So,
hetzt habe ich ein wenig Zeit und möchte sie mir auch für eine Ausführliche Antwort an Euch nehmen
Wuiderer hat geschrieben: ↑2021-11-25 23:23:35
Der Drehriegel Ist wahrscheinlich am Ende deiner Einbruchaktion wieder aufgetaucht?
Nein, leider nicht. Aber ich bin morgens beim Aufräumen nach der Starthilfe darüber gestolpert. Er lag so blöd im Schnee, dass ich ihn nur durch Zufall entdeckt hatte.
Vorneweg:
Ich hatte mir vor der Reise ein in meinen Augen gut funktionierendes Konzept ausgedacht. Da ich aber dazu neige, Sachen gerne zu verkopft anzugehen dachte ich mir: "Achwas, das muss doch nicht immer so kompliziert sein". Nunja.
Mein Konzept für die kalten Nächte, bzw Starthilfe allgemein sieht so aus:
1)im Koffer stehen die beheizten Aufbaubatterien und versorgen die russische Heizung. Diese läuft zwar übern Victron 24-12 Wandler, aber zwecks Ausfallsicherheit habe ich einen zweiten als E-Teil dabei. Vom Wärmestrom der Heizung wird die serienmäßige Motor-/Batterievorwärmung versorgt und heizt mir somit während des Betriebs der Heizung Motor und Starterbatterien vor. Das originale Y-Stück hatte ich dabei um es anschließen zu können. Der Batteriekasten vom Kat ist in meinen Augen mit der Vorwärmung warm genug um die Batterien am Leben zu halten. Somit heizt die 6,5kcal Heizung Koffer und Motor/Batterieraum. Die Praxis zeigt, dass die Heizung ein Temperaturdelta von in etwa 40K schafft im Aufbau, bei dieser Konstellation.
2)die Batterien fürs Fahrzeug sind die gleichen wie im Aufbau. Je 2 Natoklötze. So kann ich hinten im Bedarfsfall eine Batterie entnehmen sofern mir vorne eine verreckt. Heizung funktioniert dann direkt über den verbleibenden Block. Ladung beider Blöcke über den serienmäßigen Ladeanschluss des KAT, einen einzelnen Block kann ich mit 8,5A direkt übern Generator mit 12V laden.
3) ich habe mir ein 10m langes Starthilfekabel Schweinennase auf Polzangen konfektioniert mit je 2x50qmm. Somit kann ich mir aus dem Koffer selbst Starthilfe geben. Das Kabel liegt im Aufbau damit es bei Kälte nicht komplett steif ist.
4) beide Batteriebänke haben einen männlichen Einspeisestecker (von Mennekes, IP65) und ein fest verbautes, wasserdicht vergossenes, IP67 LEAB Champ 2412 Ladegerät mit auf AGM Batterien abgestimmter Ladekennlinie. Somit können beide Bänke im Stand unabhängig voneinander geladen werden. Der EX650 bringt dafür auch eigentlich genug Strom um beide Bänke laden zu können.
Im Werkzeugkoffer hatte ich einen Lötkolben zum punktgenauen Vorwärmen von Filtern uÄ.
5) im Aufbau sind je 2 dicke Decken, Schlafsäcke, Fleecedecken, Skijacken, Handschuhe.
6) im Führerhaus liegt die Softshell in warngelb für Pannenfälle sowie eine Panzerkombi, Fleecedecke und eigener Standheizung die solange der Motor läuft das Führerhaus warm halten sollte.
7)Ersatzschlüssel waren dabei (aber kein Ersatzdrehriegel), auch Starthilfespray. Vor Abfahrt wurden alle Schnittstellen mit bis -45C geeignetem Schmierfett ordentlich abgeschmiert.
Woran lag es nun?
Nunja, die Starterbatterien hatten letztes Jahr im österreichischen Winter super funktioniert, also habe ich mir hier 2 neue gespart. Nachdem ich dann total durchgefroren die Tür aufgebrochen hatte war ich geistig nimmer auf der Höhe und vergaß das Y-Stück ausm Staukasten zu holen und an der Standheizung anzuschließen. Morgens war der Staukästen dann festgefrorenund ging auch mitm Hammer nimmer auf. Dadurch lag das Y-Stück weiter schön im Trockenen und es waren nur die Dieselfilter vorgewärmt, die 1000kg Stahl vom Motor waren jedoch so kalt wie die Batterien. Die Dinger sind mir aber bei der Kälte total zusammengebrochen.
Also versuchte ich den Motor mittels eigener Starthilfe von hinten durchzudrehen. Die Flammstartanlage funktioniert und tut ihren Dienst. So habe ich 2x den Versuch unternommen den Motor zu starten. "Vorgeglüht" bis das Kontrolllämpchen anging zu starten versucht. Natürlich vorher Starthilfespray in den Ansaugtrakt gesprüht.
Nachdem das jedoch nicht wirklich Zündungen hervorgerufen hat wollte ich es nicht riskieren meine letzten beiden Batterien zu opfern (wenn mir die bis zur nächsten Steckdose einfrieren im entladenen Zustand sind die nämlich im Eimer). Außerdem konnte ich so zur Not noch eine Nacht mit Heizung nächtigen.
Also die verschiedenen Schutzbriefanbieter abtelefoniert (denen ich vorgaukelte dort Mitglied zu sein, aber aufgrund des Gewichtes wollte mir jeder nur kostenpflichtig helfen. Das kann ich aber selbst organisieren.
Bei den Vikings kann man nur mit ortsansässigem Kennzeichen Mitglied werden (wäre mit dem kat für 120€ im Jahr zu haben, also deutlich angenehmer).
Also in den sauren Apfel gebissen und Hilfe selbst organisiert.
Die Starthilfe mitm Scania lief dann so ab:
-Starthilfekabel rüber, Batterien bei erhöhtem Standgas ausgleichen lassen.
-dann 4 Startversuche (jeweils gut 'ne Minute auf Befehl des Abschlepper orgeln lassen, zwischendurch ein bisschen Pause, die letzten Beiden Versuche mit Flammstartanlage).
Nachdem alles zusammengeräumt war rollte ich übern Pass, habe dahinter wieder vollgetankt und mir was warmes zum Essen (heiße Pommes

) gegönnt für Geist und Seele und in Ruhe nachgedacht. Während des gesamten Vorgangs lief der Motor vom Kat draußen aufm Parkplatz. Das klang jetzt nicht sonderlich schmerzvoll und auch das Abgas sah jetzt nicht auffällig aus. In Verbindung mit der Vorwärmung durch die Standheizung auf jeden Fall warm genug, dass der Motor das Überleben sollte. Der Verbrauch/h im Leerlauf liegt meines Wissens bei 6l/h. Also jetzt nix, was mich davon abgehalten hätte weiter gen Norden zu fahren.
Gestärkt entschied ich mich dafür weiter gen Norden zu fahren wohl wissend das nun nix mehr schief gehen darf (also Pannentechnisch).
Nach 50km fiel mir dann aber auf, dass die Standheizung im Führerhaus nimmer wirklich warm macht. Ein laues Lüftchen kam noch, aber ich hatte keine Ahnung was da ausgefallen ist. Aber das war dann der Grund umzudrehen. Die letzte aller Optionen war ja, die Nächte im Führerhaus zu verbringen mit laufender Standheizung.
So drehte ich um und bin zu Micha durchgebrummt. Das ist zwar in gewisser Weise schade, aber ich binim Urlaub und muss hier nix beweisen.Es gibt noch so viele Seiten zu lesen, Gedanken zu Ende zu führen, Spaziergänge zu Unternehmen, dass mir sicherlich nicht langweilig wird.
Das Grundkonzept meines Ausbaus und Ausrüstung passt mEn, also muss ich mir seitens der Vorbereitung denke ich kein Vorwurf machen. Ist halt in gewisser Weise dumm gelaufen.
Während der Fahrt saß ich bekleidet in langer Unterhose, Tourenhose, Skijacke, Softshellhandschuhe, dicker Fleece und Mütze frierend im Auto.
Beide Seitenscheiben sind mir fest- und von außen wie innen zugefroren, auch die Frontscheibe hatte im linken, unteren Drittel Eisblumen auf der Innenseite der Scheibe. Also nix, was sich in meinen Augen einfach wegignorieren lässt (ganz im Gegensatz zu anderen Kleinigkeiten).
Nachts angekommen habe ich die Standheizung angeschmissen und die Nacht durchlaufen lassen. Im Koffer sind am Bett 15C bei -paarundzwanzig oder so im Freien (für genauere Werte müsste ich jetzt ausm Bettchen, das will ich aber nicht

).
Die Heizung lief jetzt auf kleiner Stufe durch und hält den Koffer warm. (zur Info nebenbei, die sagt Falschluft von außen an. Könnte ich auch umstellen, will ich aber nicht.
Die Batterien hängen am Landstrom und die Tage tau' ich dann den Staukasten auf für die Motor/Batterieraum Vorwärmung.
Optimierungen für den Versuch 2 nächstes/übernächstes Jahr (je nach dem wie es Urlaubstechnisch aussieht, als Berufsanfänger muss ich mich den Gepflogenheiten vor Ort anpassen):
1) zweites und
funktionierendes Stromaggregat besorgen,
2) das Y-Stück vor Reisebeginn fest verbauen, damit das nicht im entsprechenden Moment fehlt
3) Gaskanone mitnehmen die über das Aggregat mit Strom versorgt werden kann, zur unterstützenden Vorwärmung der Aggregate (also Achsen, Getriebe und Motor)
4) Dichtungen der Tür und Staukästen neu, die sind nämlich nimmer wirklich gut. Und Hirschfett für diese besorgen.
Beim 2. Versuch möchte ich dann über Finnland/Russland hoch, dort soll es auch schön sein.
Beste Grüße
Florian