es ist so weit, dass ich mein Ausbauprojekt jetzt auch mal vorstellen möchte.
Erst mal etwas zur Vorgeschichte.
In meiner Zivildienstzeit beim Roten Kreuz (1987) hatte unsere Dienststelle einen sehr alten AL 28 mit dem wunderschönen I-Trupp Koffer (Bj. 58, 12V, Stehhöhe mit Oberlichtern).
Mehr aus Spaß fragte ich, ob das Fahrzeug zu kaufen sei. Mein Diensstellenleiter bat mich zu meiner Überraschung ein Gebot abzugeben. Da ich nicht viel hatte, und die Anfrage nicht so ganz ernst gemeint war, bot ich 1.500,- DM. Tags drauf hatte ich den Zuschlag. Den Hanomag baute ich mit einfachen Mitteln aus und fuhr ihn mit viel Freude bis ich 1994 Geld brauchte für den Hausbau.
Verkauft über Sahara-Willy brachte der Gute damals 8.500,-DM und ging nach Belgien.

Das Haus wurde gebaut, Familie gegründet, aber immer wenn ich rustikales Alteisen rumfahren sah, machte sich so eine Wehmut breit.

So dauerte es zwar ein paar Jahre, aber als es mein Geldbeutel zuließ, zog ich 2009 abermals los, um die Infektion erneut ausbrechen zu lassen. Ich wollte dieses Mal an die 7,49 t Grenze und schneller als der Hano sollte es sein. Ich schaute mir bei Phillip aus dem Hanfbachtal einen alten Feuerwehr-Magirus an (Hauber). Aber der Zustand des Aufbaus (erheblicher Schweiß- und Sanierungsbedarf und dann noch Komplettumbau) hat mich abgeschreckt. Also fragte ich ihn, welches Fahrzeug er mir empfehlen würde, wenn ich keine Zeit mit dem Fahrzeug selbst „vergeuden“ wolle, sondern mich gleich einem Ausbau widmen kann. Er sagte ganz klar der Steyr A 680 GL mit Alu-Sanwichkoffer und zeigte mir das Fahrzeug. Das Froschgesicht gefiel mir zwar nicht so (Ich wollte eigentlich nen Hauber) und der Steyr kostete doppelt so viel wie der Magirus, aber mir war schnell klar, dass dieses Geld gut angelegt wäre.
Schnell fand ich heraus, dass man mit Phillip nicht handeln kann, nahm noch 5 alte Schiebefenster (zeitgenössisch) und hatte einen A 680 GL mit 4,20m langem Koffer, 1,95m Stehhöhe in bestem Pflegezustand vom Schweizer Heer mit TÜV und H-Kennzeichen.
Als erstes mussten die alten Innereien raus. Ich wollte auf jeden Fall einen Durchgang zum Fahrerhaus, also musste die Trennwand mit Ersatzradhalter und riesen Trenntravo auch raus.
Den Rahmen vom Durchgang konnte ich dann im Wesentlichen mit Teilen realisieren, die von der Trennwand übrig waren. Manschette aus EPDM - super dehnbar!
Nach einigen Überlegungen beschloss ich, die originale Hecktür zu behalten (an den Seiten nur ca. 1,50 m Eingangshöhe möglich). Dies schränkt zwar etwas ein bei der Innenraumgestaltung, hat aber den Vorteil, dass ich nicht zu sehr in die Struktur eingreife und bis ins Fahrerhaus 6m durchladen kann bei einer Planung mit durchgehendem Mittelgang. Man kann so auch nach dem Ausbau noch mal etwas Sperriges transportieren.
Hier schon mit den eingebauten Fenstern.
Die vorhandenen Klappen wollte ich bestmöglich weiter nutzen. Die kleine direkt hinter dem Fahrerhaus beherbergt zwei Alu-Staukisten übereinander mit dem Bordwerkzeug. Hier muss ich nur die obere Kiste kürzen wegen dem Durchgang. Die größere Tür dahinter bot sich an für den Gaskasten. Hier passen sehr gut 2 x 11 Kg Flaschen dahinter und die Entlüftung ist schon in der Tür.
Hier war mal der Stromanschlusskasten mit Kabeleinführung.
Die originale Leiter am Koffer ist sehr komfortabel und am richtigen Platz verstaut.
Der eigentliche Ausbau zog sich dann noch etwas hin. Erst kam das zweite Hausprojekt und da brauchte ich noch einen Umzugslaster (selbst ist der Mann) und dann ließ mich mein Schreiner noch ein Jahr warten vom Rohzuschnitt der Platten bis zur ersten gemeinsamen Einbauaktion.
Beim Start wollte ich nicht auf sein Profiwerkzeug und seine Erfahrung verzichten. Mein Sommerurlaub 2014 war dann dem weiteren Ausbau gewidmet.
Jetzt genug Vorgeplänkel.
Ich zeig euch mal, was ich mir so zum Ausbau gedacht habe. Ein paar Rahmenbedingungen hab ich ja schon genannt (Zugang hinten mittig, Durchgang zum Fahrerhaus mittig, Position Gaskasten). Daneben wollte ich einen Ausbau für bis zu vier Personen realisieren. Eine große komfortable Küche sollte rein. Sitzmöglichkeiten an Tischen für bis zu 8 Personen – die Nachbarn sollen bei Regen auch mal im Fahrzeug Platz finden. Viel Stauraum, Nasszelle, ein Doppelbett, das nicht jeden Tag aufwändig auf- und abgebaut werden soll und all das auf 2,20 x 4,25m Grundfläche.
Unmöglich? Na dann schaut mal.
Blick von hinten durch die Tür. Rechts und links je 1,50m Küchenzeile beginnend mit einem Hochschrank auf jeder Seite. Spüle links, Herd rechts – Platz wie zu Hause, ca. 1m dazwischen.
Daran anschließend zwei Sitzgruppen (rechts und links vom Gang), je 90cm breite Sitzpolster, 2m tief, umzubauen in zwei Einzelbetten indem die Sitzflächen über Schwerlastauszüge vorgezogen werden bis sie zusammenstoßen und die Rückenlehnen dahinter eingelegt werden (je 45cm Sitzpolstertiefe und 55cm Rückenlehnenhöhe ergeben 2m Bett). Unter den Sitzen große Staukisten die von oben zugänglich sind – einfach Sitzfläche vor ziehen.
Die Tische (Beschläge) werden eine Eigenkonstruktion – habe nichts Passendes gefunden.
Drei Positionen sind möglich: Ungenutzt an der Wand unter dem Fenster, hochgeschoben bis unter die Hängeschränke, damit die Sitze ausgezogen werden können und gleichzeitig als Sichtschutz.
Oder in der Tischposition. Eine zusätzliche Einhängeplatte ermöglicht einen durchgehenden Tisch bei Bedarf. Ich denke zumindest darüber nach, auch ein Einhängeteil für die Bänke zu konstruieren damit man mit 8 Personen komfortabler sitzen kann. Zu viert hat jeder seine eigene Luxusbank.
Hinter der Sitzgruppe schließt links die Nasszelle an (ca. 0,80 x 0,90m) und rechts ein üppiger Schrank in gleicher Größe mit Rolladenfront (braucht keinen Platz zum öffnen im Gang).
Im unteren Bereich ist in diesem Schrank bis zur halben Tiefe der Gas-Flaschenschrank mit der vorhandenen Außenklappe untergebracht.
Der Schrank bietet hinter dem Rolladen Platz für 22 Euroboxen (30 x 40 x 22cm). Unten halbe Tiefe nur sechs Boxen und darüber 2 x 8. Links daneben ein 30cm breites Schrankfach für Kleiderbügel (Jacken oder so). Der oberste Schrankboden geht um die Ecke über dem Durchgang.
Zwischen den „festen“ Einbauteilen bleibt ein Gang von 56cm. Nur die weichen Sitzpolster der Bankreihen stehen noch ca. 5cm auf jeder Seite in den Gang.
Jetzt fragt Ihr euch sicher, wo denn das komfortable Doppelbett geblieben ist. Ihr habts sicher schon gesehen. Es hängt über den Sitzgruppen unter der Decke zwischen den Hochschränken. Hier wo man meistens nur sitzt, wird die komfortable Stehhöhe von 1,95m um ca. 25cm eingeschränkt. Da ich auch hier wie beim Tisch nichts Adäquates gefunden habe, entschied ich mich für eine eigene Konstruktion. Das Bett (1,40 x 2,00m) hängt an vier Drahtseilen an den Ecken an Laufwagen, die in einer Deckenschiene geführt sind (Schiebetürbeschläge). Im Bettgestell befindet sich eine Mechanik mit diversen Umlenkrollen, die alle vier Seile auf eine Zugstange führen. Von da führt ein einzelnes Seil zu einer Spindel, die über ein Schneckengetriebe mit einer einfachen Handkurbel betätigt wird. Ist man nur zu zweit unterwegs, wird das Bett einfach über der Sitzgruppe abgesenkt bis auf die Rückenlehnen (innere Kopfstütze wird vorher raus gezogen). Soll zu viert im Auto geschlafen werden, wird das Hubbett zur Hälfte bis über die Küchenarbeitsplatten gefahren und dann dort abgesenkt. So behalten auch die „unten“ Schläfer noch angenehme Kopffreiheit (In Richtung Bad).
Nachdem ich zuerst etwas unsicher war, ob und wie praktisch das funktioniert, kann ich nun sagen, dass alles prima ist. Bett ist drin, Mechanik ist sehr leicht gängig, Einstellung (waagrecht) war ein Kinderspiel. Filzstreifen an den Ecken schützen die Oberschränke. Eine einzige Verriegelungsschraube vom Schrank in den Bettrahmen reicht aus als Transportsicherung.
Lediglich die zwei Längsstreben aus Dielenbrettern musste ich noch einziehen, um die Zugkräfte (vier Umlenkrollen an einer Stirnseite und Spindel an der anderen Stirnseite) gegeneinander aufzuheben. Als Nebeneffekt ergab sich eine gute Befestigungsmöglichkeit für die unterseitige Deckplatte.
Die Schrankkorpusse sind zwischenzeitlich alle eingebaut und lackiert, die Sitzgruppen stehen in der Rohform mit Schwerlastauszügen. Aktuell bin ich dabei, die Platten zu polstern (2 Aldi-Matratzen) und mit Stoff zu beziehen. Bis zum Globetrottertreffen in Bad Kreuznach sollen die Sitze noch drin sein. Ich freu mich schon aufs Probesitzen mit einigen von euch.
Liebe Grüße
Willi