Bericht: Sanierung GFK-Koffer mit Epoxidharz und Glasgelege
Verfasst: 2018-09-12 20:12:24
Moin!
Da auf meinen Beitrag im Feierabendthread doch größere Resonanz mit Bitte um detailliertere Dokumentation kam als ich dachte, habe ich meine Sanierungserfahrungen mal hier zusammengeschrieben. Inhaltlich ist das der gleiche Beitrag, den ich vor kurzem im KAT-Forum verfasst habe.
Kleine Warnung vorweg: Dieser Beitrag ist ein bisschen länger!
Hintergrund:
Ich habe vor 4 Jahren das dänische Pendant zur FM II Kabine gekauft. Baujahr 1977, Abmessungen 2,45m x 4,75m x 1,93m (nagelt mich bitte nicht auf diese Maße fest, die genauen Abmessungen müssten in meinem Ausbauthread zu finden sein). Die Kabine besteht aus GFK-Sandwich mit Stahlverstärkungen an den Kanten.
Bereits während der Ausbauphase habe ich in Zusammenhang mit dem Verschließen von Öffnungen immer wieder mal Risse festgestellt. Diese habe ich dann üblicherweise aufgeweitet und mit Epoxidharzspachtel verschlossen. Im Bereich der Öffnungen habe ich anfangs GFK-Platten eingeklebt und die Ränder laminiert, später habe ich nur noch Handlaminat verwendet. Da aber auch die laminierten Flächen immer mal wieder an den Übergängen zum Bestand einrissen, und mir die vielen Risse extrem auf die Nerven gingen, habe ich irgendwann beschlossen, den gesamten Koffer mit Glasfaser überzulaminieren.
Da ich keine Halle habe, ging das letzten Sommer nicht, da der Sommer zumindest gefühlt nur 3 Tage lang war. Dieser Sommer war da deutlich besser, also habe ich das Projekt gestartet.
Das richtige Material zu finden war der erste Teil. Ich habe bereits mit den Kleinformatigen Ausbesserungen diverse Glasmatten ausprobiert. Grobe Glasmatten, wo die Fasern nach dem Chaosprinzip liegen, feine Glasfasermatte als Putzeinlage aus dem Baumarkt und sehr dichtes Glasfilamentgewebe.
Die groben Glasmatten ließen sich leider nur bescheiden verarbeiten. Das lag wahrscheinlich daran, dass die mir vorliegende Matte zur Verwendung mit Polyesterharz vorgesehen war. Diese Matten sind mit einer Chemikalie überzogen, die die Matten beim Kontakt mit dem Harz etwas flexibler macht und die Verbindung zwischen Glasfaser und Harz verbessert. Schneiden ging einigermaßen.
Die Glasmatten oder Tapeten aus dem Baumarkt ließen sich sehr gut schneiden, tränken und waren gut zu verarbeiten - aber zu dünn, um wirklich größere Risse zu verhindern.
Das Glasfilamentgewebe war super für Reparaturen, da es sich durch seine Flexibilität sehr gut in die ausgeschnittenen Flächen drücken ließ, es brauchte natürlich wesentlich mehr Harz als die dünne Tapete. Und es ließ sich grauenhaft schneiden. Stellt euch einen grob gewebten, dicken Stoff vor, dessen Fasern sehr glatt sind. Verarbeitung für gerade Schnitte und großflächige Applikation - Fehlanzeige.
Bei meiner Recherche stieß ich auf Glasgelege. Der Unterschied zu Glasgewebe ist, dass die Fasern nicht gewebt, sondern mit Orientierung gelegt und nur durch Nähte zusammen gehalten werden. Durch die Orientierung in mehreren Achsen entsteht ein recht steifes, sehr widerstandsfähiges Konstrukt, das Lasten eben auch in mehreren Achsen abtragen kann. Das hat mich überzeugt also entschied ich mich für das beste Gelege, das ich finden konnte: ein quadraxiales Gelege. Dessen Fasern sind in 0, -45, 45 und 90 Grad angeordnet und es bringt pro Quadratmeter über 800g auf die Waage. Die Rollenbreite beträgt in meinem Fall 1,27m. Die Matte macht einen sehr guten Eindruck, lässt sich gut schneiden und bleibt dabei weitgehend formstabil. Hinweis: Ich würde wegen der schwierigen Durchtränkung der Matten beim nächsten mal lieber 2 Lagen biaxiale Matten nehmen (s. auch Hinweise weiter unten). Als Harz wollte ich wieder Epoxidharz nehmen, mit dem ich bereits zum Ausbessern Erfahrung gesammelt hatte. Allerdings war klar, dass ich bei ca. 25 m2 Wandfläche mit Kleingebinden nicht auskommen würde, da ich den Harzverbrauch mit ca. 1 kg pro Quadratmeter annahm. In der Baubranche wird für die Abdichtung von Ingenieurbauwerken als Versiegelung von Betonflächen Epoxidharz eingesetzt. Das wird dann mit Quarzsand abgestreut und nochmals mit (meist rotem) Epoxidharz versiegelt: In Zusammenhang mit den auf meiner Baustelle laufenden Abdichtungsarbeiten habe ich einen Klebeversuch mit Glasfilamentgewebe gemacht, um zu prüfen, ob das Harz geeignet wäre. Das Ergebnis hat mich überzeugt. Also beschloss ich, mir ein 30kg-Gebinde zu besorgen. Es gibt eine Liste der von der BAST zugelassenen Harze für Ingenieurbauwerke. Mein Harz wird im Verhältnis 1:4 gemischt und ist sehr flüssig, da es für horizontale Flächen vorgesehen ist. Der Vorteil ist, dass es sich deshalb sehr gut anrühren lässt, da die Komponenten sich leichter durchmischen. Die Farbe ist erstmal egal, weil der Koffer am Ende sowieso einen anderen Decklack erhält. Zuerst musste nun der Untergrund vorbereitet werden. Mein Koffer hat von den Dänen auf dem hellgrün gefärbten Gelcoat einen dreischichtigen Farbaufbau erhalten: Rot, Grün, Deckfarbe (Grün oder Schwarz). Die musste als erstes entfernt werden. Anhand meiner bisherigen Reparaturen wusste ich, dass die zweite Farbschicht sich nur sehr unwillig mit Epoxidharz verbindet. Also musste alles runter. Gegen die Fließfreudigkeit des Harzes habe ich ein Thixotropiermittel beschafft, was ins Harz eingerührt wird. Das ist im Wesentlichen ein weißes Pulver mit großer Oberfläche, was das Harz einfach andickt. So klebt das Harz besser an senkrechten Flächen und läuft nicht so schnell ab. Bei den von mir verwendeten Glasgelegematten ist eine große Sättigung des Untergrundes mit Harz essentiell, weil die Durchtränkung von Außen schwer kontrollierbar ist. Wenn die Matte beim andrücken schon rot wird, muss ausreichend Harz drunter gewesen sein. Wenn die Matte klebt, wird sie mit Harz durchtränkt, das nicht mit Thixotropierpulver angerührt wurde. Das fließt besser ins Gelege. Ich habe mir von dem Onlinehändler, der mir das Glasgelege verkauft hat, auch ein Laminierset bestehend aus Malerrolle am Teleskopstiel und einer Andrückrolle besorgt. Damit kann man die Matten nach dem Ankleben noch besser auf das Harz pressen. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man zum Ankleben am Besten die Luft unter der Matte mit den Händen von der Mitte zum Rand hin rausstreicht, dabei die Matte andrückt und im Nachgang nochmal mit dem Entlüftungsroller drüber geht. Nach dem Aushärten wird die Oberfläche erneut angeschliffen, die Ränder und ausgefranste Stellen verschliffen und eine zweite Lage Harz aufgebracht. Wahrscheinlich werde ich die Flächen noch komplett spachteln müssen, da sich durch die Matten eine recht raue Textur ergeben hat, in der sich hervorragend Dreck ansammeln kann. Die Spachtelmasse werde ich aus dem vorhandenen Harz und Thixotropiermittel herstellen. In dieser Kombination ist das echt die All-in-One-Lösung. Von Flüssig bis Steif alles einstellbar.
Wichtig bei der Verarbeitung von Epoxidharz sind die Komponenten Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Empfehlungen für Nachmacher:
1. Glasmatten schneiden und Verarbeiten ist eine elendige Sauerei. Wegen der Fasern ist Atemschutz (min. P2-Maske) Pflicht. Nach der Verarbeitung empfehle ich kaltes Duschen, da sich unter warmen Wasser die Poren der Haut weiten und die Glasfasern noch tiefer eindringen. Das juckt dann unter Umständen noch ein paar Tage und ist echt unangenehm. Kaltes Wasser schließt die Poren und man hat Ruhe.
2. Ich würde beim nächsten Mal lieber 2 Lagen biaxiale Glasgelegematten verwenden, auch wenn der Zuschnitt dann aufwendiger wird. Das Biaxialgelege sollte sich deutlich leichter durchtränken lassen.
3. Man sollte unbedingt zum Harzen Nitrilhandschuhe benutzen! Das Harz klebt teuflisch und geht von den Händen kaum noch runter. Außerdem ist es auch nicht so gesund, daher sollte man auch Atemschutz verwenden. Latex ist nicht Epoxy-beständig!
4. Nur kleine Mengen Harz anrühren. Ich hatte bei meiner ersten Wand über 30°C Außentemperatur und habe einen 5kg-Ansatz angemischt. Der fing nach 10 Min. an zu rauchen und ist dann hochgegangen. Dann hatte der Eimer eine ziemlich dicke Bodenverstärkung :shock: Danach habe ich max. 1,5kg am Stück angerührt, aber auch dabei ist einmal eine der Malerrollen abgeraucht.
5. Nicht zu spät laminieren! Am besten, sobald der Taupunkt auf der (trockenen) Oberfläche überschritten ist. Ich habe einmal abends laminiert und hatte dann morgens trotz rotem Harz eine weiße Wand, weil das Tauwasser auf der nicht ausreichend ausreagierten Oberfläche mit dem Harz reagiert hat. Das ist nicht so schlimm, aber lästig, weil mehr geschliffen werden muss.
6. Auf die Umgebungs- und Oberflächentemperatur achten! Mein Harz sollte z.B. nicht unter 15°C Oberflächentemperatur verarbeitet werden. Bei 30°C ist es extrem flüssig und neigt schneller zur unter 4. erwähnten Kettenreaktion. 23°C ist eine gute Umgebungstemperatur.
7. Die Ränder der Glasgelegematte auf keinen Fall mit Kreppband abkleben. Das zieht beim Abreißen die Nähte auf und zerstört das Gelege. Überlaminieren ist auch doof, denn es kommt kein Harz unter das Kreppband.
Auch wenn ich noch nicht fertig bin, bin ich mit dem Ergebnis bisher sehr zufrieden
Fazit beim Anschleifen des neuen Harzes in Anschlussbereichen: das neue Harz ist sehr zäh und sollte dementsprechend auch in Bezug auf Einwirkungen von Außen, z.B. durch Äste von Bäumen sehr widerstandsfähig sein.
Verwendetes Material und Geräte (noch nicht vollständig verbraucht):
- 30 kg Brückenharz (rot)
- 30kg farbloses Harz für Gelcoat (werde wahrscheinlich nicht mehr als 10kg brauchen)
- 37qm quadraxiales Glasgelege (davon sind auch sicher noch 10qm über)
- 10 Liter Thixotropierpulver (bisher vielleicht 2 Liter verbraucht, für den Epoxidspachtel geht sicher noch einiges drauf)
- 1 kg Pigment zum Färben des Harzes (für Deckschicht, braucht farbloses Harz als Basis)
- 75 125er Schleifscheiben, 60er Korn
- 7 Malerrollen - wahrscheinlich brauche ich nochmal so viele
- 1 Entlüfterrolle
- Teleskopstange für Malerrolle und Entlüfterrolle
- Abdeckmaterial ohne Ende
- Schere und Edding zum Glasmatten zuschneiden
- 125er Exzenterschleifer
- Stabusauger
- Lappen zum Entstauben der Oberfläche
- Eimer, Rührschnecke und Akkuschrauber zum Harz anrühren
- Paketwaage bis 40kg mit grammgenauer Anzeige am Kabel zum Harz einwiegen (kann man in nen Müllsack stopfen und die Anzeige aus dem Sack gucken lassen, so saut man sich die Waage nicht ein)
- Pinsel für Randbereiche zum Nachtupfen
So, Herzlichen Glückwunsch, allen, die bis hierhin gelesen haben
Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung, Detailfotos kann ich gerne bei Gelegenheit machen
Gruß Simon
Da auf meinen Beitrag im Feierabendthread doch größere Resonanz mit Bitte um detailliertere Dokumentation kam als ich dachte, habe ich meine Sanierungserfahrungen mal hier zusammengeschrieben. Inhaltlich ist das der gleiche Beitrag, den ich vor kurzem im KAT-Forum verfasst habe.
Kleine Warnung vorweg: Dieser Beitrag ist ein bisschen länger!
Hintergrund:
Ich habe vor 4 Jahren das dänische Pendant zur FM II Kabine gekauft. Baujahr 1977, Abmessungen 2,45m x 4,75m x 1,93m (nagelt mich bitte nicht auf diese Maße fest, die genauen Abmessungen müssten in meinem Ausbauthread zu finden sein). Die Kabine besteht aus GFK-Sandwich mit Stahlverstärkungen an den Kanten.
Bereits während der Ausbauphase habe ich in Zusammenhang mit dem Verschließen von Öffnungen immer wieder mal Risse festgestellt. Diese habe ich dann üblicherweise aufgeweitet und mit Epoxidharzspachtel verschlossen. Im Bereich der Öffnungen habe ich anfangs GFK-Platten eingeklebt und die Ränder laminiert, später habe ich nur noch Handlaminat verwendet. Da aber auch die laminierten Flächen immer mal wieder an den Übergängen zum Bestand einrissen, und mir die vielen Risse extrem auf die Nerven gingen, habe ich irgendwann beschlossen, den gesamten Koffer mit Glasfaser überzulaminieren.
Da ich keine Halle habe, ging das letzten Sommer nicht, da der Sommer zumindest gefühlt nur 3 Tage lang war. Dieser Sommer war da deutlich besser, also habe ich das Projekt gestartet.
Das richtige Material zu finden war der erste Teil. Ich habe bereits mit den Kleinformatigen Ausbesserungen diverse Glasmatten ausprobiert. Grobe Glasmatten, wo die Fasern nach dem Chaosprinzip liegen, feine Glasfasermatte als Putzeinlage aus dem Baumarkt und sehr dichtes Glasfilamentgewebe.
Die groben Glasmatten ließen sich leider nur bescheiden verarbeiten. Das lag wahrscheinlich daran, dass die mir vorliegende Matte zur Verwendung mit Polyesterharz vorgesehen war. Diese Matten sind mit einer Chemikalie überzogen, die die Matten beim Kontakt mit dem Harz etwas flexibler macht und die Verbindung zwischen Glasfaser und Harz verbessert. Schneiden ging einigermaßen.
Die Glasmatten oder Tapeten aus dem Baumarkt ließen sich sehr gut schneiden, tränken und waren gut zu verarbeiten - aber zu dünn, um wirklich größere Risse zu verhindern.
Das Glasfilamentgewebe war super für Reparaturen, da es sich durch seine Flexibilität sehr gut in die ausgeschnittenen Flächen drücken ließ, es brauchte natürlich wesentlich mehr Harz als die dünne Tapete. Und es ließ sich grauenhaft schneiden. Stellt euch einen grob gewebten, dicken Stoff vor, dessen Fasern sehr glatt sind. Verarbeitung für gerade Schnitte und großflächige Applikation - Fehlanzeige.
Bei meiner Recherche stieß ich auf Glasgelege. Der Unterschied zu Glasgewebe ist, dass die Fasern nicht gewebt, sondern mit Orientierung gelegt und nur durch Nähte zusammen gehalten werden. Durch die Orientierung in mehreren Achsen entsteht ein recht steifes, sehr widerstandsfähiges Konstrukt, das Lasten eben auch in mehreren Achsen abtragen kann. Das hat mich überzeugt also entschied ich mich für das beste Gelege, das ich finden konnte: ein quadraxiales Gelege. Dessen Fasern sind in 0, -45, 45 und 90 Grad angeordnet und es bringt pro Quadratmeter über 800g auf die Waage. Die Rollenbreite beträgt in meinem Fall 1,27m. Die Matte macht einen sehr guten Eindruck, lässt sich gut schneiden und bleibt dabei weitgehend formstabil. Hinweis: Ich würde wegen der schwierigen Durchtränkung der Matten beim nächsten mal lieber 2 Lagen biaxiale Matten nehmen (s. auch Hinweise weiter unten). Als Harz wollte ich wieder Epoxidharz nehmen, mit dem ich bereits zum Ausbessern Erfahrung gesammelt hatte. Allerdings war klar, dass ich bei ca. 25 m2 Wandfläche mit Kleingebinden nicht auskommen würde, da ich den Harzverbrauch mit ca. 1 kg pro Quadratmeter annahm. In der Baubranche wird für die Abdichtung von Ingenieurbauwerken als Versiegelung von Betonflächen Epoxidharz eingesetzt. Das wird dann mit Quarzsand abgestreut und nochmals mit (meist rotem) Epoxidharz versiegelt: In Zusammenhang mit den auf meiner Baustelle laufenden Abdichtungsarbeiten habe ich einen Klebeversuch mit Glasfilamentgewebe gemacht, um zu prüfen, ob das Harz geeignet wäre. Das Ergebnis hat mich überzeugt. Also beschloss ich, mir ein 30kg-Gebinde zu besorgen. Es gibt eine Liste der von der BAST zugelassenen Harze für Ingenieurbauwerke. Mein Harz wird im Verhältnis 1:4 gemischt und ist sehr flüssig, da es für horizontale Flächen vorgesehen ist. Der Vorteil ist, dass es sich deshalb sehr gut anrühren lässt, da die Komponenten sich leichter durchmischen. Die Farbe ist erstmal egal, weil der Koffer am Ende sowieso einen anderen Decklack erhält. Zuerst musste nun der Untergrund vorbereitet werden. Mein Koffer hat von den Dänen auf dem hellgrün gefärbten Gelcoat einen dreischichtigen Farbaufbau erhalten: Rot, Grün, Deckfarbe (Grün oder Schwarz). Die musste als erstes entfernt werden. Anhand meiner bisherigen Reparaturen wusste ich, dass die zweite Farbschicht sich nur sehr unwillig mit Epoxidharz verbindet. Also musste alles runter. Gegen die Fließfreudigkeit des Harzes habe ich ein Thixotropiermittel beschafft, was ins Harz eingerührt wird. Das ist im Wesentlichen ein weißes Pulver mit großer Oberfläche, was das Harz einfach andickt. So klebt das Harz besser an senkrechten Flächen und läuft nicht so schnell ab. Bei den von mir verwendeten Glasgelegematten ist eine große Sättigung des Untergrundes mit Harz essentiell, weil die Durchtränkung von Außen schwer kontrollierbar ist. Wenn die Matte beim andrücken schon rot wird, muss ausreichend Harz drunter gewesen sein. Wenn die Matte klebt, wird sie mit Harz durchtränkt, das nicht mit Thixotropierpulver angerührt wurde. Das fließt besser ins Gelege. Ich habe mir von dem Onlinehändler, der mir das Glasgelege verkauft hat, auch ein Laminierset bestehend aus Malerrolle am Teleskopstiel und einer Andrückrolle besorgt. Damit kann man die Matten nach dem Ankleben noch besser auf das Harz pressen. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man zum Ankleben am Besten die Luft unter der Matte mit den Händen von der Mitte zum Rand hin rausstreicht, dabei die Matte andrückt und im Nachgang nochmal mit dem Entlüftungsroller drüber geht. Nach dem Aushärten wird die Oberfläche erneut angeschliffen, die Ränder und ausgefranste Stellen verschliffen und eine zweite Lage Harz aufgebracht. Wahrscheinlich werde ich die Flächen noch komplett spachteln müssen, da sich durch die Matten eine recht raue Textur ergeben hat, in der sich hervorragend Dreck ansammeln kann. Die Spachtelmasse werde ich aus dem vorhandenen Harz und Thixotropiermittel herstellen. In dieser Kombination ist das echt die All-in-One-Lösung. Von Flüssig bis Steif alles einstellbar.
Wichtig bei der Verarbeitung von Epoxidharz sind die Komponenten Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Empfehlungen für Nachmacher:
1. Glasmatten schneiden und Verarbeiten ist eine elendige Sauerei. Wegen der Fasern ist Atemschutz (min. P2-Maske) Pflicht. Nach der Verarbeitung empfehle ich kaltes Duschen, da sich unter warmen Wasser die Poren der Haut weiten und die Glasfasern noch tiefer eindringen. Das juckt dann unter Umständen noch ein paar Tage und ist echt unangenehm. Kaltes Wasser schließt die Poren und man hat Ruhe.
2. Ich würde beim nächsten Mal lieber 2 Lagen biaxiale Glasgelegematten verwenden, auch wenn der Zuschnitt dann aufwendiger wird. Das Biaxialgelege sollte sich deutlich leichter durchtränken lassen.
3. Man sollte unbedingt zum Harzen Nitrilhandschuhe benutzen! Das Harz klebt teuflisch und geht von den Händen kaum noch runter. Außerdem ist es auch nicht so gesund, daher sollte man auch Atemschutz verwenden. Latex ist nicht Epoxy-beständig!
4. Nur kleine Mengen Harz anrühren. Ich hatte bei meiner ersten Wand über 30°C Außentemperatur und habe einen 5kg-Ansatz angemischt. Der fing nach 10 Min. an zu rauchen und ist dann hochgegangen. Dann hatte der Eimer eine ziemlich dicke Bodenverstärkung :shock: Danach habe ich max. 1,5kg am Stück angerührt, aber auch dabei ist einmal eine der Malerrollen abgeraucht.
5. Nicht zu spät laminieren! Am besten, sobald der Taupunkt auf der (trockenen) Oberfläche überschritten ist. Ich habe einmal abends laminiert und hatte dann morgens trotz rotem Harz eine weiße Wand, weil das Tauwasser auf der nicht ausreichend ausreagierten Oberfläche mit dem Harz reagiert hat. Das ist nicht so schlimm, aber lästig, weil mehr geschliffen werden muss.
6. Auf die Umgebungs- und Oberflächentemperatur achten! Mein Harz sollte z.B. nicht unter 15°C Oberflächentemperatur verarbeitet werden. Bei 30°C ist es extrem flüssig und neigt schneller zur unter 4. erwähnten Kettenreaktion. 23°C ist eine gute Umgebungstemperatur.
7. Die Ränder der Glasgelegematte auf keinen Fall mit Kreppband abkleben. Das zieht beim Abreißen die Nähte auf und zerstört das Gelege. Überlaminieren ist auch doof, denn es kommt kein Harz unter das Kreppband.
Auch wenn ich noch nicht fertig bin, bin ich mit dem Ergebnis bisher sehr zufrieden

Verwendetes Material und Geräte (noch nicht vollständig verbraucht):
- 30 kg Brückenharz (rot)
- 30kg farbloses Harz für Gelcoat (werde wahrscheinlich nicht mehr als 10kg brauchen)
- 37qm quadraxiales Glasgelege (davon sind auch sicher noch 10qm über)
- 10 Liter Thixotropierpulver (bisher vielleicht 2 Liter verbraucht, für den Epoxidspachtel geht sicher noch einiges drauf)
- 1 kg Pigment zum Färben des Harzes (für Deckschicht, braucht farbloses Harz als Basis)
- 75 125er Schleifscheiben, 60er Korn
- 7 Malerrollen - wahrscheinlich brauche ich nochmal so viele
- 1 Entlüfterrolle
- Teleskopstange für Malerrolle und Entlüfterrolle
- Abdeckmaterial ohne Ende
- Schere und Edding zum Glasmatten zuschneiden
- 125er Exzenterschleifer
- Stabusauger
- Lappen zum Entstauben der Oberfläche
- Eimer, Rührschnecke und Akkuschrauber zum Harz anrühren
- Paketwaage bis 40kg mit grammgenauer Anzeige am Kabel zum Harz einwiegen (kann man in nen Müllsack stopfen und die Anzeige aus dem Sack gucken lassen, so saut man sich die Waage nicht ein)
- Pinsel für Randbereiche zum Nachtupfen
So, Herzlichen Glückwunsch, allen, die bis hierhin gelesen haben

Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung, Detailfotos kann ich gerne bei Gelegenheit machen

Gruß Simon