Im Moment beschäftige ich mich wieder etwas intensiver mit der Zweigangachse. Daher will ich Euch an meinen Gedanken teilhaben lassen ...
Wie ja auf den bisherigen 7 Seiten des Threads schon mehrfach ausführlich beschrieben wurde, soll die Zweiganghinterachse in ein Allradfahrzeug eingebaut werden. Die angetriebene Vorderachse wird nicht verändert. Die langsame Übersetzung der Hinterachse paßt zur Übersetzung der Vorderachse, die schnelle logischerweise nicht.
Von der technischen Seite her funktioniert die Hinterachs-Schaltung so:
Am Schalthebel des Getriebes gibt es zusätzlich einen elektrischen Zugschalter mit 2 Schaltstellungen für "Hinterachse langsam" und "Hinterachse schnell".

Dieser Schalter steuert ein Magnetventil, das Druckluft auf den Schaltzylinder an der Hinterachse leitet.
Das originale Magnetventil ist im stromlosen Zustand so geschaltet, daß der schnelle Gang der Hinterachse eingeschaltet ist.
Der Pneumatikzylinder ist einfachwirkend und wird im drucklosen Zustand von einer Feder in die Stellung gedrückt, die der schnellen Übersetzung entspricht.
Es gilt also: ohne Strom und ohne Druckluft ist der schnelle Gang in der Hinterachse eingelegt!
Ich bin nun am Überlegen, wie verhindert werden kann, daß gleichzeitig Allradantrieb und schnelle Hinterachsübersetzung eingelegt werden. Denn in diesem Fall würde es ernsthafte Schäden am Antriebsstrang geben!
Zuerst einmal: wie könnte es zu einer Fehlschaltung kommen? Da sehe ich folgende Möglichkeiten:
1.) menschliches Versagen
unwissender Fahrer (Werkstattpersonal, Ersatzfahrer nach schwerer Erkrankung, ...)
ungewollte Falschbedienung (Unerfahrenheit, Streßsituation/Ablenkung, Vergeßlichkeit, spielende Kinder bewegen alle Hebel und Schalter, ...)
2.) Ausfall der Elektrik
3.) Ausfall der Pneumatik
4.) Schaltung kommt nicht zustande (langsamer Hinterachsgang wurde zwar eingeschaltet, die Klauen im Differential können jedoch aufgrund der Fahrsituation nicht ins Gegenstück eingreifen)
Was kann man dagegen tun?
1.) Gegen menschliches Versagen werde ich Aufkleber mit Bedienungsanweisung und Warnhinweisen im Fahrerhaus anbringen.
Zusätzlich wird der Hebel der Allradzuschaltung und der Druckluftzylinder der Zweigangachse mit Sensoren ausgestattet. Wird auf diese Weise erkannt, daß ein gefährlicher Schaltzustand entsteht, soll ein Alarm ausgelöst werden (Kontroll-Leuchte bzw. Blinklicht, Warnsummer, ...). Idealerweise sollte der Alarm schon auslösen, bevor die gefährliche Stellung erreicht ist. Beim Verteilergetriebe-Hebel kann man den Schalter so anbringen, daß bereits Alarm ausgelöst wird, wenn der Hebel aus der 4x2-Position bewegt wird, aber noch nicht die 4x4-Position erreicht hat (es gibt dazwischen noch eine Leerlauf-Position). Bei der Kolbenstange des Druckluftzylinders an der Hinterachse kann man es ähnlich machen, daß z.B. schon auf halbem Weg der Kolbenstange Alarm ausgelöst wird.
Überlegenswert wäre noch, vor den elektrischen Schalter für die Hinterachse noch eine Art Hauptschalter (z.B. so ein schicker Kippschalter mit roter Abdeckhaube wie im Flugzeug) zu setzen, so daß man, wenn man den schnellen Gang der Hinterachse benutzen will, ganz bewußt erst einmal den Hauptschalter bedienen muß. Das könnte sogar ein Schlüsselschalter sein.
Also z.B. so was:
http://www.conrad.de/medias/global/ce/7 ... S_1000.jpg
oder so was:
http://www.conrad.de/medias/global/ce/7 ... S_1000.jpg
2. und 3.) Die Ausfälle von Elektrik und Pneumatik sind am schwersten in den Griff zu bekommen. Wenn bei 60 km/h im Allradantrieb auf einer schnell zu befahrenden Piste plötzlich die Hinterachse von langsam auf schnell schaltet und der Antriebsstrang schlagartig blockiert, hat man ein dickes Problem! Der unter 1.) aufgeführte Sensor an der Hinterachse würde zwar Alarm auslösen, es ist aber sicher nicht genug Zeit da, um rechtzeitig zum Stillstand zu kommen. Auskuppeln oder den Leerlauf im Schaltgetriebe einlegen nützt nichts. Es hilft nur, den Vorderradantrieb abzuschalten. Aber das ist so schnell nicht möglich (wenn die Elektrik ausfällt, hat man vermutlich maximal 1 bis 2 Sekunden Zeit, ähnlich wie bei einer druckluftbetätigten Differentialsperre).
Hier würde nur helfen, den Druckluftzylinder mit einer anderen federbelasteten Ruhestellung zu wählen, so daß ohne Strom und Druckluft grundsätzlich der "sichere" Zustand (= langsamer Gang) hergestellt ist. Auch das sollte machbar sein.
4.) Da man eigentlich zuerst den langsamen Gang der Hinterachse einlegt und erst anschließend den Allradantrieb einschaltet, sollte der Fall einer unvollständig erfolgten Schaltung eigentlich rechtzeitig zu bemerken sein. Zusätzlich helfen auch in diesem Fall die Sensoren und Alarmgeber aus Punkt 1.
Habe ich irgendwas übersehen? Kommentare und Anregungen?
Pirx
Der mit der Zweigangachse: 15 Vorwärtsgänge, 3 Rückwärtsgänge, Split, Schnellgang, Differentialsperre
---
"Immer bedenken: Hilfe ist keine Einbahnstrasse, Geholfen-Werden ist kein Recht und es liegt an jedem selbst, inwieweit er sich hier in der Gemeinschaft (die im Extremfall so einiges gemeinsam schafft) involviert und einbringt."
Ein Unimog-Fahrer.