wie lange fährt ein handelsüblicher OM 352 im Kurzhauber ohne Öl?
Ziemlich genau 3 km

Ursache: Ölablassschraube verloren (dazu an anderer Stelle mehr)
Folge: Motor steht, fest, ganz fest...
Diagnose: Pleuellager fest, Kurbelwellenlager möglichweise beschädigt, Nockenwellenlager möglicherweise beschädigt.
Reparatur (Vorarbeiten):
Ölfilter abbauen(Öl aus Filtergehäuse vorher ablassen)
Ölwanne abbauen (Öl ablassen erübrigte sich in diesem Fall ja)
Ölpumpe abbauen
Kühler abbauen
Lüfterrad abbauen
Schraube Schwingungsdämpfer ausschrauben (ist i.d.R. geklebt, heiß machen und Schlagringschlüssel verwenden) Schwingungsdämpfer abbauen (Abzieher verwenden) Steuergehäusedeckel abbauen
Unteren Teil des Steuergehäuses abbauen Motor, falls er sich drehen lässt, so stellen dass der mit 1 gekennzeichnete Zahn auf dem Stirnrad der Kurbelwelle zwischen den beiden mit 1 gekennzeichneten Zähnen des Nockenwellenstirnrades liegt. Dazu ein Hinterrad aufbocken, größten Gang einlegen und am Reifen drehen. Falls der Motor fest ist lässt sich wahrscheinlich die Nockenwelle nicht oder nur schwierig ausbauen. in diesem Fall müssen zuerst die Pleuel- und Kurbelwellenlager geöffnet werden wie folgen beschrieben. Wer "nur" die Nockenwellenlager wechseln will und den Motor noch drehen kann überliest das folgende einfach.
Kurbelwellenlager tauschen
Lagerböcke 2-6 je zwei Schrauben SW 19 12-Kant abschrauben, Lagerböcke mit leichten Schlägen mit einem Weichhammer lockern und abnehmen. Teile in der richtigen Reihenfolge ablegen Lagerböcke 1 und sieben nicht ganz abschrauben, nur ca. 5 mm lockern, Lagerböcke lockern. Die Kurbelwelle sollte sich nun (ggf. mit leichten (!) Schlägen auf die Kurbelwelle ganz vorne etwas absenken. Alte Lagerschaden auf Beschädigungen untersuchen und neue Lagerschalen einölen und in die Lagerschalen einlegen. Die oberen Lagerschalenhälften lassen sich nach dem Absenken der Kurbelwelle mit einem Stück weichen Blech ("Kuh") herausschieben. Kurbellwelle genau auf Beschädigungen oder Reste der defekten Lager untersuchen. Rückstände ggf. mit feinem (!) Schleifleinen entfernen. Geht das gut -> Schwein gehabt! Ist die Kurbelwelle beschädigt oder lassen sich etwaige Rückstände nicht entfernen weil bereits verschweißt, muss die Kurbelwelle ausgebaut und instand gesetzt werden. Das ist dann eine etwas größere Baustelle: Entweder gleich Motor ausbauen oder Getriebe weg, Kupplung raus, Schwungrad ab, Pleuellager alle ab und Kurbelwelle raus... -> heute Arschkarte erwischt.
Falls die Kurbelwelle gut aussieht: Neue Lagerschalen einölen und einführen. Lagerböcke mit neuen Lagerschalen anschrauben, nicht fest ziehen. Besonderes Augenmerk sollte dem mittleren Hauptlager zukommen, dieses führt die Kurbelwelle axial. Die Lagerböcke sind -falls man sich die Reihenfolge doch nicht gemerkt hat- nummeriert. Lagerböcke eins und sieben abschrauben und Lagerschalen in gleicher Weise wie oben beschrieben ersetzen. Bei dieser Gelegenheit kann man ggf. auch gleich die untere Hälfte des Burgmann (Borgmann-)ringes erneuern falls der Motor hier inkontinent war. Dazu die Burgmannringhäfte beidseitig ca. 0,5-1,5 mm überstehen lassen und anphasen, dadurch wird die obere Hälfte des Ringes etwas gestaucht und wird u. U. auch wieder dicht. Wenn man wie im Beispiel ein Rückführungsgewinde an der Kurbelwelle hat, erübrigt sich das: Pleuellager tauschen
Pleuellager öffnen: Die Schrauben sind ja reichlich fest, am besten lassen sie sich öffnen in dem man den Motor soweit dreht dass das Pleuel wie im Bild gezeigt steht, die Nuss muss gerade so am Motorgehäuse vorbei auf den Schraubenkopf gehen. Alle anderen Positionen sind schlechter. Wenn sich der Motor nicht drehen lässt ist's halt wieder blöd... Pleueldeckel abschrauben und in richtiger Reihenfolge ablegen. Pleuel nach oben schieben und Lagerschale entnehmen. Pleuelzapfen genau auf Beschädigungen untersuchen, ggf. mit feinem Schleifleinen säubern. Hier gilt das gleiche wie für die Lagerzapfen der Kurbelwelle. Neue Lagerschalen einölen und einsetzen.
Pleueldeckel und Pleul haben auf einer Seite eine Nummer eingeschlagen, beim Einbau darauf achten dass die Nummern zusammenpassen und auf der gleichen Seite sind. Pleuelschrauben ausmessen und ggf. durch neue ersetzen (Dehnschrauben)
Nockenwelle neu lagern
Vorarbeiten
Ventildeckel abbauen
Kipphebelwelle abbauen
Stösselstangen entfernen (Stösselstange Zylinder 6: viewtopic.php?f=31&t=60493 )
Da es sich ohnehin anbietet bei dieser doch etwas größeren Operation anschließend gleich den Förderbeginn der Einspritzpumpe einzustellen, macht es die Arbeit leichter die Einspritzpumpe auszubauen.
Luftpresser abbauen: Gehäuse abschrauben und abziehen. Je nach dem wie die Nockenwelle gerade steht, kann es blöd sein das Pleuellager des Kolbens zu öffnen. Die Kurbelwelle sollte ich aber mittlerweile (nach dem zumindest tw. Tausch der Pleuellager) irgendwie drehen lassen. Wie oben beschrieben die beiden mit 1 gekennzeichneten Zähne zueinander stelle, dann geht's auch. Seitlichen Deckel des Kurbelgehäuses abschrauben und Ventilstössel herausnehmen, in der Ausbaureihenfolge ablegen. Nockenwelle ausbauen
Je nach dem welche Nockenwelle man verbaut hat:
Vier Schrauben der Druckscheibe öffnen: Wer den Spritzversteller an der Nockenwelle hat, muss das erst noch Nockenwellenrad abziehen:
Rot: Schraube raus
Blau: Abzieher hier montieren Nockenwelle aus dem Kurbelgehäuse ziehen
Zum Aus- und Einbau der Lagerschalen braucht man ein Spezialwerkzeug, selber machen: Die ersten drei Lager lassen so so gut austreiben. Wenn das Lager Nr. 4 allerdings solche Beschädigungen aufweist, hast a Problem: Das Lager Nr. vier lässt sich nur durch Zerstörung ausbauen, kreativer Umgang mit diversen Werkzeugen und Ideenreichtum sind nicht hinderlich dabei...
Lager wieder einbauen:
Richtiges Lager an die richtige Stelle (die sind alle verschieden groß), vorher die korrekte Lage der Ölbohrung ermitteln und Lager unten markieren, in dieser Lage einbauen. Nockenwelle vorsichtig - um die neuen Lager nicht zu beschädigen- wieder einbauen
Kompressorpleuel mit neuen Lagern versehen und wieder einbauen Der Zusammenbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge Steuergehäusedeckel mit neuem Wellendichtring versehen und neuen Anlaufring für die Kurbelwelle verwenden
Teile gelten für WDB 35300210823458, andere FgSt. Nr. können natürlich abweichen
Teilesatz Kurbelwellenlager A 366 030 10 40
Teilesatz Pleuellager A 322 586 36 03
Teilesatz Nockenwellenlager A 344 051 70 12
Dichtung Steuergehäusedeckel A 352 015 03 20
Wellendichtring Kurbelwelle A 006 997 85 47
Lagerschale Luftpresser A 352 131 20 33
Dichtung Luftpresser Dreiloch A 321 131 00 80
Dichtung Ventildeckel A 352 016 09 21
Dichtung Ölwanne einteilig A 366 010 06 80
Dichtung seitl. Deckel Kurbelgehäuse A 352 015 05 22
Zeitaufwand: Wir haben ca. 70 Stunden gebraucht, da war aber gleich noch Einstellen der Einspritzpumpe (von 110 PS auf 136 PS), Wechsel der Kupplung und ein paar andere Kleinigkeiten dabei.
Problem Ölablassschraube
Die "alte" Ölablassschraube benötigt einen Kupferdichtring von 2,5 mm Stärke, den gibt's aber nicht mehr. Der "neue" (Norm-) Dichtring hat eine Stärke von 1,5 mm. Da die alte Ölablassschraube im Bereich des Dichtringes eine Nut (Ohne Gewindegänge) hat, fehlt bei Verwendung des neuen dünneren Dichtringes ein Gewindegang. Damit hat die Ablassschraube nicht mehr die vorgesehen Haltekraft, es besteht die Gefahr die Schraube zu verlieren. Das hat zu oben beschriebenem Schaden geführt.
Abhilfe:
A) Einfach wie die meisten die Ablassschraube "voll anknallen", dann geht die auch nicht mehr auf. Nie mehr...

B) Ablassschraube wie vorgeschrieben mit Drehmoment anziehen, aber neue Anlassschraube (Normteil) mit dazu gehörigem Dichtring verwenden

@Mods: Falls rot als Schriftfarbe schon vorbehalten ist, bitte ändern
Wer Schreibfehler findet darf sie gerne behalten.
Ansonsten: Fehler, Irrtümer etc. bitte anmerken. Wer sich an solche Operationen wagt, sollte halbwegs wissen was er tut, alle benötigten Werkzeugen haben und mit selbigen auch umgehen können, eine gewisse Frustrationstoleranz mitbringen und Rückschläge als Teil des Erfolges betrachten können.
Viel Spaß beim Schrauben wüscht
Walter