Hallo zusammen,
ja, das Leben hier ist ein 'wenig' herausfordernder als in Deutschland
Aber genau deswegen sind wir hier. Wir treiben uns nun als Familie schon seit 17 Jahren in Asien herum, meine Frau hat eine ordentliche Karriere in der Bekleidungsbranche gemacht und sich einen sehr guten Ruf (und Kompetenz und Erfahrung...) in der Branche erarbeitet.
Ich selber hab mich beruflich ein wenig untergeordnet und immer wieder neu orientiert - was ich aber nie als Opfer oder Nachteil empfunden habe. So konnte ich zB einen Roman schreiben, habe eine Yogalehrerausbildung mit vielen, vielen Fortbildungen genossen, habe als Informatiker diverse berufliche Branchen kennenlernen, viel Zeit mit den Kindern und manchen privaten Interessen (Photographie, Radfahren, etc) verbringen, diverse Geschäftsideen ausprobieren und mich immer wieder an geänderte Umstände anpassen können. Und da ich von eigenem Geschäft über Freelance-Tätigkeiten bis hin zum Angestellten bei Mittelständlern und Grosskonzern kenne, habe ich keinerlei Berührungsängste und kann mich in viele Dinge / Branchen / Berufe eindenken.
Als Expats in Asien gibt es nie wirkliche 'Sicherheit', man muss halt einen Riecher für die Umstände entwickeln, flexibel bleiben und darf keine Angst vor unpopulären und evtl unbequemen Entscheidungen haben. Aber genau das macht unser Leben auch spannend und extrem lebenswert. Momentan helfe ich meiner Frau, dass sie in ihrem neuen Job als Country Manager für Tchibo das Einkaufsbüro hier in Dhaka aufgebaut und zum Laufen bekommt. Unsere Kinder fangen am Sonntag (Freitag ist hier Feiertag, Sonntag ist normaler Schul- bzw Arbeitstag..) an der American International School an und unsere Tochter kommt jetzt in die Highschool.
Wir nehmen an, dass wir die nächsten 3-5 Jahre hier verbringen werden. Wir merken jetzt schon, dass es ein Segen ist, für eine 'ordentliche' Firma hier sein zu können: wir haben ein nettes Haus (ein Glücksgriff bzgl der Lage in Dhaka!) gefunden, die Kinder werden sich bald an der Schule eingewöhnen und meine Frau kann ihre ganze Energie auf ihren Job lenken.
Ich selber werde mal schauen, was für Möglichkeiten sich mir hier bieten (@ Frank: die Klangschalen hab ich notiert, ich schau mich um!) und denke, dass in einem aufstrebenden, chaotischen und dynamischen Land wie Bangladesh deutlich mehr Chancen sind wie in dem gesetzten, übersättigten und eigentlich niedergehenden Europa
Momentan wird unsere Geduld und Stressfähigkeit in vielen Bereichen erprobt, aber es gibt auch einige Lichtblicke :
Der Deutsche Club (der hang-out place und einzige echte Kneipe, Terrasse und Swimmingpool für die paar deutschen Expats hier) hat TATATAAAA:
Ansonsten ist unser gemietetes Häuschen nicht mehr 'Palazzo Prozzo' wie in Shanghai, sondern 'Hotel Alcatraz' - wegen der vielen Schlösser, Riegel, Gitter, Absperrungen und sonstigen passiven 'Sicherheitseinrichtungen' - naja, man nimmt, was man bekommt
Und als Auto gab es einen 14 Jahre alten Toyota Prado mit knapp 200 tkm und Fahrer - aber die Karre fährt und ist erstaunlich robust bzw angepasst für die hiesigen Strassen- und Verkehrsverhältnisse:
Unsere Eindrücke und Erfahrungen versuche ich gerade ein wenig in Tagebuch-Form mitzuschreiben und komm kaum mit dem Schreiben mit.
Generell haben wir das Glück, dass wir trotz aller Widrigkeiten hier ein elitäres und bevorzugtes Leben leben können - aber auch im Gegensatz zum Leben in Deutschland oder anderen 'zivilisierten Plätzen' viele Einschränkungen und Nachteile in Kauf nehmen müssen.
Wir wissen aber schon, dass es nur eine beschränkte Zeit ist, diese vom Gefühl her verfliegen wird und es an uns liegt, was wir daraus für uns (und unsere involvierten Mitmenschen) machen. Die letzten 13 Jahre in China bzw Shanghai & Hong Kong waren das Beste, was uns passieren konnte und wir sind dankbar für viele, viele Erfahrungen und Erlebnisse.
Im Gegensatz zu vielen Globetrottern und Weltreisenden verbringen wir eben einen Grossteil unseres normalen Familien- und Arbeitslebens und 'Alltag' in exotischer Athmosphäre. Wir reisen zwar trotzdem viel und ich bin auch 3-6x pro Jahr in Deutschland, aber unser Leben spielt überwiegend in Asien statt. Trotzdem sind die Wurzeln immer deutlicher in Deutschland und wir haben für die übliche frustrierte Deutschland-Jammerei eigentlich nur ein Lächeln über - wir freuen uns auf die Heimat, fühlen uns dort wohl. Deswegen haben wir uns eine superbequeme Homebase und Zuhause fürs Alter geschaffen. Aber die Hummeln im Hintern summen noch und es wird uns noch eine ganze Zeitlang - egal ob auf Reisen oder via Arbeit - in die Ferne ziehen
Viele Grüsse aus Dhaka
Jürgen