die Zeiten, als man mit 40 Rollen Diafilm im Gepäck auf Reisen ging und sich zehnmal überlegte, ob das Motiv ablichtenswert ist, sind lange vorbei. Heute fotografiert und filmt man Digital. Man bringt gigabyteweise Daten nach Hause - oder auch nicht, wenn die Speicherkarte streikt oder verloren geht.
Das Thema Datensicherung bei Speicherkarten wenn man unterwegs ist, ist nicht trivial, wie ich feststellen musste.
Geht man mal von folgender Ausgangslage aus:
Für die Reise stehen zwei Digitalkameras zur Verfügung:
Kamera 1 ist eine etwas ältere Spiegelreflex, die auf SD-Karten bis 32GByte speichert und dabei das Datenträgerformat "FAT32" nutzt.
Kamera 2 ist eine aktuelle Systemkamera, die auf SD-Karten bis 128GByte speichert und dafür zwingend die Formatierungsart "exFAT" benötigt.
Die Aufgabe lautet nun ganz einfach: Kopiere den Inhalt der Speicherkarten auf ein Backupmedium.
Die "einfachste" Lösung ist natürlich ein Notebook mit Kartenleser. Ist man aber eher mit Rucksack und ohne ständige Verfügbarkeit von Bordnetz oder Landstrom unterwegs, spricht das eher gegen die Schlepptop-Variante.
Was für Alternativen gibt es:
1) Spezielle "Fotospeicher" bzw. Image Tanks. Das sind akkubetriebene externe Festplatten mit eingebautem Kartenleser, Betriebssystem und einem Display. Die meisten dieser Fotospeicher scheitern an der 32GByte-Grenze bei Speicherkarten und unterstützen kein exFAT-Format. Die wenigsten Fotospeicher führen eine nachvollziehbare Überprüfung des Backupvorgangs durch und tun sich schwer mit inkrementellen bzw. differenziellen Backups. D.h. sie kopieren jedesmal die eingesteckte Speicherkarte komplett in ein neues Unterverzeichnis der Festplatte. Und sie sind verhältnismäßig teuer.
Bei meinen Recherchen blieb am Ende lediglich der ND2901 von Nexto DI übrig, der eine durchdachte Backupfunktion hat und exFAT kann. Neben seinem hohen Preis (250 Euro ohne Festplatte) hat er aber einen Nachteil, der ihn für mich unverwendbar macht: der eingebaute Akku kommt nur mit einer handvoll ausgewählter herkömmlicher Festplatten zurecht, von der Verwendung von SSDs rät der Hersteller ab, da für den Betrieb dieser die interne Stromversorgung zu schwach sein und man dann zwingend den erhältlichen externen Spezial-Akku verwenden müsse. Neben diesem K.O.-Kriterium ist das exotische Stromversorgungskonzept ein NoGo: der ND2901 kann nicht direkt aus einer USB-Powerbank versorgt werden, sondern benötigt ein eigenes 5V-Netzteil mit Rundstecker.
2) Mobile Festplatten mit Akku und Kartenleser. Davon gibt es mittlerweile verschiedene. Etwa die MyPassport von Western Digital oder die Memory2Move pro von Intenso. Beide ermöglichen ein autonomes Kopieren von SD-Karten auf die interne Festplatte ohne dass man die Festplatte an einen Rechner o.ä. anschließen muss. Der Kopiervorgang findet bei der MyPassport allerdings mehr oder weniger völlig im Blindflug statt, da die Platte kein Disply hat und die LEDs keinen Rückschluß über den Kopiervorgang zulassen.
Die Platte von Intenso kopiert SD-Karten auf Knopfdruck in automatisch angelegte Unterverzeichnisse und zwei blinkende LEDs verraten immerhin den Kopiervorgang - wenn auch indirekt (wenns nicht mehr blinkt, wird auch nicht mehr kopiert).
Gut ist, dass man die Platten per USB-Anschluss mit Strom versorgen kann und so auch den internen Akku laden kann.
Für beide Platten gibt es Apps für Tablet bzw. Smartphone, um sich drahtlos mit der Platte verbinden zu können. So kann man immerhin die kopierten Daten auf den Platten überprüfen.Haupt-Nachteil der Memory2Move pro und damit für mein Ausgangsszenario: sie kann zwar mit SD-Karten größer als 32GB umgehen, aber nicht mit dem exFAT-Format. Eine in FAT32 formatierte 64GB-Karte liest das Gerät problemlos. Laut Intenso-Support ist das exFAT-Format aus lizenzrechtlichen Gründen nicht implementiert. Damit scheidet die Festplatte als Archiv für meine Zwecke aus - "Kamera 2" schreibt nur auf exFAT formatierte SD-Karten... Immerhin verspricht Intenso, eine exFAT-fähige Firmware nachzureichen...irgendwann.
3) Kartenleser am OTG-fähigen USB-Anschluß eines Tablets oder Smartphones. Geht prinzipiell, allerdings sind die Übertragungsraten mickrig und die meisten Smart-Geräte akzeptieren an ihrem internen Steckplatz für µSD-Karten höchstens 32GByte-Karten. Aktuelle Handys erlauben auch schon 128Gbyte-Karten und größer, sind aber noch die Ausnahme. Nach Testberichten im Web dauert allerdings das Übertragen von einigen Gigabytes von einer SD-Karte im extern angestöpselten Kartenleser auf die interne µSD-Karte im Handy durchaus schon mal Stunden.
4) Drahtlos auslesbare SD-Karten. So was gibt es tatsächlich. SD-Karten mit eingebautem WLAN und auch welche mit eingebauter NFC-Funktion. Die WLAN-SD-Karte macht aus einer Digitalkamera ein WLAN-fähiges Gerät, indem die Karte in der eingeschalteten Kamera mit Strom versorgt wird und man so die Karte per WLAN konnektieren und auslesen kann. Allerdings hat man auch hier das Geschwindigkeitsproblem.
Wirklich clever sind SD-Karten mit NFC-Funktion: man legt die Karte auf den Tisch, legt sein (NFC-fähiges) Handy drauf und "sieht" so den Karteninhalt auf dem Handy. Wohlgemerkt man "sieht" ihn nur. Toshiba, der Anbieter der NFC-SD-Karten beschränkt die Funktion auf die Wiedergabe von Vorschaubildchen und einer Abfrage der Speichernutzung der Karte. Mehr gibt die bei NFC mögliche Datenrate momentan einfach nicht her.
Was bleibt dem fotografierenden Rucksacktouristen am Ende übrig, wenn er sichere Backups seiner Speicherkarten anlegen will? Doch der Griff zum Notebook.
Schaut man sich hier um, bleibt am Ende neben dem ND2901 eigentlich nur der klitzekleine Klapprechner Vaio VGN-P11Z von Sony übrig. Der hat zugeklappt mit 24x12x3cm das Format eines Reiseführers, wiegt mit Akku keine 650 Gramm und ist ein vollwertiger (wenn auch gemächlicher) Rechner, auf dem z.B. Windows 7 sogar im Aero-Modus auf einer SSD läuft. Das Ding verfügt neben einem unglaublichen Display (1600x768 Pixel bei 8 Zoll Diagonale...) über zwei Kartensteckplätze: einmal SD, der auch mit SDXC-Karten größer 32GByte klar kommt und einmal Sonys Hausstandard "Memory Stick pro duo" - für den es Adapter auf µSD-Karten gibt. Das Kopieren zwischen den beiden Kartensteckplätzen funktioniert auch passabel: ein Gigabyte Daten lässt sich in 3 Minuten kopieren. Nachteil des winzigen Klapprechners: die Stromversorgung mit 10,5V ist einigermaßen exotisch. Es gibt zwar 12V-Adapter, aber dann steht man vor dem gleichen Problem wie beim ND2901: keine Versorgung über USB(-Powerbank).
Am Ende stand es bei mir dann ND2901 von Nexto DI gegen P11Z von Sony. Da es den ND2901 noch nicht lange gibt, gibt es praktisch keine Gebrauchtgeräte. Neu kostet er 250 Euro plus Festplatte und externem Akku ist man dann bei 350-400 Euro.
Der Sony Vaio VGN-P11Z wird nicht mehr produziert, dafür gibt es ihn gar nicht so selten gebraucht für 150-300 Euro. Womit die Entscheidung getroffen war. Nebenbei hat der P11Z auch noch ein eingebautes GPS und es gibt Modelle mit SIM-Karten-Steckplatz und UMTS-Funktion. Ein Männerspielzeug ohne Räder...

Grüsse
Tom