Geschichte der mittelschweren Mercedes-Motoren

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Pirx
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Geschichte der mittelschweren Mercedes-Motoren

#1 Beitrag von Pirx » 2012-03-22 18:11:27

Daimler AG, Stuttgart, 22.03.2012 hat geschrieben: Eindrucksvolle Ahnengalerie

Die Geschichte der mittelschweren Motoren von Mercedes-Benz


Steigen Sie ein in die spannende Historie der Mercedes-Benz Motoren und erfahren Sie mehr über die Entwicklungen der letzten 90 Jahre.

Die neue Motorenbaureihe OM 934/936 hat einen eindrucksvollen Stammbaum, auf die sie zurückblicken kann. Jetzt ist es an der Zeit, weiter zu gehen, da das Bessere stets das Gute schlagen kann.

90 Jahre mittelschwere Nutzfahrzeug-Dieselmotoren bedeuten 90 Jahre voller Innovationen und die unvergleichliche Karriere von Motoren in Lkw, Bussen und Sonderfahrzeugen.

Benz und Daimler wetteifern um den Dieselmotor

Vor 90 Jahren, im Herbst 1922, lief der erste von drei Prototypen des OB2 Lkw-Dieselmotors mit Vorkammereinspritzung auf einem Prüfstand bei Benz in Mannheim. Im Oktober installierte Benz diesen Vierzylindermotor in einem Lkw-Chassis mit einer Nutzlast von fünf Tonnen. Vergleiche mit einem Benzinmotor ähnlicher Größe ergaben ein klares Ergebnis: Die Treibstoffkosten sanken um 86 Prozent. Die Freigabe zur Serienproduktion erfolgte im Frühling 1923: Der weltweit erste Lkw-Dieselmotor hatte eine Leistung von 33 kW (45 PS) bei 1000 1/min.

Im selben Jahr entwickelte die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) in ihrem Lkw-Werk in Berlin-Marienfelde einen Lkw-Dieselmotor mit Sekundärlufteinblasung. Er hatte eine Leistung von 29 kW (40 PS).

Durchbruch für den Ölmotor

Nach dem Zusammenschluss von Benz und Daimler 1926 setzte sich das Vorkammerkonzept durch. Der erste Dieselmotor aus gemeinsamer Entwicklungsarbeit war der Sechszylinder OM 5 von 1927 mit einer Leistung von 55 kW (75 PS) aus 8,6 Litern Hubraum. Der Begriff „Ölmotor“, der damals allgemein für einen Dieselmotor verwendet wurde, lebt seitdem in dem Kürzel „OM“ vor der Modellbezeichnung von Mercedes-Benz Dieselmotoren weiter.

Zunächst wurden Dieselmotoren weiterhin neben Benzinmotoren angeboten. Der Durchbruch für den Diesel kam mit dem Motor im Mercedes-Benz Lo 2000 von 1932: Dies war der erste leichte Lkw mit serienmäßigem Dieselmotor. Der neue OM 59 Sechszylindermotor hatte eine Leistung von 40 kW (55 PS) aus 3,8 Litern Hubraum.

Die einzigartige Karriere der Serie 300

Ab 1949 wurde die Serie 300 eine Legende unter den Dieselmotoren. Ihre Geschichte begann bereits 1940 mit der Entwicklung der Serie OM 301/302 mit vier und sechs Zylindern. Die Arbeiten wurden jedoch behördlich gestoppt und erst nach Kriegsende in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre wieder aufgenommen.

Neue Bedingungen gaben vor, dass die Motoren auf den Maschinen gebaut werden mussten, die von der Daimler-Benz AG in Mannheim ab 1944 zur Produktion des Mercedes-Benz L 701/Opel Blitz, der dort unter Lizenz gefertigt wurde, verwendet wurden. Der neue OM 312 von 1949 hatte daher denselben ungleichen Zylinderabstand dieses Motors und verschiedene Abmessungen von Kurbelgehäuse und Zylinderkopf. Die Bohrung von 90 mm entsprach der des alten Benzinmotors, während der Hub von 95 auf 120 mm vergrößert wurde. Der OM 312 Sechszylindermotor leistete 66 kW (90 PS) aus 4,6 statt 3,6 Liter Hubraum.

Mit 4,0 sowie 6,0 Litern Hubraum starten die 300er-Motoren ein letztes Mal durch und erreichen sogar Euro 2.

1954: Erster Turbodiesel mit Mercedes-Stern

Der Beginn einer einzigartigen Karriere: 1954 führte Mercedes-Benz mit dem OM 312 A seinen ersten Turbomotor ein. Er war ursprünglich für die Feuerwehr vorgesehen und leistete 85 kW (115 PS). Ein weiteres Benzinmodell ersetzte den Diesel für den Export – dieses Mal der M 312, ebenso mit 81 kW (110 PS).

1956 erschien die nächste Generation Turbomotoren in Form des OM 321 AM („Aufladung mild“) mit 93 kW (126 PS), später 97 kW (132 PS). 1959 wurde der Saugmotor zum OM 322 erweitert. Er hatte einen Hubraum von genau 5,675 Liter. 1960 kam der Vierzylindermotor OM 324 hinzu.

Der nächste bedeutende Schritt in der Motorenentwicklung erfolgte 1964 mit Umbau der Vier- und Sechszylindermotoren OM 314 und OM 352/OM 352 A für Direkteinspritzung. Die Leistung stieg zunächst auf 124 kW (168 PS). Ein neuer Benzinmotor für Militärfahrzeuge kam hinzu, 1985 gefolgt von der M 353 G Erdgasversion in Brasilien.

Die Entwicklung eines Nachfolgemodells, die bereits begonnen hatte, wurde Anfang der 1980er Jahre aus finanziellen Gründen gestoppt. An seiner Stelle erlebte die Serie 300 ab 1983/84 eine Art Renaissance als OM 364/366. Die Motoren wurden komplett überarbeitet. Der Hubraum der Vier- und Sechszylindermotoren wuchs auf 3,97 bzw. 5,96 Liter und die Leistung auf bis zu 147 kW (200 PS), später sogar auf 177 kW (240 PS) – mehr als das Zweieinhalbfache des ursprünglichen OM 312 Motors.

Nachdem mehr als zwei Millionen Motoren gebaut wurden, endete die Karriere der Serie 300 in Europa mit der Einführung der Euro III-Abgasnorm 1996, während sie in anderen Teilen der Welt erfolgreich weiterlief. Selbst 2009, 60 Jahre nach Geburt des OM 312, war es immer noch möglich in Brasilien einen konventionellen Kurzhauber L-1620 Classic mit dem OM 366 LA Motor mit 155 kW (211 PS) zu kaufen. Zylinderabstand und Grundstruktur blieben seit 1949 unverändert.

Ein Meilenstein der Motorentechnologie: Die Serie 900

Das Jahr 1996 brachte eine radikale Änderung der Lkw-Motoren von Mercedes-Benz. Die Revolution begann im Frühling 1996 mit der Serie 900. Die vollelektronische Motorsteuerung und eine Direkteinspritzung mit individuellen Pumpen für jeden Zylinder machten die Serie wahrlich eindrucksvoll. Beide Merkmale waren eine Premiere: Erstmals war es möglich, die Einspritzung für jeden Zylinder einzeln zu steuern und jeden Zylinder individuell zu überwachen.

Die neue Serie bot von Beginn an Vier- und Sechszylindermotoren. Der OM 904 LA mit einem Hubraum von 4,3 Liter lieferte eine Leistung von bis zu 125 kW (170 PS), während der Sechszylinder OM 906 LA mit 6,4 Liter Hubraum bis zu 205 kW (279 PS) leistete. Bei beiden waren Turbolader und Ladeluftkühlung obligatorisch.

Die Serie 900 stellte einen Meilenstein dar. Im Laufe ihrer Karriere zeigte sie auch ihr wahres Potential. Während die Leistung der ursprünglichen Motoren nur leicht auf maximal 130 kW (177 PS) und 210 kW (286 PS) stieg, brachte eine Vergrößerung der Bohrung von 102 auf 106 mm und des Hubs von 130 auf 136 mm die Motoren in neue Gefilde. Als OM 924 LA lieferte der vergrößerte Vierzylinder 160 kW (218 PS) aus 4,8 Liter Hubraum. Der Sechszylindermotor leistete sogar 240 kW (326 PS) bei 7,2 Liter Hubraum.

In der nächsten Entwicklungsstufe profitierten die Motoren von der BlueTec-Technologie, die 2004 eingeführt wurde. SCR-Technologie (SCR = Selective Catalytic Reduction) mit AdBlue-Einspritzung machte die Motoren fit für die neuen Euro IV/V-Abgasnormen. Dies reduzierte die Schadstoffe im Abgas um bis zu 80 Prozent, ohne negative Auswirkungen auf die Leistung. Zudem profitierten Betreiber von dem deutlich geringeren Kraftstoffverbrauch.

Von Anfang an war die Serie 900 aufgrund ihrer Wirtschaftlichkeit ein Benchmark ihrer Klasse. Dieses Jahr wird noch der Millionste Motor dieser Serie die Produktionslinie verlassen – ein Beweis für die Vorreiterrolle seiner Technologie.
Der mit der Zweigangachse: 15 Vorwärtsgänge, 3 Rückwärtsgänge, Split, Schnellgang, Differentialsperre
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