dieser 1,9kW-28V-Aggregate mit Dieselmotor aus BW-Beständen nehmen, so mach ich das. Das liefert knapp 68A Ladestrom bei 28V, d.h. es kann deinen Tagesbedarf von 930Wh in einer guten halben Stunde in die Akkus pumpen.

Grüsse

Tom
Zuletzt geändert von Tomduly am 2012-09-11 11:43:49, insgesamt 1-mal geändert.

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Ulf H
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Re: Welche Batteriegrösse bei 90W Solarmodul

#6 Beitrag von Ulf H » 2012-09-11 10:54:22

... meine Anlage liegt mit 850 Wp und 240 Ah bei 12 V (oder sinds 120 bei 24V, bleibt sich von der speicherbaren Energie her gleich) ... ziemlich im Bereich der von Tomduly errechneten "geht-auch-im-Winter-Variante" ... Erfahrungen des Vorbesitzers ergaben, dass selbst das im Winter knapp nicht reicht ... also bei dauerbewohnten Mobilen für die trübsten Wintermonate Landstrom oder Aggregat vorsehen ...

Gruss Ulf
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Re: Welche Batteriegrösse bei 90W Solarmodul

#7 Beitrag von wolf123tdt » 2012-09-11 11:55:08

Vielen Dank an euch!!!
Viele Dank für eure antworten und besonderes Danke an Tomduly für deine sehr präzise und sehr ausführliche Antwort und die arbeit die du damit hattest! :unwuerdig:

Und nun zu den Fragen:
- kein Kühlschrank
- Heizung ist eine Petroleumheizung
- Licht wird umgestellt auf LED
- habe noch einen Moppel
- das Duschen, Essen, diverses aufladen aller Kleingeräte und Kochen wird woanders erledigt. Es geht nur darum darin zu schlafen und
deswegen abends ein wenig TV zum einschlafen. Aber dann wird eben der Laptop zum TV umgewandelt, ist billiger und man spart sich den stromfressenden Tv.

Dann werde ich meine gesamte Dachfläche zupflastern um auf grössere Wp zu kommen.
Dann hätte ich bitte noch eine frage: kann man Modulgrössen so um die 215 Wp bedenkenlos nehmen und sagen wir mal davon dann 4 stück auf das Dach verbauen? In der Bucht sind immer mal welche im Angebot von Kyocera.
Dann natürlich einen anderen Laderegler und 2 Akkus so um die 240Ah.

gruss
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Re: Welche Batteriegrösse bei 90W Solarmodul

#8 Beitrag von Tomduly » 2012-09-11 12:45:43

wolf123tdt hat geschrieben:kann man Modulgrössen so um die 215 Wp bedenkenlos nehmen und sagen wir mal davon dann 4 stück auf das Dach verbauen?
Module und Laderegler müssen halt zusammenpassen: maximale Modulspannung (Leerlauf unter Wintersonne) <= maximale Eingangsspannung des Reglers und max. Modulstrom (Kurzschluss) <= max. Eingangsstrom des Reglers. Bei den Ladereglern ist auch die zulässige PV-Nennleistung angegeben. Wenn Du ein 12V-System mit 800W aufbauen willst, sind da schon ordentliche Lade-Ströme unterwegs, ein passender Regler wäre der TS-MPPT60.

Das mit den Strömen ist bei Niederspannungssystemen halt die Krux: die Ströme sind das limitierende Element, weniger die Spannung oder die Leistung. Der gleiche 60A-Regler, der bei 12V 800W schafft, stemmt bei 24V 1600W und bei 48V satte 3,2kW Modulleistung.

Und aufpassen, solche Anlagen erzeugen durchaus lebensgefährliche Gleichspannungen, besonders, wenn man Module in Reihe schaltet. Und die Energie, die in vollen Akkus steckt, ist auch nicht zu unterschätzen (Lichtbogen beim Kurzschluss, Explosionsgefahr). Das ist alles kein Solar-Spielzeug mehr. Im Zweifelsfall nen Fachmann dazuholen.

Grüsse

Tom

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Re: Welche Batteriegrösse bei 90W Solarmodul

#9 Beitrag von wolf123tdt » 2012-09-11 12:52:22

Hi Tom,
nochmals danke!
Ich werde es einem Fachmann überlassen dieses aufzubauen und auch anzuschliessen.
Ich möchte keinen Fehler machen und auch sehr lange was von meiner Anlage haben. Ich denke mal da ist der Fachmann die bessere Wahl.
Danke für deine antworten und Hilfe! :unwuerdig:

Gruss Nick
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