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Mein persönlicher Um-und Ausbaubericht: was bisher geschah..

Verfasst: 2014-07-02 22:31:57
von dibbelinch
Moin zusammen!

Nachdem ich hier erst viele Fragen gestellt habe, um dann zum Basteln und Schrauben in ein dunkles Loch zu verschwinden, wollte ich jetzt auch mal mein Projekt vorstellen. Mit ein paar Fotos. Und erzählen, wie weit es gediehen ist.

Um erst mal damit anzufangen, was wir erreichen wollten, die Specs sozusagen: Es sollte ein Auto mit Vierradantrieb sein, das uns weitgehend unabhängig von den bezahlten Unterkünften macht, deren Preis-Leistungsverhältnis wir auf den Reisen mit Motorrad und Motorradgespann oft erschreckend fanden.
Das Bett sollte gross und bequem UND Insektengeschützt werden. Ansonsten eine Dusche an Bord, in der man nicht nur mit angehaltenem Atem und eingezogenen Rippen stehen kann. Dazu natürlich Warmwasserversorgung und eine leistungsfähige Heizung. Kochgelegenheit nur rudimentär (wir sind beide keine Leuchten am Herd, und gehen lieber essen). Da wir bei unserer Reiseform nahezu jeden Tag unterwegs sind und der Motor läuft, braucht es auch nur geringe zusätzliche Batteriekapazität und Wasservorräte. Das war es auch schon.

Beim Auto ist nach einigem Hin und Her die Wahl dann auf einen MAN G90 8.136 gefallen. 8.150 wäre natürlich noch besser gewesen, aber unserer kam mit sehr wenig Laufleistung und ganz ohne Rost. Aufgrund der etwas mageren Motoraustattung habe ich mich schnell entschlossen, immer aufs Gewicht zu achten. Und auch, weil es von mehreren Seiten hiess, dass die G90 empfindlich auf Überladung reagieren. Deshalb habe ich mir das Ziel gesetzt, unter 6 Tonnen reisefertiges Gewicht zu kommen. Da wir sowieso nicht solch phantastische Mengen an Sprit, Wasser und Batteriekapazität mitschleppen wollen wie manch Anderer, könnte das auch gelingen. Weniger Hüftgold am Auto beruhigt auch die Nerven bei der Überquerung von Brücken an Strassen der C-Kategorie, die wir mit unseren Gespannen bisher völlig bedenkenlos gequert haben.

Die Höhe sollte 3,6m nicht überschreiten. Auf unseren letzten Touren durch SA haben wir nämlich mal drauf geachtet, und festgestellt, dass nahezu alle Tunnel und Durchfahrten diese Mindesthöhe nicht unterschreiten.

So, von der Theorie zur Praxis, auf dass die Kopfschwangerschaft irgendwann auch mal Metall wird.
Ende März ging es los mit den ersten Massnahmen. Das Auto sah da noch so aus:

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Der Astabweiser mit seiner Stütze war eine Konstruktion vom Vorbesitzer. Handwerklich super sauber gemacht, keine Frage. Nur: Durch die Abstützung auf der Pritsche und auf der vorderen Stossstange würde die gesamte Rahmenverwindung von Bug bis zum Heck immer in den Alubügel eingeleitet. Da kann man die Tage zählen bis zu den ersten Rissen und Komplettzerstörung. Zudem wäre die Abstützung der Wohnkabine im Wege. Deshalb erst mal mit Tränen in den Augen die Flex ansetzen und neu konstruieren…oder eher: probieren und basteln

Gleichzeitig, siehe oben, kommt das Abspecken. Da kam ich mir wirklich vor wie Steuermann Stubb auf der Pequod: Das Flensmesser ansetzen und runter mit der Schwarte! Natürlich musste als erstes die Seilwinde dran glauben. Hier fliegt sie:
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Ladebordwände rechts und links sowie alle unnötigen Streben des Pritschenrahmens fielen ebenfalls unter der Flex.

Da kam dann natürlich die Überlegung auf, ob der Pritscherahmen nicht auch komplett verschwinden und einer wie auch immer gearteten Lagerung Platz machen sollen. Bin ich aber von abgekommen. Erstens hätte das beim besten willen nicht signifikant Gewicht und Bauhöhe gespart, und zwotens ist da noch der Aufwand an Zeit und Geld. Schliesslich will man nicht ewig am Laster basteln, sondern irgendwann auch mal losfahren…

Dann war da noch die Siebdruckplatte auf der Pritsche. Ich habe sie nach dem Gittermuster des Pritschenrahmens ausgeschnitten, um noch mehr Gewicht zu sparen. Man hätte sie auch ganz weglassen können, wollte ich aber aus zweierlei Gründen nicht
1. Bewirkt das Holz zwischen Pritschenrahmen und WoKa noch einen geringen Stoss- und Vibrationsschutz für die WoKa.
2. Zudem habe ich die Platten vorn und hinten noch jeweils auf der gesamten Pritschenbreite ausgespart, so dass ich dort die Hebegurte durchziehen kann, ohne die Woka vorher irgendwie anlupfen zu müssen.

Da ist das Lochbild:
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Dann, als wichtige Umbaumassnahme, natürlich das Sechsganggetriebe. Da mein ehemaliger Rüstwagen mit den berüchtigt kurzen Achsübersetzungen kam, war das unabdingbar. Ich hatte Glück bei der Beschaffung des Materials und bei der Beschaffung des Umbauhelfers :D . Das Ergebnis ist jedenfalls überzeugend. Auch der erste Gang ist nicht mehr so quälend kurz übersetzt wie beim VW-Originalgetriebe. Damit macht der erst richtig Sinn, und die Getriebeabstufung ist wesentlich angenehmer und passender zur Motorleistung.
Der Getriebeumbau ging mit meinem Helfer dermassen ratzfatz, dass ich mich mittlerweile für die Tage, die ich in den Umbau der Astabweiserabstützung gesteckt habe, geradezu schäme. Übrigens, so sieht er jetzt aus:

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Aber ich habe eine Ausrede: Schweissen habe ich vor über dreissig Jahren, direkt nach der Realschule, in einem Grundlehrgang Metall-Elektro gelernt. Um es dann nie wieder zu praktizieren. So habe ich mich dann jetzt erst mal mit Elektro- und Autogenschweissgerät einige Stunden hinsetzen und üben müssen, bis die Teile nicht nur optisch sondern auch mechanisch verbunden waren.
Zwischendurch habe ich mich noch um die Federlagerung gekümmert. Mit den originalen Federn wäre da nur ein Hub von 20mm drin gewesen. Aber bei Gutekunst gab es passende Federn. Die, zusammen mit den Originalfedern und einer Führungshülse, ermöglichen nun einen Hub von 120mm und damit die volle Ausnutzung der Führungswange. Da seht Ihrs:

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Irgendwann ist dann auch die Rohkabine fertiggeworden. Bei einem renommierten Hersteller im Allgäu (nein, die können nicht NUR Käse ). Leider hat der mir immer noch keine Bilder vom Aufladen der Kabine zugeschickt, sonst könntet Ihr die jetzt hier sehen.

Das Fahrzeug ist jetzt exakt 3,3m hoch, somit ist das Plansoll übererfüllt (oder heisst das in dem Fall UNTERerfüllt??). Das ist auch gut so, denn hier seht ihr es beim Einparken am gemieteten Stellplatz. Die Einfahrthöhe ist 3,37m.

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Übrigens bin ich gleich mit der Rohkabine, vollem Tank und dem Gewicht von zwei Personen im Fahrerhaus mal auf der Waage gewesen: 5,06 Tonnen, davon 2,9 auf der Vorderachse und 2,1 auf der Hinterachse. Das sieht doch gar nicht so schlecht aus für die Gewichtsspec.
Nun bin ich dabei, den Auspuff umzubauen. Dadurch, dass er vor dem Hinterrad zur Seite herausgeführt wird, ist er dem dort geplanten grossen Staukasten im Weg. Jetzt wird er hinter dem Hinterrad zur Seite geführt. Hier mal ein paar Bilder, ich hoffe, man kann was erkennen:

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Als nächstes werden die Staukästen entstehen. Übrigens aus dem Siebdruckplatten, dass ich aus der Pritschenauflage herausgeschnitten habe (22mm Siebdruckplatte, das sollte bei ordentlicher Eckverbindung einiges aushalten). Dann kommt endlich die Inneneinrichtung der WoKa dran. Zeit wird’s. Ich werde berichten.

Konstruktive Kritik ist natürlich jederzeit willkommen.

Gruss, Ulf

Re: Mein persönlicher Um-und Ausbaubericht: was bisher gesch

Verfasst: 2014-07-03 6:34:13
von Atzimuth
Da geht es ja zügig voran, dann wird es ja nur noch eine Frage der Zeit sein bis Du hier im Umland gesichtet wirst :D
VG Atze

Re: Mein persönlicher Um-und Ausbaubericht: was bisher gesch

Verfasst: 2014-07-03 8:36:56
von Fritze6
Hallo Ulf,

das sieht alles gut aus und geht flott vorwärts!! Respekt.

Aber ich hätte auch mal eine Frage: wie hast du die Federn für deinen Aufbau ausgelegt?? Ich würde das auch gern machen aber ich hab keine Ahnung wie ich die Federn auslegen soll. Ich weiß ja garnicht wie schwer mein Koffer ist. wie hast du auch die Längen ausgewählt?
Wäre schön wenn du es mir erklären könntest.

Gruss Fritze

Re: Mein persönlicher Um-und Ausbaubericht: was bisher gesch

Verfasst: 2014-07-03 10:10:04
von dibbelinch
Auswahl der Federn: Nun ja, da habe ich es mir leicht gemacht: erst mal habe ich die Originalen Federn mit bekannten Gewichten belastet, die Längenänderung gemessen und so die Federrate bestimmt.
Dann bei Gutekunst Federn gesucht mit gleicher Drahtstärke, gleicher STeigung, gleichem Aussen bzw. Innendurchmesser. Siehe da, die Federrate ist identisch. Das hat mir genügt, da meine WoKa ja auch noch leichter wird als das originale Feuerwehrgeraffel, was drauf war.

Für die Länge: Auf der sehr übersichtlichen Darstellung auf den Seiten von Gutekunst (nicht verwandt oder verschwägert, keine Werbung, ist einfach so) sind auch ungespannte Länge und Minimallänge verzeichnet. Damit lässt sich dann einfach der maximale Hub ausrechnen. Bei mir sind die zugekauften Federn zu den Originalfedern dazugekommen (Federn in der Wunschlänge gab es nicht), das ist der Hauptgrund für die Hülse. Sonst hätte die Schraube als Sicherung gegen Ausknicken völlig gereicht (laut Datenblatt)

Nachdem ich das montiert hatte, habe ich die Pritsche auf jeder Seite einmal mit dem Deckenkran angehoben, um zu sehen, ob das mit den Längen passt: wenn die Federn auf Block gehen (d.h. wenn der LKW vom Kran angehoben wird), hat die Führungswange noch so 20mm Überstand. Das hat mir genügt.

Hab ich das verständlich erklärt?

Gruss, Ulf

Re: Mein persönlicher Um-und Ausbaubericht: was bisher gesch

Verfasst: 2014-07-03 14:06:09
von Fritze6
ja vielen Dank Ulf.

nur das das bei mir nicht so einfach geht da ich bisher Tellerfedern habe. Nun aber grundsätzlich hab ich es verstanden.

Vielen Dank

Gruss Fritze

Re: Mein persönlicher Um-und Ausbaubericht: was bisher gesch

Verfasst: 2014-07-03 15:00:16
von Ulf H
... die Federn hindern nur die darin steckende Schraube am wilden herumklappern ... viel wichtiger als eine Federrate oder -kraft ist der freigegebene Weg ... also Tellerfedern raus, Schraube und Feder so wählen, dass 15 cm Federweg am Loslager (ideal am vorderen Kofferende) gegeben sind ...

Gruss Ulf

Re: Mein persönlicher Um-und Ausbaubericht: was bisher gesch

Verfasst: 2014-07-03 21:22:00
von MAN-Stephan
Hallo,

ich habe ja auch den 8.136 und bin bei meinem Umbau auf 5820 kg gekommen,also zum beladen genügend Luft nach oben.Habe allerdings nur den 360cm langen Army Shelter und die Türe hinten gelassen.Den Pritschenaufbau habe ich auch verwendet und auch nur die Federlagerung Light gemacht.Habe meinen Resevereifen ganz einfach zwischen LKW und Wohnaufbau mit spanngurten hochgezogen und befästigt.
Wenn wir wieder zuhause sind werde ich mich auch auf die such nach einen 6 Gang Getriebe machen und einbauen,muss aber dazu sagen das es hier ganz entspannt im 5. Gang sehr schön fahren läßt.

Mach weiter so und schön viele Bilder machen.

Stephan

Re: Mein persönlicher Um-und Ausbaubericht: was bisher gesch

Verfasst: 2015-06-12 18:01:45
von dibbelinch
Moin zusammen.

Zu diesem Fred ist ja von mir seit Monaten nix Neues dazugekommen. Das lag ganz einfach daran, dass ich mich mit dem Umbauaufwand massiv verschätzt habe, bei feststehendem Abfahrtstermin. Also hiess es: keine Zeit zum Schreiben, nur zum Schrauben. Aber nun ist la Tortuga reisefertig, auch wenn für die Zeit nach der ersten Probeteour noch genug auf der To-Do-Liste steht.

Jetzt nur so viel an Info: Ich war heute auf der Waage. Reisefertig, also mit vollen Tanks, vollen Staufächern, vollen Batterien, mit ResRad aber ohne Basatzung sind es exakt 6,4 mTonnen. Dabei sind 240l Diesel und 140l Wasser und 240 Ah an Bord. Das Gewicht in den Staufächern war bei der Wiegung hauptsächlich Werkzeug, wenn man das also durch Kleidung ersetzt, kommt da noch etwas Gewicht weg.

Da bin ich schon mal zufrieden.

Alle elektrischen Umbauten (Zündschloss durch Relaisschaltung entlastet, Batterieladeschaltung etc) funktionieren jetzt einwandfrei, haben alle Tests bislang bestande. Aber die wirkliche Tauglichkeit zeigt natürlich erst die Reise, ist mir auch klar.

Wie es mit dem Wohnen klappt..dazu ein paar Worte wenn ( und falls :p ) ich aus Island zurückkomme. Wünscht mir Glück.

Jedenfalls hier erst mal mein Dank an alle, die mich mit konstruktiven Beiträgen unterstützt haben. Da fallen mir so auf Anhieb ein (Ohne irgendeine Wertung, nur ein paar, die mir jetzt so spontan einfallen) Ulf H., Berti, Buclarisa .........und alle anderen eben: Danke, Jungs :unwuerdig:

Für die weniger konstruktiven Beiträge (zum Glück nur seehr wenige) gilt das Wort von Robert Jungk: "Über manchen Besprechungsteilnehmer muss man sich fragen: Hilft er eigentlich bei der Lösung, oder gehört er mit zum Problem?


Hasta luego,
Ulf