Mit Phosphorsäure entrosten

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Wildente
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Mit Phosphorsäure entrosten

#1 Beitrag von Wildente » 2024-12-09 10:49:13

Moin,
da hier schon öfter darüber geschrieben wurde, dass einige mit Phosphorsäure entrosten (z.B. Felix am Tatra) wollte ich nach Erfahrungswerten fragen, um das selber mal umzusetzen.
Ich muss einen Fahrzeugrahmen mit diversen Ecken und Anbauteilen entrosten.
Welche Konzentration von Phosphorsäure benutzt ihr? Wie lange ist die Einwirkdauer? Gibt es besondere Tips oder Kniffe?
Dass das Ganze mit Säure statt findet und gewisse Sicherungsmaßnahmen bedarf ist mir klar.

merci
Markus

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Fernwehbus
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Re: Mit Phosphorsäure entrosten

#2 Beitrag von Fernwehbus » 2024-12-09 12:57:55

Zu Phosporsäure und entrosten am Rahmen kann ich nichts sagen, aber ich entroste jede Menge Kleinteile mit Essigsäure - ist wahrscheinlich genau dasselbe.
Rostige Radmuttern oder -bolzen in ein Einweckglas, 60%ige Essigsäure drauf (Nase zu und Augen schützen!) und am nächsten Tag nehme ich die raus, werfe sie in Natron-Lösung, danach klares Wasser und dann mit der Drahtbürste abschrubben, entfetten und neu (galvanisch oder mit Zinkspray) verzinken, fertig.

Alte Farbe etc. ist auch mit weg.

Die ganzen Rostumwandler sind ja auch nichts anderes, von daher würde ich mich an den Angaben der Hersteller orientieren und dann an zugänglicher und unkritischer Stelle mal testen. 24h ist sicher Minimum, je nach Tiefe des Rostes.
Matthias aus dem Fernwehbus
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karussellbremser
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Re: Mit Phosphorsäure entrosten

#3 Beitrag von karussellbremser » 2024-12-10 14:34:36

Bei mir hat es gut und unkompliziert mit Pelox RE geklappt. Ist auch auf Phosphorsäurebasis

https://www.korrosionsschutz-depot.de/m ... /pelox.pdf
LG Alex

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gscholz
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Re: Mit Phosphorsäure entrosten

#4 Beitrag von gscholz » 2024-12-10 15:05:40

Fernwehbus hat geschrieben:
2024-12-09 12:57:55
Zu Phosporsäure und entrosten am Rahmen kann ich nichts sagen, aber ich entroste jede Menge Kleinteile mit Essigsäure - ist wahrscheinlich genau dasselbe.
Der markante Unterschied zwischen den Eisen(III)-Salzen von Phosphorsäure und Essigsäure ist, dass Eisen(III)phosphat schwer wasserlöslich ist und daher an der Metalloberfläche als Phosphatschicht (Phosphatierung) schützend haften bleibt, während das Acetat durch seine Wasserlöslichkeit leicht entfernbar ist. Der bevorzugte Einsatz von Phosphorsäure liegt also nicht nur in der Umwandlung von Rost (Eisenoxid) zu Eisenphosphat selbst, sondern auch darin, was an Funktion nach der Behandlung an der Oberfläche verbleibt.
Guido

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Fernwehbus
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Re: Mit Phosphorsäure entrosten

#5 Beitrag von Fernwehbus » 2024-12-10 15:17:37

gscholz hat geschrieben:
2024-12-10 15:05:40
Fernwehbus hat geschrieben:
2024-12-09 12:57:55
Zu Phosporsäure und entrosten am Rahmen kann ich nichts sagen, aber ich entroste jede Menge Kleinteile mit Essigsäure - ist wahrscheinlich genau dasselbe.
Der markante Unterschied zwischen den Eisen(III)-Salzen von Phosphorsäure und Essigsäure ist, dass Eisen(III)phosphat schwer wasserlöslich ist und daher an der Metalloberfläche als Phosphatschicht (Phosphatierung) schützend haften bleibt, während das Acetat durch seine Wasserlöslichkeit leicht entfernbar ist. Der bevorzugte Einsatz von Phosphorsäure liegt also nicht nur in der Umwandlung von Rost (Eisenoxid) zu Eisenphosphat selbst, sondern auch darin, was an Funktion nach der Behandlung an der Oberfläche verbleibt.
Guido
Ah danke, wieder was gelernt (was ich trotzdem nicht wiedergeben kann :-) ) Das heißt, ich soll das schwarze Zeugs nach Brunox & Co nicht blankschleifen, sondern drauf lassen, wenn ich das recht verstehe. Was mich an den Phosphor-Mitteln manchmal stört, dass sich die schwarze "Phosphat-Haut" auch auf einer dicken Schicht Rost bildet, z.B. in Gewinden und Löchern und damit wahrscheinlich auch in den vom TO angefragten Rahmenritzen. Rubbelt man mit der Drahtbürste nach, wird's wieder braun... Da lackiert man dann guten Gewissens drüber und im übernächsten Jahr macht man es wieder :mad:
Matthias aus dem Fernwehbus
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Re: Mit Phosphorsäure entrosten

#6 Beitrag von gscholz » 2024-12-10 15:29:57

Wildente hat geschrieben:
2024-12-09 10:49:13
Welche Konzentration von Phosphorsäure benutzt ihr? Wie lange ist die Einwirkdauer? Gibt es besondere Tips oder Kniffe?
Gängigerweise ist Phosphorsäure in 85%iger Form im Handel. Man kann sie so auf die Oberflächen auftragen, oder auch leicht verdünnt. Da Posphorsäure das Eisenoxid in schwerlösliches Eisen(III)phosphat umwandelt, ist es wichtig, zu verstehen, dass Phosphorsäure kein "Rostlöser" sondern ein "Rostumwandler" ist. Vor der Behandling sollte man also dicke Rostkrusten mechanisch abtragen, sonst schützt man den Rost selbst und das eventuell nur oberflächlich.

Die Einwirkzeit ist von der Dicke der Rostanhaftung und von der Temparatur abhängig. Aus dem Chemieunterricht kennt man ggf. die Faustregel, dass sich die Reaktionsgeschwindigkeit pro 10 K Temperaturerhöhung ca. verdoppelt. Meiner Erfahrung nach sollte man mehrere Stunden Einwirkzeit wählen, ggf. einfach über Nacht einwirken lassen. Die überschüssige Phosphorsäure anschließend mit Wasser abspülen und die (nun graue) Oberfläche gut trocknen lassen.
Guido

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LutzB
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Re: Mit Phosphorsäure entrosten

#7 Beitrag von LutzB » 2024-12-10 15:42:10

Fernwehbus hat geschrieben:
2024-12-10 15:17:37
.........Das heißt, ich soll das schwarze Zeugs nach Brunox & Co nicht blankschleifen, sondern drauf lassen, wenn ich das recht verstehe. ........
Ja, genau.
Deswegen schimpfen viele Anwender auch grundlos auf Fertan, weil sie die Schicht wieder abgeschliffen haben. Hätten sie die Verarbeitungsvorschriften gelesen, verstanden und befolgt gäb's kaum einen Grund zu meckern.
Fertan schaft's sogar, den Rost an einem Vario zu stoppen.
Eine bessere Empfehlung gibt's nicht. :D

Lutz
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Re: Mit Phosphorsäure entrosten

#8 Beitrag von Apfeltom » 2024-12-10 22:38:31

LutzB hat geschrieben:
2024-12-10 15:42:10
Fernwehbus hat geschrieben:
2024-12-10 15:17:37
.........Das heißt, ich soll das schwarze Zeugs nach Brunox & Co nicht blankschleifen, sondern drauf lassen, wenn ich das recht verstehe. ........
Ja, genau.
Deswegen schimpfen viele Anwender auch grundlos auf Fertan, weil sie die Schicht wieder abgeschliffen haben. Hätten sie die Verarbeitungsvorschriften gelesen, verstanden und befolgt gäb's kaum einen Grund zu meckern.
Fertan schaft's sogar, den Rost an einem Vario zu stoppen.
Eine bessere Empfehlung gibt's nicht. :D

Lutz
Außerdem- darum gibt man das gute Geldfür das gute Brunox aus, weil darauf 2 K Grundierung sehr gut hält? Eventuell mit ganz leichtem Anrauhen mit Pad-
Gruß
Thom

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Re: Mit Phosphorsäure entrosten

#9 Beitrag von Wildente » 2024-12-11 9:46:44

Hallo Thom,
findest du das Brunox wirklich so gut?
Ich hatte die letzten Jahre immer mal wieder damit gearbeitet. Da war es mir nicht negativ aufgefallen.
Jetzt aktuell hatte ich ne Bremsankerplatte damit bearbeitet, nach Vorschrift des Herstellers. Es kam dann Mipa 100-20 2K EP Grundierung drauf. Am nächsten Tag kam schon der Rost in kleinen Punkten durch.
Deshalb hier auch meine Frage nach Entrosten mit stärker dosierter Phosphorsäure.

merci
Markus

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