Unfall in China

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Lassie
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Re: Unfall in China

#61 Beitrag von Lassie » 2013-05-02 14:11:46

Servus Wolfgang,

danke für den Bericht! Hat die Ölspur als unfallverursachender Auslöser keine Rolle gespielt?!
ch kann Jürgen / Lassies Bemerkung verstehen, warum er in Asien nicht Autofahren würde.
Vielleicht zur Erklärung: ich bin immer gern und viel gefahren, mich kann im Strassenverkehr nicht soo sehr viel schocken. Allerdings bin ich 1998 in Indonesien in einem Verkehrsunfall verwickelt gewesen, wo ein 15-jähriger Bengel mit seinem 13-jährigen Cousin auf dem Moped seines Onkels durch den Ort geheizt ist und seine Fahrt an meinem Kotflügel beendet hatte. Die beiden Jungs flogen quer über die Motorhaube unseres Jeeps, blieben bewusstlos am Bordstein liegen und der rote Sabber fing an zu fliessen. Da ich Frau und Kind dabei hatte, eindeutig NICHT Schuld hatte und auch sonst mich sehr hilfsbereit und korrekt verhielt, wurde ich sehr freundlich von Polizei etc behandelt.

Der Auflauf war gross, das Wochenende gelaufen und ich durfte einige Stunden mit Bangen und Warten auf einer schäbigen Polizeistation verbringen - mit Frau und unserer Tochter im Maxi-Cosi. Ich hatte zwar mehrere Zeugen, die übereinstimmend mein korrektes Fahren und meine Unschuld beteuerten, aber mir wurde auch gesagt: Unfall mit Todesfolge - egal wie der Ablauf war - heisst automatisch 7 Jahre Gefängnis. 2 Todesfälle heisst 14 Jahre Bau. :cold:
Sobald ich am Strassenverkehr teilnehme, trage ich eine Teilschuld - der andere wäre ja nicht verunfallt, wäre ich nicht dagewesen :cold:

Nach Rücksprache mit einem damaligen Freund von der Dt Botschaft hiess das für mich: bezahle ALLES was von dir gefordert wird, schau, dass du deinen Pass behältst und umgehend von dort weg kommst. Im Fall des (Todes-)Falles hast du max 48 Stunden Zeit um deine Sachen zu packen. Anschliessend wirst du black-listed und Indonesien ist in Zukunft als Reiseland tabu. Für einen Touristen mag das ok sein, für mich als junger Familienvater, der mit seiner Frau dabei war, sich eine berufliche Existenz aufzubauen 'etwas' ungeschickt.

Glücklicherweise war ausser heftigen Schürfwunden, einem gebrochenen Arm, Gehirnerschütterung, etc nicht soo sehr viel passiert. Ich bezahlte die Krankenhauskosten, zahlte für Rekonvaleszenz, für das kaputte Moped, für meinen eigenen Schaden, die Überstunden von Polizei und Zeugen, etc und lernte eine wichtige Lektion im Leben: unser uns eingeimpftes deutsches Rechtsempfinden ist schön und gut, solange wir uns in Deutschland bewegen. In anderen Ländern herrschen schlichtweg andere Massstäbe und Regeln. Dagegen Aufbegehren ist unsinnig und dumm.

Daher rührte dann mein Entschluss: solange wir in einem asiatischen 'Bananenland' leben, wir unseren Lebensunterhalt dort verdienen und auf den Aufenthalt 'angewiesen' sind, fahre ich nicht selber mit dem Auto. Als Tourist auf der Durchreise aber gerne!

Und die Erfahrungen von 18 Jahren Leben und Arbeiten kreuz und quer in Asien, die Geschichten von Bekannten, Nachbarn und Freunden geben mir recht. Wir bezahlen einen Fahrer, ich kümmere mich nicht um Parken, Fahren mit Alkohol, fragwürdige Verkehrsregeln, korrupte Polizisten, etc - das ganze Galama interessiert mich alles nicht. Ich lümmele hinten drin, schau mir das Tohubawohu an und wenn der jeweilige Kerl am Steuer zu wild oder blind fährt, brems ich ihn runter. Seitdem hab ich nur noch ganz selten das Steuer übernommen: u.a. als mein Fahrer auf der Autobahn in China eingepennt ist :ninja:
Bisher klappt das mit dem Fahrverzicht und den eingesparten Nerven ganz gut :blume:

Viele Grüsse aus Dhaka
Jürgen
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Rumpelstielzchen
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Re: Unfall in China

#62 Beitrag von Rumpelstielzchen » 2013-05-02 14:17:25

Vielen Dank für die sehr interessante Schilderung! Das rückt doch die eine oder andere Berichterstattung der hiesigen Medien wieder etwas gerade...
Gruß Alex!

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wolf123tdt
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Re: Unfall in China

#63 Beitrag von wolf123tdt » 2013-05-02 15:45:08

@Wolfgang und @Jürgen

vielen Dank für eure Berichte das war sehr Interessant zu lesen und auch gute Information.
Danke das Ihr euch die Mühe gemacht habt.

Gruss Nick
er ist langsam - er ist laut - er säuft wie eine kreiselpumpe - aber es ist meiner!

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MAN-45
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Re: Unfall in China

#64 Beitrag von MAN-45 » 2013-05-02 17:05:48

Lassie hat geschrieben:Servus Wolfgang, danke für den Bericht! Hat die Ölspur als unfallverursachender Auslöser keine Rolle gespielt?!
Hallo Jürgen,

vielleicht war die "Chinesisch-Deutsche Freundschaft" ja nicht der einzige Grund, warum ich kein Bußgeld zahlen mußte. Ich hatte dem Polizeichef während der Verhandlung gesagt, dass ich ja leider nicht so gut im Verstehen chinesischer Schriftzeichen wäre, und dass ich daher leider auch keine Warnung über diese sich wohl mehrere Kilometer hinziehende Ölspur mitbekommen hatte (fast alle unserer Mitfahrer hatten bestätigt, dass sie leichtes Rutschen auf dieser regennassen Fahrbahn schon lange vor unserem Unfallort festgestellt hatten).

Er meinte daraufhin - wie eigentlich auch erwartet - dass es dort auch kein solches Schild gab. Das wäre in China auch nicht üblich, und die auf dieser Strecke kilometerlang immer wieder wiederholte Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 kmh (die ich ja tatsächlich eingehalten hatte) würden genügen... Klang in dieser Situation eher als Ausrede und stimmte übrigens nicht ganz. In seinem Bezirk vielleicht ja, aber wir hatten auf unserer Fahrt in China unterwegs mehrfach deutliche Warnhinweise auf andere Straßendefekte auf Chinesisch und Englisch gesehen - leider nie fotografiert.

Ob man meinen Ausrutscher als "Schuld" bezeichnet, oder nur als "eindeutig meine Verantwortung", war für meine Zahlung des Schadens des anderen LKW irrelevant. Nicht bestreitbare Tatsache ist, dass er normal gefahren ist und ich auf ihn geprallt war. Also, richtige "Schuld" eher nein, "Verantwortung" eindeutig ja - also Zahlung des Schadens durch mich.

Insgesamt fand ich die Führung der Verhandlung durch die chinesische Polizei absolut fair und bemüht, eine beidseitig akzepierte Lösung zu finden.

Gruß, Wolfgang
Zuletzt geändert von MAN-45 am 2013-05-03 5:29:42, insgesamt 1-mal geändert.

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makabrios
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Re: Unfall in China

#65 Beitrag von makabrios » 2013-05-02 17:10:51

Hallo Wolfgang,
da kommt mir eine andere Frage: Hat das ABS nicht reagiert? Oder hat/hätte das nix geholfen?

Gruß
MAK
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Re: Unfall in China

#66 Beitrag von Pirx » 2013-05-02 17:18:06

makabrios hat geschrieben:Hallo Wolfgang,
da kommt mir eine andere Frage: Hat das ABS nicht reagiert? Oder hat/hätte das nix geholfen?

Gruß
MAK
Reagiert das ABS überhaupt bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h?

Pirx
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Re: Unfall in China

#67 Beitrag von MAN-45 » 2013-05-02 17:57:16

makabrios hat geschrieben:Hallo Wolfgang, da kommt mir eine andere Frage: Hat das ABS nicht reagiert? Oder hat/hätte das nix geholfen? Gruß MAK
Ich habe ja nicht gebremst, sondern bin - mit 4x2 - relativ langsam in eine Rechtskurve gefahren. Der rutschige Boden hatte den Radeinschlag der Vorderräder nicht zur Kenntnis genommen, sondern mich geradeaus in die Gegenfahrbahn befördert. Vermutlich habe ich unwillkürlich - automatisch - ganz kurz vor dem Zusammenstoß gebremst, Bremsspuren waren allerdings keine zu sehen.

Aber interessante Frage: Gesetzt den Fall, das ABS hätte tatsächlich nicht funktioniert (Warnbeleuchtung habe ich keine gesehen), hätte ein funktionierendes ABS in dieser Situation etwas bewirken können?

Gruß, Wolfgang
Zuletzt geändert von MAN-45 am 2013-05-15 9:23:24, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Unfall in China

#68 Beitrag von Lassie » 2013-05-02 17:57:55

Insgesamt fand ich die Führung der Verhandlung durch die chinesische Polizei absolut fair und bemüht, eine beidseitig akzepierte Lösung zu finden.
Servus Wolfgang,

jeder, der so wie du oder ich länger im Lande war, wird das bestätigen können.
Ich habe in den gut 13 Jahren China festgestellt, dass die Chinesen um Welten fairer, transparenter, gerechter, ordnungsliebender und kompromissbereiter sind, als gemeinhin in den deutschen Massenmedien dargestellt. Ausnahmen bestätigen die Regel ;)

Viele Grüsse und beste Wünsche aus Dhaka
Jürgen
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Re: Unfall in China

#69 Beitrag von zurken » 2013-05-02 20:43:49

Vielen Dank für die ausführliche Darstellung, sehr interessant, ich hab sowas ja noch nie erlebt zum Glück, wäre sicher ein Albtraum für mich in Zentralasien gewesen. So fair wird man wohl in wenigen asiatischen Ländern behandelt. Und von dieser Sichtweise habe ich auch mal gehört: „Der Tourist ist immer schuld, denn wäre er zuhause geblieben, wäre der Unfall nicht passiert.“

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Andi
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Re: Unfall in China

#70 Beitrag von Andi » 2013-05-03 7:06:37

Und von dieser Sichtweise habe ich auch mal gehört: „Der Tourist ist immer schuld, denn wäre er zuhause geblieben, wäre der Unfall nicht passiert
Ach, so was ähnliches gibt es bei uns auch. Bei einem Unfall mit einem schwächeren Verkehrsteilnehmer (z. B. Radfahrer) kannst du mit 25% zur Kasse gebeten werden, auch wenn du dich 100%ig richtig verhalten hast.
Nennt sich Betriebsgefahr soweit ich weiß.
Gruß Andi

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Re: Unfall in China

#71 Beitrag von MAN-45 » 2013-05-04 11:46:24

Kurzes Update.

Unser Wagen steht nun also (fast) an derselben Stelle in Luang Prabang, an der er vor nur 3 Wochen schon mal 3 Wochen lang stand. Wir hatten unseren Mechaniker Gastgebern damals (ungefragt) 5 USD / Tag als „Standgebühr“ gegeben, was sie erst gar nicht annehmen wollten. Aber ich fand das richtig – immerhin hatten wir Strom, Wasser, Wäsche-Waschgelegenheit für Carmelita, mangels eigener Klimaanlage einen großen 230V Ventilator für unser "Haus" (bei durchschnittlich 30° Innentemperatur eine Wohltat) und Entsorgung. B&B Zimmer für Rucksacktouristen kosten hier in Luang Prabang USD 9 – 12.

Unsere Aufnahme jetzt war um ein Vielfaches herzlicher. Jeden Tag werden wir zumindest zu einer gemeinsamen Mahlzeit in laotischem Stil eingeladen – so in etwa wie Chinesisch, aber mit klebrigem Reis, der mit der Hand zu einem Knödel geformt wird, mit dem dann mit der Hand wie mit einem Löffel von einem der Fleisch- oder Gemüseteller etwas genommen wird. Dazu gibt’s noch Stäbchen und einen der typisch Chinesischen Löffel. Einer der Teller enthält Suppe, in die jeder mit seinem eigenen Löffel etwas entnimmt – ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber passt schon. Ich glaube auf dem Land war’s bei uns in Deutschland bis vor gar nicht so langer Zeit ja ähnlich. Zum Fleisch wissen wir zwar, dass es sich dabei um Rind oder Schwein oder Huhn handelt, aber was genau davon möchte ich lieber nicht wissen. Immerhin, es ist nicht schlecht.

Kommunikation ist bei den fast nicht vorhandenen Englischkenntnisse unserer Gastgeber schwierig aber nicht unmöglich. Für wichtigere Fragen oder Themen ruft unser "Ui" seinen gut Englisch sprechenden Onkel an, der dann jeweils hin- und her übersetzt. Unsere Laotischkenntnisse haben sich ebenfalls weiter entwickelt. Eines der wichtigeren: „D’m“ – soviel wie „Prost“, bei dem wirklich guten Beerlao ein oft verwendetes Vokabel… :D

Das alles sind so Erlebnisse, die man als „Normaltourist“ nie erlebt, und die zumindest etwas für die ansonsten relativ besch…. Situation entschädigen, in die wir gekommen sind. Unsere Mechaniker meinten 2 – 3 Wochen zu brauchen, bis unser Fahrzeug wieder fahrbereit ist.

Zu dem, was bis jetzt dazu geschah, etwas später mehr…

Gruß, Wolfgang

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Re: Unfall in China

#72 Beitrag von wolf123tdt » 2013-05-04 12:00:17

Hi Wolfgang,
danke das Du uns trotz der Situation immer so interessant auf dem laufendem hältst. Ich lese Deine Berichte jeden Tag mit grossem Interesse!

Danke! Und von mir weiterhin die Daumen gedrückt das alles gut wird.

Gruss Nick
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monster
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Re: Unfall in China

#73 Beitrag von monster » 2013-05-04 12:05:46

Hallo Ihr 2, das hört sich zumindest etwas nach ERLEBEN an und wird Euch für die weiteren Reisen stärken.

Wie schon mehrmal gesagt, zum Glück ist Euch nichts passiert! Das blech kann man wieder richten bzw. austauschen.

Habt ihr schon etwas an der Technik prüfen können? Wenn man Euch mit Infos oder sonst etwas von MAN München oder Wien versorgen soll, gebt bitte Info.

Weiter viel Erfolg und gute Nerven für die nächsten Wochen der Rep.

Gruß Alex und Daniela

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Re: Unfall in China

#74 Beitrag von Feron » 2013-05-04 19:07:38

Besten Dank für die Berichte. Andere Länder, andere Gastfreundschaftlichkeit, also auch im Unglück doch noch ein positives (Teil-)Erlebnis.
Nochmals alles Gute!

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Re: Unfall in China

#75 Beitrag von Lassie » 2013-05-04 19:18:52

Das alles sind so Erlebnisse, die man als „Normaltourist“ nie erlebt
Servus Wolfgang,

und genau darum hat sich der Unfall auch schon 'gelohnt' - wenn ich das mal so leicht sarkastisch und leicht überheblich sagen darf (... ich muss ja nicht deine Rechnungen zahlen :p ).
Aber genau diese Erlebnisse, die man als 'Normaltourist' nie erleben würde, sind der Treibstoff auch für unser 'Expat-Leben'. Nicht immer soo schillernd, oft sogar nervig und garantiert nicht einfach, aber immer interessant und abwechslungsreich. Wow, what a ride.....

Viele liebe Grüsse an Carmelita, enjoy the time,
Jürgen
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Re: Unfall in China

#76 Beitrag von MAN-45 » 2013-05-05 12:31:35

Lassie hat geschrieben:
Das alles sind so Erlebnisse, die man als „Normaltourist“ nie erlebt
...und genau darum hat sich der Unfall auch schon 'gelohnt' -
Das sehe ich genauso, Jürgen - sein "Schicksal" nur bedauern bringt überhaupt nichts, "das Beste aus der Situation", und vielleicht sogar noch mehr daraus zu machen, ist das Einzige was man tun sollte und tun darf...

Zu den exhorbitanten Kosten dieses Ausrutschers gibt es übrigens einen schönen Spruch meiner Schwester: "Es wird nicht billiger, wenn man sich über hohe Kosten ärgert..."

Gruß, Wolfgang

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Re: Unfall in China

#77 Beitrag von MAN-45 » 2013-05-05 12:51:41

Gestern waren wir mit dem wieder gemieteten Moped in der Stadt. Als wir nach 3 Stunden zurückkamen war der Anblick unserer Fahrerkabine ein echter Schock. Der Elektro-Experte des Teams, ein Vietnamese, hatte in der Zwischenzeit die gesamte Verkabelung des Armaturenbretts, mit sämtlichen Instrumenten und Schaltern, auch die der umfangreichen, von mir zusätzlich eingebauten Gadgets, gelöst. Armaturenbrett war ausgebaut, Lenkrad und Lenksäule weg, Fahrersitz weg und sämtliche Kabel am Fuß des Beifahrersitzes in einem – selbst für mich als doch etwas erfahrenen „Kabelleger“- schockierend aussehenden, 40cm Knäuel zusammengerollt.

Natürlich ist es klar, dass das alles entfernt werden muß, wenn die Mannschaft dann mit Hammer, Flex, Schweißgerät und was noch immer sich an die Blech-Arbeiten mit dem Ausbeulen macht. Aber irgendwie hatte ich mir keine konkreten Vorstellungen gemacht, was da genau an schwierigen Vorbereitungen gemacht wird. So ungefähr, wie wenn man von der schweren Operation eines nahestehenden Menschen weiß, und auch den Ärzten voll vertraut, aber man dann – aus irgendeinem Grund – zur Operation dazukommt und sieht, was da alles aufgeschnitten wurde...

Ui, unser Mechaniker war eher amüsiert über meine Reaktion, kam gleich mit „Wolfgang, a Beerlao?“ und bestätigte mehrfach, so wie auch der Elektroexperte „No problem, everything alright“. Der Englisch sprechende Bruder von Ui (ist also der Bruder, nicht der Onkel) bestätigte lachend am Telefon, dass das alles in Ordnung sei, „Lao und Vietnam Mechaniker wissen, was sie tun und der Mann findet alle Verbindungen wieder!“. Das will ich aber jetzt wirklich hoffen. Mein volles Vertrauen in diese Fertigkeiten wird da doch auf die Probe gestellt, aber mir bleibt im Augenblick ohnehin nicht viel anderes übrig, zumal der eine oder andere von Euch meine Reaktion vermutlich auch eher amüsant finden wird.

Gruß, Wolfgang
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DSC03344a.jpg
_DSC0772a.jpg
Langsam wird die Fahrertür als solche wieder erkennbar
Langsam wird die Fahrertür als solche wieder erkennbar
Standort des Fahrzeugs jetzt...
Standort des Fahrzeugs jetzt...
...und vor drei Wochen
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Re: Unfall in China

#78 Beitrag von wolf123tdt » 2013-05-05 12:56:40

Hi Wolfgang,
kann Deine Reaktion verstehen wenn ich mir das entsprechende Bild so betrachte. Aber wollen wir mal dem lachenden "Bruder-Onkel" :D glauben und dem Satz: „Lao und Vietnam Mechaniker wissen, was sie tun und der Mann findet alle Verbindungen wieder!“!

Alles Gute weiterhin

Gruss der Nick
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Re: Unfall in China

#79 Beitrag von fuxel » 2013-05-05 13:41:28

Servus Wolfgang.

Zunächst mal sei Euerm Schutzengengel ein dickes Lob ausgesprochen.

Blech kann man richten, Traumas eher schwer.

Hab etwas vertrauen in diese "Bastler" - die können was - viel mehr als den Tester anschliessen, alt raus, neu rein, einem "vielleicht funktionierts" und ne fette Rechnung schreiben.
Die richten Dir das Auto so weit, dass Du wieder komfortabel reisen kannst - vlt. sogar bis "nach Haus" - da bin ich mir sicher.

Und sollte der "Elektriker" irgendwie nicht klar kommen, dann kannst ihm ja a bissel helfen - so lernen Beide aus der Aufgabe.

Allerdings bin ich gespannt, was die für eine Scheibe da reinbauen. (Nachbars Wohnzimmerfenster, ein- oder zweiflüglig, einfachverglast, oder so.... :totlach: )

Denke, der Kontakt zu der Truppe wird noch sehr lange bestehen bleiben (auch wenn Ihr schon lange wieder zu Haus seid).

Noch einige schöne Tage und Wochen dort unten, und weiterhin gute Reise.
fuxel
Allefänzig isch, wenn oner it so welle hot, wie en andre gmonnd hot daß er hett wellen sotten« (Paul Fischer, Narrenmutter von Überlingen 1966-83, +)

[b]Zugegeben, ich bin schon etwas verrückt .
Aber ich bin nicht immer so!
Es gibt auch Zeiten da dreh ich völlig durch...... :D
[/b]

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Re: Unfall in China

#80 Beitrag von monster » 2013-05-05 13:48:45

Sieht doch schon wieder besser aus ...... die Tür und es tut sich doch was!


Das wird schon!


Gruß Alex + Daniela

anaconda
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Unfall in China

#81 Beitrag von anaconda » 2013-05-05 16:15:55

Mir sind folgenden Unfaelle mit Expeditions LKW's bekant:

KAT in Sud Amerika ist gerutscht und auf die seite gelegd.
DAF in Congo ist gegen Erdwall gerutscht.
Eurem MAN ist in China gerutscht.

Alle drei Unfalle mit sehr niedrigen gezwindigkeit auf eine Oelfilm auf Asphaltstrasse gerutscht.

In alle Falle wahren auch Grosse Gelaende Reifen am Fahrzeug. Sind diese Reifen auf Asphalt doch vielleicht das risico diese fuers Gelaende ausgebaute Fahrzeugen?

Alle drei Fahrer geubte und vorsichtige Fahrer, aber beim Unfall auch vollig uberascht gewesen.

Viel erfolg mit euren reparaturen, jeder tag ein bisschen besser!

Liebe grusse Anaconda.

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AW: Unfall in China

#82 Beitrag von Ural 4320 bywolf » 2013-05-05 17:12:54

anaconda hat geschrieben: Alle drei Unfalle mit sehr niedrigen gezwindigkeit auf eine Oelfilm auf Asphaltstrasse gerutscht.

In alle Falle wahren auch Grosse Gelaende Reifen am Fahrzeug. Sind diese Reifen auf Asphalt doch vielleicht das risico diese fuers Gelaende ausgebaute Fahrzeugen?

Alle drei Fahrer geubte und vorsichtige Fahrer, aber beim Unfall auch vollig uberascht gewesen.

Liebe grusse Anaconda.
Das würde mich auch interessieren,
wie sich Geländereifen auf dem Asphalt verhalten.
Gibt es da irgendwelche studien im Netz zu Geländereifen im Straßenbetrieb?
Hab dazu nix gefunden :wack:
Die Lösung ist immer eine Frage der richtigen Kombination

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Re: Unfall in China

#83 Beitrag von achatius » 2013-05-05 20:08:37

Hallo Wolfgang das wird schon wieder so wie die die Türe Reparieren bekommst du eine gute Arbeit
wirst sehen das wird wie neu :rock: :rock:
Liebe grüße Witschy

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Re: Unfall in China

#84 Beitrag von dutcharry » 2013-05-05 20:23:09

Hallo Wolfgang,

Sehr gut wie du den Mut behältst: weiter machen trotz dieser Elend und später kannst du spannende Geschichte an deine Kleinkinder erzählen!

Hoffe für euch das es mit dem Stress, das warten und natürlich die Kosten am Ende noch überschaubar bleibt und das die Reise fortgesetzt werden kann.

Hut ab!

Gruesse aus Tata/Marokko

Harry

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Re: Unfall in China

#85 Beitrag von Veit M » 2013-05-05 20:58:59

Ich denke mal grobstollige Reifen sind auf fester Straße immer ein Kompromiß. Gerade wenn es naß wird oder noch schlimmer Öl. Es fehlen einfach die vielen kleinen Lamellen und Kanten im Profil die sich am Untergrund verkeilen und festkrallen können. Da ist dann eben früher Schluß als bei reinem Straßenprofil. Auf trockener Straße macht es keinen Unterschied, da wäre ja die glatte Decke ideal (super laufruhe und größte Auflagefläche) aber leider gibt es ja auch Regen und so und deshalb ist es immer ein mehr oder weniger brauchbarer Kompromiß.

Ciao

Veit

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Re: Unfall in China

#86 Beitrag von connyandtommy » 2013-05-05 21:00:57

Hi Anaconda und Matze,

wir kennen die Holländer (Jan und Mariska) persönlich, die im Kongo ihren DAF an die Wand gesetzt hatten. Auch uns wäre ähnliches im Herbst im Iran beinahe passiert, als ein nasser Ölfilm in einem Tunnel unseren Bremsweg bei ca. 40 km/h ins schier unermessliche steigerte. Ein Auffahrunfall war nur denkbar knapp zu verhindern.

Es sind in der Tat die Reifen (bei uns XZL), die hier keine vernünftige Traktion haben. Aber bei Reisen, wie wir sie machen, ist immer eine Kröte zu schlucken...

Viele Grüße

Conny & Tommy
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Re: Unfall in China

#87 Beitrag von Pirx » 2013-05-05 22:16:14

Naja,

ob ein Straßenprofil-Reifen auf Öl besser gebremst hätte? Ich bezweifle das ...

Und selbst wenn: dann wären die diversen Reisenden vielleicht auf dem öligen Asphalt sicher zum stehen gekommen, aber auf der nächsten Schlammpiste in den Graben gerutscht und umgekippt?

Den idealen Reifen für alle Bedingungen gibt es nicht.

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Re: Unfall in China

#88 Beitrag von makabrios » 2013-05-05 22:53:46

fuxel hat geschrieben:Allerdings bin ich gespannt, was die für eine Scheibe da reinbauen. (Nachbars Wohnzimmerfenster, ein- oder zweiflüglig, einfachverglast, oder so.... :totlach: )
Hallo,
gerade die Frontscheibe ist ein Vorteil bei diesem Fahrerhaus. Da sie gerade und nur leicht in einer Achse gerundet ist, kann als Behelf eine entsprechend zugeschnittene Plexiglasplatte eingebaut werden. Natürlich ist das nix für die Ewigkeit und wird mal blind, aber zum Behelf für die Weiterfahrt taugt das allemal. Ich behaupte, locker 10000km- eher mehr. Das entsprechende Halbzeug dafür dürfte auch in Laos keine unüberwindbare Hürde sein.

Selbstverständlich wird Wolfgang genauestens darüber wachen, daß das eingesetzte Teil alle erforderlichen Zertifizierungen und natürlich Freigabe vom TÜV hat :joke:

Auf jeden Fall sollte für die Weiterreise reichlich reißfestes verstärktes Klebeband gebunkert werden. Das meine ich durchaus ernst!

Gruß
MAK

PS:@ Conny & Tommy: Hat bei euch das ABS reagiert oder seid ihr unkontrolliert geschlittert?
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MAN-45
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Re: Unfall in China

#89 Beitrag von MAN-45 » 2013-05-06 5:33:59

makabrios hat geschrieben:
fuxel hat geschrieben:Allerdings bin ich gespannt, was die für eine Scheibe da reinbauen. (Nachbars Wohnzimmerfenster, ein- oder zweiflüglig, einfachverglast, oder so.... :totlach: )
Hallo, gerade die Frontscheibe ist ein Vorteil bei diesem Fahrerhaus. Da sie gerade und nur leicht in einer Achse gerundet ist, kann als Behelf eine entsprechend zugeschnittene Plexiglasplatte eingebaut werden. Natürlich ist das nix für die Ewigkeit und wird mal blind, aber zum Behelf für die Weiterfahrt taugt das allemal. Ich behaupte, locker 10000km- eher mehr. Das entsprechende Halbzeug dafür dürfte auch in Laos keine unüberwindbare Hürde sein.
Die Windschutzscheibe schien für meine Mannen hier anfangs tatsächlich das größte Problem zu sein. Plexiglas ginge gegen die "Ehre" der vernünftigen Arbeit und würde von den Scheibenwischern zu schnell zerkratzt bei der jetzt bald erwarteten Regenzeit. Gerade eben hörte ich, dass eine Scheibe in China bestellt wurde mit etwa passenden Ausmaßen, die man "anpassen" würde. Ich weiß noch nicht, ob diese Anpassung sogar bis zur Verwendung der Original-Gummidichtung reicht - ansonsten halt eingeklebt (mit mitgenommenem Vorrat an Panzer-Klebeband, MAK :-) Keine Ahnung, ob das dann Verbundglas ist, aber bis Kuala Lumpur oder sogar bis zurück nach Deutschland sollte sie allemal reichen, sofern kein Steinschlag ihr ein vorzeitiges Ende bereitet.

Gerade eben haben wir hier einen Wahnsinns-Regenschauer, klingt auf dem Wellblechdach unserer "Garage" wie Hagel, ist aber eindeutig nur Regen. Wenn die Windschutzscheibe das aushält, paßt das schon.

Einzig weiteres Problem ist der linke Scheinwerfer - hier wurde ich gefragt, ob man einen einigermaßen passenden einsetzen könnte. Das wird nun eindeutig nicht mehr TÜV-fähig, läßt sich dann aber spätestens in Malaysia an Ort und Stelle austauschen.

Gruß, Wolfgang

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Lassie
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Re: Unfall in China

#90 Beitrag von Lassie » 2013-05-06 5:44:38

Das wird nun eindeutig nicht mehr TÜV-fähig
Servus Wolfgang,

in dem der Teil der Welt, wo du dich momentan befindest, sollte der deutsche TÜV das kleinste Problem sein ;)
Hier in Asien fahren mehr als genug Autos / Trucks / Mopeds herum, die jedem deutschen Pickerl-Kleber auf Anhieb zu einem Herzinfarkt gereichen würden. Wichtig ist, dass die Karre gut, kräftig und gleichmässig bremst. Eine laute Hupe dazu, der Rest ist verzichtbarer Luxus :ninja:

Viele Grüsse
Jürgen
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Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.
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