Kupplungspedal kommt nicht zurück, Kupplung einstellen Kurzhauber
Verfasst: 2021-01-28 17:30:33
Hallo Kurzhaubergemeinschaft,
schon zig mal gepostet, gefragt und beantwortet: Frage: "Kupplungspedal kommt nicht zurück beim Kurzhauber" Antwort: "Kupplung nachstellen"
Ich möchte das nun ein für alle mal erschöpfend und verständlich erklären. In Zukunft braucht man dann nur noch auf diesen Link drücken.
Um den Sachverhalt zu verstehen, muss man sich zunächst einmal mit der Funktionsweise der Kupplung im Allgemeinen und der Kupplungs-Mechanik im Kurzhauber im Speziellen befassen.
Kupplung:
Die Kupplung ist eine durch Druck lösbare Verbindung
Die Bestandteile einer Kupplung:
Der Kupplungsautomat ist an das Schwungrad geschraubt und fest damit verbunden. Die Mitnehmerscheibe mit Innenverzahnung sitzt auf der verzahnten Eingangswelle des Getriebes. Die Federn (gelb) des Kupplungsautomaten drücken die Druckplatte (blau) gegen die Mitnehmerscheibe und klemmen die Mitnehmerscheibe so fest zwischen Druckplatte und Schwungscheibe ein. Somit ist die Schwungscheibe (Motor) fest mit dem Getriebe verbunden -> Kraftschluss Motor/Getriebe Das Ausrücklager drückt bei Betätigung des Kupplungspedals gegen die Arme (schwarz) des Automaten. Dadurch wird die Druckplatte gegen den Druck der Schraubenfedern zurückgezogen. Mitnehmerscheibe wird nun nicht mehr zwischen Druckplatte und Schwungscheibe eingeklemmt. Die Mitnehmerscheibe ist frei zwischen Schwungscheibe und Druckplatte beweglich -> kein Kraftschluss Motor/Getriebe: "Eine durch Druck lösbare Verbindung" Damit das Ausrücklager nicht ständig an den Betätigungsarmen des Automaten anliegt und dadurch ständig mit drehen müsste, wird es durch eine Rückzugsfeder ein Stück von den Betätigungsarmen weg gezogen. Der Abstand zwischen Ausrücklager und Betätigungsarmen ist der Leerweg oder besser bekannt als das Kupplungsspiel
Nutzt sich die Mitnehmerscheibe ab, so wird sie dünner. Die Federn des Automaten drücken die Druckplatte so weiter Richtung Schwungscheibe. Dadurch ragen die Betätigungsarme weiter Richtung Ausrücklager. Das Kupplungsspiel wird also kleiner. Je mehr sich die Mitnehmerscheibe abnutzt, desto kleiner wird das Kupplungsspiel. Ist die Mitnehmerscheibe abgenutzt, ist das am Leerweg des Pedals (Kupplungsspiel) leicht festzustellen: Kein Kupplungsspiel mehr -> Kupplung fertig -> Mitnehmerscheibe erneuern!
Aber warum bleibt das Kupplungspedal nun hängen?
Dazu muss man sich die Mechanik der Kupplungsbetätigung etwas genauer anschauen:
Das Pedal (163) sitzt auf einem großen Hebel (23). Dieser ist wiederum fest auf einer Welle montiert, die in einem Lagerbock (2) für alle Pedale am Rahmen gelagert ist. Diese Welle hat auf der anderen Seite einen Hebel (28).
Diese Hebel ist durch ein Gestänge (34-42) mit einem weiteren Hebel (50) zwischen Getriebe und Rahmen verbunden.
Dieser Hebel lenkt die Zugrichtung um und ist über ein weiters Gestänge (146) mit der Ausrückgabel (93) verbunden. Die Ausrückgabel betätigt das Ausrücklager (111). Wie oben beschrieben ist die Rückzugsfeder (133) nötig, um das Ausrücklager bei nicht betätigter Kupplung von den Betätigungsarmen des Automaten weg zu ziehen. Beim Kurzhauber soll das Kupplungsspiel am Pedal etwas 25-30 mm betragen.
Die Rückzugsfeder (gelb) ist einerseits am Pedal befestigt, auf der andern Seite aber nicht direkt am Rahmen sondern ein einem beweglichen Hebel (rot, Nr.130). Dieser Hebel ist beweglich am Rahmen befestigt.
Ist das Kupplungspedal in Ruhestellung (nicht betätigt), zieht die Feder (gelb) das Pedal nach oben. Wird das Pedal gedrückt, verändert der Hebel seine Stellung nach unten und die Feder zieht nun das Kupplungspedal nach unten.
Diese Mechanik ist so konstruiert, dass der Hebel das Pedal bist zu einer Betätigung von ca. 30 mm (= korrektes Kupplungsspiel) noch oben zieht, bei einer Betätigung von mehr als 30 mm jedoch nach unten. Wird die Kupplung betätigt, drücken wir das Pedal bis zum Boden (braun) nach unten. Die Kupplung ist vollständig getrennt.
Wenn wir das Pedal wieder loslassen, wird das Ausrücklager zunächst von den Federn des Kupplungsautomaten zurück gedrückt. Die Federn des Kupplungsautomaten sind deutlich stärker als die Rückzugsfeder am Pedal. Somit wird das Pedal zunächst von den Federn des Automaten nach oben gedrückt. Erst wenn die Druckplatte an der Mitnehmerscheibe anliegt, wird auch das Pedal nicht weiter von den Federn des Automaten zurück gedrückt. Jetzt zieht die Feder des Hebels (rot, Nr.130) das Pedal vollständig in seine Ausgangsstellung nach oben.
Ist der Leerweg aber deutlich größer als 30 mm, so zieht die Rückzugsfeder das Pedal noch nach unten, es "bleibt hängen". Meistens wird das Pedal nun mit dem Fuß ein Stück zurück geholt, bis es "nach oben ploppt". Dieses "nach oben Ploppen" geschieht genau dann, wenn der Totpunkt zwischen nach unten ziehen und nach oben ziehen der Rückzugsfeder überwunden wird.
Aber warum wurde der Leerweg größer als 30 mm?
Eine abgenutzte Kupplung kann es ja nicht sein, denn die würde den Leerweg ja verkleinern und nicht vergrößern.
Die Lösung liegt in der Mechanik: Die Gabeln und Kugelköpfe der Kupplungsmechanik nutzen sich über die Jahre ab und schlagen aus. Dadurch ist die Verbindung Pedal -> Ausrücklager nicht mehr starr sondern ausgeschlagen. Der Weg wird länger!
Was tun?
Für genau diesen Fall hat Mercedes in die Kupplungsmechanik ein Spannschloss mit Links- Rechts- Gewinde eingebaut. An diesem Schloss kann die Mechanik verkürzt oder verlängert werden. Damit wird der Leerweg (=Kupplungsspiel) eingestellt werden. Korrekt eingestelltes Kupplungsspiel
Bleibt nur die Frage: Warum haben die das so gebaut?
Die Antwort ist recht simpel:
Ist das Kupplungsspiel zu klein weil die Kupplung schon abgenützt ist, merkt man das ja recht schnell: Kein Leerweg mehr am Pedal
Folgen einer zu stark abgenutzten Kupplung: Die Kupplung rutscht, Druckplatte und Mitnehmerscheibe werden irgendwann beschädigt, man kann nicht mehr fahren. Alles so mittelmäßig schlimme Folgen, die beschädigten Teile können noch unter "Verschleißteile" laufen -> mittel-schlimm
Ist das Kupplungssiel jedoch durch ein ausgeschlagenes oder beschädigtes Gestänge zu groß, wäre das ohne das "Hängenbleiben des Pedals" nicht so leicht fest zu stellen. Es wird ja lediglich der Leerweg des Pedals etwas größer, wer merkt das schon? Die Folgen eines zu großen Leerweges: Die Kupplung trennt nicht mehr vollständig. Das wiederum kann zur Beschädigung oder gar Zerstörung (z. B. bei Getrieben mit Vorschaltgruppe) des Getriebes führen -> gar nicht gut!
Damit das nicht passiert, haben die als Warnmechanismus diese saukomplizierte Mechanik geschaffen.
Hört sich zwar komisch an, is aber so....
Also...
bleibt das Kupplungspedal mal unten hängen: Kupplungsspiel nachstellen. Man braucht zwei Gabelschlüssel SW 17. Die markierte (Schlitz) Mutter ist immer die mit Linksgewinde.
Tip: Die Kugelköpfe (79, 55, 65, 95) der Mechanik brechen nach 40 Jahren schon mal gerne. Da ist es immer gut einen für 4,91 Euro als Ersatz dabei zu haben: A 302 991 00 15
Walter
schon zig mal gepostet, gefragt und beantwortet: Frage: "Kupplungspedal kommt nicht zurück beim Kurzhauber" Antwort: "Kupplung nachstellen"
Ich möchte das nun ein für alle mal erschöpfend und verständlich erklären. In Zukunft braucht man dann nur noch auf diesen Link drücken.
Um den Sachverhalt zu verstehen, muss man sich zunächst einmal mit der Funktionsweise der Kupplung im Allgemeinen und der Kupplungs-Mechanik im Kurzhauber im Speziellen befassen.
Kupplung:
Die Kupplung ist eine durch Druck lösbare Verbindung
Die Bestandteile einer Kupplung:
- Schwungscheibe rot
- Mitnehmerscheibe mit Verzahnung braun
- Kupplungsautomat schwarz/Druckpatte (Typ GFX) blau
- Ausrücklager grün
Der Kupplungsautomat ist an das Schwungrad geschraubt und fest damit verbunden. Die Mitnehmerscheibe mit Innenverzahnung sitzt auf der verzahnten Eingangswelle des Getriebes. Die Federn (gelb) des Kupplungsautomaten drücken die Druckplatte (blau) gegen die Mitnehmerscheibe und klemmen die Mitnehmerscheibe so fest zwischen Druckplatte und Schwungscheibe ein. Somit ist die Schwungscheibe (Motor) fest mit dem Getriebe verbunden -> Kraftschluss Motor/Getriebe Das Ausrücklager drückt bei Betätigung des Kupplungspedals gegen die Arme (schwarz) des Automaten. Dadurch wird die Druckplatte gegen den Druck der Schraubenfedern zurückgezogen. Mitnehmerscheibe wird nun nicht mehr zwischen Druckplatte und Schwungscheibe eingeklemmt. Die Mitnehmerscheibe ist frei zwischen Schwungscheibe und Druckplatte beweglich -> kein Kraftschluss Motor/Getriebe: "Eine durch Druck lösbare Verbindung" Damit das Ausrücklager nicht ständig an den Betätigungsarmen des Automaten anliegt und dadurch ständig mit drehen müsste, wird es durch eine Rückzugsfeder ein Stück von den Betätigungsarmen weg gezogen. Der Abstand zwischen Ausrücklager und Betätigungsarmen ist der Leerweg oder besser bekannt als das Kupplungsspiel
Nutzt sich die Mitnehmerscheibe ab, so wird sie dünner. Die Federn des Automaten drücken die Druckplatte so weiter Richtung Schwungscheibe. Dadurch ragen die Betätigungsarme weiter Richtung Ausrücklager. Das Kupplungsspiel wird also kleiner. Je mehr sich die Mitnehmerscheibe abnutzt, desto kleiner wird das Kupplungsspiel. Ist die Mitnehmerscheibe abgenutzt, ist das am Leerweg des Pedals (Kupplungsspiel) leicht festzustellen: Kein Kupplungsspiel mehr -> Kupplung fertig -> Mitnehmerscheibe erneuern!
Aber warum bleibt das Kupplungspedal nun hängen?
Dazu muss man sich die Mechanik der Kupplungsbetätigung etwas genauer anschauen:
Das Pedal (163) sitzt auf einem großen Hebel (23). Dieser ist wiederum fest auf einer Welle montiert, die in einem Lagerbock (2) für alle Pedale am Rahmen gelagert ist. Diese Welle hat auf der anderen Seite einen Hebel (28).
Diese Hebel ist durch ein Gestänge (34-42) mit einem weiteren Hebel (50) zwischen Getriebe und Rahmen verbunden.
Dieser Hebel lenkt die Zugrichtung um und ist über ein weiters Gestänge (146) mit der Ausrückgabel (93) verbunden. Die Ausrückgabel betätigt das Ausrücklager (111). Wie oben beschrieben ist die Rückzugsfeder (133) nötig, um das Ausrücklager bei nicht betätigter Kupplung von den Betätigungsarmen des Automaten weg zu ziehen. Beim Kurzhauber soll das Kupplungsspiel am Pedal etwas 25-30 mm betragen.
Die Rückzugsfeder (gelb) ist einerseits am Pedal befestigt, auf der andern Seite aber nicht direkt am Rahmen sondern ein einem beweglichen Hebel (rot, Nr.130). Dieser Hebel ist beweglich am Rahmen befestigt.
Ist das Kupplungspedal in Ruhestellung (nicht betätigt), zieht die Feder (gelb) das Pedal nach oben. Wird das Pedal gedrückt, verändert der Hebel seine Stellung nach unten und die Feder zieht nun das Kupplungspedal nach unten.
Diese Mechanik ist so konstruiert, dass der Hebel das Pedal bist zu einer Betätigung von ca. 30 mm (= korrektes Kupplungsspiel) noch oben zieht, bei einer Betätigung von mehr als 30 mm jedoch nach unten. Wird die Kupplung betätigt, drücken wir das Pedal bis zum Boden (braun) nach unten. Die Kupplung ist vollständig getrennt.
Wenn wir das Pedal wieder loslassen, wird das Ausrücklager zunächst von den Federn des Kupplungsautomaten zurück gedrückt. Die Federn des Kupplungsautomaten sind deutlich stärker als die Rückzugsfeder am Pedal. Somit wird das Pedal zunächst von den Federn des Automaten nach oben gedrückt. Erst wenn die Druckplatte an der Mitnehmerscheibe anliegt, wird auch das Pedal nicht weiter von den Federn des Automaten zurück gedrückt. Jetzt zieht die Feder des Hebels (rot, Nr.130) das Pedal vollständig in seine Ausgangsstellung nach oben.
Ist der Leerweg aber deutlich größer als 30 mm, so zieht die Rückzugsfeder das Pedal noch nach unten, es "bleibt hängen". Meistens wird das Pedal nun mit dem Fuß ein Stück zurück geholt, bis es "nach oben ploppt". Dieses "nach oben Ploppen" geschieht genau dann, wenn der Totpunkt zwischen nach unten ziehen und nach oben ziehen der Rückzugsfeder überwunden wird.
Aber warum wurde der Leerweg größer als 30 mm?
Eine abgenutzte Kupplung kann es ja nicht sein, denn die würde den Leerweg ja verkleinern und nicht vergrößern.
Die Lösung liegt in der Mechanik: Die Gabeln und Kugelköpfe der Kupplungsmechanik nutzen sich über die Jahre ab und schlagen aus. Dadurch ist die Verbindung Pedal -> Ausrücklager nicht mehr starr sondern ausgeschlagen. Der Weg wird länger!
Was tun?
Für genau diesen Fall hat Mercedes in die Kupplungsmechanik ein Spannschloss mit Links- Rechts- Gewinde eingebaut. An diesem Schloss kann die Mechanik verkürzt oder verlängert werden. Damit wird der Leerweg (=Kupplungsspiel) eingestellt werden. Korrekt eingestelltes Kupplungsspiel
Bleibt nur die Frage: Warum haben die das so gebaut?
Die Antwort ist recht simpel:
Ist das Kupplungsspiel zu klein weil die Kupplung schon abgenützt ist, merkt man das ja recht schnell: Kein Leerweg mehr am Pedal
Folgen einer zu stark abgenutzten Kupplung: Die Kupplung rutscht, Druckplatte und Mitnehmerscheibe werden irgendwann beschädigt, man kann nicht mehr fahren. Alles so mittelmäßig schlimme Folgen, die beschädigten Teile können noch unter "Verschleißteile" laufen -> mittel-schlimm
Ist das Kupplungssiel jedoch durch ein ausgeschlagenes oder beschädigtes Gestänge zu groß, wäre das ohne das "Hängenbleiben des Pedals" nicht so leicht fest zu stellen. Es wird ja lediglich der Leerweg des Pedals etwas größer, wer merkt das schon? Die Folgen eines zu großen Leerweges: Die Kupplung trennt nicht mehr vollständig. Das wiederum kann zur Beschädigung oder gar Zerstörung (z. B. bei Getrieben mit Vorschaltgruppe) des Getriebes führen -> gar nicht gut!
Damit das nicht passiert, haben die als Warnmechanismus diese saukomplizierte Mechanik geschaffen.
Hört sich zwar komisch an, is aber so....

Also...
bleibt das Kupplungspedal mal unten hängen: Kupplungsspiel nachstellen. Man braucht zwei Gabelschlüssel SW 17. Die markierte (Schlitz) Mutter ist immer die mit Linksgewinde.
Tip: Die Kugelköpfe (79, 55, 65, 95) der Mechanik brechen nach 40 Jahren schon mal gerne. Da ist es immer gut einen für 4,91 Euro als Ersatz dabei zu haben: A 302 991 00 15
Walter