Westafrika ganz aktuell
Verfasst: 2010-02-18 9:12:48
Habe einen Bericht von einem Freund auf Afrika Umrundung geschickt bekommen... Ganz aktuell von dieser Woche...
Mauretanien bis Senegal – Fahrt durch den Schlund der Hölle
Von Hymermobilen verfolgt flüchten wir nach Mauretanien, in der Hoffnung, das Mienenfeld hält diese Höllengefährte auf.
Eine Tankstelle mit Restaurant, Supermarkt, Internet usw. taucht wie eine Fata Morgana auf. Wir spachteln absolut köstlich. Vor 12 Jahren war dass absolute Todeszone, nur konvoimäßig zu befahren. Gestärkt geben wir dem Toyota die Sporen, so behaupten jedenfalls die Polizisten, die uns mit einer Radarpistole stoppen und 11 km/h zu schnell gefahren gesehen haben. 71 statt 60. Das geht mit unserem Rennwagen gar nicht! 5 Minuten Diskussion, dann dürfen wir ohne Strafe weiter.
Als eine weitere Tankstelle auftaucht sind wir an der neuen Grenze. 10 Autos vor uns, Schlagbaum zu. Warten in sengender Sonne. Heinz marschiert vor, kommt nach 10 Minuten zurück und sagt: „ Ich bin schon ausgereist.“ Schön für dich, hoffentlich geht das bei mir auch so schnell. Ich steh am Passschalter schon 10 Minuten, werde dann vom Computer als Heinz Freund erkannt. Der Zoll macht auch recht schnell alles fertig, will nur noch den Toyota sehen, dann können wir weiter. Der steht aber noch hinter dem Schlagbaum und 3 Autos davor. Ich muss erst durch die riesige Röntgenanlage fahren, dann können wir weiter. Dort werden alle Fahrzeuge auf Waffen, Drogen und sonstiges Verbotenes durchleuchtet. Nach 1 Stunde warten stehen wir vor dem großen Tor. Die Zöllner sind die ersten korrupten in ganz Marokko. Haben sie ein Geschenk für mich? Klar, ich muss die Klimmstängel doch loswerden und verreck dran! Gegenverkehr wird durchgelassen, dann sind endlich wir an der Reihe mit 2 weiteren Autos. „Wo sind ihre Fahrzeugpapiere?“ „Beim Zoll!“ „Die brauchen wir aber hier, holen sie sie bitte!“ Ich flitz zum Zoll hol allen Kram, dann fragt mich der Scannerfritze: „Wer sind sie denn?“ „Schon zuviel Radarstrahlen abbekommen, was?“ Er stempelt ab, schnell zurück zum Zoll, dann sind wir durch, denken wir!
Da ist noch die Gendarmerie, noch mal Gerenne, dann quatschen uns 2 Belgier an in einem Landrover. Man würde ihnen unbedingt einen Guide für das Mienenfeld raten. Uns nach Jungs, ich hab hier schließlich mal 3 Tage gewohnt, ist allerdings schon 12 Jahre her. Die Belgier folgen uns mit ihrer Karre und schon stecken wir im Weichsand fest. Kein Problem, Allrad und Vollgas, fertig. Es dämmert schon als wir den neuen Mauretanischen Grenzposten nach 4 km erreichen. Schlepper und Versicherungsfritzen ohne Ende. Jedes Auto 10 €, guter Preis. Wir willigen erst ein nach dem ein Polizist die Police beäugt hat. Dann soll der Landrover 15 € kosten, die Belgier streiken, sorry ein Fehler, der Toyota hat ja 6 Zylinder, also müssen wir nachzahlen. 10 € steht auf der Police, mehr gibt es nicht. Alles geritzt. Der Zoll will auch 10 €, scheint sogar legal weil alle vor uns zahlen. Wir haben nur noch €-Münzen oder 50 €-Scheine. Der kann nicht wechseln und will nach Hause. Ein erstes Geschenk für Heinz und Rudi aus Mauretanien, dem Terrorland Nummer ein auf unserer Reise.
Die Belgier folgen uns bis Nouadhibou und gemeinsam beziehen wir dort ein Appartement für 8 €/Person mit Küche, Fernseher und bewachtem Parkplatz. Kürt kocht Spaghetti und lädt uns ein. Benjamin der andere ist ein chaotischer Rastaman. Wir quatschen bis nach Mitternacht mit den Jungs.
Am Morgen brechen wir früh auf, da Gabi schon Angst hat, dass wir nicht rechtzeitig ankommen. Da fallen mir die Seelöwen am Cap Blanc ein. Auf Teer geht’s bis 8 km vors Kap. Scholz war auch schon da. Statt Seelöwen liegt nun ein Schiffswrack im Nationalpark. Tolles Fotomotiv.
Viel zuviel Zeit vertrödelt, wollten die Hauptstadt Nouakchott noch erreichen. Irgendwann bekommen wir Hunger. Einer der vielen freundlichen Militärposten sagt in 15 km ist das nächste Restaurant. Vor ein paar Jahren nur nackte, verbrannte Wüste, unglaublich! Das neue schwarze Band der Teerstrasse bringt die Zivilisation mit. Das Restaurantschild taucht auf, doch kein Restaurant zu erkennen. Im großen Gebäude mit Vorhof gibt es zu Essen. Man bittet uns in ein Seitenzimmer mit Matratzen auf dem Boden, sonst keine Möbel. Und wenn wir nach einer Stunde nicht gefragt hätten wo das Essen bleibt, säßen wir jetzt noch dort. Der Junge wird losgeschickt kühle Cola zu holen, kaum zurück müssen Eier besorgt werden, von wo, keine Ahnung hier ist ja nichts. Das Omelett ist köstlich, war die 2 œ Stunden wert.
Aber noch 200 km bis Nouakchott.
Im Dunkeln erreichen wir die aus allen Nähten geplatzte Metropole. Die Stadt hat sich flächenmäßig mindestens verdoppelt. Wir irren umher und finden ein Hotelrestaurant. Für eine Cola gibt’s ein gutes Klo. Kacke, ich hab voll die Pfirre. Gegen 12 verziehen wir uns in den Toyota. Um 2 treibt mich ein dringendes Bedürfnis nach draußen. Mit Spaten und Klopapierrolle bewaffnet, schleicht eine finstere Gestalt durch die Hinterhöfe der Hauptstadt. Eine dunkle Ecke ist mein Ziel, dort angekommen wohnt da einer (Wellblechverschlag). Menschlicher Anstand lässt mich weitersuchen. Die Erlösung 200 m ums Eck. Hoffentlich wird das keine längere Sache.
Frühstück im Hotel, dazu wieder Durchfall. Heinz scheint gegen alles immun. Hat keine Impfungen, nimmt keine Malariaprophylaxe, keinen Mückenschutz, keine Sonnencreme. Was mich nicht tötet macht mich nur noch härter.
Wir finden ein Internet, treffen einen Guinesen, der Deutsch spricht, uns zur Bank begleitet (die neue Visacard kommt zum Einsatz), dann mit zum Fischerhafen fährt und später noch eine Cola mittrinkt. Guinea ist sicher, die Menschen nett. Zuversicht kommt bei mir auf!
Wir verlassen die Stadt nach Süden. Die Grenzstadt Rosso, das Tor zur Hölle, ist nächstes Ziel. Weiche einem Schlagloch aus und rase 20 m den Straßenrand lang. Rosso ist erreicht und Chaos bricht aus. Menschenmassen umringen uns, nicht zum aushalten. Jeder fährt kreuz und quer. Höhepunkt ein Eselskarren donnert in uns rein, Blinker hinten rechts leicht beschädigt, Esel unverletzt!
Mohammed Ali erlöst uns von unseren Qualen. Zeigt uns ein Restaurant ohne Forderungen. Kaum dort sollen wir eine günstige Autoversicherung abschließen. Das ist der Haken. Für 10 Tage nur 38 € und gilt in Senegal, Gambia, Mali, Burkina Faso und Benin! Echt klasse, die letzten 3 Länder wollen wir gar nicht bereisen. Er bedrängt mich weiter. Mein Gefühl trügt nicht. Nach 1 Stunde warten schleicht sich Mohammed Ali vom Acker. Heinz kommt mit der Frage von draußen: „Hast du schon mal unter dein Auto geschaut?“ Da hängt ein Stossdämpfer weg. Den binden wir mit Schnellspannern fest. Nur erst mal raus aus dieser Chaotenstadt. Wieder eine Menschentraube, sogar Autos bremsen uns aus. Uns bleibt nur die Flucht in die Piste nach Diama, dem sicheren Grenzübergang. Wir müssen einen Soldaten mitnehmen und nutzen die Gunst der Stunde und schlafen am nächsten Militärposten. Eklig heiß ist es im Auto, früh mache ich die Moskitonetze rein. Wir bekommen sogar einen Tee.
Wasservögel, Warzenschweine und Kamele versüßen uns die Fahrt. Dann sollen wir Nationalparkeintritt zahlen, haben aber nicht genug mauretanisches Geld. Riesendiskussion. Am Ende eine Schachtel Marlboro und die Grenze kommt in Sicht.
2 deutsche Jeeps kommen gerade aus dem Senegal, erzählen man braucht 2 Warndreiecke. Sie hätten schon Strafe bezahlt. Bieten ihr zweites zum Kauf an. Dann tauchen auf unserer Seite die beiden Mercedesfahrer auf mit einem Bayern im Kleinbus. 10 € für die Ausreise, dann wollen die Passtempler Geld und der den Schlagbaum hebt auch. Wir zahlen nur das offizielle, dann kommt die Versicherung für Senegal. Hier soll sie 50 € kosten, aber einen Monat gültig sein. Dann bekommen wir mit, das sie für ganz Westafrika gilt, auch für Guinea-Bissau, Guinea, Sierra Leone und Liberia, unsere angestrebten Reiseziele. Dann wäre es ja günstig. Der deutsche Konvoi setzt sich in Bewegung, doch wir fallen zurück. Gleich eine Kontrolle, die die KFZ-Papiere sehen will. Fängt ja gut an, wie damals, nur die Strasse ist jetzt viel besser. Der nächste Polizist hampelt rum will alles sehen, dann auch den Feuerlöscher, da haben wir ja 2 und das Warndreieck. Ich hab keine Ahnung wo das steckt. Suche 15 Minuten lang und finde es letztendlich doch unter dem Fahrersitz. Stolz halte ich es ihm unter die Nase, ergrinst nur und fragt: „Wo ist das zweite? Strafe, 50 €. Fahr aufs Polizeirevier zahle, kaufe ein Warndreieck und komm zurück dann bekommst du deine Papier wieder.“ Ärger kommt in mir auf. Heinz meint, jetzt kommt es auf die besseren Nerven an. Ich brauche erst mal Geld um dann das zweite Warndreieck zu kaufen. Gleich 2 km weiter die nächste Polizeikontrolle und die will die gleichen Papiere sehen. Jetzt wird’s lustig. Der spricht kein englisch, wir kein französisch. Nach 2 Minuten dürfen wir weiter. Ich sehne die Zebrabar herbei, der beste Campingplatz in der Ecke. Gabi feierte vor 12 Jahren ihren Geburtstag hier. Geld und Warndreieck klappen. Zurück zum Bullenschwein, zeige das neu erstandene Warndreieck. Darauf die blöde Frage: „Und wo ist das zweite.“ Man könnte ausflippen, das hatte ich gerade unter Mühen wieder unter dem Sitz verstaut. „Und die 10 € Strafe, hast du die schon bezahlt?“ Also doch korrupt. Nach weiteren Minuten sind wir auf
5 €. Preis für eine Schachtel Sargnägel, Lungenkrebs soll er bekommen. Er lacht. “I donŽt smoke!“ Das gibt’s doch nicht, alle Afrikaner qualmen und zwar alles erhältliche Kraut zusammen. Dann zeigt er auf eine meiner 3 Warnwesten. Bekommt er eine, kann ich fahren. Freundliches Handshake, noch mal gut gegangen und ab Richtung Zebrabar. Hoffentlich fehlt uns an der nächsten Kontrolle nicht dann die dritte Warnweste! Wir erreichen die Zebrabar ohne weiteren Ärger und wollen mal kurz ausschnaufen. Ist ein bisschen runtergekommen, aber den Besitzer kenn ich sofort wieder. Kann sich an die Geburt eines Schweizer Babys erinnern, als wir 1998 da waren. Wir bestellen Abendessen und ich kipp erst mal 2 Liter Flüssigkeit in mich rein, bin total ausgetrocknet. Dann machen wir den Stoßdämpfer ab und duschen. Ein Bierchen zum Abendessen, interessante Leute sind da. Ein Paar aus Stuttgart kommt gerade aus Guinea. Die werden bevorzugt interviewt. Rainer und ich sind die letzten an der Theke.
Entgegen allen meinen sonstigen Gewohnheiten breche ich das interessante Gespräch ab, da ich plötzlich Schmerzen in der rechten Bauchseite habe. Im Auto verschlimmert sich das von Minute zu Minute. Gegen 1 Uhr halt ichŽs nicht mehr im Auto aus. Renn über den Platz, den Besitzer suchen. 30 Minuten erfolglos. Heinz hilft suchen. Gegen 2 Uhr ist der Besitzer wach und sagt: „Ich weiss auch nicht was ich machen soll! Wir sind hier nicht in Europa, da ist keiner nachts im Krankenhaus.“ Die Frau gibt mir 2 Schmerztabletten und sagt: „Jetzt leg dich wieder schlafen.“ Ich versteh die Welt nicht mehr, sehe mich schon auf meiner letzten Reise, viel zu früh ins Jenseits. Ich weis vor Schmerzen nicht mehr ein noch aus, da sagt Heinz: „Der kommt ins Krankenhaus.“ Wenigstens ein Taxi ruft man uns. Sollen im Restaurant warten, kommt in ca. 30 Minuten. Der Schmerz lässt nicht nach, wird noch schlimmer. Ist es ein Nierenstein wie vor 6 Jahren in Brasilien oder Blinddarmentzündung. Beides wohl Grund, die Reise frühzeitig abzubrechen. Das Taxi kommt, bringt uns in die Klinik. Mehrere Ärzte sind vor Ort und ich werde auch gleich untersucht. Kolick verstehen wir sonst nichts. Heinz muss Medikamente holen. Dann Infusion und Schmerzmittel. Nach 15 Minuten sind die Schmerzen weg. Das ist eine wie eine Neugeburt!
Tabletten werden noch verschrieben, dann entlässt man mich. Um 4 Uhr stehen wir in den finsteren und leeren Strassen von St. Louis und warten auf ein Taxi. Den größten Chaoten stoppen wir dann. 4 Anläufe braucht es um die Apotheke zu finden, die selbst schon eine Sensation ist. Dann brettert er über die Stahlbrücke und fährt sich den Vorderreifen Platt. Kein Wagenheber dabei, doch zuversichtlich sagt er nur 2 Minuten! Ein zweites Taxi hilft aus. Schnell ein neues Ersatzrad geholt und zurück zur Zebrabar. 5 Uhr kommen wir dort an und Mr. Taxichaot fährt sich im Sand fest. Der Schwerkranke muss mehrmals schieben!
Um 9 Uhr wach und bei den Besitzern der Zebrabar für die nächtliche Störung entschuldigt. Beim Zahlen rechnet die Angestellte zu wenig ab, wir korrigieren und werden dafür noch gerügt. Bekomme mein Restgeld nicht raus, weil ich 3 Tabletten, ein Telefonat und die Nachtruhe gestört habe. Das war mein letzter Besuch hier, garantiert.
Jetzt ist klar, dass ich abbreche. Ich weis nur nicht ob ich Gabi noch herfliegen lassen soll. Natürlich keine Reiserücktrittsversicherung abgeschlossen, bekommen also kein Geld zurück. Gelegentlich spüre ich leichte Schmerzen als Heinz den Toyota nach Kaolack steuert, der letzten größeren Stadt im Senegal. Hier will ich vor dem Krankenhaus schlafen, falls nachts wieder Probleme auftauchen. Dort angekommen, frage ich gleich ob das geht und lande auf der Behandlungsliege. Schmerzen im Unterleib führen zur Diagnose „MALARIA“. Mir schwinden langsam die Sinne. Ich hab doch gar kein Fieber. Nichts wie nach Hause. Früh heizen wir los zur Grenze von Gambia, nehmen die Fähre über den Fluss und sind gegen 17 Uhr auf dem Campingplatz Sukuta, dem Endziel von Etappe 1 (dort bleibt unser Auto bis Herbst stehen soll).
Die Nacht tauchen wieder Schmerzen auf. Das beruhigt mich nicht gerade. Eine Tablette hilft. Früh dann das Wunder, die Erleichterung oder was auch immer. Der Nierenstein liegt in der Toilette. Ich bin zuversichtlich. Die Fahrt wird weitergehen. Nachts warten wir am Flughafen ab Mitternacht auf Gabi, die um 3.30 Uhr morgens aus dem Zoll kommt. Zu dritt fahren wir zum Campingplatz zurück.
Am nächsten morgen fährt Heinz noch mit uns zum Taxistand. Klaus Schlicht, der gestern Abend auch hier ankommen wollte, ist nicht gekommen. Kurze Verabschiedung von Heinz Schulze, meinem treuen Gefährten der ersten 7.000 km meiner langen Reise in Etappen rund um Afrika.
Rudi nun mit Gabi aus Sukuta/Gambia
Mauretanien bis Senegal – Fahrt durch den Schlund der Hölle
Von Hymermobilen verfolgt flüchten wir nach Mauretanien, in der Hoffnung, das Mienenfeld hält diese Höllengefährte auf.
Eine Tankstelle mit Restaurant, Supermarkt, Internet usw. taucht wie eine Fata Morgana auf. Wir spachteln absolut köstlich. Vor 12 Jahren war dass absolute Todeszone, nur konvoimäßig zu befahren. Gestärkt geben wir dem Toyota die Sporen, so behaupten jedenfalls die Polizisten, die uns mit einer Radarpistole stoppen und 11 km/h zu schnell gefahren gesehen haben. 71 statt 60. Das geht mit unserem Rennwagen gar nicht! 5 Minuten Diskussion, dann dürfen wir ohne Strafe weiter.
Als eine weitere Tankstelle auftaucht sind wir an der neuen Grenze. 10 Autos vor uns, Schlagbaum zu. Warten in sengender Sonne. Heinz marschiert vor, kommt nach 10 Minuten zurück und sagt: „ Ich bin schon ausgereist.“ Schön für dich, hoffentlich geht das bei mir auch so schnell. Ich steh am Passschalter schon 10 Minuten, werde dann vom Computer als Heinz Freund erkannt. Der Zoll macht auch recht schnell alles fertig, will nur noch den Toyota sehen, dann können wir weiter. Der steht aber noch hinter dem Schlagbaum und 3 Autos davor. Ich muss erst durch die riesige Röntgenanlage fahren, dann können wir weiter. Dort werden alle Fahrzeuge auf Waffen, Drogen und sonstiges Verbotenes durchleuchtet. Nach 1 Stunde warten stehen wir vor dem großen Tor. Die Zöllner sind die ersten korrupten in ganz Marokko. Haben sie ein Geschenk für mich? Klar, ich muss die Klimmstängel doch loswerden und verreck dran! Gegenverkehr wird durchgelassen, dann sind endlich wir an der Reihe mit 2 weiteren Autos. „Wo sind ihre Fahrzeugpapiere?“ „Beim Zoll!“ „Die brauchen wir aber hier, holen sie sie bitte!“ Ich flitz zum Zoll hol allen Kram, dann fragt mich der Scannerfritze: „Wer sind sie denn?“ „Schon zuviel Radarstrahlen abbekommen, was?“ Er stempelt ab, schnell zurück zum Zoll, dann sind wir durch, denken wir!
Da ist noch die Gendarmerie, noch mal Gerenne, dann quatschen uns 2 Belgier an in einem Landrover. Man würde ihnen unbedingt einen Guide für das Mienenfeld raten. Uns nach Jungs, ich hab hier schließlich mal 3 Tage gewohnt, ist allerdings schon 12 Jahre her. Die Belgier folgen uns mit ihrer Karre und schon stecken wir im Weichsand fest. Kein Problem, Allrad und Vollgas, fertig. Es dämmert schon als wir den neuen Mauretanischen Grenzposten nach 4 km erreichen. Schlepper und Versicherungsfritzen ohne Ende. Jedes Auto 10 €, guter Preis. Wir willigen erst ein nach dem ein Polizist die Police beäugt hat. Dann soll der Landrover 15 € kosten, die Belgier streiken, sorry ein Fehler, der Toyota hat ja 6 Zylinder, also müssen wir nachzahlen. 10 € steht auf der Police, mehr gibt es nicht. Alles geritzt. Der Zoll will auch 10 €, scheint sogar legal weil alle vor uns zahlen. Wir haben nur noch €-Münzen oder 50 €-Scheine. Der kann nicht wechseln und will nach Hause. Ein erstes Geschenk für Heinz und Rudi aus Mauretanien, dem Terrorland Nummer ein auf unserer Reise.
Die Belgier folgen uns bis Nouadhibou und gemeinsam beziehen wir dort ein Appartement für 8 €/Person mit Küche, Fernseher und bewachtem Parkplatz. Kürt kocht Spaghetti und lädt uns ein. Benjamin der andere ist ein chaotischer Rastaman. Wir quatschen bis nach Mitternacht mit den Jungs.
Am Morgen brechen wir früh auf, da Gabi schon Angst hat, dass wir nicht rechtzeitig ankommen. Da fallen mir die Seelöwen am Cap Blanc ein. Auf Teer geht’s bis 8 km vors Kap. Scholz war auch schon da. Statt Seelöwen liegt nun ein Schiffswrack im Nationalpark. Tolles Fotomotiv.
Viel zuviel Zeit vertrödelt, wollten die Hauptstadt Nouakchott noch erreichen. Irgendwann bekommen wir Hunger. Einer der vielen freundlichen Militärposten sagt in 15 km ist das nächste Restaurant. Vor ein paar Jahren nur nackte, verbrannte Wüste, unglaublich! Das neue schwarze Band der Teerstrasse bringt die Zivilisation mit. Das Restaurantschild taucht auf, doch kein Restaurant zu erkennen. Im großen Gebäude mit Vorhof gibt es zu Essen. Man bittet uns in ein Seitenzimmer mit Matratzen auf dem Boden, sonst keine Möbel. Und wenn wir nach einer Stunde nicht gefragt hätten wo das Essen bleibt, säßen wir jetzt noch dort. Der Junge wird losgeschickt kühle Cola zu holen, kaum zurück müssen Eier besorgt werden, von wo, keine Ahnung hier ist ja nichts. Das Omelett ist köstlich, war die 2 œ Stunden wert.
Aber noch 200 km bis Nouakchott.
Im Dunkeln erreichen wir die aus allen Nähten geplatzte Metropole. Die Stadt hat sich flächenmäßig mindestens verdoppelt. Wir irren umher und finden ein Hotelrestaurant. Für eine Cola gibt’s ein gutes Klo. Kacke, ich hab voll die Pfirre. Gegen 12 verziehen wir uns in den Toyota. Um 2 treibt mich ein dringendes Bedürfnis nach draußen. Mit Spaten und Klopapierrolle bewaffnet, schleicht eine finstere Gestalt durch die Hinterhöfe der Hauptstadt. Eine dunkle Ecke ist mein Ziel, dort angekommen wohnt da einer (Wellblechverschlag). Menschlicher Anstand lässt mich weitersuchen. Die Erlösung 200 m ums Eck. Hoffentlich wird das keine längere Sache.
Frühstück im Hotel, dazu wieder Durchfall. Heinz scheint gegen alles immun. Hat keine Impfungen, nimmt keine Malariaprophylaxe, keinen Mückenschutz, keine Sonnencreme. Was mich nicht tötet macht mich nur noch härter.
Wir finden ein Internet, treffen einen Guinesen, der Deutsch spricht, uns zur Bank begleitet (die neue Visacard kommt zum Einsatz), dann mit zum Fischerhafen fährt und später noch eine Cola mittrinkt. Guinea ist sicher, die Menschen nett. Zuversicht kommt bei mir auf!
Wir verlassen die Stadt nach Süden. Die Grenzstadt Rosso, das Tor zur Hölle, ist nächstes Ziel. Weiche einem Schlagloch aus und rase 20 m den Straßenrand lang. Rosso ist erreicht und Chaos bricht aus. Menschenmassen umringen uns, nicht zum aushalten. Jeder fährt kreuz und quer. Höhepunkt ein Eselskarren donnert in uns rein, Blinker hinten rechts leicht beschädigt, Esel unverletzt!
Mohammed Ali erlöst uns von unseren Qualen. Zeigt uns ein Restaurant ohne Forderungen. Kaum dort sollen wir eine günstige Autoversicherung abschließen. Das ist der Haken. Für 10 Tage nur 38 € und gilt in Senegal, Gambia, Mali, Burkina Faso und Benin! Echt klasse, die letzten 3 Länder wollen wir gar nicht bereisen. Er bedrängt mich weiter. Mein Gefühl trügt nicht. Nach 1 Stunde warten schleicht sich Mohammed Ali vom Acker. Heinz kommt mit der Frage von draußen: „Hast du schon mal unter dein Auto geschaut?“ Da hängt ein Stossdämpfer weg. Den binden wir mit Schnellspannern fest. Nur erst mal raus aus dieser Chaotenstadt. Wieder eine Menschentraube, sogar Autos bremsen uns aus. Uns bleibt nur die Flucht in die Piste nach Diama, dem sicheren Grenzübergang. Wir müssen einen Soldaten mitnehmen und nutzen die Gunst der Stunde und schlafen am nächsten Militärposten. Eklig heiß ist es im Auto, früh mache ich die Moskitonetze rein. Wir bekommen sogar einen Tee.
Wasservögel, Warzenschweine und Kamele versüßen uns die Fahrt. Dann sollen wir Nationalparkeintritt zahlen, haben aber nicht genug mauretanisches Geld. Riesendiskussion. Am Ende eine Schachtel Marlboro und die Grenze kommt in Sicht.
2 deutsche Jeeps kommen gerade aus dem Senegal, erzählen man braucht 2 Warndreiecke. Sie hätten schon Strafe bezahlt. Bieten ihr zweites zum Kauf an. Dann tauchen auf unserer Seite die beiden Mercedesfahrer auf mit einem Bayern im Kleinbus. 10 € für die Ausreise, dann wollen die Passtempler Geld und der den Schlagbaum hebt auch. Wir zahlen nur das offizielle, dann kommt die Versicherung für Senegal. Hier soll sie 50 € kosten, aber einen Monat gültig sein. Dann bekommen wir mit, das sie für ganz Westafrika gilt, auch für Guinea-Bissau, Guinea, Sierra Leone und Liberia, unsere angestrebten Reiseziele. Dann wäre es ja günstig. Der deutsche Konvoi setzt sich in Bewegung, doch wir fallen zurück. Gleich eine Kontrolle, die die KFZ-Papiere sehen will. Fängt ja gut an, wie damals, nur die Strasse ist jetzt viel besser. Der nächste Polizist hampelt rum will alles sehen, dann auch den Feuerlöscher, da haben wir ja 2 und das Warndreieck. Ich hab keine Ahnung wo das steckt. Suche 15 Minuten lang und finde es letztendlich doch unter dem Fahrersitz. Stolz halte ich es ihm unter die Nase, ergrinst nur und fragt: „Wo ist das zweite? Strafe, 50 €. Fahr aufs Polizeirevier zahle, kaufe ein Warndreieck und komm zurück dann bekommst du deine Papier wieder.“ Ärger kommt in mir auf. Heinz meint, jetzt kommt es auf die besseren Nerven an. Ich brauche erst mal Geld um dann das zweite Warndreieck zu kaufen. Gleich 2 km weiter die nächste Polizeikontrolle und die will die gleichen Papiere sehen. Jetzt wird’s lustig. Der spricht kein englisch, wir kein französisch. Nach 2 Minuten dürfen wir weiter. Ich sehne die Zebrabar herbei, der beste Campingplatz in der Ecke. Gabi feierte vor 12 Jahren ihren Geburtstag hier. Geld und Warndreieck klappen. Zurück zum Bullenschwein, zeige das neu erstandene Warndreieck. Darauf die blöde Frage: „Und wo ist das zweite.“ Man könnte ausflippen, das hatte ich gerade unter Mühen wieder unter dem Sitz verstaut. „Und die 10 € Strafe, hast du die schon bezahlt?“ Also doch korrupt. Nach weiteren Minuten sind wir auf
5 €. Preis für eine Schachtel Sargnägel, Lungenkrebs soll er bekommen. Er lacht. “I donŽt smoke!“ Das gibt’s doch nicht, alle Afrikaner qualmen und zwar alles erhältliche Kraut zusammen. Dann zeigt er auf eine meiner 3 Warnwesten. Bekommt er eine, kann ich fahren. Freundliches Handshake, noch mal gut gegangen und ab Richtung Zebrabar. Hoffentlich fehlt uns an der nächsten Kontrolle nicht dann die dritte Warnweste! Wir erreichen die Zebrabar ohne weiteren Ärger und wollen mal kurz ausschnaufen. Ist ein bisschen runtergekommen, aber den Besitzer kenn ich sofort wieder. Kann sich an die Geburt eines Schweizer Babys erinnern, als wir 1998 da waren. Wir bestellen Abendessen und ich kipp erst mal 2 Liter Flüssigkeit in mich rein, bin total ausgetrocknet. Dann machen wir den Stoßdämpfer ab und duschen. Ein Bierchen zum Abendessen, interessante Leute sind da. Ein Paar aus Stuttgart kommt gerade aus Guinea. Die werden bevorzugt interviewt. Rainer und ich sind die letzten an der Theke.
Entgegen allen meinen sonstigen Gewohnheiten breche ich das interessante Gespräch ab, da ich plötzlich Schmerzen in der rechten Bauchseite habe. Im Auto verschlimmert sich das von Minute zu Minute. Gegen 1 Uhr halt ichŽs nicht mehr im Auto aus. Renn über den Platz, den Besitzer suchen. 30 Minuten erfolglos. Heinz hilft suchen. Gegen 2 Uhr ist der Besitzer wach und sagt: „Ich weiss auch nicht was ich machen soll! Wir sind hier nicht in Europa, da ist keiner nachts im Krankenhaus.“ Die Frau gibt mir 2 Schmerztabletten und sagt: „Jetzt leg dich wieder schlafen.“ Ich versteh die Welt nicht mehr, sehe mich schon auf meiner letzten Reise, viel zu früh ins Jenseits. Ich weis vor Schmerzen nicht mehr ein noch aus, da sagt Heinz: „Der kommt ins Krankenhaus.“ Wenigstens ein Taxi ruft man uns. Sollen im Restaurant warten, kommt in ca. 30 Minuten. Der Schmerz lässt nicht nach, wird noch schlimmer. Ist es ein Nierenstein wie vor 6 Jahren in Brasilien oder Blinddarmentzündung. Beides wohl Grund, die Reise frühzeitig abzubrechen. Das Taxi kommt, bringt uns in die Klinik. Mehrere Ärzte sind vor Ort und ich werde auch gleich untersucht. Kolick verstehen wir sonst nichts. Heinz muss Medikamente holen. Dann Infusion und Schmerzmittel. Nach 15 Minuten sind die Schmerzen weg. Das ist eine wie eine Neugeburt!
Tabletten werden noch verschrieben, dann entlässt man mich. Um 4 Uhr stehen wir in den finsteren und leeren Strassen von St. Louis und warten auf ein Taxi. Den größten Chaoten stoppen wir dann. 4 Anläufe braucht es um die Apotheke zu finden, die selbst schon eine Sensation ist. Dann brettert er über die Stahlbrücke und fährt sich den Vorderreifen Platt. Kein Wagenheber dabei, doch zuversichtlich sagt er nur 2 Minuten! Ein zweites Taxi hilft aus. Schnell ein neues Ersatzrad geholt und zurück zur Zebrabar. 5 Uhr kommen wir dort an und Mr. Taxichaot fährt sich im Sand fest. Der Schwerkranke muss mehrmals schieben!
Um 9 Uhr wach und bei den Besitzern der Zebrabar für die nächtliche Störung entschuldigt. Beim Zahlen rechnet die Angestellte zu wenig ab, wir korrigieren und werden dafür noch gerügt. Bekomme mein Restgeld nicht raus, weil ich 3 Tabletten, ein Telefonat und die Nachtruhe gestört habe. Das war mein letzter Besuch hier, garantiert.
Jetzt ist klar, dass ich abbreche. Ich weis nur nicht ob ich Gabi noch herfliegen lassen soll. Natürlich keine Reiserücktrittsversicherung abgeschlossen, bekommen also kein Geld zurück. Gelegentlich spüre ich leichte Schmerzen als Heinz den Toyota nach Kaolack steuert, der letzten größeren Stadt im Senegal. Hier will ich vor dem Krankenhaus schlafen, falls nachts wieder Probleme auftauchen. Dort angekommen, frage ich gleich ob das geht und lande auf der Behandlungsliege. Schmerzen im Unterleib führen zur Diagnose „MALARIA“. Mir schwinden langsam die Sinne. Ich hab doch gar kein Fieber. Nichts wie nach Hause. Früh heizen wir los zur Grenze von Gambia, nehmen die Fähre über den Fluss und sind gegen 17 Uhr auf dem Campingplatz Sukuta, dem Endziel von Etappe 1 (dort bleibt unser Auto bis Herbst stehen soll).
Die Nacht tauchen wieder Schmerzen auf. Das beruhigt mich nicht gerade. Eine Tablette hilft. Früh dann das Wunder, die Erleichterung oder was auch immer. Der Nierenstein liegt in der Toilette. Ich bin zuversichtlich. Die Fahrt wird weitergehen. Nachts warten wir am Flughafen ab Mitternacht auf Gabi, die um 3.30 Uhr morgens aus dem Zoll kommt. Zu dritt fahren wir zum Campingplatz zurück.
Am nächsten morgen fährt Heinz noch mit uns zum Taxistand. Klaus Schlicht, der gestern Abend auch hier ankommen wollte, ist nicht gekommen. Kurze Verabschiedung von Heinz Schulze, meinem treuen Gefährten der ersten 7.000 km meiner langen Reise in Etappen rund um Afrika.
Rudi nun mit Gabi aus Sukuta/Gambia