Hallo,
die Harte Resopalschicht ist zwar super zu reinigen, akustisch jedoch ein "Spiegel" bzw. "Oberlicht".
Generell gilt: Je Rauher die Oberfläche, desto besser interferiert der Lärm und desto weniger wird reflektiert oder abgestrahlt. Teppich ist schon mal verdammt "rau". "Eierpappenschaumstoff" wirkt bei tiefen Frequenzen besser, aber gegen tiefe Frequenzen sind unsere Ohren ziemlich immun. (Ansonsten wäre der Schalldruck meiner Bassdrum tödlich) Die Eierpappen sind daher eher etwas für den Motorraum, damit Bleche keine tiefen Frequenzen aufnehmen, und sie in unangenehmes Scheppern verwandeln.
Das ist etwas Komplizierter, hole ich also weiter aus:
Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Schall: Körperschall und Luftschall.
Körperschall sind Vibrationen z.B. in einem Blech die an die Umgebung abgegeben werden. Bekämpfen tut man sie
- Durch Dämmatten ("Dachpappe") auf dem Blech selbst.
- Durch Aussteifung bei tiefen Frequenzen.
- Durch eine Rauhe Oberfläche (Teppich, Schaumstoff), damit der Körperschall nur schlecht an die Luft im Führerhaus abgegeben werden kann.
Luftschall sind Druckwellen in der Luft. Sie werden vom Körperschall des Motors/Getriebes erzeugt, oder sind direkte Gasschwingungen, wie sie aus dem Auspuff, Reifenprofil oder dem Luftfilter kommen. Dieser Luftschall kann Bleche in Schwingung versetzen, also dort Körperschall erzeugen der auf der Anderen Seite wieder in Luftschall umgesetzt wird. Z.B. der Motor Rappelt, erzeugt Luftschall, dieser Scheppert auf die Spritzwand und erzeugt dort wieder Luftschall, der im Führerhaus die Ohren erreicht.
Luftschall wird vor allem an glatten, harten Flächen reflektiert. Allein diese Reflexionen können einen gewaltigen Schallpegel erzeugen, z.B. kann man durch eine Röhre über viele Meter hinweg verständlich sprechen, oder der Pastor in einer akustisch gut gebauten Kirche kann ohne zu schreien 1000sende von Zuhörern erreichen, wofür man bei einem Open-Air-Konzert einige kW PA-Anlage bräuchte. Bei der Dachverkleidung muss man in erster Linie Schallreflexionen bekämpfen. Wie bekämpft man Luftschall:
- Alle offenen Vebindungen/Durchbrüche zu "Lauten" Regionen abdichten. Laute Regionen sind der Motorraum und die Straße unter dem FZ. Auch wenn die Löcher vergleichsweise klein sind, unser Gehör reagiert logaritmisch, schon ein Loch von wenigen mm ist durchaus störend. Dafür Material mit hoher Dämpfung verwenden, wie z.B. Gummi. Je schwerer und flexibeler, desto besser. 1mm Gummi dämpfen besser, als 1mm Blech. Auch Bürsten sind schalldämmend.
- Keine glatten, harten Oberflächen. Das ist leicht gesagt, im Führerhaus sind überall Fenster, diese spiegeln den Schall so super, dass bei PKW normalerweise die Mitteltonlautsprecher auf die Frontscheibe gerichtet sind, um virtuell einen größeren Abstand zum Lautsprecher zu erzeugen. Da man an den Fenstern wenig ausrichten kann, muss man sich alle anderen Oberflächen zu Herzen nehmen. Ganz besonders schlimm sind nämlich gegenüberliegende harte Oberflächen, hier wird der Schall mehrfach reflektiert und verstärkt. Schon Kunstleder ist indiskutabel: zu glatt und zu hart. Lackierte Holzflächen sehen toll aus, sind aber Akustisch ein 6db Verstärker.
Ich habe als Kompromiss Kunststoffplatten (2mm PVC) mit stabilem Möbelstoff beklebt. So lassen sich die flauschigen Innenverkleidungen mit Dampfstrahler/Hochdruckreiniger bearbeiten. Auch wenn dunkle, stark gemusterte Oberflächen vom Design her fragwürdig sind, so sehen die dreckig (Und dreckig werden sie schon) immer noch besser aus, als versiffte ungemusterte helle. Für die Decke habe ich z.Z. einfach Teppichstücke mit Acryl unter das Dache geklebt und den eh verbogenen Himmel in den Müll geworfen. Irgenwann finde ich mal Zeit, das schön zu machen.
Auf dem Boden liegen zusätzlich lose herausnehmbare Fußmatten und Teppichstücke.
Auch die Ausrichtung der Oberflächen spielt eine Rolle: Ein Blechamaturenbrett spiegelt einem den Schall direkt ins Gesicht. Stark geneigte Windschutzscheiben/Seitenfenster spiegeln in modernen PKW den meißten Lärm am Fahrer vorbei.
Schaut euch mal die Oberflächen in modernen OberklassePKW an, das ist Akustikbau der Spitzenklasse.
Ach ja: Schall da bekämpfen, wo er entsteht. Einfach mal lauschen, dann wird man merken, dass flauschiege Oberfläche im Fußraum mehr Sinn ergeben, als unter der Decke. Aber drecktechnisch dort leider viel problematischer sind.
Im meinem LKW kann man auch bei 90 problemlos Hanytelefonieren. (Als das noch erlaubt war...

)
Wer es noch leiser Haben möchte, und schon alle Oberflächen flauschig hat und alle Löcher abgedichtet, kann als nächstes beginnen, Bleche zum Lärm hin zu dämmen: durch schwere, weiche Matten aus Gummi (teuer) oder Bitumen (billig). Derer wären in erster Linie Motorhaube, Spritzwand und Bodenblech der Kabine.
Die letzte Ausbaustufe ist es die Oberflächen dieser Bleche zu erhöhen, indem man sie z.B. mit "Eierkartonschaumstoff" befalstert. Das senkt die Schallaufnahme in den Blechen und vor allem die Schallreflexion an den entsprechenden Blechen und damit den Luftschall im Motorbereich. (Davon haben dann auch Leute außerhalb des LKWs was) Der Lärm unterm Auto wird nämlich massive zwischen Fahrbahn und Bodenblech hin- und hergeworfen und verstärkt sich so.
Es gibt noch die "dreckige" Methode, Schallreflexionen unterm Auto zu dämpfen: Bleche, die keine weitere Funktion haben und an denen Schall reflektiert werden kann einfach abschrauben. Die Kotflügel am 170er zu entfernen und so freien Blick auf den Auspuffkrümmer zu gestatten. Das macht das Auto draußen um 10db lauter und innen um 5db leiser (Wenn man die Fenster zu hat). Schall, der in die Landschaft gepustet wird, stört im Auto niemanden mehr. Schlecht ist es nur, wenn er z.B. an Leitplanken zum Fahrer zurückgeworfen wird.
Zu guter Letzt lässt sich auch vom Motor erzeugter Luftschall dämmen. Auspuff spielt kaum eine Rolle, solange er dicht ist, die Öffnung ist weit hinten, das trifft nur andere. Im Motorraum ist jedoch die Luftansaugung eine der Lautesten Sachen. Hierfür gibt es durchaus Ansaugschalldämpfer, wie sie von Deutz bei hochgelegter Luftansaugung nah zum Fahrer durchaus serienmäßig verbaut wurden.
MlG,
Felix